Seminar Frühjahr 2014 Finden Sie eine Definition, was man unter „Sprachenpolitik“ versteht – bringen Sie die Definition (und die Quelle – bitte sehen Sie nicht nur in wikipedia nach ....) mit in die Stunde Finden Sie eine Definition zum Begriff Sprachenpolitik Ähnliche Begriffe / Varianten zu „Sprachenpolitik“? Hinweise in Handbüchern und Curricula? Wer macht Sprachenpolitik (grundsätzlich)? In welchen Aktivitäten / Aktionen / Produkten manifestiert sich Sprachenpolitik? Themen und Bereiche, die im Fach „Sprachenpolitik“ behandelt werden – was ist aus Ihrer Sicht besonders wichtig (Reihung) Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 3 Staatliche / öffentliche Organe (Ministerien, Universitäten, Fachinstitute, Gesetzgeber, Schulen …) z.B. Goethe-Institut, Alliance française, British Council Schulgesetze, Minderheitenschutz, Amtssprachen etc. auf regionaler, nationaler, europäischer und / oder internationaler Ebene Vereine und Interessensvertretungen Sprach- Deutschlehrer/-innen- Germanist/-innen- Verbände Minderheitenvertretungen Medien Zivilgesellschaft Privatpersonen Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 4 Gesetze: Integrationsvereinbarung, Staatsvertrag (anerkannte Minderheiten), Unterrichtssprache, Fremdsprachencurriculum, genderneutraler Sprachgebrauch, etc. Medien Sprach-/ Dialektgebrauch, Programmangebote, Thematisierung Synchronisierte Filme, Übersetzungen etc. Verlage, Fachliteratur Lektorierung, Codifizierung (Österreichisches Wörterbuch) Arbeitssprachen: internat. Organisationen, Konferenzen etc. Sprachwahl: Hinweistafeln, Informationsmaterial, Ansagen „Verhaltenscodex“ (am Schulhof) Lehrmaterial Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 5 Europäische Sprachenpolitik Institutionen und Arbeitssprachen Mehrsprachigkeit – Instrumente und Bestimmungen Staatliche Konzepte der auswärtigen Sprachenpolitik Deutsch weltweit – aktuelle und historische Perspektive „Integrationspolitik“ Migrant/-innen / Minderheiten und ihre Sprachen Institutionen und Fachverbände Konsequenzen für den DaF/DaZ-Unterricht (Curricula, Standardisierungen, Plurizentrik, DACHKonzept, Tertiärsprachenlernen Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 6 „Bezeichnung sowohl für staatliche Regelungen, was Gebrauch und Verbreitung von Sprachen betrifft, als auch die Bemühungen von nichtstaatlichen Einrichtungen (Wirtschaft, Medien) und Individuen, die Verwendung bestimmter Sprachen zu fördern oder zu unterdrücken.“ „… ist ein relativ junger Begriff in der europäischen Bildungspolitik“ Fachlexikon DaF, S.298 Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 7 „Bezeichnung sowohl für staatliche Regelungen, was Gebrauch und Verbreitung von Sprachen betrifft, als auch die Bemühungen von nichtstaatlichen Einrichtungen (Wirtschaft, Medien) und Individuen, die Verwendung bestimmter Sprachen zu fördern oder zu unterdrücken.“ Welche SprachenWelche SprachenWelche SprachenWelche Sprachen brauchenbrauchenbrauchenbrauchen wir?wir?wir?wir? Wer bestimmt die Sprachenwahl?Wer bestimmt die Sprachenwahl?Wer bestimmt die Sprachenwahl?Wer bestimmt die Sprachenwahl? Fachlexikon DaF, S.298 Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 8 1) „... die Neuorientierung der Germanistik in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, in der sich die Germanistik in stärkerem Maße mit der Berufsorientierung ihrer Studienangebote, einer professionellen Lehrerausbildung und der veränderten Rolle der deutschen Sprache im Sprachenangebot auseinandersetzen muss, was Fragen des Deutschen als Fach-, Berufs- und Wirtschaftssprache ebenso in den Vordergrundin den Vordergrundin den Vordergrundin den Vordergrund rückt wie auch die sprachenpolitischerückt wie auch die sprachenpolitischerückt wie auch die sprachenpolitischerückt wie auch die sprachenpolitische Dimension des Deutschen als FremdspracheDimension des Deutschen als FremdspracheDimension des Deutschen als FremdspracheDimension des Deutschen als Fremdsprache insgesamt;“ (HB, S.VII) 2) Mobilität und Mehrsprachigkeit 3) Migrationsbewegungen und Multikulturalität Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 9 Sprachenpolitik bezieht sich „auf politische Gegebenheiten […], die Sprachen im Hinblick auf deren Status sowie deren gesellschaftlichen Funktionen einschließen“ (Haarmann 1988:1661) 1935 „Farahangestan-e Zabane Iran“ (Akademie der iranischen Sprache: Vermeiden Sie ein arabisches Wort, wenn es ein persisches gibt. Wenn Sie ein Lehnwort und einen unbekannten Farsi-Begriff haben, sollten Sie letzteren bewusst verwenden. Wenn es kein Äquivalent in Persisch gibt, sollte ein persisches Wort „erstellt“ werden. Allein im 1. Jahr etwa 400 neue Wörter – trotzdem nicht erfolgreich (Diglossie schriftlich-mündlich / Land mehrsprachig) Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 10 1999: Art. 4 der Bundesverfassung (1999): 4 Landessprachen Art. 70 : "Die Amtssprachen des Bundes sind Deutsch, Französisch und Italienisch. Im Verkehr mit Personen rätoromanischer Sprache ist auch das Rätoromanische Amtssprache des Bundes." Jeder Bürger hat das Recht in seiner Muttersprache (Landessprache) Anfragen an Behörden zu richten und in dieser Sprache eine Antwort zu erhalten! "Rätoromanisch" (Bündnerromanisch) – Graubünden = 0,5 % - fünf verschiedene Idiome 1982: Schaffung des "Rumantsch grischun" (Rumantsch Grischun - RG) - überregionale Schriftsprache = Behördensprache Schulen – Sprachregelung? Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 11 Einen Beitrag zur Verbreitung von Rumantsch Grischun als gemeinsamer Schriftsprache der romanischen Idiome hat auch der amerikanische Softwarehersteller Microsoft im Frühling 2006 mit der romanischen Übersetzung von Microsoft Office mit entsprechendem Wörterbuch und Grammatikprüfung geleistet.[6] Seit April 2005 bietet Google Inc. eine rätoromanische Oberfläche für seinen Suchdienst an. [6] Downloaddetails: Office 2003 Romansh Interface Pack. microsoft.com (26. Juni 2011). (Wikipedia) Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 12 3. Oktober 2013: Heute ist Tag der deutschen Einheit. Denkt daran: Deutschland ist nach seiner Sprache benannt! https://www.facebook.com/deutschinsgrundgesetz?ref=stream Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 13 Anderssprachige Bevölkerung(steile) – erfordert sprachliche Anpassungsleistungen: „Werden sie dagegen erzwungen, kann dies zur Folge haben, dass die Erhaltung der nun bedrängten Sprache zu einem zentralen Feld des Kampfes um die Bewahrung der ethnischen Identität wird. In den meisten Fällen führen Sprachkontakte zu Konflikten zwischen Sprechergruppen. „ (Hartung 2002:7f) Was ist aktuell einer der große „sprachliche Streitpunkt“ in der Ukraine? Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 14 2012 Sprachengesetz – Russisch - Status einer regionalen Amtssprache (Regionen mit 10% russischer Muttersprache - (13 der 27 Regionen der Ukraine) - heftige Proteste der Opposition. Übergangsregierung 2014: Rücknahme des Gesetzes: Putin – Schutz der russischen Bevölkerung! 01.03.2014: „Das umstrittene Sprachengesetz in der Ukraine soll doch nicht verabschiedet werden. Das sagte EUKommissionspräsident Barroso nach Gesprächen mit dem ukrainischen Übergangs-Ministerpräsidenten Jazenjuk. Dieser habe ihm versichert, dass das Gesetz, das Russisch als zweite Amtssprache abschaffen sollte, nicht verabschiedet werde. Die russische Minderheit hatte das von der Übergangsregierung beschlossene Gesetz als Provokation empfunden. Auch die Bundesregierung sah in dem Beschluss ein Grund für die Eskalation vor allem im Osten der Ukraine. http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/krim-krise-ukraine-verzichtet-auf-umstrittenes-sprachengesetz- 12826788.html Fehlt: Gesetz um alle Nationalitäten und Sprachen zu schützen … (http://de.ria.ru/politics/20140223/267896328.html) Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger 15 Sprachpolitik: „Während sich Sprachpolitik auf politische Maßnahmen innerhalb einer Einzelsprache bezieht, richtet sich Sprachenpolitik auf das Verhältnis zwischen verschiedenen Sprachen“ (Glück 2000:654) vs: Sprachpolitik – nach innen, Sprachenpolitik nach außen Sprachverbreitungspolitik, Sprachaußenpolitik, auswärtige Sprachpolitik Soziolinguistik: 1.) die soziale, politische und kulturelle Bedeutung sprachlicher Systeme 2.) Variationen des Sprachgebrauchs 3.) gesellschaftlich bedingten Einflüsse auf die Sprache Sprachpurismus: Sprachreinigung, keine Lehnwörter (19. Jh: Sprachpflegevereine) heute: Sprachpflege, Sprachkritik Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger16 Eurydice 2008 ja n nein Sprachenpolitik 1 Brigitte Sorger17 Warum fördert ein Staat den Fremdsprachenunterricht? Warum lernen Menschen Sprachen? Welche Sprachen werden besonders gefördert? – international und in CZ? Kennen Sie andere Konzepte als jene, die Tschechien vertritt? Warum fördert ein Staat die Verbreitung der eigenen Sprache – welche Staaten machen das – zu welchem Ergebnis führt das? Eurydice-Netz sammelt, erstellt und veröffentlicht Informationen und Analysen zu europäischen Bildungssystemen und -politiken. 2013 aus 40 nationalen Eurydice-Stellen mit Sitz in allen 36 Ländern, die am EU-Programm für Lebenslanges Lernen teilnehmen (EU Mitgliedstaaten, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien, Island, Montenegro, Serbien, Türkei, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz) Leitung: Exekutivagentur Bildung, Audiovisuelles und Kultur (EACEA) in Brüssel Das Eurydice-Netz ist seit 1980 ein von der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten eingerichteter strategischer Pfeiler, der die europäische Zusammenarbeit im Bereich Bildung unterstützt. http://eacea.ec.europa.eu/education/eurydice/documents/key_data_series/143DE.pdf Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 19 Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 20 Stimmungsbild in Europa zu verschiedenen Themen Von 15. Februar bis 11. März 2012 wurden in den 27 Mitgliedsstaaten ca. 27.000 EUBürgerInnen aus verschiedenen sozialen und demographischen Gruppen befragt. Die Umfrageergebnisse wurden sowohl auf EUals auch auf nationaler Ebene analysiert und mit den Zahlen des Eurobarometers von 2006 verglichen. http://ec.europa.eu/public_opinion/archives/ebs/ebs_386_de.pdf Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 21 88% der Bürger der EU sind der Ansicht, dass FS zu können für sie nützlich ist oder wäre (2005: 83%) 98% wichtig für die Zukunft der Kinder! 77% Vermittlung von FS sollte politische Priorität sein (2005: 67%) 72% (2005: 50%) der Europäer: Muttersprache +2 für alle (94 % Spanien; 63% CZ, 41% HR– 2006: 50%) 23% hat noch nie eine Sprache gelernt (CZ 15%) 44% hat in letzter Zeit keine Sprache gelernt (CZ 57%) 17% haben Sprachlernen fortgesetzt (CZ 14%) 8% haben neu mit einer Sprache angefangen (CZ 6%) Gründe: kein Talent 19 % (CZ 33% - höchster EU-Wert) der zentrale Lernort bleibt die Schule! Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger22 Wer in Europa kann die meisten FS? 2005 : Slowaken 97%, 2012: 80% 54% können sich in einer Fremdsprache unterhalten (LU 98%, SE 91% - 49% CZ davon 16% SK) 44% können in einer Fremdsprache Radio hören / Zeitungen lesen 39% online kommunizieren 25% können zwei Fremdsprachen 10% können drei Fremdsprachen Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger23 Europa: 24 Amtssprachen, 60 Minderheitensprachen (Indien 120 Sprachen, Ghana 60 Sprachen) Vielsprachigkeit? Die fünf meistgesprochenen Fremdsprachen: Englisch (38%), Französisch (12%), Deutsch 11% (CZ 15%), Spanisch (7%) und Russisch (5%) Nützlichste Sprache: EN (67%) (in 19 Mitgliedstaaten = meistgesprochene FS DT (17%), FR (16%), SP (14%) Chinesisch (6%) Reichen die europäischen Sprachen? Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 24 61% Arbeitsmöglichkeit im Ausland (2005: 27%) 53% Nutzen für die Arbeit (2005: 32%) 45% um besseren Arbeitsplatz im eigenen Land zu finden 43% um im Ausland studieren zu können Spanien und Griechenland stufen Fremdsprachkönnen als besonders wertvoll ein - Wirtschaftskrise Urlaub 47% (2005: 35%) 38% besseres Verständnis für Menschen aus anderen Kulturen (ideelles Ziel des Fremdsprachenlernens Europäische Kommission und Europarat 27% eigene Zufriedenheit Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 25 Ethnologue 2005: 6.921 Sprachen Sprecher: von fast 2,7 MRD (Indoeuropäisch) bis 200 (Jukagirisch – noch 1 lebende Sprache, zwei ausgestorben) Erhebungen widersprüchlich und schwierig: Ethnologue:1996: 266 MIO SpanischSprecher1999: 322 Einteilung in Sprachfamilien schwierig und widersprüchlich Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 26 18 Sprachfamilien (nach:Ruhlen, 1987) Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 27 Grobe Schätzungen zur Sprachenanzahl 10000 v. Chr.10000 v. Chr.10000 v. Chr.10000 v. Chr. 20 000 Sprachen 1000 n. Chr.1000 n. Chr.1000 n. Chr.1000 n. Chr. 9000 Sprachen 1500 n. Chr.1500 n. Chr.1500 n. Chr.1500 n. Chr. 7500 Sprachen 2000200020002000 6500 Sprachen 2050205020502050 4500 Sprachen 2100210021002100 3000 Sprachen 2200220022002200 100 Sprachen (Haspelmath, 2011) Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 28 Papua Neuguinea 836 Indonesien mit 707 (706 indigene und 1 „Immigrantensprache“) Indien mit 454 Nigeria 529 USA 420 (214 indigene und 206 Immigrantensprachen) Österreich: 19 (11 indigene zu 8 Immigrantensprachen) http://www.ethnologue.com/statistics/country Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 29 Arabisch: 202 MIO Sprecher (4. Platz) – alle Varianten Ethnologue: betrachtet teilw. Varianten als eigene Sprachen (da wechselseitig unverständlich – algerisches und ägyptisches Arabisch etwa wie Portugiesisch-Spanisch) Hindi und Urdu = eine Sprache, 4. Platz - obwohl verschiedene Schriftsysteme und sehr unterschiedliche Lehnwörter Serbokroatisch (2 Schriften, Dialekte) – 3 Sprachen Türkisch: 51 MIO, aber 80 MIO sprechen eine „verständliche Sprache“ für Türken (wäre Platz 10) Norwegisch-Dänisch-Schwedisch – 3 Staaten, 3 Sprachen Chinesisch – mind. 7 Sprachen, aber EINE politische Sprachenpolitik 2 Brigitte Sorger 30