Deffinition und Abgrenzung des Begriffes: Lernstrategien sind mentale Handlungspläne, die eingesetzt werden bei der Bewältigung bestimmter Lernaufgaben. Klassifizierung von Lernstrategien 1. Kognitive Strategien Kognitive Strategien richten sich auf die direkte Arbeit am Sprachmaterial (z. B. das Gruppieren von Wörtern, die Ableitung einer Grammatikregel aus Beispielen, Gebrauch einer anderen Sprache, um Wortbedeutung zu erraten, Notizen machen, komprimieren, überblicken, bilanzieren, Formulieren von Fragen). 2. Soziale Strategien Soziale Strategien zielen darauf ab, mit anderen zusammenzuarbeiten (z. B. von der Zusammenarbeit profitieren: um Erläuterung bitten, um Korrektur bitten, Lernmöglichkeiten schaffen und ausnützen). 3. Affektive Strategien Mit affektiven Strategien versucht man, die eigenen Gefühle beim Fremdsprachenlernen bewusst in den Griff zu kriegen (z.B. Stress reduzieren, sich der Schwierigkeiten bewusst werden, sich selbst motivieren und belohnen, eigene Leistungen nicht mit Leistungen der anderen vergleichen, sondern mit eigenen früheren Leistungen, Entspannungstechniken einsetzen). 4. Metakognitive Strategien Metakognitive Strategien haben zum Ziel, den eigenen Lernprozess zu planen, die erfolgreiche Ausführung der Aufgabe festzustellen (z. B. Strategien beschreiben können, Inhalte und Methoden reflektieren – ständig fragen: „Wozu ist das nützlich?“, Initiative einbeziehen). (nach Bimmel 1993, 4-11) Bimmel/Rampillon (2000, 64-76) lehnen sich in ihrer Klassifikation an Oxford. Sie unterteilen die Lernstrategien in folgende Kategorien und in Bezug auf Deutsch versehen sie die Kategorisierung mit konkreten Beispielen: 1. direkte (kognitive) Strategien Sie befassen sich direkt mit dem Lernstoff, in unserem Fall mit dem Deutschlernen. Es geht darum, das neu gelernte zu strukturieren, zu verarbeiten und so im Gedächtnis zu speichern, dass es gut behalten und abgerufen werden kann. Die Anwendung von diesen Strategien erzeugt in der Regel ein beobachtbares Ergebnis. a) Gedächtnisstrategien: - mentale Bezüge herstellen: • Wortgruppen bilden (aus dem Text herausschreiben: Auto, Flugzeug, Zug, Bus…) • Assoziationen mit dem Vorwissen verknüpfen (Assoziationsübungen) • Kontexte erfinden (der Schüler kann z.B. eine kurze Geschichte erfinden, um eine Reihe von Verben, die keine Bedeutungsverwandschaft haben, zu speichern; Beispiel: Verben mit Dativ – dienen, jm. Etwas Gutes tun, danken, vorschlagen…. „Ein König hatte einen Diener. Der diente ihm schon seit vielen Jahren. Der König wollte ihm etwas Gutes tun…..“) • kombinieren (Er geht in die Schule. X Er geht zur Disco. X Er geht …..) - Bilder verwenden • Bilder verwenden (Visualisierung) • Wortigel herstellen - regelmäßig und geplant wiederholen • Vokabelkartei benutzen (eine erste Wiederholung nach 30 Minuten, dann eine Stunde danach, dann einen halben Tag später, am nächsten Tag, nach drei Tagen usw.) - handeln • Wörter und Ausdrücke schauspielerisch darstellen b) Sprachverabeitungsstrategien - strukturieren • markieren (der Schüler strukturiert einen Text – durch Unterstreichen, Einkreisen, Verwendung von Farben oder Textmarkern) • sich Notizen machen (diese Strategie kann beim Lesen und Hören geübt werden, z. B. einen Wortigel verwenden, um sich Notizen zum Lesetext zu machen) • Gliederung machen (nützlich beim Schreiben von Texten – der Schüler macht sich zuerst Notizen in Form von Stichwörtern, d.h. er bewahrt zunächst noch den ungeordneten Gedanken zum Thema; dann ordnet man die Stichwörter nach Gesichtspunkten oder Oberbegriffen) • zusammenfassen - analysieren und Regeln anwenden • Wörter und Ausdrücke analysieren (z. B. bei Komposita findet man die Bedeutung der Wörter, indem sie zerlegt werden: „Eisenbahnknotenpunkthinundherschieberhäuschen“) • Sprachen miteinander vergleichen • Muttersprachenkenntnisse nutzen („Das geht genauso wie in meiner Muttersprache.“ – nur bei den identischen Sprachkonzepten) • Regelmäßigkeiten entdecken (induktives Grammatiklernen) - üben • formelhafte Wendungen erkennen und verwenden (z.B. „es tut mir Leid“ – diese werden als lexikalische Einheiten ohne Analyse gelernt und dann verwendet) • die Fremdsprache kommunikativ gebrauchen (der Lernende sucht aktiv nach Möglichkeiten, die FS zu verwenden, z. B. Briefkontakt, e-mails, Fernsehen…) • Hilfsmittel anwenden (Wörterbuch, Grammatikübersicht, …) 2. Indirekte Strategien a) Strategien zur Regulierung des eigenen Lernens - sich auf das eigene Lernen konzentrieren • sich orientieren (Der Lernende orientiert sich auf eine Aufgabe und aktiviert bereits vorhandenes Wissen. Schritt 1: feststellen, welches Ziel mit der Aufgabe erreicht werden soll Schritt 2: Assoziationen zum eigenen Wissen herstellen Schritt 3: sichern, dass die erfolgreichen Sprachmittel vorhanden sind. • Störfaktoren ausschalten (Fernseher abschalten, Tür schließen,….) - das eigene Lernen einrichten und planen • eigene Lernziele bestimmen (Am Ende dieses Jahres möchte ich Texte aus Zeitschriften global verstehen können.) • eigene Intentionen klären (z. B. eine Kurzgeschichte lesen, um sich zu entspannen; einen Brief schreiben, um jemanden einzuladen) • ermitteln, wie gelernt werden kann (Der Lernende ermittelt, wie Fremdsprachen gelernt werden können und welche Lernstrategien er selber bevorzugt.) • organisieren (Der Lernende bestimmt die Lernzeiten, gestaltet den Arbeitsplatz…) - das eigene Lernen überwachen und auswerten • den Lernprozess überwachen (z.B. der Lernende kann eigene Fehler beim Verstehen oder Sprechen feststellen und korrigieren) • das Erreichen der Lernziele kontrollieren (hier spielt meistens der Lehrer die größte Rolle) • Schlüsse für zukünftiges Lernen ziehen („ich muss mich in den nächsten Tagen vor allem beschäftigen mit…“) b) Affektive Lernstrategien - Gefühle registrieren und äußern • körperliche Signale registrieren (Der Lernende achtet bewusst auf Signale seines Körpers) • ein Lerntagebuch führen • Gefühle besprechen - Stress reduzieren • sich entspannen (Muskeln entspannen, einige Male tief durchatmen, Yoga…) • Musik hören • lachen - sich Mut machen • sich Mut einreden • vertretbare Risiken eingehen (keine übertriebene Angst vor Fehlern haben) • sich belohnen c) Soziale Lernstrategien - Fragen stellen • um Erklärungen bitten • Fragen, ob Sprachäußerungen korrekt sind • um Korrektur bitten - Zusammenarbeiten • mit MitschülerInnen zusammenarbeiten (Gruppenarbeit; Hausaufgaben zusammen machen) • bei Muttersprachlern Hilfe suchen - sich in andere hineinverstzen • Verständnis für die fremde Kultur entwickeln d) Sprachgebrauchsstrategien - Vorwissen nutzen • Hypothesen bilden und überprüfen (Ansatzpunkte für die Hypothesenbildung sind oft im Kontext, durch die Gliederung von Texten durch Überschriften oder durch Bilder usw. zu finden. Im Text sucht der Lernende dann nach Hinweisen, um seine Hypothesen zu überprüfen.) • Bedeutungen aufgrund sprachlicher Hinweise erraten (z. B. Bedeutungserschließung mit Internationalismen) • Bedeutungen aus dem Kontext ableiten - Kompensationsstrategien • um Hilfe bitten („Wie sagt man auf Deutsch?“) • Mimik und Gestik einsetzen • Gesprächsthemen vermeiden • das Thema wechseln • annährend sagen, was man meint (z. B. einen Oberbegriff verwenden: Baum statt Eiche) • Wörter erfinden („Schneideding“ statt Messer) • leere Wörter (Dingsda) einsetzen • Umschreibungen und Synonyme Primäre und weiterführende Literatur BIMMEL, P. Lernstrategien im Deutschunterricht. In: Fremdsprache Deutsch. 1/1993, S. 4- 11. BIMMEL, P., RAMPILLON, U. Lernerautonomie und Lernstrategien. München: Langenscheidt, 2000. u.a.