Das Werk von Christine Nöstliner und Renate Welsh im Vergleich In meinem Beitrag möchte ich das Werk von zwei zeitgenössischen österreichischen Jugendbuchautorinnen vergleichen. Ich möchte mich auf bestimmte Themenbereiche in der Prosa beider Autorinnen konzentrieren und anhand der ausgewählten Leseproben entweder änhliche oder unterschiedliche Stoffe und Motive finden. Ausgangspunkt meines Beitrages ist die inzwischen kaum mehr umstrittene Ansicht, dass es möglich und sinnvoll ist, bereits in den ersten Lernjahren ganze Bücher zu lesen, und dass es darüber hinaus zweckmäßig und erfolgversprechend ist - sich des Potentials der Jugendliteratur zu bedienen. Dass hier der Schwerpunkt auf zwei österreichischen Autorinnen liegt, ergibt sich vor allem aus der Tatsache, dass Österreicher in der deutschsprachigen Jugendbuch-Szene eine bedeutende Rolle spielen. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchte ich Namen weiterer Autorinnen und Autoren anführen: Es sind Hans Domenego, Friedl Hofbauer, Mira Lobe, Lene Mayer-Skumanz, Käthe Recheis, Jutta Treiber, R. Thüminger und viele andere. Namhafte österreichische Autoren nehmen es nicht unter ihrer Würde, immer wieder sich an den kindlichen und jugendlichen Leser zu wenden, wie z. B. Christine Busta (Die Sternenmühle), Barbara Frischmuth (Sommersee, Ferienfamilie), Marlen Haushofer (Brav sein ist schwer), Friederike Mayröcker. Diese und noch viele andere strafen im Grunde all jene Lügen, die noch immer versuchen, Kinder- und Jugendliteratur in die Ecke des Trivialen zu drängen, sie als „zielgruppenorientierte Trivialliteratur„ abzuqualifizieren und von „echter Literatur abzugrenzen„ (Zitat von Jürgen Koppensteiner, University of Northern Iowa). Wie vor allem Bernd Kast, der mit seinem Buch Jugendliteratur im kommunikativen Deutschunterricht auf diesem Gebiet Pionierarbeit geleistet hat, bietet Jugendliteratur vielfältige Möglichkeiten, den Unterricht abwechslungsreicher und somit erfolgreicher zu gestalten. (Zitat von Jürgen Koppensteiner, University of Northern Iowa). Begründung der Auswahl der Autorinnen: Die Lektüre österreichischer Jugendbuchautoren öffnet Eingänge in eines der deutschsprachigen Länder, das im Deutschunterricht noch immer eher vernachlässigt wird. Zudem wird in den Medien häufig über problematische Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern gesprochen. Christine Nöstlinger weist unter ihren zahlreichen Kollegen wohl die österreichischste Note auf. Ihre Sprache ist bewusst mundartlich stilisiert, legeer, gelegentlich derb, oft bezeichnet als „wienerischer Charme„. Ein paar Worte über Christine Nöstlinger Ch.Nöstlinger ist wohl die bekannteste, profilierteste und produktivste Kinder- und Jugendbuchautorin Österreichs. Sie wurde am 13. Oktober 1936 in Wien geboren, ihr Vater war Uhrmacher, ihre Mutter Kindergärtnerin. Sie wuchs im Arbeitermilieu der Wiener Vorstadt Hernals auf, besuchte die Höhere Schule und machte Matura. Zuerst wollte sie Malerin werden, studierte aber Gebrauchsgraphik an der Wiener Akademie für Angewandte Kunst. Ihre Schreibkarriere begann sie mit kleineren Beiträgen für Rundfunk, Tageszeitungen und Zeitschriften. Darüber, wie sie zum Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern gekommen ist, existieren zwei Versionen. Christine Nöstlinger fand nämlich, dass in den Kinderbüchern ihrer Töchter der Alltag der Kinder nicht so dargestellt werde, wie er wirklich sei. Sie begann zu schreiben, um selbst bessere Kinderbücher zu machen. Nach einer anderen Version hat sie, da es ihr zu Hause mit ihren beiden Kindern zu langweilig war, begonnen, ein Kinderbuch zu malen, zu dem sie auch den Text verfasste. Dieses Buch hieß Die feuerrote Friederike (1970), es gefiel den Verlegern und Kritikern besser als die Bilder und deswegen hat sich Nöstlinger für das Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern entschieden. Inzwischen hat die Anzahl ihrer Bilder- und Jugendbücher die Hundert überschritten. Zu ihrem Werk gehört aber auch Literatur für Erwachsene, weit über zwanzig Fernsehspiele, Rundfunksendungen und Zeitungsartikel. Die Autorin sagt von sich selbst: „Ich sage mir: Über 50 Bücher, über 20 Fernsehspiele, unzählige Hörfunksendungen und kubikmeterweise Zeitungsartikel, das ist einfach zuviel für 16, 17 Jahre Autorenleben. Wie eine Ein-Mann-Buchstabenfabrik komme ich mir dann vor„. Weiter sagt die Schriftstellerin, sie könne nur über Dinge schreiben, die sie kenne, die sie selbst erfahren oder erlebt habe. Sie sagt: „Indianer, Filmstars und Söhne von Atomphysikern mit Nobelpreis fallen also weg. Wie es dem Eskimo am Morgen geht, wenn er aus dem Iglu tritt, ist mir genauso unklar. Dafür kenne ich mich aus: bei durchsichtigen Männern aus blauem Rauch, fliegenden Katzen und Großmüttern, Erdäpfeln mit Hirn und Herz und dergleichen mehr.„ (Zitiert vom Nachwort zu „Maikäfer flieg!„). Ein paar Worte über Renate Welsh Renate Welsh wurde am 22. Dezember 1937 in Wien geboren. Nach dem abgebrochenen Englisch- und Spanischstudium, sowie der Staatswissenschaften, wurde sie als Übersetzerin tätig, seit 1975 ist sie freie Schriftstellerin. Sie arbeitet auch für den Österreichischen Rundfunk, veröffentlicht Artikeln in den Zeitungen und Zeitschriften. Welshs Arbeiten umfassen sowohl vom Alter der Zielgruppe her als auch bezüglich der Themenbereiche ein äußerst breites Spektrum. Bilderbücher und heitere phantastische Erzählungen finden sich ebenso wie Kinder- und Jugendromane, in denen sie die Realitäten, Empfindungen, Probleme und Identitätssuchen junger Menschen in den Mittelpunkt stellt. Es sind über 50 Bücher, die sie schon geschrieben hat. Ihr erstes, 1969 erschienenes Buch heißt „Der Enkel des Löwenjägers„ und ihr bislang letztes Buch trägt den Namen „Eine Krone aus Papier„. Für ihr Gesamtwerk wurde sie 1992 mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Kinder- und Jugendliteratur ausgezeichnet. Ich habe insgesamt 6 Bücher beider Autorinnen gewählt, se sind also 3 mal 2 Bücher, in denen ich entweder ähnliche Ausgangpunkte oder einen ähnlichen literarischen Stoff fand. THEMENEBEREICHE I. Das Engagement für die Schwächeren Vergleich der Bücher 1. R. Welsh: Spinat auf Rädern (Obelisk Verlag 1991) 2. Ch. Nöstlinger: Die Feuerrote Friederike (Deutscher Taschenbuch Verlag 1970) Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden durch Welshs gesamtes Werk. Die „sozial Schwächeren„ - das sind einerseits klassische Randgruppen, wie z.B. Drogensüchtige („Und schicke ihn hinaus in die Wüste„) oder Gastarbeiter („Ülkü, das fremde Mädchen„). So auch in einem ihrer letzten Bücher, „Spinat auf Rädern„, in dem das rumänische Aussiedlerkind Maria mit der etwas schrulligen Tante Paula lernt, sich in der neuen fremden Umgebung besser zurechtzufinden und von den anderen Kindern so akzeptiert zu werden, wie sie ist. Kurzer Inhalt des Buches: „Spinat auf Rädern„ Maria lebt erst seit kurzem in der fremden Stadt, in der alles so anders ist ls daheim. Die Kinder sind spöttisch und rufen ihr „Rumänin„ nach. Zum Glück lernt Maria Tante Paula kennen, die alte Fraue, die zwei Stockwerke tiefer wohnt und jeden Nachmittag ihre Balkonpflanzen im Kinderwagen spazieren fährt. Maria begleitet sie, obwohl sie sich zu Anfang ein wenig geniert. Allmählich lernt Maria auch andere Kinder kennen, die sie so nehmen, wie sie ist. Leseprobe: 1. Reaktion der Hauptheldin auf den Umzug in ein fremdes Land (Seite 34-35) 2. Ausländerhass (Seite 65-66) Ähnliche Gefühle wie die von Maria aus dem Buch Spinat auf Rädern finde ich auch bei einer Heldin Christine Nöstlingers – bei der Feuerroten Friederike aus dem gleichnamigen Buch. Hier handelt es sich jedoch nicht um eine realistische, sondern um eine phantastische Geschichte. Klaus Jürgen Dilewsky, Autor einer Monographie über Ch. Nöstlinger, fügt zur Bezeichnung dieses Buches noch ein folgendes Attribut zu: „Rein phantastische Erzählung für Kinder mit eskapistischer Funktion„. Wie ich schon oben erwähnt habe, handelt es sich um das erste Werk der Autorin. Zum Inhalt: Friederike ist nicht wie Maria aus Spinat auf Rädern wegen ihrer Nationalität von den anderen Kindern abgekapselt, sondern weil sie anders aussieht: Sie ist rothaarig und in der Schule ist sie die mit den besten Noten. Beide Heldinnen, Maria und Friederike, fühlen sich einsam, verlassen und knüpfen Freundschaft mit alten Menschen an. Bei Friederike ist es ihre Anna-Tante mit ihrer sprechenden Kater-Katze. Da die Kinder gegen Firederike ständig neue Streiche ausdenken, erinnert sich die Anna-Tante, die ihre Nichte retten will, an die Zauberkraft der Haare, die auch sie einst besessen und die sich auf Friederike übertragen hat. In einem Zauberbuch, das die Tante aus dem Keller holt und das in einer fremden Sprache geschrieben ist, stehen folgende Worte: „Es gibt ein Land, dort sind alle Menschen glücklich. Sie gehen in schöne Schulen. Kein Kind wird ausgelacht. Alle helfen einander„... (S 52). Dorthin fliegen mittels der Zauberkraft der Haare am Schluss der Geschichte Firederike, die Anna-Tante, die Kater-Katze und Briefträger Bruno mit seiner Frau. Thematische Analyse: Das Buch thematisiert das Außenseiterproblem auf Grund äußerlicher Andersartigkeit. Hier tritt eine Protagonistin auf, die nicht nur äußerlich, sondern auch in Bezug auf ihr Handeln anders war. Es sind zwei Aspekte, auf die Ch.Nöstlinger in Person von Friederike aufmerksam machen wollte: Die von der Gesellschaft bewußst gemachte Andersartigkeit und die Reaktion der Betroffenen. Nöstlinger löst das Problem mit der Flucht in die Utopie. Aus einer diesseitigen Welt, die durch Konflikte, Widersprüche und Disharmonien gekennzeichnet ist, gibt es nur noch die Möglichkeit der Flucht. Leseprobe: 1. Im ersten Leseabschnitt gibt es zwei Gespräche. Zuerst das Gespräch mit dem Briefträger über Friederikes Andersartigkeit, das andere behandelt die Meinungen der Annatante über Friederikes Beziehung zu den anderen.(Seiten10-13) 2. Die zweite Leseprobe handelt über die Flucht von Friederike und ihren Freunden vom Hauptplatz der Stadt und über die Verwunderung der zusehenden Menschen. (Seiten 76-81) Sehr interessant ist die Nachschrift zu diesem Buch. Es ist zu bemerken, dass in der zweiten, überarbeiteten Ausgabe die Autorin die Nachschrift ausgelassen hat. Mit der Zeit ist sie zur Ansicht gekommen, dass das Buch „…heute eher ideologisch überfrachtet und für die kindliche Klientel überfordernd ist„. Leseprobe: 3. Nachschrift. Im zweiten Vergleich möchte ich mich mit diesen zwei Werken befassen: 1. Ch. Nöstlinger: Maikäfer, flieg! (Beltz Verlag 1973) 2. R. Welsh: Johanna (Verlag Jugend und Volk, 1979) Beide Bücher wenden sich inhaltlich der Geschichte des 20. Jahrhundersts zu, das eine der Zwischenkriegszeit und das andere dem 2. Weltkrieg. Maikäfer, flieg! Realistische Jugendgeschichte mit autobiographischen Zügen. Mit dem Thema Krieg kontrastieren Themen wie Familie, Freundschaft oder Kindheit. Zwar spielt der Roman am Ende des 2. Weltkrieges, doch hat das behandelte Thema auch um Jahrtausendwende nichts von seiner Aktualität verloren. Der Roman eröffnet neue Perspektiven zum Thema „Zweiter Weltkrieg„ und enthält zahlreiche Informationen über die damaligen Lebensumstände (Lebensmittelknappheit, Zerstörung, Bombenangriffe usw.). Das Buch trägt den Untertitel „Mein Vater, das Kriegsende, Cohn und ich„ und wurde mit dem deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Wien wird aus der Sicht eines 9-jährigen Mädchens geschildert. Politische, soziale und wirtschaftliche Lebensbedingungen zur Zeit des Kriegsendes werden anhand des persönlichen Schicksales der Ich-Erzählerin verdeutlicht. Es ist ihre Familiengeschichte. Leseprobe: 1. Beschreibung des russischen Kochs Cohn, mit dem sich das Mädchen Christine befreunden wird. (Seite 81-82) 2. Der Krieg ist zwar zu Ende, es muss aber mit Ruinen, Schutt und Asche gekämpft werden. (Seiten 141-143). Johanna Vielleich größte Stärke Renate Welshs ist die literarische Umsetzung authentischer Vorgaben. Johanna basiert auf Gesprächen mit der realen Protagonistin. Die Geschichte spielt im Österreich der 30er Jahre (1931-1936), in der Zwischenkriegszeit, die von politischer Unsicherheit und finanzieller Not, Arbeitslosigkeit und aufkeimendem Nationalsozialismus geprägt ist. Johanna, als uneheliches Kind recht- und chancenlos, wird als Magd auf einem Bauernhof jahrelang ausgebeutet, bis sie sich aus den Unterdrückungsmechanismen befreit und selbständig entscheidend die Verantwortung für ihr Leben übernimmt. Die individuelle Existenz wird in unmittelbarem Zusammenhang mit den politischen Ereignissen gesehen. Das dörfliche Klima ändert sich – unbegreiflich für Johanna – wenn Kanzler Seipel stirbt, Hitler in Deutschland an die Macht kommt, Kanzler Dollfuß erschossen wird. In den zahlreichen Reflexionen und Dialogen zwischen den Bauern und Arbeitern, in den Ausführungen des politisierenden Pfarrers wird jüngere österreichische Geschichte lebendig – die nicht nur für Österreich interessant ist: 1980 wurde „Johanna„ mit dem deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet. „Johanna„ ist nicht die letzte literarische Auseinandersetzung der Autorin mit österreichischer Geschichte. 1988 schrieb sie das Buch „In die Waagschale geworfen. Österreicher im Widerstand„, für das abermals authentische Berichte die Basis darstellten. Renate Welsh hat mit Überlebenden, bzw. ihren Angehörigen gesprochen. Empfehlenswert aus diesem Sammelband ist die Erzählung mit dem Titel „Kriegslinzertorte„. Und jetzt zurück zu Johanna Leseproben aus Johanna: 1. Johanna wird ihre Ziehfamilie im Burgenland verlassen und in die Lehre in Niederösterreich gehen. Inzwischen wird sie als Magd auf einem Bauernhof arbeiten. (Seite 9, 10-11) III. Im dritten Vergleich möchte ich mich den folgenden Büchern beider Autorinnen widmen: 1. Renate Welsh: Disteltage (Verlag, Nagel, Kimche, Wien, 1999) 2. Christine Nöstlinger: Der Zwerg im Kopf (Beltz-Verlag, Weinheim und Basel, 1989) Eine gemeinsame inhaltliche Kulisse beider Erzählungen bildet die Scheidung der Eltern und die daraus entstehenden Konsequenzen für die Kinder. Jede Autorin hat sich jedoch für die Reaktion der Kinder auf elterliche Unzulänglichkeit und für ihre Bewältigung von Alltagssorgen anderer literarischer Mittel bedient. Renate Welsh formulierte diese Problematik mit einer realistischen Geschichte, dagegen Nöstlinger wählte die Form eines realistisch-phantastischen Kinderromans. Der Zwerg im Kopf Inhalt Nach der Scheidung der Eltern lebt Anna bei ihrem Vater. Nur die Nachmittage verbringt sie mit ihrer Mutter, die Schauspielerin ist. Auch die Wochenden sind aufgeteilt: die sogn. Mama- und Papa-Wochenenden. Je unprobematischer die Beziehungen zu den Eltern sind, desto mehr quälen Anna beide Großeltern mit dem ständigen Kampf darum, ob z.B. diese Oster- oder Weihnachtsfeiertage die Enkeltochter mit ihnen oder mit den anderen Großeltsern verbringen wird. Eines Tages kriecht ein Zwerg mit lila Zipfelmütze und nicht größer als der Nagel des kleinen Fingers in ihrem Kopf ein. Er kann Annas Gedanken lesen und versucht dann, ihr in unangenehmen Situationen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Am Ende der Geschichte gelingt Annas Zwerg die Vermittlung. Er hat erreicht, dass es nun wieder, zumindest zeitweise, gemeinsame Mama- und Papa-Wochenenden gibt, was andeutet, dass alles ein recht harmonischens Ende nehmen wird. Leseproben: 1. Die erste Leseprobe schildert, wie Die Eltern Anna untereinander teilen. (Seiten 22-23) 2. Gespräch unter Anna und dem Zwerg, der in ihrem Kopf Unterschlupf fand. Thematische Analyse: Nöstlinger hat in diesem Roman wieder Mittel mit eskapistischer Funktion benutzt, d. i. die Flucht von der Realität, die in schwer lösbaren, ja sogar auswegslosen Situationen in der Kinderliteratur oft auftritt. Die Botschaft dieses Buches kann lauten: „Jeder Mensch ist fehlerhaft und darf es auch ruhig sein, nur sollen die Folgewirkungen, insbesondere für Kinder, so gering wie möglich gehalten werden„ ( Zitat von: K.J. Dilewsky). DISTELTAGE Inhalt: Sarahs Mutter leidet seit der Scheidung unter Depressionen. An solchen Tagen bleibt sie im Bett, geht nicht zur Arbeit, sorgt für den Haushalt und selbst für ihre Tochter nicht. Sarah bemüht sich alles für sich und für die Mutter zu schaffen, aber wenn die Sitaution auswegslos zu sein scheint, fühlt sie sich deprimiert, vergrämt und schließt sich langsam in ihre eigene Welt. Die nichts ahnenden Menschen in ihrer Umgebung wundern sich über ihre negative Veränderung. Den Ausweg aus dieser tristen Sitaution stellt die Sarahs Großmutter (die Mutter ihres Vaters) dar, die vom Urlaub zurückkommt und die kranke Mutter Sarah ersetzen kann. Thematische Analyse: Welsh enttabuisiert, spricht offen über ernsthafte Probleme der Eltern. Der Mut und die Courage des Mädchens, das die Eltern wegen ihrer Interessen und Probleme im Stich gelassen haben, werden in dieser Geschichte offen gezeigt. Leseproben: 1. Die erste Leseprobe schildert Sarahs Gefühle, wenn sie aus der Schule nach Hause kommt und ihre Mutter liegend im Bett, unglücklich, passiv und lethargisch findet. (Seiten 54-56) 2. Die zweite Leseprobe: Sarah besucht ihre Mutter in der Klinik. Die Mutter schämt sich für Gefühle der Reue und Schuld. Abschluss: Im Vergleich von sechs Büchern zwei zeitgenössischer österreichischer Autorinnen wollte ich zeigen, dass ähnliche Stoffe und Motive literarisch anders bearbeitet werden können. Von jeder Autorin habe ich solche Bücher ausgewählt, die ihr Werk vom Anfang an bis zu den letzten Jahren ihres literarischen Schaffens repräsentieren.