5/ Wortschatzvermittlung Gliederung des Wortschatzes : - die offene Klasse der Inhaltswörter ( Substantive, Adjektive, Verben ) – entwickelt sich ständig ; es entstehen laufend neue Bedeutungen und neue Wörter - die geschlossene Klasse der Strukturwörter ( Pronomen, Artikel, Konjunktionen, Präpositionen, etc. ) – ist begrenzt Umfang des deutschen Wortschatzes ► zwischen 300.000 und 500.000 Wörtern Der durchschnittliche Muttersprachler verwendet maximal 15.000 Wörter seiner Sprache. Für Unterrichtszwecke differenzieren wir den Wortschatz in : - produktiven / aktiven Wortschatz ( = das, was ich benutze ) - rezeptiven / passiven Wortschatz ( = das, was ich höre und lese ) - potenziellen Wortschatz ( = abgeleitete und zusammengesetzte Wörter, die zwar neu sind, aber man kann sie erschliessen ) Drei Grundprinzipien der Wortschatzarbeit : ● kontextualisiertes Lernen ( Wortschatz soll in einem sinnvollen Kontext eingeführt und gelernt werden ) ● vernetztes Lernen ( Neue Wörter sollten nicht isoliert, sondern vernetzt, d.h. in Verbindung mit anderen lexikalischen Einheiten, gelernt werden. Sehr effektiv ist, neuen Wortschatz mit bekanntem zu verknüpfen. ) ● mehrkanaliges Lernen ( Ist eine Kombination von Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben. Beim mehrkanaligen Lernen aktivieren wir unsere Vorstellung von Klängen, Rhythmen, Melodien, Farben, Gerüchen, Geschmacks- und Tastempfindungen, Mimik und Gestik. Es entspricht auch unserem Gehirn – linke /verbal, zeitlich, logisch, analytisch, rational / und rechte / nicht verbal, räumlich, ganzheitlich, synthetisch, intuitiv /Hemisphäre. ) Lerntypen : ● visueller ( durch Sehen lernender ) Typ ● auditiver ( durch Hören lernender ) Typ ● haptischer ( durch den Tastsinn lernender ) Typ ● verbaler ( durch sprachlich – abstrakte Erklärung lernender ) Typ ● interaktionsorientierter ( im sozialen Kontakt und Gespräch lernender ) Typ +--------------------------------------------------------------------------------------------+ | Linke Hemisphäre | Rechte Hemisphäre | |----------------------------------------------+---------------------------------------------| |Sprache |Sprache | | | | | | | | | | |- Grammatik |- Wörter | | | | |- Verbale Begriffe |- Konkrete Vorstellungen | | | | |- Sprachmotorik |- Sprachausdruck / Intonation | | | | |- Sprachanalyse |- Kommunikatives Verstehen | | | | |- Sprachproduktion |- Sprechintention | | | | |- Analyse von Details |- Erkennen von Gesichtern,Bilder | | | | |- Zeit |- Raum | | | | |- Arithmetische Aufgaben |- Geometrische Aufgaben | | | | |- Logik |- Emotion | | | | | | | +--------------------------------------------------------------------------------------------+ Phasen der Wortschatz- und Bedeutungsvermittlung : - das Lehren und Lernen vom Wortschatz vollzieht sich in mehreren Phasen ► Vermittlungsphase ( Präsentationsphase ) - fünf Klassen von Vermittlungsverfahren: 1/ Demonstration ( z.B. Zeigen und Benennen, Vorführen ) 2/ Verwendung in einem typischen Kontext 3/ Herstellung eines logischen Bezugs ( z.B. Definition, Gleichung, Analogieschluss ) 4/ Erklärung durch einzelne bereits bekannte Worte ( z.B. Antonyme, Synonyme ) 5/ Übersetzung ► Festigungsphase ( Kurzzeitgedächtnisphase ) - Widerholen ist sehr wichtig – wie oft widerholen, ob das Wort für mich wichtig ist - Widerholungsplan : 1/ Wiederholung nach ein paar Stunden 2/ Wiederholung nach einem Tag 3/ Wiederholung nach einer Woche 4/ Wiederholung nach einem Monat 5/ Wiederholung nach einem halben Jahr ► Anwendungsphase - der gelernte Stoff wird angewandt und erfasst - Wortschatz geht aus dem Gedächtnis und das Wort wird abgerufen Übungstypologie : - Wortschatz sollte in möglichst vielen variationsreichen Formen geübt werden 1/ Erkennungsübungen – lexikalische Einheiten müssen im Text identifiziert werden 2/ Erschließungsübungen – die Semantik von lexikalischen Einheiten wird mit Hilfe verschiedener Verfahren erschlossen 3/ Differenzierungsübungen – die Bedeutung einer lexikalischen Einheit wird von der einer anderen unterschieden 4/ Ordnungs- / Zuordnungsübungen 5/ Bezeichnungs- ( = Benennungs )übungen 6/ Erklärungs- ( = Definitions ) übungen 7/ Substitutionsübungen – ein sprachliches Mittel wird durch ein anderes ersetzt 8/ Komplementationsübungen – sprachliche Einheiten ( Wörter, Reihen, Sätze, Texte ) werden ergänzt ; eine häufige Form sind Einsetzübungen – Lückentexte 9/ Expansionsübungen – sprachliche Einheiten werden erweitert 10/ Komprimierungsübungen – sprachliche Einheiten werden verdichtet 11/ Transformationsübungen – sprachliche Einheiten werden von einer Form in eine andere überführt