TEXTSTILISTIK STILISTIK I – STILISTISCHES POTENZIAL: STILELEMENTE UND STILFIGUREN STILISTIK II – TEXTSTILISTIK UND TEXTSORTENSTILISTIK TEXT(SORTEN)STILISTIK •Ausgangspunkt 1: Funktionalstilistik und Textlinguistik: Kriterien der Textualität •Ausgangspunkt 2: Kommunikationsbereiche und ihre Textsorten •Methoden der stilistischen Textanalyse • FACHLITERATUR •Malá, Jiřina: Stilistische Textanalyse: Grundlagen und Methoden, Brno 2009 •Fix, Ulla/Koll.: Textlinguistik und Stilistik für Einsteiger. Ein Lehr- und Arbeitsbuch. 2., korrigierte Auflage. Frankfurt/M 2002 •Lenk, Hartmut E.H.: Praktische Textsortenlehre. Ein Lehr- und Handbuch der professionellen Textgestaltung. Helsinki 1993 •Fandrych,Christian&Thurmair,Maria:Textsorten im Deutschen. Linguistische Analysen aus sprachdidaktischer Sicht.Tübingen 2011 •Sandig, Barbara: Textstilistik, Tübingen 2006 •Malá, Jiřina: Texte über Filme. Stilanalysen anhand von Filmrezensionen und filmbezogenen Texten, Brno 2016 • STILISTIK UND STIL •Stilistik – linguistische Teildisziplin •Stil – allgemein: „Der hat Stil...“ – „Das hat keinen Stil“ • Art und Weise der Gestaltung, der Äußerung •die Ausdrucksweise - Sänger XY - Kleider, Stimme, Lieder - originell, erhaben, vulgär, witzig… •Kunst (Architektur, bildende Kunst, Musik, Literatur) •Epochenstil - Jugendstil, Barock, Gotik… •Individualstil - Picassso, Lada, Mozart, Goethe, Novalis... •„Janusgesicht“ (Hans-Werner Eroms) •Sprachstil – Art und Weise der sprachlichen Äußerung • im Text (Textgestaltung) •Stil – immer textgebunden, Struktur und Funktion •Auswahl und Anordnung von sprachlichen Stilmitteln im Text ist von der kommunikativen Situation (Zweck, Ziel) beeinflußt • ENTWICKLUNG DER STILISTIK •junge oder alte linguistische Disziplin? •Etymologie des Wortes – stylos (altgr.), stilus (lat.): Säule • metaphorische Übertragung: hölzerner • oder metallener Schreibgriffel • metonymisch: Art und Weise des Schreibens •1. griechische und römische Antike – Rhetorik • stilus Homeri, stilus Aesopi • ARISTOTELES – rhetorisch-normative Stilistik, Poetik • CICERO – „De oratore“ (Vom Redner) •M. Fabius QUINTILIANUS (Spätantike) – Ausbildung des Redners •rhetorische Mittel • ENTWICKLUNG DER STILISTIK •2. Mittelalterliche Stilistik – Rezeption und Adaption der antiken Rhetorik •3. Neuzeit - Rückbesinnung auf antike Ideale • 19. Jh. – Emanzipation der Stilistik - linguistischeTeildisziplin • Novalis – Individualstil (Romantik) • Anfänge der Linguostilistik: normative - Regeln • deskriptive Stilistik •4. das 20. Jh: „Blütezeit“ der Stilistik •Prager Schule (20.-30.er Jahre des XX. Jhs., V. Mathesius, B. Havránek u.a.) •Funktionalstile: Alltagsstil, Stil der Wissenschaft, Amtsstil, Belletristik (J. Mukařovský) •Strukturalismus: R. Jakobson • KOMMUNIKATIV-PRAGMATISCHE WENDE •um 1970 – kommunikativ-pragmatische Wende – •Abwendung vom Sprachsystem – Zuwendung zur Kommunikation •„neue“ linguistische Teildisziplinen – Tetxlinguistik, Pragmalinguistik, Sozio- und Psycholinguistik, Diskursanalyse u.a. •90er Jahre - kognitive Linguistik • Fragen der Stilistik in die übergreifenden Zusammenhänge der Textlinguistik und Kommunikationsforschung intergriert (G. Michel) •Stilistik der 80er, 90er Jahre bis ins 21. Jh.: reflektiert und bearbeitet die Erkenntnisse der Text- und Pragmalinguistik, kognitiven Linguistik, Psycholinguistik • KOMMUNIKATIV-PRAGMATISCH ORIENTIERTE STILISTIK •Kommunikativ-pragmatisch orientierte Stilistik: Ende der 70er, 80er Jahre •Hauptvertreter: Barbara Sandig (Saarbrücken) 1978, 1986 • Ulrich Püschel (Trier), (G. Michel, B. Sowinski) •Stil als Vollzug einer sprachlichen Handlung (Aufforderung, Wunsch, Warnung...) •Kommunikative Zusammenhänge stark im Vordergrund •Textsortenstilistik – Gebrauchstexte, Massenmedien, Gesprächstile, Stilsemiotik, Probleme der Didaktik und Methoden der Stilanalyse, Stil in interkulturellen Zusammenhängen •Textsorten – nach der kommunikationsorientierten Text-Konzeption: •Sprachhandlungsschemata, die nach bestimmten Textmustern und –strategien jeweils spezifische Vermittlungsaufgaben • (Funktionen) erfüllen (K. Brinker: Linguistische Textanalyse, 2010) • EINZELNE KOMMUNIKATIONSBEREICHE UND IHRE TEXTSORTEN: 1.KB Alltagsverkehr und seine TS 2.KB Fachkommunikation und seine TS 3.KB des offiziellen gesellschaftlichen Verkehrs und seine TS:Verwaltung, Justiz, Wirtschaft (institutionelle Kommunikation) 4.KB der Massenmedien und seine TS 5.KB der Belletristik und seine TS • •Aktuelle Texte! • TEXTLINGUISTIK •Sprachwissenschaftliche Richtung/Strömung •Kommunikativ-pragmatische Wende •Etymologie: textus - lat. – Gewebe, Geflecht, texere •der Text – mehr als Satz (Chomsky: GTG, „transphrastische“ Textauffassungen 60er Jahre) •Text als Satzfolge (Oberflächenstruktur) •Tiefenstruktur (semantisch) •Text als Sprachliches Handeln (70.er Jahre) Sprachhandlungen: FESTSTELLEN, AUFFORDERN, • BEWERTEN, • WARNEN, WÜNSCHEN… • KRITERIEN DER TEXTUALITÄT (DE BEAUGRANDE, DRESSLER: EINFÜHRUNG IN DIE TEXTLINGUISTIK 1981) •Kohäsion – grammatische Formen auf der Textoberfläche (Pronominalisierung, Proadverbialisierung) • Peter..... er, Berlin .... dort •Kohärenz – semantische Relationen (Oberflächen- und Tiefenstruktur – lex.-semantische Mittel: Synonymie: ein Mann – der Kerl, Hyperonym-Hyponymie: der Mensch – ein Mann, implizite Wiederaufnahme: Prag - Hradschin): Weltwissen, Erfahrungen •Sie kam nicht zur Prüfung, weil sie in einen schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn geraten war. • kausal • KRITERIEN DER TEXTUALITÄT - PRAGMATISCH •Intentionalität – Absicht des Textproduzenten •Akzeptabilität – Textrezipient - fähig sein, den Text zu verstehen •Informativität - „Verständlichkeit, Angemessenheit„- Kommunikationsziel •Situationalität - kommunikative Situation - Sprachkode, Kanal (Medium): Schallwellen, Telefon, Handy, MM, Druck •Intertextualität – Beziehungen zw. einzelnen Texten- Beziehungen zw. Textsorten: Belletristik: Roman - Bezüge auf Briefe, Gedichte, Fachaufsatz, Lieder.... •Kulturalität – Textsorten, Textmuster - Todesanzeige, Kondolation, Leserbrief, SMS, e-mail.... einen Antrag stellen • 1.KOMMUNIKATIONSBEREICH ALLTAG UND SEINE TEXTSORTEN: •Charakteristische textuelle Merkmale: •Spontaneität •Situationalität •Intertextualität (Medien, Belletristik) •Situationen: Familie, Freundeskreis, Arbeitsplatz, „lockere„ • öffentliche Situationen: Einkauf, Dienstleistungen, • „gesellige" Veranstaltungen, auch in den elektronischen • Medien (talkshows, Interviews, Debatten), literarische Dialoge • (Epik, Dramatik), Internet: E-mail, blog, chat •Charakteristische stilistische Merkmale: (Stilzüge): Ungezwungenheit •Lockerheit •Emotionalität • • TEXTSORTEN •Gespräch (Dialog), auch privater Brief, Tagebuch, E-mail, Blog, Diskussionsforen im Internet: chat, twitter, Facebook, Instagram… •Kommunikationsform (Medium): meistens mündlich (Face-to-Face-Gespräch, Telefongespräch, Handy, auch schriftlich: Brieform, e-mail, SMS, Tagebucheintragungen, Online-Tagebücher – Blogs •Funktion: Informieren, Appellieren, Kontaktherstellung •Komposition: Dialog: Frage-Antwort-Sequenzen • SPRACHLICH-STILISTISCHE MITTEL: UNGEZWUNGENHEIT, LOCKERHEIT, EMOTIONALITÄT: • lexikalische Stilmittel: Umg., saloppe, derbe, vulgäre Wörter&Wendungen: ich hab die Nase voll • Dialektismen, Modewörter: super, cool • Jugendsprache, Slang (Professionalismen): exen • Stilfärbungen: scherzhaft, spöttisch, hyberbolisch, Ironie, vertraulich (familiär) • Phraseologismen: Idiome, Vergleiche, Sprichwörter • syntaktisch-morphol.: Ellipse, Satzabbrüche, Parenthesen, Anakoluth, Katachrese, Nachtrag • Partikeln, Interjektionen • analytische Verbformen: Perfekt, Konditional (würde + Inf.) • phonetische Stilmittel: Intonation, Ellisionen und Assimilationen, • Apokope (is, ich streif), Synkope (ham wir) FERNSEHSENDUNG: KOCHEN MIT… •Textsorte: Funktion, Ziel: Kochrezept- informieren, Unterhaltung , Werbung •Transkription und sprachstilistische Realisierung: •Kursive: Simultansprechen •Wiederholungen - Verzögerung •Aposiopese •Umg. - Synkope, Apokope •FETT - Hervorhebung durch die Intonation •Zustimmungsignale, Interjektionen, Ausrufe •umg. kommunikative Formeln : um Gottes WILLN! wegschmeissen, Is ja doll! •"Kochslang" - KROSS •Pausen, Räuspern •Anakoluthe - satzwidrige Konstruktion, Ellipsen • 2. KOMMUNIKATIONSBEREICH FACHKOMMUNIKATION UND TEXTSORTEN •Funktionen: •informativ: Vermittlung von Informationen aus der Wissenschaft, Forschung, Technik, aus verschiedenen Fachbereichen (Ökonomie, Jurisprudenz) •appellativ •Stilverfahren: Explikation (Erörtern, Erklären), Argumentieren, Deskription(Beschreiben, Berichten) • • RICHTUNGEN UND TEXTSORTEN •wissenschaftlicher Stil: Natur- sowie Geisteswissenschaften: Medizin, Physik, Chemie, Biologie…; Psychologie, Soziologie, Philologie, Geschichte… •schriftlich: theoretische Fachaufsätze, wiss. Studien in Fachpublikationen (Fachzeitschriften), Diplomarbeit, Dissertation, Habilschrift, wiss. Monographie… •mündlich: Fachreferate auf wissenschaftlichen Konferenzen, Tagungen, Kongressen…(schriftlich in Sammelbänden), Diskussionsbeiträge •praktischer Fachstil: Wirtschaft, Justiz, Technik… •populärwissenschaftlicher Stil: Lehrbücher, wiss. Rezensionen, publizistische Artikel •essayistischer Stil: populärwissenschaftliche Aufsätze in Medien, Interview mit Experten... - belletristische Züge (lit.-künstlerische Mittel - Metapher, rhetorische Frage...) • • • TEXTUELLE HAUPTMERKMALE UND STILELEMENTE •öffentlicher Charakter – neutraler Stil •Standard- (Schrift)sprache, ohne umg. Stilelemente, ohne Emotionalität und Expressivität •(keine Vertraulichkeit, keine Hyperbolik) •Klarheit, Logik, Genauigkeit – logische Gedankenführung – •Syntax: lückenloser Satzbau, Thema-Rhema-Gliederung, • Kausalität - weil, da, denn, Finalität - damit, IK um ...zu) •Lexik: Fachbegriffe (Termini - Definition): z.B. Linguistik - die Flexion - • Fremdwörter, Internationalismen - altgr., lat., engl., ital. (Musikwiss.), frz •Fachwortschatz: das eigenständige Merkmal der Fachsprachen: in der Terminologie wird das Wissen des jeweiligen Fachgebietes repräsentiert: Medizin: Körperorgane: Herz, Thorax, Magen-Darm-Trakt; Krankheiten und Syndrome: Schlaganfall, Herzinfarkt, AIDS sowie ihr Charakter, Dauer, ihre Symptome und Befunde: akut, Schmerz; Untersuchungsverfahren und Opetrationstechniken: Computertomographie, Biopsie; Bezeichnungen von Patienten: Diabetiker. •starke Dynamik: Metaphorisierungen: Computervirus, springende Gene, genetischer Fingerabdruck •Allgemeiner Fachwortschatz: System, Experiment, Funktion • • • • • • • TEXTUELLE HAUPTMERKMALE UND STILELEMENTE •Sachlichkeit, Begrifflichkeit, Fachlichkeit: Fach- und Fremdwörter, semantische Eindeutigkeit (Konnotationen, Expressivität eingeschränkt), z.B. "Revolution" - neg., pos. Konnotationen – genau definiert •unpersönliche Ausdrucksweise, Objektivität: man, es ist anzunehmen, nach Meinung des Verfassers, meines/unseres Erachtens, ich-Form - moderne Tendenz) • Nominalstil: Nomina, Adjektiv-Substantiv, FVG - zur Ausführung bringen, • Partizipialkonstruktion - das für den Versuch verwendete Tier • Attribuierung, Attributivketten statt relative Nebensätze •Passivkonstruktionen - die Handlung im Vordergrund •Gliederung: Absätze, Infografik: Bilder, Tabellen, Grafen, Diagramme… • Unterschiede zwischen streng wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Textsorten! • TEXTBEISPIELE: •Vagheitsreduzierung (1987): •lange, komplizierte Sätze (NS – kausal, final…) •IK mit zu •Unpersönliche Konstruktionen: sein + zu + Inf. •Partizipialkonstruktionen •Parenthese: - - •Termini – Linguistik (Kommunikation), Internationalismen • TEXTBEISPIELE •Sprache und Emotion (2007): •Textgestaltung: Zitate (Motto) •Persönlicher Stil – ich als Wissenschaftlerin, meine Analysen – mehr Emotionalität und Individualität •trotzdem „wissenschaftlich“: man muss (an)erkennen •Termini: Kognition, Emotion, marginal •Zitierungsweise: (hierzu Damasio 1997) • 3. KOMMUNIKATIONSBEREICH DER INSTITUTIONELLEN (OFFIZIELLEN) KOMMUNIKATION •große Heterogenität - viele TS, verschiedene Merkmale •viele Berührungspunkte mit dem Fachstil •Teilgebiete: •1. Verwaltung – Kommunikation zwischen gesellschaftlichen Institutionen, Behörden, Dienststellen, Organisationen sowie der Verkehr der Bürger mit solchen Insitutionen •nicht streng fach- und berufsspezifisch – Amtsstil, Stil des Amtsverkehrs • • TEILGEBIETE • 2. Wirtschaft – Kommunikation zwischen Firmen, Unternehmen, Betrieben: •Handelskorrespondenz, Wirtschaftsdeutsch •Kommunikation Arbeitgeber – Arbeitnehmer •3. Justiz – Kommunikation im Bereich des Gerichtswesens, Gesetzestexte, Rechtssprache •Gemeinsamkeiten in den Bereichen Verwaltung und Justiz •zahlreiche Überschneidungen zwischen dem „offiziellen“ und dem Fachstil: Fachsprache der Verwaltung, der Politik, der Börse, der Justiz sowie zwischen den Teilgebieten Verwaltung, Wirtschaft, Justiz • TEXTUELLE HAUPTMERKMALE UND STILELEMENTE •„offiziell“: Nominalstil: • „Der Mieter ist zur Übergabe der Wohnung in einem • zum vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten malermäßigen • Zustand verpflichtet.“ (Zivilgesetzbuch) •Substantive, Adjektive, erweiterte Atributtivketten (Partizipialkonstruktionen), unpersönliche Formen (verpflichtet sein, sein + zu + Inf.) •offizieller (Fach)wortschatz („Papierdeutsch“): laut Gesetz, • aktenkundig, Postwertzeichen, Beförderungsdokument, Straffälliger; •Funktionsverbgefüge: in Kraft treten, ein Gesetz verabschieden, • Maßnahmen treffen… • TEXTSORTEN: •1. Verwaltung: ofizielle Briefe: Antrag, Einladung, • amtliche Kurztexte: Vollmacht, Beglaubigung,eidesstattliche Erklärung, • Mietvertrag (Übergangszone Justiz) •Bekanntmachung, Anweisung, Beschwerde, Gesuch, Eingabe •amtliche Formulare (Anträge: Arbeitslosengeld, soziale Unterstütung, Kindergeld, Rente…) •2. Wirtschaft: Handelskorrespondenz: Geschäftsbriefe: Einladung, Angebot, Anfrage, Faktura, Mahnung, Vertrag, Verhandlungsprotokoll, Garantieschein, Reklamation… •Berufliche Tätigkeit: Stellenangebot, Bewerbungsschreiben, Lebenslauf, • Kündigung, Arbeitszeugnis • • TEXTSORTEN 3.Justiz: Gesetzestexte: Verfassung, Strafgesetzbuch, Zivilgesetzbuch, Handelsrecht… (Fachsprache) •Polizeiliche Protokolle: Unfallbericht… •Gerichtsverhandlungen: Verhör, Verteidigungsrede, Urteil… • 4. KOMMUNIKATIONSBEREICH MASSENMEDIEN •Massenmedien – ein gesellschaftliches Gebiet, auf dem soziologische, psychologische, politische, linguistische u.a. Fragestellungen zusammenfließen •Journalistik •Medienforschung: Probleme der Bewusstseinsbeeinflussung, Rezeptionsprobleme – Frage der Verständlichkeit •Linguistik, Stilistik, Textlinguistik, Sprachpflege • EINTEILUNG DER MASSENMEDIEN •1. Übertragungskanal (Medium) : •Druck-, Printmedien - Zeitungen, Zeitschriften, Magazine, Illustrierte •elektronische MM: Rundfunk, Fernsehen, Internet •2. Rezipientenorientierung: •solide Presse: Abonnement... FAZ, SZ, Die Zeit, Die Welt, Der Spiegel, FOCUS • Ö: Der Standard, Die Presse, profil, News • CH: NZZ • lokale/regionale Presse •Boulevardpresse: Die Bildzeitung •Regenbogenbogenpresse: Illustrierte, Männer, Frauen, Jugendliche, Hobbys, Sport, Programmzeitschriften •Gratispresse •Fachzeitschriften • Tendenz zur Boulevardisierung: Infotainment: Information und Entertainment • EINTEILUNGSKRITERIEN UND FUNKTIONEN •öffentlich-rechtliche Sender: ARD, ZDF •private Sender, komerziell • •Kommunikative Funktionen der publizistischen Texte: •informative Funktion •persuasive Funktion – Überzeugung, Meinungsbeeinflussung, -lenkung - ein sensibler Punkt •phatische Funktion – Unterhaltung, Kontakt •belehrende Funktion – Beratungen, Anweisungen • TEXTSORTEN IN DEN MASSENMEDIEN •1.Informationsbetonte Textsorten: Meldung, Nachricht, Bericht, Wettervorhersage •2. Meinungsbetont-persuasive Textsorten: Leitartikel, Kommentar, Kolumne, Glosse, Essay, Rezension/Kritik •3. Kontaktherstellende, unterhaltende und belletristische Texte: „soft news„ Feuilleton, Kurzgeschichte, •Horoskop, Comics, Kreutzworträtsel, Quiz... •4. Instruierend-anweisende Textsorten: Ratgebungen, Handlungsanleitungen, Kochrezepte, •„Kummerkasten“ – psychologische Beratung •Spezielle TS: •Reportage – „Bericht mit Phantasie“ – subjektiv •Bizentrierte Textsorten: Interview, Debatte, Talkshow •„Mischform“ – das Feature: Bericht, Kommentar, Reportage, Interview •Werbung •Leserbriefe (E-mails), Blogs, Internet-Foren… • • NEUE MEDIEN – NEUE TEXTSORTEN - HYPERTEXT •Infographik: Abbildungen, Fotos, Tabellen, Landkarten – Wettervorhersage •Cluster-Text: Tabellen, Diagramme, Info-Kasten •Online-Medien: •Medien, welche Text, Grafik, Bild und Ton kombinieren können, Daten digital speichern bzw. übertragen, wobei die Übertragung über Datennetze läuft •das Internet, das Digitalfernsehen, das Handy (smart phone) •multimedial: Daten unterschiedlicher semiotischer Systeme (Text, Bild, Ton, Film) – Hypertext - Synästhesierung •Rezeption von Hypertexten: interaktiv •Definition: „ein kohärenter, nicht linearer, multimedialer, computerrealisierter, daher interaktiv rezipier- und manipulierbarer Symbolkomplex…“ • (H. Burger: Mediensprache, 2014) • • LINGUISTISCHE MERKMALE •Printmedien – Sprache der Presse und Publizistik spiegelt unmittelbar den Sprachzustand ihrer Zeit wider: Syntax, Lexik (H.-H. Lüger: Pressesprache, 1995) •Drei Betrachtungsweisen: •Pressesprache als Indiz für Tendenzen der Gegenwartssprache (Entwicklungstendenzen, Veränderungen) •Pressesprache als spezifischer Funktionalstil •Pressesprache als Sprachgebrauch eines bestimmten Publikationsorgans (FAZ, Die Zeit, Der Spiegel, Die Bildzeitung) • SYNTAX •Tendenz zur Verkürzung der Satzlänge (kürzere Sätze, z.B. FAZ – Sätze mit 13 Wörtern) •typisch: Einfachsätze, Ellipsen in Schlagzeilen: Überall Staus •Satzreihen: 60 Personen wurden festgenommen, gegen 20 wurden Haftbefehle erlassen •Rückgang der Satzgefüge, Zunahme von Nominalgruppen (Nominalstil): Das Bemühen um eine auf die aktuelle Entwicklung zugeschnittene Lösung des Problems... (Partizipialkonstruktionen) •FVG: zur Durchführung bringen (durchführen) • LEXIK •Internationalismen, Anglizismen, „Exotismen“ – r Tsunami •Verwendung neuer Bezeichnungen: ständiger Wandel sozialer, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher und technischer Verhältnisse: Öko-Freaks, Wende, mediales Dorf, Globalisierung, Umwelttechnologie, Recycling... Al Qaida, IsIs…Brexit •Wortbildung: Komposita – mit Bindestrich: Infarkt-Patient •Sprachökonomie (Gefahr der Vagheit: Minister-Forderung) •Abkürzungen, Kurzwörter: Demos, DHV (Parteien, Vereine, Bewegungen) •Umgangssprache (Dialekt) •Metaphorik, Idiomatik: die grünen Champions, die deutsche Wirtschaft erlebt ein grünes Wunder • POPULÄRWISSENSCHAFTLICHER ARTIKEL: TRANSPLANTATION MIT TODESFOLGE •Popularisierung der Wissenschaft in Massenmedien (Presse/Online, Magazine, Rundfunk, Fernsehen) •Der Spiegel – Nachrichtenmagazin, Ressort/Rubrik Wissenschaft, Medizin •Textsorte: populärwiss. Artikel •„Mischform“ – Reportage, Bericht, Kommentar, Interview •Infografik – „Clustertext“ – Fotos, Grafik (Zeichnungen, Diagramme, Tabellen, Landkarten, Infokasten) • TRANSPLANTATION MIT TODESFOLGE •Textaufbau (Architektonik): •Schlagzeile, Titel, Überschrift •Lead/Vorspann •Textkörper/Fließtext/Haupttext/Text body •Absätze •Innerer Textaufbau: •Thema und Verfahren • TRANSPLANTATION MIT TODESFOLGE •Thema aus der Medizin: Organverpflanzung •Textkohärenz: Organe – Krankheiten und ihre Symptome – Patienten – Ärzte und Experten •Sprachliche Realisierung: •Schlagzeile: Funktion: Aufmerksamkeit wecken, Alliteration •Vorspann: •Thema, Problematik: Organverpflanzug •Einzelne Absätze: Wechsel der (Sub)themen und Verfahren – „Mischform“ •1. , 2. und 3. Absatz: „Reportage“: Erzählen über das Schicksal eines Mädchens, subjektiv, emotionale Stilmittel: Metaphern: Odyssee des Leidens, ihr Herz stand still, das Pumporgan • • TRANSPLANTATION MIT TODESFOLGE •Ab 4. Absatz… - Bericht und Kommentar, Interview: •Informationen: aktuell, Hintergrund… •Kommentierende Stellungnahmen •Zitate der Experten in der direkten sowie indirekten Rede •Fachtext: Fachbegriffe/Termini: •HIV, Hepatitis B und C, Zytomegalie, Lungenentzündung, Tumor, Tollwut, Dialysepatient… • METHODE(N) DER STILISTISCHEN TEXTANALYSE: GRUNDLEGENDE SCHRITTE •Übersicht der top-down Methoden (von oben nach unten) •Textlinguistische Ansätze: •Allgemeine Textualitätsmerkmale (de Beaugrande/Dressler) •Art der thematischen Progression (F. Daneš: Tradition: Thema-Rhema-Gliederung, Prager Schule, V. Mathesius) •Art der thematischen Entfaltung (K. Brinker) •Text(sorten)muster mit prototypischen Grundelementen (Sandig, Fix) •Stilistische Ansätze: •Funktionalstilistik (FS, Stilzüge, Stilelmente: Fleischer/Michel, Riesel) •Pragmatische Stilistik (Stil als soziales Phänomen, Stil als Handeln: Sandig: W-Fragen: Wer sagt was zu wem zu welchem Zweck mit welcher Wirkung?) • SCHRITT 1: BESTIMMUNG DES KOMMUNIKATIONSBEREICHES UND DER TEXTSORTE: •Alltagskommunikation •Fachkommunikation •Offizielle/institutionelle Kommunikation (Rechtswesen, Amtsverkehr, Wirtschaft/Handel) •Massenmedien •Belletristik •TEXTSORTE • SCHRITT 2: BESTIMMUNG DER TEXTFUNKTION: •Informationsfunktion: Textsorten: Nachricht, Bericht •Appellfunktion: Textsorten: Kommentar, Rezension, Gebrauchsanweisung, • Antrag, Predigt, Werbung •Obligationsfunktion: Textsorten: Vertrag, Garantieschein, Angebot… •Kontaktfunktion: Textsorten: Danksagung, Glückwunsch, Kondolation… •Deklarationsfunktion: Textsorten: Testament, Vollmacht, Ernennungsurkunde, • Bescheinigung •poetische Funktion: Belletristik (Fiktion) • SCHRITT 3: BESCHREIBUNG DER KOMMUNIKATIONSFORM: • Medium: schriftlich, mündlich • Face-to-face-Gespräch • Telefon, Handy: SMS • Internet: e-mail, chat, twitter, blog, Online-Medien • Briefform – privat, offiziell • Printmedien: Zeitungsartikel… • Elektronische Medien: Rundfunk, Fernsehen • Bücher, Publikationen • Film • SCHRITT 4: BESCHREIBUNG DER TEXTKOMPOSITION/TEXTGESTALTUNG •Aufbau des Textes: Architektonik: Absätze, Kapitel… •innere Komposition: •themenbedingte Ebene: Synonyme, Antonyme, Hyperonym-Hyponym-Beziehungen, semantische Felder • Metaphern, Periphrasen, Idiome… •verfahrensbedingte Ebene: Stilverfahren: Beschreiben, • Berichten, Erzählen, Schildern, Argumentieren, Erörtern (Erklären), Charakterisieren… • • • SCHRITT 5: BESCHREIBUNG SPRACHLICH-STILISTISCHER MITTEL: •Stilelemente: •lexikalische SE unter verschiedenen Aspekten: Archaismen, Neologismen, Dialektismen, Jargonismen, Fach- und Fremdwörter, Wortbildungarten • grammatische SE (morphologisch-syntaktisch): direkte Rede, Doppelpunktstruktur, Parenthese, Ellipse •phonetische SE: Alliteration, Onomatopoie •Tropen und Stilfiguren: Metapher, Metonymie, Periphrase, Oxymoron, Antithese, Klimax, Zeugma… •Stilzüge – Wirkung des Textes, stilistischer Sinn • FASHIONPUTTEL & BÖSE FEE •1. Kommunikationsbereich und Textsorte (Pragmatik, Kulturwissen): Massenmedien – Printmedien, Wochenmagazin FOCUS: „Qualitätspresse“, anspruchsvolle Leser: Informationen, Analysen, Unterhaltung („Infotainment“) •Rubrik: Kultur – Kino •TS: Filmrezension/-kritik („Erfahrungen“ des Rezipienten über bestimmte Textmuster, Intertextualität) •Rezension/Kritik: meinungsbetonte/subjektive/persuasive (überzeugende) TS •Informationen über: Schauspieler, literarische Vorlage, Erfolg/Misserfolg •Appellative Funktion: positive/negative Bewertung des Filmes •DARSTELLEN •BEWERTEN/EMOTIONAL BEWERTEN •UNTERHALTEN • FASHIONPUTTEL & BÖSE FEE WORTSCHATZERKLÄRUNGEN •famos -außerordentlich, erstklassig, herrlich, super, toll, überragend •Farce - Burleske, Komödie, Lustspiel, Posse, Schwank •umwerfend - außergewöhnlich, außerordentlich, beachtlich •verrucht - amoralisch, gemein, lasterhaft, unsittlich •Camouflage – Tarnung •Binse – Binsenweisheit - Bagatelle, Banalität, Bedeutungslosigkeit, Belanglosigkeit •entrückt - träumerisch, versunken, verträumt •Attitüde - Einstellung, Haltung •Chuzpe - Bösartigkeit, Gemeinheit, Grobheit, Rohheit, Rücksichtslosigkeit •sardonisch - beißend, bissig, bitter, ironisch, sarkastisch • FASHIONPUTTEL & BÖSE FEE •Sprachlich-stilistische Realisierung der Funktionen: •Eine famose Mode-Farce mit einer wieder umwerfenden Meryl Streep: „Der Teufel trägt Prada“ und sieht dabei verdammt gut aus. •Informationen: Filmgenre: Mode-Farce, Filmtitel, Schauspielerin M.S. •Appellative F.: positive Bewertung •exklusive Fremdwörter: famose Mode-Farce •Umgangssprachliche Ausdrücke: umwerfend, verdammt gut •Unterhaltung: Kontraste zwischen Exklusivität u. Umg., Originalität • FASHIONPUTTEL & BÖSE FEE •3. + 4. Textkomposition und ihre sprachstilistische Realisierung: •Architektonik: der äußere Aufbau, Textstrategien: •Titel: Fashionputtel & böse Fee – Aufmerksamkeit fesseln • Untertitel: bewertende Informationen • Bilder (Fotos) mit Untertext: Hunde-Leben – Herrin-Jahre – Zicken-Alarm (Textstrategie von FOCUS, Erzählen der Filmstory) •Textkörper: Absätze: 1. Absatz: Einstieg; letzter Absatz: Pointe •Innere Komposition: thematische Kohärenz-Kette (Inhalt des Filmes): •Thema Mode: Märchen- und Mythologie - Metaphorik mit (Sex)Symbolik: • • FASHIONPUTTEL & BÖSE FEE • Fashionputtel (Anspielung auf Aschenputtel) - böse Fee (Figurenkonstellation) • (Frauen)=verkleidete Teufel – Sündenfall – fatale Attraktion verruchter Weiblichkeit - sein Unwesen als Mode-Domina treiben – sexuelle Camouflage – Welt des Hochglanzes (Abs. 1) • Film: Überraschungshit des US-Kinosommers … bereitet … teuflisches Vergnügen (Abs. 3) • Anne Hathaway…, die hier als … Andy ihre neue Aschenputtel-Rolle mit cleverer Chuzpe exekutiert (Abs. 4) • … M.S. thront mit ihrer einzigartigen Verkörperung des Fashion-Drachens Miranda Priestley (Abs. 5) FASHIONPUTTEL & BÖSE FEE SPRACHSTILISTISCHE REALISIERUNG •Metaphern/Metonymien und (modifizierte) Idiome: •sich etw. von der Seele schreiben – „schreiben, was einen bedrückt (und sich dadurch Erleichterung verschaffen) (DUDEN 11, 651) •Schlüsselloch-Blick (etw. heimlich beobachten) •Scheunentore einrennen (D 11, 741: [bei jmdm.] offene Türen einrennen – „mit großem Engegement f. etw. eintreten, was ohnehin befürwortet wird“) •Binse(n)wahrheit (-weisheit) – „eine allgemein bekannte Tatsache, Information“ •(Abs. 2, Hintergrundinformationen, Bewertung, Unterhaltung) • FASHIONPUTTEL & BÖSE FEE STILISTISCHER SINN, STILWIRKUNG •Originalität, Kreativität, Exklusivität: •Kontraste zwischen bildungssprachlichen Fremdwörtern/Fachwörtern und umgangssprachlichen Stilelementen: • fatale Attraktion, sexuelle Camouflage, sarkastische Demaskierung, etw. mit cleverer Chuzpe exekutieren, das sardonische Mienenspiel, bitterböse Farce, Penetranz versus Zicken-Alarm, sich auf die Schenkel klopfen •Abschließende positive Bewertung des Filmes: Das sind grandiose Schau- und Showwerte, die über die schlichte Märchen-Moral … triumphieren (Alliteration, Wortspiel, bewertende Adjektive), obwohl versteckte Kritik an der Welt des Hochglanzes (Abs. 3) •