1.1 Einleitende Bemerkungen „Ich fühle, also bin ich." (Antonio R. Damasio) „Feelings are what matter most in life.* (Charles Birch) ' - Emotionen sind für das menschliche Leben und Erleben konstitutive Phänomene. Menschen sind liebende und leidende und reflektierende Wesen, weil sie empfinden und fühlen. Emotionen bestimmen einen Großteil unserer Eewusstseinszustände sowie Denk- und Handlungsprozesse und spiegeln sich in allen Bereichen menschlicher Existenzerfahrung wider. Mittels der Sprache drücken wir unsere intern und subjektiv erfahrenen Gefühle aus: In sprachlichen Äußerungen erhalten Emotionen eine bestimmte Repräsenta-\ tion und werden somitfür andere mitteilbar. Das Verhältnis von Sprache und Emotion, von kognitivem Kenntnissystem und konzeptueller Gefühlswelt ist somit einer der. wichtigsten Phänomenbereiche, wenn man den Menschen als Menschen verstehen will. ; . - Aspekte der Emotionalität waren jedoch lange aus der sprach- und ko-gnitionswissenschafffichen Untersuchung ausgeschlossen, da man Sprache und Kognition als autonome, von: Gefühlen nicht oder nicht wesentlich bestimmte Systeme betrachtete. Seit einigen Jahren aber zeichnet sich eine „emotionale Wende" in den kognitiven Wissenschaften ab. Insbesondere die Befunde und Erkenntnisse der kognitiven Neurobiologie haben maßgeblich dazu beigetragen, das Bild des rational bestimmten Menschen mit einem rein kognitiv determinierten Verstand zu relativieren (s. hierzu Damasio 1997 und Roth 2003). Emotionen werden mittlerweile in den meisten aktuellen Kognitionstheorien als konstitutive bzw. detenriinierende Bestandteile kognitiver Zustände und Prozesse betrachtet und analysiert. Die lange als irrelevante Begleiterscheinungen, marginale Nebeneffekte oder bloße Störfak-tören klassifizierten und nicht beachteten Emotionen, finden heute nicht nur zunehmend B erücksichtigung. Auch die negative Konzeption von Gefühlen, als Ausdruck von Irrationalität, die dem Verstand konträr gegenübersteht, verändert sich zugunsten einer Gefühlskonzeption, die auch die positiven Funktionen der Emotionalität für den Menschen beachtet (s. z. B. die Aufsätze in Manstead et al. 2004). • ;____......... ■.....■ -