Příloha 6: Posudek oponenta habilitační práce Masarykova univerzita Fakulta Habilitační obor Filozofická fakulta MU Muzikologie Uchazeč Pracoviště Habilitační práce PhDr. JanaPerutková, PhD. Filozofická fakulta Masarykovy univerzity, Brno František Antonín Míca ve službách hraběte Questenberga a italská opera v Jaroměřicích Oponent Pracoviště Prof. Dr. Theophil Antonicek Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien Text posudku (rozsah dle zvážení oponenta) Im Mittelpunkt der Arbeit steht der umfangreiche, von František Antonín Míca (1696-1744) geleitete Opernbetrieb des Grafen Johann Adam von Questenberg (1678-1752) in Jarmeritz/Jaroměřice nad Rokytnou. Weit über die Bedeutung eines lokalen Zentrums hinaus wurde Jarmeritz durch die Initiative und die internationalen gesellschaftlichen und künstlerischen Kontakte des Grafen zu einem Sammelpunkt der mitteleuropäischen Musiktheaterproduktion. Die große Musikliebe Questenbergs, der sich charakteristischerweise zum Unterschied von den prunkvollen oder martialischen Attributen auf den Bildern seiner Standesgenossen mit einer Laute portraitieren ließ, und seine besondere Vorliebe für das Musiktheater ließen ein blühendes Musikleben entstehen, das erst durch die Arbeit von Frau Perutková in seiner vollen Größe und Bedeutung wieder aufgedeckt wurde. Daß es so weit kommen konnte, ist weitsichtiger und unermüdlicher Forschungsarbeit in größeren Zusammenhängen wie in oft kleinen Details zu verdanken. Was man bisher darüber wußte, ging über Míca, der vor allem durch seine tschechischen Opern auf sich aufmerksam gemacht hatte, nur wenig hinaus. Frau Perutková ist es gelungen, aus 380 untersuchten Partituren ca. 40 als solche der ehemaligen Questenbergischen Sammlung zu identifizieren. Sie befinden sich heute hauptsächlich in Wien, einzelne auch in Berlin und Prag. Für die Zuweisung der genannten Codices an die Questenbergische Sammlung wurden verschiedene Kriterien erarbeitet. Sie bestehen vor allem in Art und Material der Bindung (Questenberg ließ die Binderarbeiten in Wien mit "türkischen Papier" machen) und im Handschriftenbefund: dabei gibt es Handschriften von Míca, von Questenberg selbst, solche mit charakteristischen Bleistifteintragungen Questenbergs und Partituren von Kopisten im Dienst Questenbergs. Zur Identifikation konnten auch die Akten des Jarmeritzer Archivs herangezogen werden, durch Schriftvergleich oder durch Nachweise von Zahlungen für die Anfertigung bestimmter, feststellbarer Partituren. Die mit der Identifikation verbundene Forschungs- und Arbeitsleistung wird aus dem Verzeichnissen der von Frau Perutková untersuchten Partituren und der als Questenbergisch erkannten Codices deutlich. Untersucht wurden Partituren, die in den Questenbergischen Archivquellen direkt erwähnt sind, solche von Komponisten, deren Werke in Jarmeritz aufgeführt wurden oder auch solche, deren Erscheinungsbild den Jarmeritzer Codices ähnlich war, was aber auch eine genaue Auslese erforderte, ließen doch neben Questenberg auch andere mit "türkischem Papier" binden. Johann Adam von Questenberg war offensichtlich von Kindheit an mit Musik verbunden, schon als Dreizehnjähriger ist er als Lautenist am Wiener Hof nachgewiesen. Er studierte die Rechte in Prag, schloß das Studium mit einer dem Thronfolger Erzherzog Joseph gewidmeten Arbeit ab und wurde anschließend in den Reichsgrafenstand erhoben. 1697 bis 1699 machte er die übliche Kavalierstour in die Niederlande und nach England, Frankreich und Italien. 1702 wurde er Hofrat, 1723 kaiserlicher geheimer Rat und Kammerherr. Er hatte am Wiener Hof Probleme, als deren Mitursache die Verschuldung seiner ersten Frau Maria Antonia Gräfin Friedberg-Scheer, ebenfalls einer Musikenthusiastin, und seine häufige Abwesenheit vom Hof vermutet werden. 1734 wurde er ein Jahr beurlaubt, 1735 zum Vorsitzenden des kaiserlichen Kommissariats beim Mährischen Landtag ernannt. Als solcher übersiedelte er nach Brünn, verbrachte aber auch viel Zeit in Jarmeritz und hielt sich nach seinem Abschied vom öffentlichen Leben dauernd dort auf. Gegen Ende der Dreißigerjahre verkaufte er einige Besitztümer, um wenigstens einen Teil seiner Schulden abdecken zu können, ein Indiz, daß er für die Musik, die seinen Lebensinhalt bildete, keine Ausgaben, auch keine eigentlich unverantwortlichen, scheute. Questenberg hatte persönliche Kontakte zu bedeutenden Komponisten der Zeit, andere wurden durch andere Künstler oder aristokratische Freunde hergestellt. Überdies war er ständig um Informationen über das internationale Musikleben in Europa bemüht. Einen Eindruck von seinen Beziehungen gibt die Liste der Komponisten, von denen sich Partituren in Questenbergs Sammlung befanden (S. 488 f.), zu denen aber noch viele andere treten. Im Bezug auf Johann Sebastian Bach gibt es sogar die Hypothese von Michael Maul, daß die h-Moll-Messe im Auftrag Questenbergs 1749 für die Cäcilienfeier der gleichnamigen Bruderschaft in Wien entstanden sein könnte. Hervorzuheben ist auch die Beziehung zu Antonio Caldara, der für Questenberg ein Werk komponiert und eines bearbeitet hat. Giuseppe Galli-Bibiena lieferte einige Bühnenentwürfe für Jarmeritz. Geographisch reicht der Gesichtskreis der Questenbergschen Musikbeziehungen bis in so entfernte Orte wie Portugal und Malta, französische (gedruckte) Textbücher zeigen das Interesse für die dortige Musik. Quellen für das Jarmeritzer Musikleben sind außer den bisher genannten Berichte der gräflichen Verwalter, die Korrespondenz Questenbergs mit seinen Agenten und adeligen Bekannten, Rechnungen und Quittungen sowie Libretti (diese ließ er in Wien drucken). Der Graf bemühte sich offensichtlich um seine Musiker, ließ auch manche von ihnen ausbilden. Seine besondere Förderung genoß Mica. Das im Schloß (und wohl auch an anderen Orten, Brünn und Wien) gebotene Repertoire war wahrhaft imponierend. Seit mindestens den Dreißigerjahren wurden bis zu 30 Vorstellungen im Jahr gegeben. Im Repertoire befanden sich auch Komödien. Bemerkenswert ist, daß unter den Bühnensprachen neben italienisch und deutsch auch tschechisch ist; so wurde Micas L'origine di Jaromeriz in Moravia 1730 italienisch, dann aber auch tschechisch aufgeführt. Dasselbe war auch mit anderen Werken der Fall, die aus dem Wiener Kärntnertortheater übernommenen Komödien wurden wahrscheinlich tschechisch, für die einheimischen Bewohner, gespielt. Die Arbeit von Frau Perutkovä liefert einen zugleich souveränen und detailreichen, immer exakt recherchierten Einblick in das von Questenberg aufgebaute und geförderte Musikleben in Jameritz, Brünn und Wien sowie über das von ihm aufgebaute Netz von musikalischen Beziehungen im weiten Umkreis, damit auch das Bild einer großartigen, wahrhaft europäischen Musikkultur. Frau Perutkovä bietet mit ihrem Buch einen äußerst wertvollen Beitrag zur Musikgeschichte des frühen 18. Jahrhunderts und zu den Beziehungen und Aktivitäten der Aristokratie als der führenden Musikgesellschaft. Zu erwähnen ist noch, daß die Benützung des umfangreichen Werkes durch verschiedene, teilweise bereits erwähnte Verzeichnisse wesentlich erleichtert wird, so ein Verzeichnis der untersuchten Codices, der Questenbergschen Libretti, einen thematischen Katalog der dramatischen Werke Micas, ferner instruktive Abbildungen, ein umfangreiches Literaturverzeichnis (das ebenfalls vom Ausmaß der geleisteten Arbeit zeugt) und ein Register. Abschließend kann der Unterzeichnete nur feststellen, daß das Werk von Jana Perutkovä zu den besten musikwissenschaftlichen Leistungen der letzten Jahre zählt und daß es große Hoffnungen für die weitere Tätigkeit der Forscherin erweckt. Dotazy oponenta k obhajobě habilitační práce (počet dotazů dle zvážení oponenta) Eine Frage wäre, ob man die Quellen des Questenbergisehen Archivs nicht auch gezielt für die Musikverhältnisse in Wien heranziehen könnte, etwa dürften die brieflichen Berichte des Hofmeisters Hoffmann wertvolles Material über die am Wiener Kärntnertortheater aufgetretenen Sänger enthalten. Závěr Die gedruckte Habilitationsarbeit von PhDr. Jana Perutková František Antonín Míca ve službách hraběte Ouestenberga a italská opera v Jaroměřicích erfüllt in vollem Maße die Standardanforderungen für eine Habilitationsschrift im Fach Musikwissenschaft. Wien, am 4. Jänner 2012 w. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften A-]/050 Wien, Blechturmgasse 33/5