Habilitationsschrift: Latinské proklínací tabulky na území římského impéria von Daniela Urbanová Gutachten Mit ihrer Habilitationsschrift hat Doktorin Frau Daniela Urbanová eine ausgezeichnete Studie der Typologie der römischen Fluchtafeln vorgelegt. Nach Audollents Werk waren die Fluchtafeln für lange Zeit in Vergessenheit geraten. In den letzten Jahren aber ist das Interesse für diese besondere literarische Gattung wieder erwacht, und kann man sogar sagen, dass dieses Thema wieder aktuell geworden ist. Die Arbeit von Frau Urbanová stellt ein hervorragendes Ergebnis in diesem Forschungsfeld dar: die Verfasserin hat unterschiedliche Texte wesentlich zusammengestellt und nach den folgenden Kriterien eingeordnet: Herkunftsorte, Inhalt, Adressaten. Die Kreuzung dieser Kriterien bietet den bisher präzisesten und detailliertesten Klassifizerungsvorschlag der Fluchtafeln an. Die Zeitspanne, in der sie dokumentiert sind, dehnt sich vom 2. zum 5. Jahrhundert n. Ch. aus. Dieser Beitrag beinhaltet die folgenden Kapitel: 1. Die Einführung (Úvod), die im allgemeinen den status qitaestionis beschreibt. 2. Eine Ausgangspunktanalyse (Východiska analýzy), in der Methoden und alle relevante Analysenkriterien kurz illustriert werden 3. Typologie der Fluchformeln (Typologie proklínacích formuli). 4. Auftreten, Verteilung und Datierung der Fluchformeln innerhalb der einzelnen Provinzen (Výskyt, distribuce a datace proklínacích formulí v rámci jednotlivých provincií) 5. Typen von Flüchen (Druhy kleteb) 6. Ziele und Wünsche der Autoren der Flüche in Beziehung mit dem Fluchtyp (Cíle a přání pisatelů kleteb v souvislosti s druhem kletby) 7. Argumente für die Abfassung der Bitten um Gerechtigkeit (Důvody k sepsání prosby o spravedlnost). Die nächsten Kapitel sind den einzelnen Provinzen des Kaisertums, wo die Tafeln ausgegraben wurden, gewidmet: 8. Italien 9. Spanien 1 O.Gallien 11. Germania, Raetia, Noricum, Pannonia 12. Provinzen Afrikas 13. Britannien. Am Ende findet sich eine zusammenfassende Schlussfolgerung. Die Arbeit schließt auch jeweils sechs nützliche je nach Inhalt der Tafeln zusammengestellte Anhänge ein: 1. Korpus der lateinischen Flüche (das Material ist nach den einzelnen Provinzen unterteilt); II: Korpus der lateinischen Bitten um Gerechtigkeit; III: Auflistung der Namen der Dämonen und Zauberwörter, die in den Fluchtexten auftreten; IV: Signa magica, grammata, imagines, die in den Fluchtexten vorkommen; V. Bitten um Gerechtigkeit (tabellarische Zusammenfassung); VI. Zusammenfassende Schaubilder. Eine reiche Bibliographie von 167 Titeln vervollständigt das Buch. Persönlich halte ich auch für sinnvoll, dass Daniela Urbanovä eine Zusammenfassung auf Deutsch am Textende hinzugefügt hat für diejenigen, die Tschechisch nicht können. Fazit. Die vorliegende Habilitationsschrift stellt einen erstrangigen Beitrag zur Typologie und Klassifizierung der bisher ausgegrabenen Fluchtafeln dar, der sich als unabdingbares Bezugswerk für weitere Forschungen erweisen wird. Die Unterteilung der Tafeln je nach Inhalt ist sorgfältig und überzeugend. Wie oben gesagt, bringt die Kombination verschiedener Analysenkriterien, d.h. Herkunftsort, Inhalt, Adressaten, eine minuziöse Klassifizierung hervor. Was die bibliographischen Hinweise anbelangt, ist die Verfasserin auf dem Stand der neuesten Ergebnisse in den unterschiedlich betroffenen, d.h. sprachlichen, archäologischen, epigraphischen, historischen usw. Untersuchungsfeldern. Ein paar Titel könnten der Bibliographie noch hinzugefügt werden . Eine kritische Bemerkung: wahrscheinlich wäre es ein bessere Wahl gewesen, in die Bibliographie nur wissenschaftliche Publikationen anzugeben, nicht die populärwissenschaftliche Ausgaben (z.B. Storoni Mazzolani) und auch nicht die Übersetzungen von Primärliteratur (z.B. Ovid). Die Druckfehler betreffen fast ausschließlich die modernen Sprachen und das Altgriechische; aber sie sind wenig and leicht zu berichtigen. Selbstverständlich bleiben, wie in jeder wissenschaftlichen Arbeit, einige Punkte, die vertieft werden könnten. Fluchtafeln benötigen eine detailliertere Analyse vom Gesichtspunkt der linguistischen Pragmatik, unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einem der von der Verfasserin vorgeschlagenen (Sub-)Typen. In diesem Sinne bleiben einige bibliographische Hinweise nicht völlig genutzt (z.B. Austin). Eine solche Analyse könnte auch eine diachronische Bewertung des ganzen Materials ermöglichen. Unabhängig von diesen Anmerkungen bleibt mein Urteil über die vorliegende Habilitationsschrift uneingeschränkt positiv. Die Vorliegende Habilitationschrift von Frau Dr. Urbanovä erfüllt alle Ansprüche die an Habilitationschriften im Bereich der klassischen Philologie gestellt werden und ich befürworte die Erleihung des Titels Dozent. Prof. Dr. Pierluigi Cuzzolin Professor für Allgemeine und Historische Sprachwissenschaft Dipartimento di Lingue, Letterature straniere e Comunicazione Universität Bergamo Italien pierluigi.cuzzolin@unibg.it