i m mĚĚm liilifirimiTiľiifľTľiiiľi SANDRA OHUG, 27. Statt wie geplant Journalistin oder PR-Frau wurde die Germanistin Personal referenti n bei Metra - und ist rundum zufrieden. WOLF WINTER, 29, studierte Maschinenbau, jetzt entwickelt er Spiele und Experimentierkästen: „Kein ganz typisches Produkt für Ingenieure", sagt er. Jahrgänge an die Unis. Bis zum Jahr 2014 wird die Zahl der Studierenden voraussichtlich von 2 auf 2,7 Millionen steigen. Erst im November einigte sich Bildungsministerin Schavan mit ihren Länderkollegen auf ein milliardenschweres Notprogramm zum Ausbau der Studienplätze. Doch in welchen Disziplinen muss besonders aufgestockt werden? „Wir brauchen eine Abschätzung, in welchen Bereichen die Wirtschaft besonderen Bedarf sieht", fordert Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU). „Im Interesse der Absolventen dürfen die Hochschulen nicht am Bedarf des Arbeitsmarkts vorbei ausbilden." Die Politik setzt ihre Schwerpunkte ohnehin längst fernab der Dichter und Denker. Bei der gerade abgeschlossenen ersten Runde der Exzellenzinitiative, mit der die Bundesregierung künftige Spitzenuniversitäten fördern will, kamen fast nur Projekte aus den Technik- und Lebenswissenschaften zum Zuge. Zwei der drei künftigen Elite-Hochschulen sind technische Universitäten: die TU München und die Universität Karlsruhe. Traditionshochschulen mit eher geisteswissenschaftlichem Profil wie die in Heidelberg und Tübingen gingen erst einmal leer aus. Die Hightech-Strategie, eines der größten Projekte von Bildungsministerin Schavan, wendet rund 15 Milliarden Euro für insgesamt 17 Zukunftsfelder von Nano-über Luftfahrt- bis hin zu Energietechnologien auf. Bis zu 1,8 Millionen Jobs, hofft die Christdemokratin, könnte die Initiative schaffen, 90000 davon für hochqualifizierte Absolventen in Forschung und Entwicklung. Deutschland, so Schavan, solle „eine der forschungsfreudigsten Nationen der Welt" werden. Allein: Was fehlt, sind die Forscher! „Bei mir fragen fast täglich Firmen nach Absolventen", berichtet Albert Albers, Leiter des Instituts für Produktentwicklung an der TU Karlsruhe. „Unser Schwarzes Brett ist übervoll mit Stellenangeboten", so der Ordinarius. Bei der BASF in Ludwigshafen gingen im vergangenen Jahr 29 Prozent weniger Bewerbungen junger Ingenieure ein als noch 2004. „Unsere Ingenieure sind Weltspitze", sagt VDI-Direktor Fuchs, „aber wir haben einfach nicht genug davon." Schon jetzt ist der volkswirtschaftliche Schaden durch Ingenieur-und Naturwissenschaften Studierende der Ingenien Wissenschaften seit 1980 gesamt i"' .356 867 Absolventen von Naturwissenschaften und * Technik je 1000 Einwohner im Alter von 20 bis 29 Jahren 2003 318 781 Frankreich 287 758 1980 1985 1990 1995 2000 2004 Großbritannien Finnland 17,4 Spanien |: V-"'"ľ .12,6 | Quelle: Statistisches Bundesamt Italien Deutschland II -'Ml die Technikverweigerung immens; An jeder Ingenieurstelle hängen geschätzte 2,3 weitere Arbeitsplätze, die durch den Mangel verlorengehen. Rund acht Milliarden Euro, schätzt Fuchs, gehen der Wirtschaft bis heute wegen nicht umgesetzter Patente durch die Lappen. „Die Erfindungen sind da", erklärt der gelernte Maschinenbauer, „die Firmen haben aber nicht genug Leute, um sie in Produkte umzusetzen." *■' Den Absolventen technischer Fächer wird vielerorts der rote Teppich ausgerollt; dennoch gelingt es oftmals nicht, die offenen Stellen zu besetzen. „Vor allem im Mittelstand fehlt es schon heute an Nachwuchskräften", sagt VDI-Chef Fuchs. So hatte etwa Wolf Winter nach seinem Maschinenbaustudium keine Probleme, beim Spielehersteller Ravensburger unterzukommen. Winter, 29, entwickelt zusammen mit den Ravensburger-Redakteuren Spiele, Experimentierkästen und Bastelsets. „Auch alle meine Kommilitonen haben direkt nach dem Studium gute Jobs gefunden", sagt Winter. Wie schwer es dagegen für Geisteswissenschaftler oft ist, selbst in für sie traditionellen Arbeitsfeldern eine Stelle zu finden, zeigt sich etwa beim Hanser Verlag. Das in München ansässige Haus verlegt mehrere Literaturnobelpreisträger, darunter auch den aktuellen Gewinner Orhan Pamuk aus der Türkei. Das Unternehmen, das zwischen 100 und 120 Neuerscheinungen pro Jahr auf den Markt bringt, hat zwar rund 200 Mitarbeiter, jedoch nur eine Handvoll Lektoren, Traumjob vieler Germanisten - im Literaturbereich gerade mal 5, in der Fachbuchsparte sogar nur 4. „Wir bekommen bis zu tausend Bewerbungen im Jahr", berichtet 22 DER SPIEGEL 50/2006