Lesen Aufgabe 1 | Blatt 1 insgesamt 90 Minuten 5 Punkte Lesen Sie zuerst den folgenden Text und lösen Sie dann die 5 Aufgaben auf Blatt 3. Die Diktatur der Uhr Noch nie haben die Extreme von Zeitnot und Langeweile das Leben so stark geprägt wie in unserer beschleunigten Gesellschaft. Wie viel Tempo verträgt der Mensch? In Deutschland häufen sich die Symptome einer Zeit-Krise. Jeder zweite Erwerbstätige klagt über wachsende Zeitnot. Mit der Flexibilisierung der Arbeit vollzieht sich ein neuer historischer Schritt. Die Zahl der Berufstätigen mit normalen Arbeitszeiten sinkt, stattdessen gibt es immer mehr Teilzeitkräfte, Selbstständige und Vielarbeiter. Mehr Menschen als früher arbeiten heute nachts, und jeder Dritte ist auch am Samstag beschäftigt. Früher erstreckte sich die Lebenswelt kaum über das eigene Dorf hinaus - heute ist die Welt zum Dorf geworden. Medien, Internet, Waren und Tourismus haben sie in unsere Reichweite gebracht - und damit all ihre Möglichkeiten und Verheißungen. Trendforscher haben „Zeit und Aufmerksamkeit" zu den zentralen Marktkriterien der Zukunft erklärt. Um diese knappen Ressourcen konkurrieren nun also Warenwelt und Freizeitindustrie, Beruf und Familie. Allen Ansprüchen - ob denen anderer oder unseren eigenen - können wir unmöglich gerecht werden. Unweigerlich hinken wir hinterher, kommen zu spät, versäumen. Während unsere Lebenserwartung stetig steigt, erweisen sich Ziele und Verbindlichkeiten als immer kurzlebiger - ob Partnerschaft, Arbeitsplatz oder Rente. „DieZeitwahrnehmung hat ihre Zukunftsorientierung verloren und betont nun Diskontinuitäten und Unsicherheiten", sagt der Soziologe Hanns-Georg Brase. Wo nicht mehr alles zu seiner Zeit, sondern immer mehr zugleich geschieht, wird Zeitmanagement zu einem permanenten Balanceakt. Unerwartetes kollidiert mit Plänen, Dringliches mit Prioritäten, Arbeit mit Privatem. So versucht der Mensch, der mit der Zeit geht, seinen persönlichen Zeiteinsatz zu optimieren wie den der Maschinen, wenn nötig auch auf Kosten eigener Bedürfnisse: Wir schlafen im Durchschnitt eine halbe Stunde weniger als noch vor 20 Jahren, schlucken immer mehr Grippemittel, Wachmacher und Antidepressiva. Der flexible Mensch ist immer auf „Stand-by" - allzeit bereit. Um Zeit zu gewinnen, macht er weniger Pausen, erledigt nicht mehr eins nach dem anderen, sondern vieles zugleich: mailen, simsen, essen, telefonieren, das Kind stillen. Die Mehrfachtätigkeit ist zum Epochenmerkmal geworden. ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 1 Lesen Aufgabe 1 | Blatt 2 insgesamt 90 Minuten 5 Punkte Der Versuch, mehrere Dinge gleichzeitig zu bewältigen, scheitert allerdings an unserer begrenzt verfügbaren Aufmerksamkeit. Durch einen allzu raschen Wechsel bleibt nicht nur weniger im Gedächtnis hängen, es geht auch Zeit verloren. Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass der Versuch, einen Bericht zu schreiben und zwischendurch immer wieder E-Mails zu beantworten, 50 Prozent länger dauert, als beides nacheinander zu erledigen. Der Dauerbetrieb behindert außerdem einen kreativen Prozess: Erst wenn wir eine Pause einlegen, uns abwenden von der Welt, uns uns selbst überlassen, führt das Gehirn Probehandlungen aus, vernetzt sich, stellt Neues zusammen. Dann kommt es vielleicht zu einem unerwarteten Geistesblitz. Das allerdings setzt Geduld voraus. Aber warten? Eine Stunde, ohne etwas Bestimmtes zu tun? Für viele eine quälende Vorstellung, vergeudete Zeit, Stillstand. Sofort suchen sie nach neuer Beschäftigung und setzen damit die Zeit wieder in Bewegung: surfen, chatten, spielen, fernsehen. Doch ausgerechnet der ständige Versuch, sie zu vertreiben, vermehrt die Langeweile - das „Langeweile-Paradox". Durch Medien, Events und den Konsum von Gütern ist ständig etwas los, überall wird Vergnügen und Außergewöhnliches geboten. Das Gegenteil fällt dann natürlich umso mehr auf. Und wenn man überall Neues findet, wird man des Alten schnell überdrüssig. So überträgt sich die Steigerungslogik der Wirtschaft auch auf die persönliche Glückssuche. Und sogar auf unsere Sinneswahrnehmung: Was früher als Lärm galt, wird von Jüngeren nur noch als laut empfunden; was einst rasante Filmmontage war, ist heute Nachrichtenformat. Nur noch starke Stimuli kommen an, weil das Gehirn die Reizschwellen heraufgesetzt hat. Die Vertreibung der Langeweile beginnt schon im Kindesalter. Es gibt aber bereits eine Gegenbewegung, eine Suche nach einem anderen Verhältnis zur Zeit: Rück-Besinnung auf traditionelle Werte, Entschleunigung statt „Turbo-Kapitalismus". Bestseller wie Simplify your Life, Anleitung zum Müßiggang oder die Entdeckung der Faulheit verdrängen Ratgeber für ein erfolgreiches Zeitmanagement. Ihre Leser suchen Klarheit und Sinn statt einer noch effizienteren Terminplanung. Der Medienwissenschaftler Peter Glotz sieht darin Vorboten eines„Paradigmas der Langsamkeit": Nachdenklichkeit statt Geschwindigkeit, Bescheidenheit statt Gewinnsucht, Familienorientierung statt Leistungswettbewerb. Formuliert würden die neuen Ziele von einer wachsenden Zahl arbeitsloser oder ausgestiegener Akademiker, denen sich auch die klassische Unterschicht anschließen werde. Auf der anderen Seite stünden jene, die schnell, mobil und flexibel lebten - die immer mehr Geld, aber immer weniger Zeit hätten. Zwischen diesen beiden Polen der beschleunigten Gesellschaft drohe, so Glotz, eine Spaltung: „Die früheren Industriegesellschaften werden vorübergehend durch heftige Kulturkämpfe zwischen Be- und Entschleunigern erschüttert werden." [aus einer deutschen Fachzeitschrift] ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 2 Name: Lesen insgesamt 90 Minuten Aufgabe 1 | Blatt 3 5 Punkte i Lesen Sie zuerst den Text auf Blatt 1 und 2. Lösen Sie die folgenden Aufgaben, indem Sie die richtige Antwort (A, B oder C) ankreuzen (siehe Beispiel). Beispiel Durch die Flexibilisiw \ A [x] gibt es immer weniger Menschen mit normalen Arbeitszeiten. \ B [ haben Erwerbstätige heute mehr Zeit als früher. I C [ ist die Nachfrage nach Arbeitskräften geringer geworden. Die Veränderungen der heutigen Lebenswelt I A Q haben die Dorfbevölkerung erst spät erreicht. i B Q machen es schwerer, die verschiedenen Lebensbereiche zu vereinbaren. IC Q resultieren aus den gestiegenen Ansprüchen der Wirtschaft. Die Zeiteinteilung wird schwieriger, weil die Menschen i A Q dabei heutzutage immer mehr Dinge berücksichtigen müssen. |B Q ihre individuellen Bedürfnisse in den Vordergrund stellen. |C Q weniger bereit sind, ihre Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Mehrere Dinge gleichzeitig zu tun ; A Q erschwert die Entstehung neuer Ideen. I B Q macht den Arbeitsprozess kreativer C Q trainiert das Gedächtnis. Langeweile entsteht dann, wenn I A Q die Freizeitgestaltung zu wenig Abwechslung bietet. |B Q die Menschen zu geduldig und abwartend sind. IC Q man sich in zu viele Aktivitäten flüchtet. Die neue Besinnung auf die Langsamkeit I A Q fordert eine noch straffere Zeitplanung. IB Q führt zu einer Änderung von Wertvorstellungen. |C Q verringert die Spannungen innerhalb der Gesellschaft. ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 3 Name: Lesen insgesamt 90 Minuten Aufgabe 2 | Blatt 1 5 Punkte i Lesen Sie die 10 Überschriften auf Blatt 1 und die 5 Texte auf Blatt 2. Ordnen Sie dann den Texten (1 - 5) die passende Überschrift (A - K) zu und tragen Sie die Lösungen in die Kästchen unten ein. Pro Text passt nur eine Überschrift. WWF-Projekt zu Artenschutz in Österreich abgeschlossen 52 Staaten der Erde unterzeichnen Artenschutzabkommen Forscher überlebt Expedition in den Bergen Verlust von Lebensraum führt zu Artensterben Schweizer Projekt für den Naturschutz r Experten dokumentieren weltweites Artensterben Ein eigener Tag zur Entdeckung der Artenvielfalt in Deutschland Internationales Forscherteam entdeckt Region mit unbekannten Tier- und Pflanzenarten r Biologen entdecken neue Pflanzenart im Berliner Zoo Schweizer Wissenschaftler fördern die Land Wirtschaft Text Überschrift ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 4 Name: Lesen Aufgabe 2 | Blatt 2 insgesamt 90 Minuten 5 Punkte Die Artenvielfalt in Flora und Fauna nimmt rasant ab. Einer neuen Studie zufolge hat der Mensch die Todesrate der Spezies auf das 100- bis 1000-Fache des natürlichen Maßes getrieben. Experten erstellten jetzt eine Weltkarte mit den „Epizentren des Artentods". Die Warnungen aus der Wissenschaft werden immer dramatischer. Mittlerweile reden Experten von einer bevorstehenden „globalen Krise" für die Artenvielfalt. Die Biologen untersuchten Arten, über die es weltweite Daten gibt. Dazu zählen Säugetiere, Vögel, Amphibien, einige Reptilien und als einzige Pflanzengattung Nadelhölzer. „Obwohl die Rettung von Tier- und Pflanzenarten für sich genommen lebenswichtig ist, geht es um viel mehr", betonte Mike Parrvon der Alliance for Zero Extinction, einem Zusammenschluss von Umwelt- und Tierschutzorganisationen aus 52 Staaten. „Die künftige genetische Vielfalt der Ökosysteme der Erde steht auf dem Spiel." _ [aus einer österreichischen Zeitung] Es ist ein neu entdecktes Paradies in Zeiten von Abholzung und Umweltverschmutzung: Forscher haben im indonesischen Dschungel neue Tierarten, unbekannte Pflanzen und einen lange verschollenen Paradiesvogel gefunden. Die Expedition führte das Forscher-Team aus Australien, Indonesien und den USA im vergangenen Dezember in die abgeschiedenen Foja-Berge im westlichen Teil der Insel Papua. Die Methode der Forscher wird Rapid Assessment Field Trip (RAP) genannt: die schnellstmögliche Katalogisierung möglichst vieler Arten. Das Ziel der Expedition, unter anderem von der National Geographie Society finanziert, war aber nicht nur, neue Arten zu entdecken. „Näher kommt man auf der Erde nicht an den Garten Eden heran", sagte Beehler, einer der Forscher. Er verwies auf den Wert der Region als Reservat für die Artenvielfalt. [aus einer Schweizer Zeitung] Einmal im Jahr lädt das Magazin GEO zur Expedition^ in die heimische Natur. Für die Teilnehmer gilt es, innerhalb von 24 Stunden in einem begrenzten Gebiet in Deutschland möglichst viele verschiedene Pflanzen und Tiere zu entdecken. Ziel des GEO-Tags der Artenvielfalt ist eine Bestandsaufnahme unserer unmittelbaren Umwelt: Was wächst und gedeiht eigentlich in hiesigen Breiten? Dabei zählt nicht der Rekord. Vielmehr geht es darum, Bewusstsein zu wecken für die Biodiversität vor unserer Haustür. Der GEO-Tag hat sich mittlerweile zur größten Feldforschungsaktion in Mitteleuropa entwickelt. Deutsche Experten wie Biologen und Zoologen untersuchen an mehreren Orten zwischen Bremerhaven und Helgoland die Artenvielfalt der Nordsee. Eine Hauptaktion fand im Berliner Tiergarten statt, erforscht wurde dort die Ausbreitung von Tierund Pflanzenarten auf innerstädtischem Terrain. [aus einer deutschen Zeitung] Als eines der ersten Länder weltweit erfasst die Schweiz ihre biologische Vielfalt. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat dazu das Biodiversitäts-Monitoring Schweiz (BDM) gestartet. Im Rahmen dieses Projektes zählen Fachleute regelmässig Tiere und Pflanzen im Gelände. Ihre Stichproben entnehmen die Expertinnen und Experten an festgelegten Punkten, die gleichmässig überdie ganze Schweiz verteiltsind. Diese Daten bilden eine wichtige Basis für die künftige Naturschutzpolitik. Das BDM kann so Entwicklungen der biologischen Vielfalt frühzeitig erkennen, Massnahmen auslösen und aufzeigen, ob diese auch den gewünschten Effekt haben. Dazu erfasst das Projekt mithilfe seiner Methode sowohl den Zustand der Artenvielfalt wie auch die Einflüsse und Massnahmen zu ihrer Veränderung. Ein Beispiel: Seit einigen Jahren fördert der Bund die Anlage von „Buntbrachen"* in der Landwirtschaft. Die BDM-Daten ermöglichen Rückschlüsse, ob diese Direktzahlungen tatsächlich dazu führen, dass dadurch die \^Arten vi elfalt wieder zu nimmt. [aus einer Schweizer Internetbroschüre] Obwohl Österreich relativ klein ist, verfügen zahlreiche verschiedene Naturräume über eine überdurchschnittliche Vielfalt an Pflanzen. Auch bei den Tieren ^ weist Österreich im Verhältnis zur Fläche eine enorme Vielfalt auf. Doch diese ist bedroht und in den sogenannten „Roten Listen" müssen rund 2 800 Arten als unterschiedlich stark gefährdet angeführt werden. Diese Listen sollen einen Überblick darüber geben, welche Tier- und Pflanzenarten besonders vom Aussterben bedroht sind. Die Hauptbedrohung liegt in den meisten Fällen darin, dass durch die modernen intensiven Bewirtschaftungsformen in Land- und Forstwirtschaft Lebensräume schwinden. Der World Wildlife Fund (WWF) setzt sich daher seit seiner Gründung dafür ein, durch den Beitritt zu internationalen Abkommen und durch die Verbesserung der nationalen Gesetze die Vielfalt auf der gesamten Landesfläche zu erhalten. Er fordert die Unterschutzstellung besonders artenreicher Biotope ein. Zusätzlich führt er spezielle Programme und Projekte für einzelne Arten durch. [aus einer österreichischen Zeitung] Buntbrachen: ökologische Ausgleichsflächen, die intensiv genutztes Ackerland aufwerten ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d Lesen Aufgabe 3 | Blatt 1 Name: insgesamt 90 Minuten 5 Punkte Lesen Sie den folgenden Text und fügen Sie die Abschnitte A - G (Blatt 2) an der richtigen Stelle (1 - 5) im Text ein. Achtung: Zwei Abschnitte passen nicht in den Text! Kleider machen Erfolg Frauen, die es beruflich zu etwas bringen wollen, müssen auf ihr Outfit achten. Kleiden sie sich zu figurbetont, laufen sie Gefahr, für inkompetent gehalten zu werden: Wenn sich eine Frau, die eine Führungsposition innehat, körperbetont kleidet, erweckt sie negative Emotionen sowie den Anschein von Inkompetenz, während dieselbe Frau im Business-Outfit deutlich positiver beurteilt wird. Abschnitt Ein weiteres Ergebnis der Untersuchung hat gezeigt, dass die Kleidung bei Frauen in niedrigen Positionen nicht diesen Effekt hat. Abschnitt Dabei teilten die Wissenschaftler die Studenten in zwei Gruppen: Die eine Hälfte der Versuchspersonen bekam ein Video vorgeführt, auf dem die Frau dezent geschminkt war und eine lange Hose, einen Rollkragenpulli und flache Schuhe trug. Abschnitt Einigen Studenten teilten die Wissenschaftler nun mit, dass es sich bei der Frau um die Geschäftsführerin einer Werbeagentur handle, während die anderen glaubten, sie arbeite als Sekretärin in dieser Firma. Abschnitt Egal, ob ihr Erscheinungsbild aufreizend oder zurückhaltend war - das Ausmaß an Sympathie und Respekt, das die Studenten der Frau gegenüber bekundeten, blieb gleich. Abschnitt Nicht so bei der angeblichen Geschäftsführerin: Hier erzielte die Frau in Businesskleidung erheblich höhere Sympathiewerte, als wenn sie figurbetont angezogen war. Die gleiche Frau wurde als Chefin im kurzen Rock als weniger kompetent und intelligent angesehen als mit langer Hose. [aus einer deutschen Zeitschrift] ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 6 Name: Lesen insgesamt 90 Minuten Aufgabe 3 | Blatt 2 5 Punkte i Lesen Sie die Abschnitte A - G und fügen Sie sie an der richtigen Stelle (1 - 5) im Text (Blatt 1) ein. Achtung: Zwei Abschnitte passen nicht in den Text! Die andere Hälfte sah dieselbe Frau, allerdings trug sie dieses Mal kräftiges Make-up und einen knielangen engen Rock, ein Oberteil mit Ausschnitt und hochhackige Schuhe. Schmollmund und offene lange Haare schaden dagegen der Karriere. Die Kleidung spielte also für die Kompetenz- und Intelligenzeinschätzung der vermeintlichen Sekretärin keine Rolle. Das fanden US-Wissenschaftler heraus, die in einer Studie den Einfluss von Kleidung auf die Wirkung ihrer Trägerin im beruflichen Kontext untersuchten. Das Ergebnis: Hielten die Versuchspersonen die Frau für eine einfache Sekretärin, dann hatte ihre Kleidung keinerlei Einfluss auf die emotionalen Reaktionen der Probanden. 1 In ihrem Experiment zeigten die Wissenschaftler insgesamt 66 Studenten (28 Männer, 38 Frauen) ein Video, in dem eine Frau von ihrem Leben und ihren Hobbys erzählte. Anschließend sollten die Probanden schildern, welche Gefühle sie gegenüber der Frau hegten und wie sie diese in Bezug auf berufsrelevante Merkmale einschätzten. Männlich aussehende Frauen sind demnach in Führungspositionen gefragter. Ein schmaler Mund, eine hohe Stirn, tiefliegende Augen und breite Schultern werden als maskulin und damit für die Position geeignet empfunden. ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 7 Lesen Aufgabe 4 insgesamt 90 Minuten 5 Punkte Im folgenden Werbetext fehlen einige Wörter. Lesen Sie den Text und ergänzen Sie die fehlenden Wörter (1 - 15). Achtung: Die Lösungen müssen sinngemäß passen und grammatikalisch korrekt sein. Es gibt für jede Lücke eine Lösung mit einem Wort. Keine Lücke darf leer bleiben. Die süßen Seiten des Lebens Josef Zotter hat sich der Kunst der Schokoladenherstellung (0) verschrieben, um zu zeigen, dass Schokolade mehr sein kann, (1)_sie üblicherweise ist. Die Kakaobohne, der Ursprung aller Schokoladenträume, beinhaltet über 1000 Aromenkomponenten, von (2)_ 400 bereits näher bestimmt sind. Mit seinen handgeschöpften Schokoladen begann Zotter all diesen Geschmacksnuancen auf den Grund zu (3)_. Die Marke zotter (4)_für Vielfalt und individuellen Geschmack. Schließlich hat jeder Mensch seinen eigenen Kopf und folglich auch seinen eigenen Bauch und Gaumen. Diesen unterschiedlichen Vorlieben möchte zotter mit seinem Angebot (5)_werden: Rund 365 unterschiedliche Schokoladenartikel (6) _ zotter im Sortiment. Und (7) _ Herr Zotter ein ruheloser Erfindergeist ist und sich immer und überall Anregungen (8)_, kommen jährlich neue Sorten dazu. Das Experimentieren und die unbändige Neugierde für Rohstoffe sind der pulsierende Motor der zotter-Manufaktur. Mit jeder Entscheidung, die Josef Zotter (9)_, versucht er, sich gegen die Standardisierung von Geschmack, Lebensmitteln und in letzter Folge auch des Lebens zur Wehr zu (10)_. Was (11)_, ist das Produkt und nicht der Verkaufserfolg. Nur so hat das Besondere eine Chance. Wenn wir nun Ihr (12)_geweckt und Sie Lust auf mehr Schokolade bekommen haben, besuchen Sie uns doch in unserer Manufaktur in Bergl. (13) _ Sie die Gelegenheit, (14)_einer Verkostung teilzunehmen. Wir (15)_ Sie dabei in die Kunst der Schokoladenherstellung ein. Nähere Infos unter www.zotter.at ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 8 Name: insgesamt ca. 40 Minuten 10 Punkte Lesen Sie Aufgabe 1 gut durch. Sie haben 2 Minuten Zeit. Situation: Sie hören jetzt eine Radiosendung. Lesen Sie die folgenden Aussagen und kreuzen Sie jeweils die richtige Lösung (A, B oder C) an. Sie hören den Text zwei Mal. n Die Bindungstheorie zeigt, dass ! A die Ansichten der Psychoanalyse heute als veraltet gelten. i B die Kindheit wissenschaftlich noch nicht ausreichend erforscht ist. 'c ! c Kindheitserfahrungen für spätere Verhaltensweisen prägend sind. -C u t/1 „Sicher gebundene" Menschen < ! A können ihre eigenen Gefühle erkennen und äußern. ! B sind dazu bereit, als Eltern alles für ihre Kinder zu tun. 1 C sind selbstbewusst, gehen aber wenig auf andere ein. Kinder mit unsicher-vermeidender Bindung ! A haben weniger Stresshormone. ! B wirken als Erwachsene schüchtern. ! c zeigen bei Trennungen kaum Gefühle. Csl < Kinder mit unsicher-ambivalenter Bindung A beruhigen sich nur, wenn die Mutter in der Nähe ist. B haben Mütter, deren Verhalten schwer einzuschätzen ist. C wissen genau, was sie durch Weinen erreichen können. Eine unsicher-ambivalente Bindung bewirkt bei Erwachsenen, dass A es ihnen schwerfällt, auf ihren Partner einzugehen. B sie Schwierigkeiten haben, einen Partner zu finden. C sie sich möglichst „normale" Partner suchen. Welchen Bindungstyp Kinder entwickeln, hängt auch davon ab, ob A die Eltern glaubhaft und anschaulich von ihrer Kindheit erzählen. B die Mutter selbst eine schöne Kindheit hatte. C es weitere Bindungspersonen außerhalb der Familie gibt. < Eigenschaften und Verhaltensweisen, die Kinder im Säuglingsalter zeigen, A hängen auch davon ab, wie die Geburt verlaufen ist. B können durch den Einfluss der Eltern ausgeglichen werden. C sind für die Entstehung von Bindungsmustern ohne Bedeutung. Die Frage, ob Väter das Bindungsverhalten von Kindern beeinflussen, wurde A anhand von Interviews mit Vätern und Kindern analysiert. B bisher vorwiegend in Bezug auf die rationale Entwicklung untersucht. C durch Untersuchungen über längere Zeiträume hinweg geklärt. Ein gestörtes Bindungsmuster A führt bei Erwachsenen zu häufigen Trennungen. B ist bei Erwachsenen normalerweise nicht mehr zu erkennen. C zeigt sich bei Erwachsenen z. B. durch Ängste oder Verhaltensprobleme. Eine Psychotherapie kann A bei Patienten Verunsicherung auslösen. B für unsichere Kinder belastend sein. C helfen, alte Bindungsmuster zu überwinden. < ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d Name: insgesamt ca. 40 Minuten 10 Punkte Lesen Sie Aufgabe 2 gut durch. Sie haben 90 Sekunden Zeit. Situation: Sie hören nun einen Vortrag. Hören Sie gut zu und ergänzen Sie während des Hörens die Notizen. Sie hören den Text zwei Mal. NOTIZEN S S S \ SPRACHERWERB Erkenntnisse zum Spracherwerb aus den 60er-Jahren: • Schulerfolg eines Kindes wird beeinflusst von (1)_ • Kinder, die (2)_sprechen, haben Nachteile in Schulen, in denen Hochsprache verwendet wird. Der Erwerb der Muttersprache/Erstsprache: • beginnt spätestens mit (3)_ • In der Schule müssen wichtige Grammatik- und Lexikbereiche sowie die Orthografie (4)_bzw. erst erlernt werden. • muss fortgesetzt werden, weil wichtig für die Ausbildung allgemeiner (5)_Fähigkeiten Probleme bei Kindern sprachlicher Minderheiten: • In der Schule wird der Muttersprachenerwerb (6)_. • Die Kinder müssen in einer (7)_lesen und schreiben lernen. • Wenn keine der beiden Sprachen voll entwickelt wird, nennt man das z. B. (8)_. • Sprachliche Probleme zeigen sich oft nicht im Alltag, aber bei Verwendung (9)_Begriffe. • (10)_in der Muttersprache haben negative Folgen auf Erwerb von Fremdsprachen; Cummins erklärte dies mit Interdependenztheorie ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 10 ! Name: Schreiben insgesamt 90 Minuten Aufgabe 1 | Blatt 1 15 Punkte Situation: Sie haben sich telefonisch für ein Seminar angemeldet und erhalten nun ein E-Mail der Seminarassistentin Andrea Knaller. Als Vorbereitung für die Antwort haben Sie sich auf dem Ausdruck schnell ein paar Notizen gemacht. Von: Andrea Knaller An: .................... Betreff: Anmeldung Seminar Datum: 1. August 20..., 15:09:42 Sehr geehrte/r........................, Sie haben sich vor zwei Monaten telefonisch zur Fortbildung „Körpersprache und Rhetorik" am 30. August angemeldet. Allerdings haben wir Ihre Anmeldung bisher nicht, wie ursprünglich vereinbart, in schriftlicher Form erhalten. Bereits vor vier Wochen haben wir Sie daher schriftlich aufgefordert, uns Ihre Anmeldung per Post oder E-Mail zuzuschicken. Leider haben Sie darauf nicht reagiert. Wir müssen Ihnen daher heute mit Bedauern mitteilen, dass wir den Platz nicht länger für Sie reservieren konnten und an einen anderen Interessenten vergeben haben. Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir wegen der großen Nachfrage unverbindliche Anmeldungen nicht länger berücksichtigen können. Falls Sie zu einem späteren Zeitpunkt an unserem Seminar teilnehmen möchten, so würden wir uns freuen, Ihre Anmeldung für den nächsten Termin am 27. November entgegenzunehmen. Mit freundlichen Grüßen Andrea Knaller Seminarassistentin ^> Oh je - leider vergessen! ^> Nichts bekommen ^> Unmöglich! Chef verlangt Teilnahme noch diesen Monat! ^> LÜas heißt hier unverbindlich? Hab doch zugesagt! Telefon! ^> Viel zu spät! Bringt mir dann nichts mehr ... ^> LÜill ursprünglichen Termin! Formulieren Sie nun ein formal angemessenes Antwortschreiben, in dem Sie auf alle notierten Punkte auf höfliche und formelle Weise eingehen. Es geht vor allem darum, Ihr Anliegen (Teilnahme am Seminar im August) trotz selbst verschuldeter Versäumnisse durchzusetzen. Beachten Sie dabei die textsortenspezifischen Anforderungen eines formellen Schreibens (Anrede, Schlussformeln, Höflichkeitsformen). ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 11 ! Name: Schreiben insgesamt 90 Minuten Aufgabe 1 | Blatt 2 15 Punkte Ihr Antwort-E-Mail: —^ I Nachricht Einfügen Text formatieren An... I andrea.knaller@rhetorik.at Betreff: | AW: Anmeldung Seminar Schreiben Sie bei Bedarf auf der Rückseite weiter. ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 12 Name: insgesamt 90 Minuten Aufgabe 2 | Auswahlblatt 15 Punkte ! Wählen Sie aus den 3 folgenden Themen eines aus. Auf den folgenden Seiten finden Sie noch weitere Informationen zu jedem Thema. \ Thema A Situation: Sie haben in einem Seminar ein Referat zum Thema „berufliche Weiterbildung" gehalten und dafür folgende Statistik verwendet. Sie sollen nun für den Abschluss des Seminars eine schriftliche Ausarbeitung des Referats verfassen. Wie sich Österreicher und Österreicherinnen weiterbilden Fachliteratur (Bücher, Zeitschriften etc.) lesen 30% In den Medien (Zeitschriften, Fernsehen, Radio) gezielt nach nützlichen Informationen suchen 25% Unterhaltung mit Berufskollegen über neue Entwicklungen 23% Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf Seite 14. Schreiben j Thema B Situation: In einer Zeitung haben Sie einen Artikel mit folgendem Titel gelesen. Schreiben Sie nun für ein Seminar eine Stellungnahme zum Thema „verpflichtendes Auslandssemester". Auslandssemester Jeder fünfte deutsche Student soll künftig mindestens ein Semester im Ausland studieren (...) Studierende sollen die Chancen für einen Auslandsaufenthalt besser nutzen, fordern deutsche Bildungsexperten. Deutschland brauche angesichts des globalen Wettbewerbs „Führungskräfte in Wirtschaft und Wissenschaft, die sich auf der ganzen Welt auskennen". Bislang machen erst 30 Prozent aller Studenten während ihres Studiums ein Praktikum im Ausland. Ein Auslandssemester Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf Seite 15. i Thema C Situation: Sie haben in einer Zeitung den Text „Die Diktatur der Uhr" gelesen. Verfassen Sie nun für ein Seminar einen schriftlichen Kommentar zu diesem Text. Die Diktatur der Uhr Noch nie haben die Extreme von Zeitnot und Langeweile das Leben so stark geprägt wie in unserer beschleunigten Gesellschaft. Wie viel Tempo verträgt der Mensch? Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie auf den Seiten 16 - 18. ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 13 i Name: Schreiben insgesamt 90 Minuten Aufgabe 2 15 Punkte Thema A Situation: Sie haben in einem Seminar ein Referat zum Thema „berufliche Weiterbildung" gehalten und dafür folgende Statistik verwendet. Sie sollen nun für den Abschluss des Seminars eine schriftliche Ausarbeitung des Referats verfassen. Wie sich Österreicher und Österreicherinnen weiterbilden Fachliteratur (Bücher, Zeitschriften etc.) lesen 30% in den Medien (Zeitschriften, Fernsehen, Radio) gezielt nach 25 % nützlichen Informationen suchen Unterhaltung mit Berufskollegen über neue Entwicklungen 23 % im Internet surfen und nach Fachinformationen suchen 20% an Kursen teilnehmen 14% Fachvorträge besuchen 12% an Besichtigungen teilnehmen 10% anderes 8% nichts davon 26% [aus einer österreichischen Umfrage] Verfassen Sie nun einen Text, in dem Sie die wichtigsten Punkte Ihres Referats schriftlich darlegen. Schreiben Sie mindestens 250 Wörter und gehen Sie dabei auf folgende Punkte ein: • Fassen Sie die wichtigsten Informationen der Statistik zusammen. • Interpretieren Sie die Informationen: Wie erklären Sie sich die Zahlen? Warum verhalten sich die Befragten so, wie es in der Statistik beschrieben wird? Erläutern Sie: • Wie schätzen Sie im Vergleich dazu die Situation in Ihrem Land ein? • Wie ist Ihre persönliche Meinung zum Thema „berufliche Weiterbildung" bzw. wie bilden Sie sich selbst weiter? Berücksichtigen Sie dabei auch den Aufbau des Textes (Einführung in das Thema, Aufbau einer Argumentation, Schlussfolgerung). Beachten Sie, dass es sich um die schriftliche Ausarbeitung des Referats handelt. Vermeiden Sie daher direkte Anreden und Phrasen, die sich an ein Publikum wenden. ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 14 ! Name: Schreiben insgesamt 90 Minuten Aufgabe 2 15 Punkte Thema B Situation: In einer Zeitung haben Sie folgenden Artikel gelesen: ( \ Auslandssemester Jeder fünfte deutsche Student soll künftig mindestens ein Semester im Ausland studieren (...) Studierende sollen die Chancen für einen Auslandsaufenthalt besser nutzen, fordern deutsche Bildungsexperten. Deutschland brauche angesichts des globalen Wettbewerbs „Führungskräfte in Wirtschaft und Wissenschaft, die sich auf der ganzen Welt auskennen". Bislang machen erst 30 Prozent aller Studenten während ihres Studiums ein Praktikum im Ausland. Ein Auslandssemester absolvieren rund 15 Prozent. Während für viele Sprachwissenschaftler ein Auslandssemester heute nahezu selbstverständlich ist, gehen nur vier Prozent der angehenden Ingenieure während ihrer Ausbildung ins Ausland. Allerdings schreiben mittlerweile immer mehr Studiengänge ein verpflichtendes Auslandssemester vor. Vertreter der Studierenden machen darauf aufmerksam, dass ein Auslandssemester oft nicht am Willen der Studierenden, sondern an der Finanzierung scheitert. Aufgabe der Politik sei es, hier entsprechende Mittel bereitzustellen. Ansonsten könnte ein verpflichtendes Auslandssemester zu einer noch größeren sozialen Selektion führen. (...) [aus einer deutschen Zeitung] Schreiben Sie nun für ein Seminar eine Stellungnahme. Schreiben Sie mindestens 250 Wörter und gehen Sie dabei auf folgende Punkte ein: • Fassen Sie die relevanten Informationen des Artikels zusammen. • Argumentieren Sie: Welche Vor- und Nachteile sehen Sie bei verpflichtenden Auslandssemestern? Erläutern Sie: • Wie ist Ihre persönliche Meinung zu verpflichtenden Auslandssemestern? • Wie ist die Situation in Ihrem Land? Berücksichtigen Sie dabei auch den Aufbau des Textes (Einführung in das Thema, Aufbau einer Argumentation, Schlussfolgerung). ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 15 Name: Schreiben insgesamt 90 Minuten Aufgabe 2 | Thema C | Blatt 1 15 Punkte ! Thema C Situation: Sie haben in einer Zeitung den Text „Die Diktatur der Uhr" gelesen. (Es handelt sich dabei um den Text, den Sie bereits im Prüfungsteil Lesen bearbeitet haben. Sie finden ihn noch einmal auf den folgenden Seiten.) Verfassen Sie nun für ein Seminar einen schriftlichen Kommentar zu diesem Text. Schreiben Sie mindestens 250 Wörter und gehen Sie dabei auf folgende Punkte ein: • Fassen Sie die relevanten Informationen des Artikels zusammen. • Wie ist Ihre Meinung zu diesen Informationen? • Wie ist der Umgang mit der Zeit in Ihrem Land? • Wie geht man Ihrer Meinung nach am besten mit seiner Zeit um bzw. wie gehen Sie selbst mit Ihrer Zeit Berücksichtigen Sie dabei auch den Aufbau des Textes (Einführung in das Thema, Aufbau einer Argumentation, Schlussfolgerung). Erläutern Sie: um? ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 16 ! Name: Schreiben insgesamt 90 Minuten Aufgabe 2 | Thema C | Blatt 2 15 Punkte Die Diktatur der Uhr Noch nie haben die Extreme von Zeitnot und Langeweile das Leben so stark geprägt wie in unserer beschleunigten Gesellschaft. Wie viel Tempo verträgt der Mensch? In Deutschland häufen sich die Symptome einer Zeit-Krise. Jeder zweite Erwerbstätige klagt über wachsende Zeitnot. Mit der Flexibilisierung der Arbeit vollzieht sich ein neuer historischer Schritt. Die Zahl der Berufstätigen mit normalen Arbeitszeiten sinkt, stattdessen gibt es immer mehr Teilzeitkräfte, Selbstständige und Vielarbeiter. Mehr Menschen als früher arbeiten heute nachts, und jeder Dritte ist auch am Samstag beschäftigt. Früher erstreckte sich die Lebenswelt kaum über das eigene Dorf hinaus - heute ist die Welt zum Dorf geworden. Medien, Internet, Waren und Tourismus haben sie in unsere Reichweite gebracht - und damit all ihre Möglichkeiten und Verheißungen. Trendforscher haben „Zeit und Aufmerksamkeit" zu den zentralen Marktkriterien der Zukunft erklärt. Um diese knappen Ressourcen konkurrieren nun also Warenwelt und Freizeitindustrie, Beruf und Familie. Allen Ansprüchen - ob denen anderer oder unseren eigenen - können wir unmöglich gerecht werden. Unweigerlich hinken wir hinterher, kommen zu spät, versäumen. Während unsere Lebenserwartung stetig steigt, erweisen sich Ziele und Verbindlichkeiten als immer kurzlebiger - ob Partnerschaft, Arbeitsplatz oder Rente. „DieZeitwahrnehmung hat ihre Zukunftsorientierung verloren und betont nun Diskontinuitäten und Unsicherheiten", sagt der Soziologe Hanns-Georg Brase. Wo nicht mehr alles zu seiner Zeit, sondern immer mehr zugleich geschieht, wird Zeitmanagement zu einem permanenten Balanceakt. Unerwartetes kollidiert mit Plänen, Dringliches mit Prioritäten, Arbeit mit Privatem. So versucht der Mensch, der mit der Zeit geht, seinen persönlichen Zeiteinsatz zu optimieren wie den der Maschinen, wenn nötig auch auf Kosten eigener Bedürfnisse: Wir schlafen im Durchschnitt eine halbe Stunde weniger als noch vor 20 Jahren, schlucken immer mehr Grippemittel, Wachmacher und Antidepressiva. Der flexible Mensch ist immer auf „Stand-by" - allzeit bereit. Um Zeit zu gewinnen, macht er weniger Pausen, erledigt nicht mehr eins nach dem anderen, sondern vieles zugleich: mailen, simsen, essen, telefonieren, das Kind stillen. Die Mehrfachtätigkeit ist zum Epochenmerkmal geworden. ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 17 ! Name: Schreiben insgesamt 90 Minuten Aufgabe 2 | Thema C | Blatt 3 15 Punkte Der Versuch, mehrere Dinge gleichzeitig zu bewältigen, scheitert allerdings an unserer begrenzt verfügbaren Aufmerksamkeit. Durch einen allzu raschen Wechsel bleibt nicht nur weniger im Gedächtnis hängen, es geht auch Zeit verloren. Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass der Versuch, einen Bericht zu schreiben und zwischendurch immer wieder E-Mails zu beantworten, 50 Prozent länger dauert, als beides nacheinander zu erledigen. Der Dauerbetrieb behindert außerdem einen kreativen Prozess: Erst wenn wir eine Pause einlegen, uns abwenden von der Welt, uns uns selbst überlassen, führt das Gehirn Probehandlungen aus, vernetzt sich, stellt Neues zusammen. Dann kommt es vielleicht zu einem unerwarteten Geistesblitz. Das allerdings setzt Geduld voraus. Aber warten? Eine Stunde, ohne etwas Bestimmtes zu tun? Für viele eine quälende Vorstellung, vergeudete Zeit, Stillstand. Sofort suchen sie nach neuer Beschäftigung und setzen damit die Zeit wieder in Bewegung: surfen, chatten, spielen, fernsehen. Doch ausgerechnet der ständige Versuch, sie zu vertreiben, vermehrt die Langeweile - das „Langeweile-Paradox". Durch Medien, Events und den Konsum von Gütern ist ständig etwas los, überall wird Vergnügen und Außergewöhnliches geboten. Das Gegenteil fällt dann natürlich umso mehr auf. Und wenn man überall Neues findet, wird man des Alten schnell überdrüssig. So überträgt sich die Steigerungslogik der Wirtschaft auch auf die persönliche Glückssuche. Und sogar auf unsere Sinneswahrnehmung: Was früher als Lärm galt, wird von Jüngeren nur noch als laut empfunden; was einst rasante Filmmontage war, ist heute Nachrichtenformat. Nur noch starke Stimuli kommen an, weil das Gehirn die Reizschwellen heraufgesetzt hat. Die Vertreibung der Langeweile beginnt schon im Kindesalter. Es gibt aber bereits eine Gegenbewegung, eine Suche nach einem anderen Verhältnis zur Zeit: Rück-Besinnung auf traditionelle Werte, Entschleunigung statt „Turbo-Kapitalismus". Bestseller wie Simplify your Life, Anleitung zum Müßiggang oder die Entdeckung der Faulheit verdrängen Ratgeber für ein erfolgreiches Zeitmanagement. Ihre Leser suchen Klarheit und Sinn statt einer noch effizienteren Terminplanung. Der Medienwissenschaftler Peter Glotz sieht darin Vorboten eines„Paradigmas der Langsamkeit": Nachdenklichkeit statt Geschwindigkeit, Bescheidenheit statt Gewinnsucht, Familienorientierung statt Leistungswettbewerb. Formuliert würden die neuen Ziele von einer wachsenden Zahl arbeitsloser oder ausgestiegener Akademiker, denen sich auch die klassische Unterschicht anschließen werde. Auf der anderen Seite stünden jene, die schnell, mobil und flexibel lebten - die immer mehr Geld, aber immer weniger Zeit hätten. Zwischen diesen beiden Polen der beschleunigten Gesellschaft drohe, so Glotz, eine Spaltung: „Die früheren Industriegesellschaften werden vorübergehend durch heftige Kulturkämpfe zwischen Be- und Entschleunigern erschüttert werden." [aus einer deutschen Fachzeitschrift] ÖSD Zertifikat C1 s | Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 18 :@.......: 1. Lesen Aufgabe 1 5 Punkte Nummer 1 2 3 4 5 Lösung B A A C B Auswertung (siehe Auswertungsbogen): maximale Anzahl richtiger Lösungen: 5 • maximale Punktezahl: 5 Anzahl richtiger Lösungen 5 4 3 2 1 0 Punkte 5 4 3 2 1 0 Aufgabe 2 5 Punkte Nummer 1 2 3 4 5 Lösung F G H E D Auswertung (siehe Auswertungsbogen): maximale Anzahl richtiger Lösungen: 5 • maximale Punktezahl: 5 Anzahl richtiger Lösungen 5 4 3 2 1 0 Punkte 5 4 3 2 1 0 Aufgabe 3 5 Punkte Nummer 1 2 3 4 5 Lösung D F A E C Auswertung (siehe Auswertungsbogen): maximale Anzahl richtiger Lösungen: 5 • maximale Punktezahl: 5 Anzahl richtiger Lösungen 5 4 3 2 1 0 Punkte 5 4 3 2 1 0 Aufgabe 4 5 Punkte Nummer 1 2 3 4 5 Lösung als denen gehen steht / bürgt gerecht Nummer 6 7 8 9 10 Lösung hat/führt da / weil / nachdem holt fällt/trifft setzen Nummer 11 12 15 Lösung zählt Interesse Nutzen / Nützen / Ergreifen an führen / weihen Auswertung (siehe Auswertungsbogen): maximale Anzahl richtiger Lösungen: 15 • maximale Punktezahl: 5 Hinweis: Hier nicht angeführte Lösungen, die jedoch sinngemäß passend und grammatikalisch korrekt sind, werden ebenfalls als richtig gewertet. Bei orthografischen Fehlern ist Folgendes zu beachten: Wenn das Wort durch die abweichende Schreibweise keine andere Bedeutung erhält, werden auch Lösungen mit orthografischen Fehlern als richtig gewertet. Dies betrifft Doppelkonsonanten/-vokale, k-ck und s-ß, Dehnung, Groß-/Kleinschreibung sowie gleich oder ähnlich klingende Laute (möglich bei: ai-ei, ä-e, v-f, d-tnicht bei: a-ä, o-ö, u-ü). Lösungen mit hinzugefügten oder fehlenden Buchstaben gelten als falsch, sofern diese nicht den genannten Kategorien zugeordnet werden können. Anzahl richtiger Lösungen 15 14-12 11-9 8-6 5-3 2-0 Punkte 5 4 3 2 1 0 ÖSD Zertifikat C1 s | Lösungen und Bewertung Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 19 2. Hören Aufgabe 1 10 Punkte Nummer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Lösung C A C B A A B C C c Auswertung (siehe Auswertungsbogen): maximale Anzahl richtiger Lösungen: 10 • maximale Punktezahl: 10 Hinweis: Wenn bei einem Item mehr als 1 Kreuz = Antwort falsch = 0 Punkte für dieses Item. Anzahl richtiger Lösungen 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Punkte 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Aufgabe 2 10 Punkte Nummer 1 2 3 4 5 Lösung Erstsprache / Muttersprache Dialekt Geburt ergänzt kognitiver Nummer 6 7 8 9 10 Lösung abgeschnitten / nicht (mehr) unterstützt /kaum (mehr) unterstützt Zweitsprache / Fremdsprache Halbsprachigkeit / Semilingualismus abstrakter Defizite Auswertung (siehe Auswertungsbogen): maximale Anzahl richtiger Lösungen: 10 • maximale Punktezahl: 10 Hinweis: Die Notiz muss sinnvoll ergänzt werden und die Lösung inhaltlich passend sein. Orthografie- und Grammatikfehler werden nicht bewertet. Auch andere Lösungen als die hier genannten werden als richtig gewertet, wenn sie inhaltlich identisch (Synonyme) sind. Anzahl richtiger Lösungen 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Punkte 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Bestehensgrenzen LESEN HÖREN Lesen insgesamt: maximal 20 Punkte Bestehensgrenze: mindestens 10 Punkte Hören insgesamt: maximal 20 Punkte Bestehensgrenze: mindestens 10 Punkte Weniger als 10 Punkte: gesamte schriftliche Prüfung nicht bestanden! Weniger als 10 Punkte: gesamte schriftliche Prüfung nicht bestanden! ÖSD Zertifikat C1 s | Lösungen und Bewertung Modellsatz | Vers. 2.0 © ö s d 20