I Fremdsprachendidaktik als Theorie und Disziplin Mager, Karl Wilhelm Eduard (1840): Die modernen Humanitätsstudien. Erstes Heft. Die moderne Philologie und die deutschen Schulen. [Neue Ausgabe 1844.] Mager, Karl Wilhelm Eduard (1843): Die modernen Humanitätsstudien. Zweites Heft. Über Wesen, Einrichtung und pädagogische Bedeutung der schulmäßigen Studiums der neueren Sprachen und Litteraturen und die Mittel ihm aufzuhelfen. Zürichs Mager, Karl Wilhelm Eduard (1846): Die modernen Humanitätsstudien. Drittes Heft. Die genetische Methode des schulmäßigen Unterrichts in fremden Sprachen und Litteraturen nebst Darstellung und Beurtheilung der analytischen und synthetischen Methoden. Dritte Bearbeitung. Zürich. Mager, Karl Wilhelm Eduard (1851): Der schulmäßige Unterricht in fremden Sprachen nach genetischer Methode. In: Adolph Diesterweg (Hrsg.): Wegweiser zur Bildung für deutsche Lehrer. Essen, 492-566. Münch, Rudolf. (1936): Die dritte Reform des neusprachlichen Unterrichts. Idee und Gestalt, Grundfragen und Grundsätze. Frankfurt a. M. Piepho, Hans-Eberhard (1974): Kommunikative Kompetenz als übergeordnetes Lernziel im Englischunterricht. Dornburg-Frickhofen. Richert, Hans (Hrsg.) (1925): Richtlinien für die Lehrpläne der höheren Schulen Preußens. Berlin. Schön, Eduard (1931): Bildungsaufgaben des französischen Unterrichts. Leipzig. Schröder, Konrad (1984): Wilhelm Vietor, „Der Sprachunterricht muß umkehren". Ein Pamphlet aus dem 19. Jahrhundert neu gelesen. München. Wendt, Gustav (1892): England. Seine Geschichte, Verfassung, staatlichen Einrichtungen. Leipzig. * Herbert Christ 3 Die Bezugsdisziplinen der Fremdsprachendidaktik Wie andere Wissenschaftsdisziplinen auch bewegt sich die Fremdsprachendidaktik in einem Netz aus Bezugswissenschaften. Zu welchen Disziplinen in der fremdsprachendidaktischen Theoriebildung explizit oder implizit Bezüge hergestellt werden, ist sehr stark durch das wissenschaftstheoretische Selbstverständnis des jeweiligen Didaktikers bzw. der didaktischen Schule bestimmt. Wie alle didaktischen Disziplinen stehen die einzelnen fremdsprachlichen Fachdidaktiken und somit auch die Fremdsprachendidaktik als Vermittlungswissenschaften in einem besonderen Verhältnis zu ihren mit dem Vermittlungsgegenstand befassten Fachwissenschaften auf der einen und zu weiteren mit Vermittlungsprozessen befassten Wissenschaften auf der anderen Seite. Bezüglich der korrespondierenden Fachwissenschaften lässt sich eine Reihe von konsensfähigen Wissenschaftsdisziplinen klar benennen. Sie beziehen sich im Wesentlichen auf die im Fremdsprachenunterricht zu vermittelnden Inhalte (Sprache - Linguistik; Literatur - Literaturwissenschaft; Landeskunde/Kultur - Kulturwissenschaft). Wichtige mit Lehr-Lernprozessen befasste Bezugswissenschaften sind die Psychologie und die Pädagogik. Dabei ist auffällig, dass in der Mehrzahl der auf einzelne Fremdsprachen oder auf Fremdsprachenunterricht generell bezogenen, komplexeren fach-didaküschen bzw. bereichsdidaktischen Monografien oder Sammelbände der letzten 22 3 Die Bezugsdisziplinen der Fremdsprachendidaktik Jahre große Übereinstimmung in der Nennung der fachwissenschaftlichen Disziplinen herrscht. Ebenso auffällig ist, dass nur in einem Teil der Publikationen pädagogische Disziplinen als Bezugswissenschaften genannt werden. Im Folgenden sind die wichtigsten Bezugsdisziplinen im Überblick dargestellt. Linguistik Die Linguistik beschreibt Sprache als ein System menschlicher Kommunikation. Die Systemlinguistik unterscheidet dabei verschiedene Gebiete. Kernbereiche sind die Phonetik, die Phchiologie, die Morphologie, die Syntax und die Semantik. Neben der systemischen Linguistik, die die Grundlage für Beschreibungen des Sprachsystems darstellt, ist vor allem die Linguistik der Sprachverwendung für die Fremdsprachendidaktik von Bedeutung. Die Angewandte Linguistik spielte über viele Jahre für die Fremdsprachendidaktik eine zentrale Rolle. In historischer Perspektive lassen sich verschiedene Konzepte der Sprachbeschreibung unterscheiden. Die wichtigsten sind die Systemlinguistik Ferdinand de Saussures, der europäische und der amerikanische Strukturalismus, Chomskys Generative Transformationsgrammatik, die kognitiven Modelle der 1970er Jahre, die Soziopragmatik und die Univcrsalienforschung. Alle diese Konzepte hatten und haben unterschiedlich starken Einfluss auf die Fremd-sprachendidaktik(en). Zwei wichtige Beseiche der Linguistik, Äe einen großen Anteil an der Entwicklung des kommunikativen Fremdsprachenunterrichts hatten, sind die Pragmatik (Sprachverwendung) und die Soziolinguistik, die untersuchen, wie Sprache in spezifischen sozialen Kontexten funktioniert. Eine weitere Teildisziplin der Linguistik ist die Zweitsprachenerwerbsforschung. Diese Disziplin befasst sich mit der Frage, wie Menschen eine andere als ihre erste Sprache in ungesteuerten, außerschulischen Kontexten erlernen. Die besonders in den 1960er Jahren forcierte Annahme, dass die Linguistik alleinige tragfähige Grundlage eines geschlossenen und vollständigen Didaktikkonzeptes für den Fremdsprachenunterricht bilden könne, hat sich jedoch als Trugschluss herausgestellt. Die Gründe liegen in der komplett unterschiedlichen Ausrichtung der beiden Wissenschaftsdisziplinen. Geht es der Linguistik in erster Linie um Beschreibung von Sprache als System, so gehl es der Fremdsprachendidaktik um die Beschreibung von Sprache als Lehr- und Lerngegenstand (vgl. z.B. Hüllen 1987: 17). Literaturwissenschaft Gegenstand der Literaturwissenschaft ist die Auseinandersetzung mit literarischen » Texten verschiedener Genres (z.B. Roman, Gedicht, Drama) als Formen menschlicher Kommunikation. Sie untersucht die Beziehungen und Auseinandersetzungsprozesse zwischen Autor, Text und Leser ebenso wie die Frage nach dem historischen Kontext und der Rolle des verwendeten Codes. Dabei bedient sich die Literaturwissenschaft verschiedener Methoden, die jeweils eines der konstitutiven Elemente literarischer Prozesse stärker in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen: den Autor (biografische und psychoanalytische Ansätze), den Text (New Criticism), den Code (Strukturalismus 23 I Fremdsprachendidaktik als Theorie und Disziplin und Dekonstruktivismus), den Leser (leserorientierte Ansätze) oder den Kontext (postkoloniale, feministische und kulturwissenschaftliche Ansätze). Es sind vor allem die leserorientierten Ansätze (z.B. reader-response criticism), die neben der Frage nach der Textauswahl (Kanon) für den Fremdsprachenunterricht wichtig sind. Traditionell spielte und spielt die literaturwissenschaftliche Bildung im Rahmen der (Gymnasial-) Lehrerausbildung eine große Rolle, so dass literaturwissenschaftliche Ansätze einen breiten Raum auch in der fachdidaktischen Diskussion und somit auch im Selbst- und Berufsverständnis vieler Fremdsprachenlehrer einnehmen. Kulturwissenschaft Der Kenntnis von Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur der Zielsprachenländer wurde im Rahmen der sogenannten Landeskunde im Fremdsprachenunterricht schon immer große Bedeutung beigemessen. Der Begriff ,Landeskunde' wurde dabei um 1870 mit der Hinwendung der Neuphilologien zur Realienkunde geprägt. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Landeskunde aufgrund ihrer Diskreditierung durch nationalistische Ausrichtungen in universitärer Lehrerbildung und Schule an Bedeutung. Erst in den 1970er und 1980er Jahren entwickelten sich parallel zur Landeskunde neue kulturwissenschaftliche Ansätze. Die Kulturwissenschaften (z.B. die British Cultural Studies) sind interdisziplinär ausgerichtet und integrieren Disziplinen wie Geschichte, Politik, Kunst oder auch die Anthropologie. Sie beschäftigen sich mit den unterschiedlichen kulturellen Phänomenen der einzelnen Kulturen und gehen der Frage nach, wie deren kulturelle Bedeutung in den jeweiligen Kontexten transportiert wird. Auf der Basis eines veränderten Kulturbegriffes setzen sich die Kulturwissenschaften nicht nur mit Phänomenen der sogenannten ,Hochkultur' auseinander, sondern zunehmend auch mit Erscheinungen der Alltagskultur. Dies schließt auch die Frage ein, wie kulturelle Repräsentationen, auch populärwissenschaftliche, durch die Bereiche race, gender und dass in den jeweiligen Kulturen geprägt sind und welche Rolle die historische Entwicklung in der jeweiligen Fragestellung spielt. So leisten die Kulturwissenschaften einen wichtigen Beitrag für den zielgerichteten Erwerb einer interkulturellen Kommunikationsfähigkeit, die die Zusammenschau von Sprache und Kultur erfordert. Psychologie Psychologisch fundierte Lerntheorien beschreiben, wie und warum Menschen lernen, z.B. werden hier die unterschiedlichen Lernformen und Lernstile von Menschen beschrieben. Dieser Bereich ist für die Fremdsprachendidaktik natürlich von besonderer Bedeutung, da Lehrende sich sowohl der unterschiedlichen Lernformen, Lernstile wie auch der Lernstrategien der Lernenden bewusst sein müssen, um das Sprachlernangebot für den individuellen Lerner optimal zu gestalten. Gleiches gilt für andere für das Erlernen von Sprachen relevante Bereiche der Psychologie, die z.B. die Frage nach der Motivation der Lernenden oder den Bezug zwischen Alter, Geschlecht, Vorwissen und Identität der Lerner in den Blick nehmen. Viele Methoden des Fremdsprachenunterrichts lassen sich direkt auf psychologische Theorien allgemein und auf Lerntheorien 24 3 Die Bezugsdisziplinen der Fremdsprachendidaktik im Besonderen zurückführen. So hatten in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg besonders behavioristische Lerntheorien großen Einfluss auf das Fremdsprachenlernen (z.B. Audiolinguale Methode, Audiovisuelle Methode), während heute besonders konstruktivistische Ansätze großen Einfluss auf das Verständnis und die Gestaltung von Fremdsprachenlernprozessen haben. Pädagogik/Erziehungswissenschaft/Bildungswissenschaft Da sich die Fremdsprachendidaktik primär mit dem institutionalisierten Lehren und Lernen von Sprachen befasst, bietet sich eine enge Kooperation mit den pädagogischen Wissenschaften, und dort ganz besonders mit didaktischen Disziplinen an. Als relevante pädagogische Disziplinen sind dabei in erster Linie die Pädagogik/ Erziehungswissenschaft/Bildungswissenschaft und die Allgemeine Didaktik einzuordnen. Allerdings ist es nicht einfach, eine eindeutige Struktur oder Hierarchie der pädagogischen Bezugsdisziplinen bzw. deren Verhältnis zueinander und zur Fremdsprachendidaktik auszumachen. Die Begriffe ,Pädagogik', Erziehungswissenschaft' und ,Bildungswissenschaft' werden derzeit relativ unsystematisch gebraucht und nicht trennscharf voneinander abgegrenzt. Die Verwendung der Begrifflichkeiten ist dabei primär historisch bedingt. ,Pädagogik' (von griechisch raxiöeia paideia = ,Erziehung', ,Bildung' bzw. jraig pais - ,Knabe', ,Kind' und griechisch dyav agein - ,führen') ist die traditionelle Bezeichnung. In den 1960er Jahren begann sich der Begriff .Erziehungswissenschaft' durchzusetzen. Seit der Etablierung der empirischen Bildungsforschung gegen Ende des 20. Jahrhunderts wird gelegentlich der Begriff,Bildungswissenschaft' bevorzugt. In jedem Falle stellt die Pädagogik eine wichtige Berufswissenschaft von Lehrern dar, die, unabhängig von der gewählten fachwissenschaftlichen Orientierung des Lehramtsstudiums, Grundeinsichten in pädagogische Zusammenhänge vermittelt. Aufgabe der Pädagogik ist es, pädagogische Wirklichkeiten wissenschaftlich zu analysieren und sich mit Problemen von Erziehung, Bildung, Sozialisation und Entwicklung auseinanderzusetzen. Dabei wurde der ursprüngliche Fokus auf Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen (Vorschulpädagogik, Schulpädagogik etc.) gesetzt. Die Schulpädagogik ist somit die pädagogische Disziplin, die sich den Besonderheiten von Erziehung, Bildung, Sozialisation und Entwicklung in der Institution Schule widmet. Später wurde der Pädagogikbegriff sukzessive erweitert, so dass sich ein ganzes Spektrum pädagogischer Disziplinen etablierte. Zu den wichtigsten gehören die Allgemeine oder Systematische Pädagogik, die Historische Pädagogik, die Vergleichende Pädagogik, Bildungstheorie und Bildungsforschung, die Erwachsenenpädagogik, die Sozialpädagogik, die Sexualpädagogik sowie die Sonder-, Heil- und Förderpädagogik. Allgemeine Didaktik Die Allgemeine Didaktik wird häufig als Teildisziplin der Pädagogik angesehen. Unstrittig ist, dass auch die Fremdsprachendidaktik eine didaktische Disziplin darstellt. Allerdings gibt es gerade im Bereich der didaktischen Disziplinen große terminologische und inhaltliche Divergenzen. Aus diesem Grunde erscheint es zunächst notwen- 25 I Fremdsprachendidaktik als Theorie und Disziplin dig, die Stellung der Fremdsprachendidaktik im System unterschiedlicher Didaktiken zu beschreiben. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass Didaktisches (dem Wesen nach verstanden als Abkürzung natürlicher Lernprozesse) bereits in den frühesten Urgesellschaften mit der Weitergabe verallgemeinerter gesellschaftlicher Erfahrung im gemeinsamen Tun von älterer und jüngerer Generation seinen Ursprung haben dürfte (vgl. Klingberg 1976: 53f.), ist die Didaktik eine relativ junge Wissenschaftsdisziplin. Jan Arnos Komens-ky (Comenius; 1592-1670) gilt gemeinhin als Begründer der Didaktik als Wissenschaft, die in den folgenden Jahrhunderten bis in die Gegenwart eine reiche Theorieentfaltung erfuhr. All die unterschiedlichen Ansätze und Modelle spiegeln unterschiedliche Interpretationen dessen, was Didaktik ausmacht, wider. Schon das Verständnis des Begriffes ,Didaktik' (von griechisch öiö&oxeiv didäskein = Jehren', ,unterweisen', .unterrichten', ,bilden) ist sehr facettenreich. So wurde und wird Didaktik verstanden als Wissenschaft vom Lehren und Lernen allgemein (weites Didaktikverständnis), als Theorie der Bildungsinhalte bzw. -kategorien, als Theorie der Steuerung von Lernprozessen oder als Wissenschaft vom Schulunterricht (enges Didaktikverständnis) (vgl. Beckmann 1991: 674). Aus diesen heterogenen Grundverständnissen heraus entwickelten sich bis in die Gegenwart über 40 Ansätze und Modelle (vgl. Krön 2004: 68). Dabei hat es sich eingebürgert, Didaktiken, die sehr stark von speziellen Bedingtheiten des institutionellen Lernens und Lehrens abstrahieren, als Allgemeine Didaktiken' zu bezeichnen. Darüber hinaus hat sich eine Reihe von Didaktiken etabliert, die ihre Gegenstandsfelder in Abgrenzung zu Allgemeinen Didaktiken stärker konkretisieren. Die Eingrenzung des Gegenstandsfeldes ist dabei mit dem Fokus auf eine Schulart (z.B. Hauptschuldidaktik), eine Schulstufe (z.B. Primarstufendidaktik), einen besonderen Aufgabenbereich (z.B. Fremdsprachendidaktik) oder ein Schulfach (z.B. Biologiedidaktik) erfolgt. Die Fremdsprachendidaktik wäre somit aufgrund ihrer Abstraktion von den (auch in Schulfächern manifestierten) Einzelsprachen als Bereichsdidaktik zu definieren. Dabei muss konstatiert werden, dass der Charakter der Beziehungen der unterschiedlichen didaktischen Disziplinen zueinander wissenschaftstheoretisch noch weitgehend ungeklärt ist. Dies trifft auch auf das Verhältnis der fremdsprachlichen Fachdidaktiken zur Fremdsprachendidaktik als Bereichsdidaktik zu. Als besonders problematisch muss das Verhältnis von Allgemeiner Didaktik und Fremdsprachendidaktik(en) herausgestellt werden. In den 1980er Jahren kam der Dialog zwischen diesen didaktischen Disziplinen weitestgehend zum Erliegen. Die Ursachen dafür sind zum einen in der Geschichte der fremdsprachlichen Fachdidaktiken zu suchen. In der Phase der institutionellen Etablierung der Fremdsprachendidaktiken (in etwa in den 1960er Jahren) bestand, bedingt durch deren hochschulorganisatorische Verortung, die Gefahr der Vereinnahmung der Fremdsprachendidaktiken durch die Erziehungswissenschaften, in deren Folge es zum weitgehenden Abbruch jeglicher Kommunikation und Kooperation kam (vgl. u.a. Hellwig/Keck 1988). Verstärkt wurde diese Tendenz zum anderen durch die ressourcenbündelnde intensive Auseinandersetzung der Fremdsprachendidaktik mit der Linguistik. Umgekehrt hielt 26 3 Die Bezugsdisziplinen der Fremdsprachendidaktik sich auch das Interesse der Allgemeinen Didaktik an den Fachdidaktiken in deutlich erkennbaren Grenzen. Den interdisziplinären Dialog in Forschung und Lehre wieder aufleben zu lassen, ist heute ein Desiderat erster Ordnung. Dabei erscheint die Revitalisierung der interdisziplinären Kommunikation und Kooperation nicht nur dringend nötig, sondern auch möglich, teilen doch alle didaktischen Disziplinen primär ein gleiches Interesse: institutionalisierte Lehr-Lernprozesse (Unterricht) zu erforschen und daraus reflektierend normative Aussagen für die Planung und Gestaltung derselben abzuleiten. Aus diesem gemeinsamen Interesse ergibt sich ein disziplinübergreifender Aufgabenkatalog der didaktischen Disziplinen. Zu den disziplinübergreifenden Aufgaben der Didaktiken gehören ► die Ermittlung und Beschreibung der Ziele von Lehr-Lernprozessen (Unterricht), ► die Diskussion und begründete Auswahl der Inhalte, ► die Erforschung und Darstellung angemessener Vermittlungsverfahren, ► die Erforschung und Darstellung angemessener Medien und ► die Verarbeitung der gewonnenen Erkenntnisse in Curricula und exemplarischen Lehr-Lern-Seguenzen (Unterrichtsseguenzen). Qualitative Unterschiede in den Aufgaben kommen lediglich durch die verschiedenen Gegenstandsfelder der didaktischen Disziplinen zustande: Allgemeine Didaktik -Schulunterricht im Allgemeinen, Schulartdidaktik - Unterricht an einer Schulart, Stufendidaktik - Unterricht an einer Schulstufe, Bereichsdidaktik - Unterricht in einem Aufgabenbereich, Fachdidaktik - Unterricht in einem Schulfach. Da die verschiedenen didaktischen Disziplinen auf unterschiedlichen Abstraktionsebenen und mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen in Bezug auf die pädagogischen Wirklichkeiten arbeiten, wären Austausch und Kooperation auf dem Gebiet der Forschung und der Lehre sinnvoll und förderlich. Hier liegt sicher ein nicht zu unterschätzendes Entwicklungspotenzial für alle didaktischen Disziplinen gleichermaßen. Literatur Bausch, Karl-Richard/Christ, Herbert/Krumm, Hans-Jürgen (42003): Fremdsprachendidaktik und Sprachlehrforschung. In: Karl-Richard Bausch/Herbert Christ/Hans-Jürgen Krumm (Hrsg.): Handbuch Fremdsprachenunterricht. Tübingen/Basel,1 -9. Beckmann, Hans-Karl (1991): Fachdidaktik, Bereichsdidaktik, Stufendidaktik. In: Leo Roth (Hrsg.): Pädagogik. Handbuch für Studium und Praxis. München, 674-688. Hellwig, Karlheinz/Keck, Rudolf W. (1988): Englisch-Didaktik zwischen Fachwissenschaft und Allgemeiner Didaktik. Interdisziplinäre Kooperation auf dem Prüfstand. Hannover. Hüllen, Werner (1987): Englisch als Fremdsprache. Beiträge zur Theorie des Englischunterrichts an deutschen Schulen. Tübingen. Keck, Rudolf W. (22004): Schulpädagogik. In: Rudolf W. Keck/Uwe Sandfuchs/Bernd Feige (Hrsg.): Wörterbuch Schulpädagogik. Bad Heilbrunn, 425-426. Klingberg, Lothar (1976): Einführung in die Allgemeine Didaktik. Vorlesungen. Berlin. Krön, Friedrich W. (42004): Grundwissen Didaktik. München. Frank Haß 27