Kommunikative Methode (KM/KA) Ausgangpunkt der aufkommenden Kritik (in 70er Jahren) – das fast vollständige Fehlen kognitiver und kreativer Elemente im Konzept der ALM und AVL. Weitere Kritikpunkte: Reduktion des Lernprozesses auf Verhaltenskonditionierung, das rigide Phasenschema und die Monotonie des Unterrichts, die Einschränkung der Rolle des Lehrers auf die des „Medientechnikers“, die Orientierung an formalsprachlichen Strukturen, der völlige Ausschluss der Muttersprache und die Sinnentleerung und Banalisierung der Lehrbuchdialoge und Übungen. Unter dem maßgeblichen Einfluss von Piepho (1974) hielt Mitte der 70er Jahre das Schlagwort von der „kommunikativen Kompetenz“ Einzug in die fremsprachendidaktische Diskussion. Daraus entwickelte sich das pragmatisch-funktionale Konzept der so genannten kommunikativen Methode. Ziele Stärkere Berücksichtigung pragmatischer Ziele beim Erwerb von Fremdsprachen, die sich aus Entwicklungen im gesellschaftlich-politischen Bereich ergaben, wie z.B. eine erhöhte Mobilität (Tourismus, Wirtschaft, Wissenschaft etc.) o Oberstes Ziel ist die „kommunikative Kompetenz“, d.h. die Fähigkeit der Lernenden, in verschiedenen Lebenssituationen angemessen handeln zu können. o Angestrebt wird ein möglichst authentischer Gebrauch der Sprache. o Kenntnisse im landeskundlichen/kulturellen Bereich sind kein Selbstzweck, sondern stehen im Dienste der allgemeinen Kommunikationsfähigkeit. o Hauptziel ist das fremdsprachliche Können - die Entwicklung aller vier Fertigkeiten (H, Sp., L und Sch.). Der Entwicklung von Verstehensstrategien wird erstmals konzentrierte Aufmerksamkeit gewidmet. o Fachspezifische Zielsetzungen verbinden sich mit pädagogischen Leitvorstellungen (Entwicklung von Diskursfähigkeit, sozialer Kompetenz etc.) Lerntheoretische Grundlagen Der Weg zu sprachlichem Können führt über bewusst gemachtes Wissen. Lernen wird als ganzheitlicher Prozess betrachtet. Dieser kognitive Ansatz bezieht sich auf psychologische Modelle, die das Lernen und Speichern von Gelerntem auf kreative, bewusst verarbeitende Prozesse zurückführen. Linguistische Grundlagen Der kommunikative Ansatz geht auf Entwicklungen im Bereich der Linguistik zurück (besonders die Pragmalinguistik). Diese vertritt ein sprachfunktionales Konzept. Sprache wird als ein Aspekt menschlichen Handelns verstanden. Die Pragmalinguistik untersucht: „was Menschen mit Sprache machen“, wenn sie sie in verschiedenen Kommunikationssituationen einsetzen. Jeder einzelne Sprechakt besteht aus: o Der Mitteilungsabsicht eines Sprechers (Sprechintention) o Der gewählten Redemittel, mit der diese Sprechabsicht sprachlich umgesetzt wird o Dem situativen Kontext, der die Auswahl der redemittel beeinflusst, und o Deren Wirkung auf den Gesprächspartner. Methodische Prinzipien In KA gibt es keine in sich geschlossene „Methodik“ des Fremdsprachenunterrichts. Der unterricht sollte die unterschiedlichen Rahmenbedingungen konkreter Lerngruppen (z.B. Lernvoraussetzungen, Lerntraditionen, Ziele etc) miteinbeziehen. Offenheit und Flexibilität des Konzeptes gefordert, das sich an den folgenden Leitpunkten orientiert: o Lernerorientireung, sowohl in Bezug auf die Lerninhalte als auch Lehr- und Lernverfahren o Aktivierung des Lernenden als aktivem Partner im Lernprozess o selbstentdeckendes Lernen o bewusstes Lernen o kreativer Umgang mit der Sprache o Entwicklung von Verstehens- und Lernstrategien. Der Lehrer wird zum Helfer im Lernprozess. Dieses Konzept schlägt sich in der Auswahl der Lehrmaterialien und auch der Wahl der Sozialformen nieder. Ziele und Verfahren müssen den Bedürfnissen der jeweiligen Lerngruppe angepasst, erweitert und ergänzt werden. o Übungstypen: hervorgehoben werden sollten die Forderung nach kommunikativer Relevanz und situativer Einbetung des Lernstoffs. Erkennbar ist Progression der Lernaktivitäten, ausgehend von Verstehensleistungen über Grundlegung und Aufbau der Mitteilungsfähigkeit bis zur freien Äußerung. Der interkulturelle Ansatz (IA) Der IA - eine Weiterentwicklung der kommunikativen Methode. Kulturvergleich explizit in den fremdsprachlichen Unterricht. Die regional spezifischen Lernbedingungen rücken stärker in den Vordergrund. Zu diesen Lernbedingungen zählen unter anderem: o Lerntraditionen und Gewohnheiten o Verhältnis (z.B. geographische und kulturräumliche Distanz etc.) von Ausgangs- und Zielkultur o institutionelle Bedingungen o individuelle Motivation und Lernleistungen der Lernenden. Obwohl sich das interkulturelle Konzept noch in der Entwicklung befindet, sind bereits einige Grundzüge erkennbar: o Sprachliche und landeskundliche Phänomen werden auf der Grundlage der eigenen Sprache, Gesellschaft und Kultur vergleichend erarbeitet. o Angestrebt wird eine Bewusstmachung der Lernprozesse selbst. Der Unterricht beschränkt sich also nicht nur auf das Lernen sprachlicher oder kultureller Inhalte. o Die Lese- und Schreibfertigkeit, insbesondere auch die Rezeption literarischer Texte, erfahren eine Aufwertung. o Die angestrebte fremdsprachliche Äußerungsfähigkeit wird erweitert um das expressive Element (z.B. Diskussion, heuristisches und kreatives schreiben etc.) Charakteristisches Merkmal des IA ist die Kontrastivität. Diese zeigt sich insbesondere in der Vermittlung landeskundlicher Inhalte. Die Forderung nach aktivem und selbstständigem erarbeiten der Inhalte und der Entwicklung fachübergreifender Lernstrategien -> im Einsatz von weniger gelenkten Unterrichtsverfahren niedergeschlagen (z.B. Projektunterricht, autonomes Lernen etc.)