Phonetikvermittlung – Ausspracheschulung Stellenwert und Ziele der Ausspracheschulung Ein Fremdsprachenunterricht sollte Wert auf die Schulung der Aussprache legen. Die Aussprache muss so verständlich sein, dass sie die Kommunikation nicht beeinträchtigt. Gegenstandbereiche der Ausspracheschulung Aussprache umfasst zwei Ebenen, die etwas vereinfachend mit den Begriffen Intonation und Artikulation umschrieben werden. Diese Ebenen untergliedern sich wiederum in einzelne Teilbereiche. In Bezug auf die deutsche Phonetik sind aus tschechischer Sicht die folgenden Teilbereiche relevant: Intonation Artikulation - Rhythmus - Vokalquantität - Melodieverlauf - Umlaute - Wortakzent - Offene und geschlossene Vokale - Satzakzent - Konsonantenbehauchung - Pausierung - Reduktion im Auslaut Methodische Prinzipien der Ausspracheschulung Ausspracheschwierigkeiten können auf verschiedene Faktoren zurückgehen. Dazu zählen zum Beispiel: o materielle und organisatorische Bedingungen (Klassenstärke, Zeitvolumen, Qualität der technischen Ausrüstung etc.) o physiologische Faktoren (z.B. Hör- und Lautbildungsschwierigkeiten der Lerner) o psychologische Faktoren (Hemmungen und Scham; Ablehnung der Zielsprache und Kultur; Spannungen zwischen Lernendem und Lehrer bzw. innerhalb der Lerngruppe etc.) o Interferenzen (Einfluss der Muttersprache oder einer anderen Fremdsprache) o Mangelhafte Sprachvorbilder (z.B. Aussprache des Lehrers). Die Grundprinzipien der Ausspracheschulung im Fremdsprachenunterricht: o Voraussetzung für die Arbeit an der Aussprache ist die Sensibilisierung und Motivierung der Lernenden. o Leistungsdruck und Leistungskontrollen mit Zensuren sollten gerade in diesem Bereich vermieden werden -> kein Sprachangst und Sprachhemmungen. Stattdessen bietet sich ein spielerischer Ansatz. o Klangbilder und Aussprachegewohnheiten müssen systematisch erarbeitet und trainiert werden. o Übungen müssen in variierenden Formen angeboten werden, um einen Automatisierungseffekt zu erzielen. o Wo ein rein imitatives Vorgehen nicht ausreicht, werden Bewusstmachung und Veranschaulichung unumgänglich. Diese sollten ganzheitliche Lernmethoden einbeziehen (z.B. Körperbewegungen, Musik, taktile Hilfen etc.) o Ausspracheschulung sollte nach Möglichkeit mit anderen Lernbereichen vernetzt werden. So bildet eine korrekte Aussprache eine unabdingbare Grundlage für die Orthographie. Aber auch aus den Bereichen Lexik (z.B. Tür Tier) und Grammatik (z.B. Kuss Küsse) lässt sich die Phonetik nicht ausklammern. Übungstypologie Ausspracheschwierigkeiten meist im Bereich des Hörens. Die Wahrnehmung fremdsprachlicher Laute und Intonationsmuster oft verfälscht durch muttersprachliche Hör- und Sprechgewohnheiten. Allgemeine Lärmüberflutung führt zu einer Desensibilisierung des Gehörs überhaupt. Die Arbeit an der Aussprache ist ein langweiliger (wenn es nicht entsprechend gemacht wird) und langwieriger Prozess. o Vorbereitende Hörübungen Durch kleine, leicht verständliche Texte (Lieder, Reime, Gedichte) - Sensibilisierung der Schüler für den zu übenden Schwerpunkt. o Kontrollierbare Hörübungen Diese lassen sich unterliegend in so genannte Diskriminationsübungen und Identifikationsübungen. o Vorbereitende Sprechübungen Zuerst einfache Nachsprechübungen, dann Leseübungen sowieso genannte kaschierte Nachsprechübungen, bei denen der Lerner das vorgegebene Sprachmuster leicht variieren muss („Wann hast du frei? Am Samstag?“ „Ja, am Samstag.“) Übergang in Übungen, in denen das erlernte Wissen bereits produktiv umgesetzt werden muss („Bilde die Singularformen: die Tiere das Tier; die Ohren das Ohr“). o Angewandte Sprechübungen Freie Anwendung der phonetischen Kenntnisse - wie zum Beispiel beim Vortragen oder lauten Lesen eines Gedichts oder Textes oder in kommunikativen Sprechübungen. Lehrmaterialien und Unterrichtsmittel Der Lehrende muss oft auf lehrwerkunabhängige Übungsmaterialien zurückgreifen, weil das Angebot an phonetischen Übungen in den Lehrbüchern meist sehr begrenzt ist. Anforderungen für selbst zusammengestellte bzw. entworfene Ergänzungsmaterialien: o Anschaulich sein und Regeln erkennbar machen o Mehrere Kanäle ansprechen o Didaktisch gut aufarbeitet sein o Individuelles Arbeiten (Selbstlernen) ermöglichen und o Phonetik mit der Arbeit an Lexik und Grammatik verbinden