Deutsche Sprachgeschichte 1) Nennen Sie die Hauptmerkmale des Urgermanischen. 2) Wie ist das Deutsche in der territorialen und zeitlichen Gliederung zu klassifizieren? 3) Welche sind die Hauptmerkmale des Althochdeutschen? 4) Welche sprachlichen Merkmale sind typisch für das Mittelhochdeutsche? 5) Charakterisieren Sie die Hauptmerkmale des Frühneuhochdeutschen. Kurzer Überblick der einzelnen Entwicklungsphasen der deutschen Sprachgeschichte Sprache Zeitraum Phonologie Vokale / Konsonanten Morphologie/ Syntax Deklination Konjugation Lexik Schriftliche Denkmäler Indoeuropäisch Kentum- x Satem- sprachen ab 2000 v.u.Z. zerfällt die ide. Einheit; Akzent frei beweglich Ide. Vokal-dreieck Konsonanten:mehr Plosive nur wenig Spiranten reiche Flexion Stamm- deklination Starke Verben Ablaut Ide. Grund- wortschatz Hypothetische rekonstruierte Grundsprache Formen mit * (Ur)germanisch germ. Neuerungen 1200 - 300 v.u.Z. Gotisch 1200-300 v.u. Z. Stabilisierug des ide Akzentes auf der Stammsilbe spontane Änderungen → 1. LVS o > a, a > o l r m n > ul ur um un Kasussynkre-tismus; schwache Verben (-t-); schwache Adjektiv- deklination germ. Neu-bildungen Runen- inschriften Codex Argenteus Bischof Wulfila Bibelübersetz. 4. Jh. u.Z. Althochdeutsch 650 - 1050 kombinatorische Änderungen → 2. LVS p,t,k > Affrik / stl. Reibelaute; Primär-Umlaut Stammdeklin. volle Endungen; 7 Klassen der starken Verben mit 4 Formen; 3 Kl.assen der schwachen V. Sprach- pluralismus In Schriften starker Einfluss des Lateins Merseburger Zaubersprüche Wessobrunner Gebet Hildebrandslied Allmählicher Übergang von einer synthetischen zu einer analytischen Sprache Mittelhochdt. 1050 -1350 Reduktion der Endsilben Auslautverhär -tung in Schrift; Sekundär-Umlaut Flexion wird vereinfacht: starke Verben -bleiben 4 Formen schwache Verben -keine 3 Kl. mehr Klassisches Mittelhochdt höfische Dichter- sprache Minnesänger Walter von der Vogelweide Nibelungenlied um 1200 Frühneuhochdt. 1350 -1650 Mono-/Diph-thongierung; Kürzung und Dehnung der Vokale neu: gemischte Deklination; neu: starke Verben: nur 3 Formen Ausbreitung des Ostmittel-deutschen; Humanismus Martin Luther Bibelübersetz. 1522 (Ostmitteldeutsch); Buchdruck 1450 Johann Guttenberg Neuhochdeutsch ab 1650 → starker Akzent → Reduktion der unbetonten Silben;ApokopeSynkope von e Flexion - entspricht einem analytischen Sprachtyp Im 20. Jh. Massenmed. Computer; Einfluss des Englischen Konrad Duden -1880 Orthographie; Theodor Siebs -1898 Bühnenaussprache; ! DAW - 2009 1. Nennen Sie die Hauptmerkmale des Urgermanischen Deutsch gehört im Rahmen der indoeuropäischen Sprachen zu dem germanischen Sprachzweig (westgermanische, nordgermanische und ostgermanische Sprachen). Vorgeschichte der dt. Sprache: Indoeuropäisch: hypothetische Sprache (rekonstruierte ide. Grundsprache),→ das Urgermanische (2000 → erste Hälfte des 1. Jahrtausends v. u. Z). Das Ide. war eine flektierende Sprache, reiche Flexion besonders beim Nomen und Verb. Das Ide verfügte bei Nomina über 3 Genera (M. F. N.), 8 Kasus, 3 Numeri (Sg., Pl., Dual) Substantiv: 2 Stammklassen (vokalische x konsonantische Stämme) Verb: - finite Verbformen – 3 Genera verbi (Aktiv, Passiv, Medium), 6 synthetische Tempora, 4 Modi (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ, Optativ) - infinite Verbformen – (Infinitive, Partizipien) Sprachliche Besonderheiten des Urgermanischen: Phonologie: ! Stabilisierung des ursprünglich freien indoeuropäischen Wortakzents auf der Stammsilbe, meistens war es die erste Silbe. Spontaner Lautwandel kurzes o > a, langes a > o; l, r, m, n > ul, ur, um, un Die 1. LVS : Auf Grund der 1. Lautverschiebung (der sog. Germanischen Lautverschiebung) trennen sich germanische Sprachen von den anderen ide. Sprachen. Die 1. LVS betraf die Verschiebung: 1. der unbehauchten stimmlosen Verschlusslaute p, t, k 2. der unbehauchten stimmhaften Verschlusslaute b, d, g 3. der behauchten stimmhaften Verschlusslaute b, d, g. ad 1. Es gab wenig Reibelaute (nur das alveolare s); es entstanden Reibelaute p > f, t > th, k > h (lat. pater, got. fadar, ahd. fatar) ad 2. Stimmhafte unbehauchte Verschlusslaute wurden zu stimmlosen Verschlusslauten p, t, k. ad 3. Stimmhafte behauchte Verschlusslaute wurden zu stimmhaften Verschlusslauten b, d, g. Ausnahmen von der 1. LVS : Verners Gesetz (Karl Verner - 1875) Der Akzent war im Ide. frei beweglich → a) der Akzent ging dem Verschiebelaut unmittelbar voraus → die Laute blieben stimmlos b) der Akzent auf einer anderen Silbe → die Laute wurden stimmhaft → Der grammatische Wechsel: f – b, d – t, h – g und auch s – r (Rhotazismus) (Hefe - heben, schneiden - geschnitten, hoch - Hügel, Verlust - verlieren) Morphologie Kasussynkretismus (splývání více pádů) Systematisierung des Ablauts im Bereich der starken Verben (quantitativer, qualitativer Abl.) Entstehung der schwachen Verben Schwache Adjektivdeklination Kombinatorische Änderungen (z.B. der Primär-Umlaut a > e, die 2. LVS) 2. Wie ist das Deutsche in der territorialen und zeitlichen Gliederung zu klassifizieren? synchronisch Zeitliche Gliederung: diachronisch Althochdeutsch (650 - 1050) Alt (Zeit) - hoch (Territorium) - deutsch (Sprache) Synthetischer Sprach typ, Flexion - volle Vokale (a e i o u) in den Endsilben Mittelhochdeutsch (1050 - 1350) Abschwächung der vollen Vokale in Endsilben > e, Fortissierung der Sprache (Auslautverhärtung) Frühneuhochdeutsch (1350 - 1650) Ende des 30-jahrigen Kriegs Monophthongierung, Diphthongierung, Kürzung/Dehnung der Vokale, neu - gemischte Deklination Neuhochdeutsch ab 1650 → bis heute Starker Akzent führt zur starken Reduktion der unbetonten Silben, analytischer Sprachtyp, heutzutage ist Deutsch eine Plurizentrische Sprache, Standardaussprache - Deutsches Aussprachewörterbuch (2009) Territoriale Gliederung: Die 2. LVS (auch hochdeutsche Lautverschiebung) - durch die 2. LV hat sich Deutsch von den anderen germanischen Sprachen getrennt, d.h. auch das Hochdeutsche von dem Niederdeutschen. Die 2. LVS betraf die Änderung der stimmlosen Verschlusslaute p, t, k zu Affrikaten oder zu Doppelspiranten nur südlich der Benrather Linie (das Gebiet des Ober- Mitteldeutschen). Unterschied zwischen zwei Sprachtypen Hochdeutsch x Niederdeutsch - Niederdeutsch: die 2. LVS wurde nicht durchgeführt Altsächsisch (5. Jh. – 1150) Mittelniederdeutsch (1150 – 1600) Blütezeit - Hansesprache von London bis Nowgorod Neuniederdeutsch (ab 1600) - Plattdeutsch Norden Benrather Linie - Hochdeutsch: a) Mitteldeutsch die 2. LVS wurde nur zum Teil durchgeführt Westmitteldeutsch Ostmitteldeutsch Appel /Apfel Linie b) Oberdeutsch die 2. LVS p, t, k wurde durchgeführt Süden