3. Welche sind die Hauptmerkmale des Althochdeutschen? (Ahd. 650 - 1050) Phonologie: ab Althochdeutsch nur kombinatorische Änderungen Der Primär-Umlaut → der i-Umlaut: a > e durch i oder j in der Folgesilbe: Pl. gasti > gesti (Gäste); krafti > krefti (Kräfte); lamb (Sg.) - Pl. lembir (Lämmer); lang - langiro > lengiro (länger) - langisto > lengisto (längste); faran - 2.P.Sg. feris (du fährst) ! Volle Vokale in den unbetonten Silben im 10./11. Jh.→ allmähliche Abschwächung zu e 2. Lautverschiebung Die stimmlosen Verschlusslaute p, t, k wurden: (nach Vokalen im Inlaut und Auslaut) a) zu stimmlosen doppelten Reibelauten: p > ff opan > offan t > zz watar > wazzar k > hh makon > mahhon, machon oder einfachen Reibelauten (nach langem Vokal): slapan > slafan, bitan > bizan, ik > ih b) zu Affrikaten: (im Anlaut, im In-/Auslaut nach Konsonant, in der Gemination) p > pf pund > pfunt appul > apful t > tz herta > herz k > kch korn > chorn (Affrikate kch - jetzt im Schweizer Deutsch) Vergleichen Sie diese Wörter im heutigen Deutsch und Englisch! In Konsonantenverbindungen sp, st, sk blieben p, t, k unverschoben (sk scriban > im Mhd. sch) Durch die 2 LVS hat sich Deutsch (Hochdeutsch) von dem Niederdeutschen und von allen anderen germanischen Sprachen getrennt. Morphologie: Althochdeutsch ist ein noch synthetischer Sprachtyp Deklination (Stammdeklination) Stamm: (Wurzel + Thema) + Flexionsendung) Thematische Deklination: vokalische Stämme (starke Deklination); a-, i-/ir, o-, u-Stämme konsonantische Stämme (schwache Deklination); n-, r-, nt-Stämme Athematische Deklination: kein Thema im Stamm - Wurzelstämme (man, naht, buoh) Konjugation (2 synthetische Zeitformen: Präsens und Präteritum) a) Starke Verben: typisch Ablaut; 6 Klassen + die 7. reduplizierende Klasse ! 4 Formen: Präsens ù Prät. Sg. ù Prät. Pl. ù Part. Präteritum stigan (steigen) stigu steig stigum gistigan → i - ei - i - i b) Schwache Verben: t-Element (*the,*dhe tun); 3 Klassen (jan-Verben, on-Verben, en-Verben); ! mehrsilbige jan-Verben - nach J. Grimm „Rückumlautende“ Verben (jetzt gemischte Verben) c) Präterito-Präsentien: ursprünglich starke Verben, Präteritum wurde zum Präsens → Präteritum neu gebildet mit dem t-Element nach schwachen Verben (jetzt Modalverben) d) Athematische Verben: kein Thema im Stamm → nicht produktiv (sin, tuon, gan, stan) Merseburger Zaubersprüche, Wessobrunner Gebet, Muspili - religiöse Texte Hilderbrandslied - 830 / 840 im Kloster Fulda, Alliteration - Hiltibrant enti Hadubrant Tatian - Übersetzung aus dem Lateinischen der Geschichte des Lebens Christi entstand um 830 in Fulda, diese Sprache hat ostfränkische Merkmale.