49151. Das Deutsche in der Schweiz sität Halle. Hg. von Eva Maria Krech. Hanau/ Halle (ϭ Hallesche Schriften zur Sprechwissenschaft und Phonetik 3), 381Ϫ406. Ϫ (1999a): Die Beurteilung von standardsprachlichen Varietäten der deutschen Sprache und das Problem von Sprache und Identität. In: Das multikulturelle Europa. Akten der XXIV. internationalen Tagung deutsch-italienischer Studien. Meran, 233Ϫ261. Ϫ (1999b): Die Entwicklung der deutschen Schriftsprache vom 16. bis 18. Jahrhundert unter dem Einfluss der Konfessionen. In: Studien des Instituts für die Kulturen der deutschsprachigen Länder (Tokio) 17, 1Ϫ15. 51. Das Deutsche in der Schweiz 1. Einleitung 2. Allgemeine Charakteristika der Situation 3. Hochdeutsch in seiner Schweizer Form 4. Einstellungsprobleme Ϫ Hochdeutsch als vermeintliche ,Fremdsprache‘ 5. Schlussfolgerungen 6. Literatur in Auswahl 1. Einleitung Die Schweiz ist ein mehrsprachiger Staat, dessen Sprachenvielfalt durch die Verfassung geregelt ist: Art. 116 der schweizerischen Bundesverfassung hält im 1. Abschnitt fest: „Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch sind die Landessprachen der Schweiz.“ Und in einer Verfassungsänderung, die 1996 in einer Volksabstimmung gutgeheissen wurde, wird dieser ,Sprachenartikel‘ in Abschnitt 2 ergänzt mit dem Auftrag zur Förderung der Verständigung zwischen den Landesteilen: Art. 116/2: „Bund und Kantone fördern die Verständigung und den Austausch unter den Sprachgemeinschaften.“ Laut der letzten Volkszählung (1990) geben von den Einwohnern der Schweiz 4.374.694 / 63,6% (1980, 65,0%) Deutsch als Hauptsprache an, Französisch 1.321.695 / 19,2% (1980, 18,4%), Italienisch 524.116. / 7,6% (1980, 9,8%), Rätoromanisch 39.632 / 0,6% (1980, 0,8%) und eine andere Sprache, also eine Nicht-Landessprache 613.550 / 8,9% (1980, 6,0%) (vgl. zu den Sprachenverhältnissen in der gesamten Schweiz: Bickel/Schläpfer (Hg.) 1994, 25ff.; Camartin 1982, 303ff.; DürϪ (2000): Nation und Sprache in Österreich. In: Gardt, Andreas (Hg.): Nation und Sprache. Die Diskussion ihres Verhältnisses in Geschichte und Gegenwart. Berlin/New York, 525Ϫ562. Ϫ (2000a): Zum „österreichischen Wörterbuch“. Aus Anlaß der 38. neubearbeiteten Auflage. In: ZGL 28, 41Ϫ64. Wolf, Norbert Richard (1994): Österreichisches zum österreichischen Deutsch. In: Zeitschrift für Dialektologie und Linguistik 61, 66Ϫ76. Wollmann, Franz (1948): Die Sprache des Österreichers. In: Erziehung und Unterricht. Österreichische pädagogische Zeitschrift, 345Ϫ366. Peter Wiesinger, Wien (Österreich) müller 1996, 9ff. Ϫ Kurze historische Überblicke sind greifbar mit: Haas 1982, 71ff.; 1992, 312ff.; Sonderegger 1991, 13ff.). In der deutschen Schweiz wird deutsch gesprochen und geschrieben; wer jedoch die Deutschschweiz von Besuchen her kennt, weiss, dass längst nicht alles, was gesprochen wird, für deutsche Ohren verständlich klingt Ϫ und auch beim Lesen fallen Eigenheiten auf. Trotzdem ist Deutsch, wie es in der Schweiz geschrieben wird, für den gesamten deutschsprachigen Raum verständlich. Das belegt nicht zuletzt die reiche Literatur aus der Deutschschweiz (vgl. dazu für die neuere Zeit die „Geschichte der deutschsprachigen Schweizer Literatur im 20. Jh.“ (1991), wo die literarische Situation mit einem „Blick aus der Fremde“ (S. 9) umfassend dargestellt wird). Die Deutschschweiz gehört zum deutschsprachigen Kulturraum und hält neben wirtschaftlichen auch enge kulturelle Kontakte zu den anderen deutschsprachigen Ländern, vor allem zur Bundesrepublik Deutschland. Trotzdem unterscheidet sich die Sprachsituation markant von derjenigen der anderen deutschsprachigen Gebiete: „Wir sind zweisprachig innerhalb der eigenen Sprache“ formuliert ebenso kurz wie treffend der Deutschschweizer Schriftsteller Hugo Loetscher (Loetscher 1986, 28). Diese Situation der ,inneren Zweisprachigkeit‘ zeigt neben allgemeinen Charakteristika (vgl. 2. und 3.) auch spezifische Merkmale und Probleme (4.), denen sich 492 VII. Linguistische Gegenstände V: Sprachliche Varietäten des Deutschen die Deutschschweizer Sprachgemeinschaft gegenüber sieht und die nach eigenen Schlussfolgerungen rufen (5.). 2. Allgemeine Charakteristika der Situation Auffälligstes Merkmal der Deutschschweizer Sprachsituation ist die ständige Präsenz zweier Varietäten der deutschen Sprache: das Schweizer Hochdeutsch als Standardsprache und die Deutschschweizer Dialekte oder Mundarten (beide Begriffe sind in der Deutschschweiz ohne Bedeutungsunterschiede geläufig). Letztere werden oft als ,Schweizerdeutsch‘ oder ,Schwyzerdütsch‘ (,Schwyzertü[ü]tsch‘) bezeichnet Ϫ ein Sammelname für eine Vielfalt von unterschiedlich kleinräumigen regionalen Sprachvarietäten der Deutschschweiz, die im mündlichen Verkehr Verwendung finden. Die ,Romands‘ (die französischsprachigen Schweizer) bezeichnen oft die Deutschschweizer Mundarten gesamthaft als ,le Schwyzertütsch‘ (vgl. „Le Schwyzertütsch. 5e langue nationale?“ 1981), ebenso ist der Begriff im deutschsprachigen Ausland geläufig. Die gegenwärtig wirksamen Ausgleichstendenzen zwischen den einzelnen Dialekten gehen auch dahin, dass viele Zürcherinnen und Zürcher ihren Dialekt vermehrt als ,Schwyzertütsch‘ denn als ,Züritütsch‘ bezeichnen. Das hängt mit der überaus mächtigen Stellung Zürichs zusammen: Ein Viertel der gesamten Deutschschweizer Bevölkerung wohnt in der Agglomeration Zürich. Das Nebeneinander von Mundarten und Standardsprache ist tatsächlich im Wortsinn zu verstehen: Auf der einen Seite stehen Mundarten Ϫ nicht eine Mundart, auch wenn die jüngere sprachgeschichtliche Entwicklung in der Deutschschweiz markante lokale Unterschiede eingeebnet hat und eine starke Tendenz zur Entwicklung von grossräumigeren Mundarten zu erkennen ist; auf der anderen Seite steht die Standardsprache. Der Deutschschweizer spricht Mundart oder Standardsprache und jeder Deutschschweizer kann unterscheiden, ob sein Gesprächspartner gerade Mundart oder Standardsprache spricht. Deutschschweizer müssen die Sprachform wechseln, neudeutsch: ,switchen‘. Auch wenn durchaus Unterschiede im code-switching und code-shifting auszumachen sind (vgl. Werlen 1988, 93ff.), ist zumindest von der Einschätzung der Sprecher her ein Bruch zwischen den Sprachformen festzustellen Ϫ nicht ein Kontinuum wie in anderen ober- oder mitteldeutschen Sprachregionen. Das hängt sprachgeschichtlich damit zusammen, dass die Deutschschweiz an der Herausbildung der neuhochdeutschen Standardsprache nicht massgeblich beteiligt war; es dürfte aber ebenso Ϫ wie Haas (1994, 216ff.) nachzeichnet Ϫ mit dem in der Schweiz spezifischen Verhältnis von gesprochener Sprache und Schriftsprache zusammenhängen. Was die Verteilung der beiden Formen Mundarten und Standardsprache betrifft, so ist Ϫ in groben Zügen Ϫ herauszustellen (für Details vgl. Haas 1982, 101ff.; Bickel/Schläpfer (Hg.) 1994, 281ff.; Ris 1979, 41ff.; Sieber/ Sitta 1984, 10ff.; 1986, 16ff.; 1987, 390ff.; Werlen 1983, 1422ff.; 1988, 93ff.): a) In der Deutschschweiz schreibt man Ϫ prinzipiell Ϫ Standardsprache, und man spricht Ϫ ebenso prinzipiell Ϫ die Mundarten. Die unterschiedliche Verwendung von Varianten im mündlichen und schriftlichen Bereich ist denn auch ein Hauptmerkmal der Deutschschweizer Sprachsituation, zu deren Kennzeichnung sich der Terminus mediale Diglossie etabliert hat, der Ϫ in einer Spezifizierung des Fergusonschen Diglossiebegriffs Ϫ auf eine Arbeit von Kolde (1981, 65ff.) zurückgeht. (Vgl. auch Sieber/Sitta 1984, 11; 1986, 20). Einbrüche bei dieser Verteilung gibt es aber auf beiden Seiten: Grundsätzlich wird zwar Hochdeutsch geschrieben, es gibt aber auch dialektales Schreiben Ϫ zumal im privaten Bereich und in emotionalisierten Rubriken der Presse (z. B. Werbung, Gratulation, Kontaktanzeige), ganz abgesehen von Mundartliteratur, die seit alters in der Deutschschweiz eine nicht nur folkloristische Rolle spielt. b) Die Mundarten sind Ϫ unter Deutschschweizern, teilweise sogar gegenüber Ausländern in Erstkontakten Ϫ die unstrittig normale mündliche Sprachform der informellen Situation Ϫ die deutschschweizerische Umgangssprache. Im Gegensatz zu allen anderen deutschsprachigen Gebieten hat sich in der Deutschschweiz zwischen den Mundarten und der Standardsprache keine Umgangssprache entwickelt. Die Mundarten sind tauglich genug, die Funktionen einer Umgangssprache zu übernehmen, und Ausgleichstendenzen zwischen den einzelnen Mundarten unterstützen dies Ϫ ohne allerdings in Richtung eines einheitlichen ,Schweizerdeutsch‘ zu tendieren (vgl. Christen 1997, 346ff., 1998, 239 ff.). Die 49351. Das Deutsche in der Schweiz dialektalen Grossräume in der Deutschschweiz (v. a. Bern, Basel, Luzern, Zürich, Ostschweiz, Graubünden, Wallis) zeigen somit ein weit zäheres Leben, als Prognosen ihnen zubilligen wollten. Jeder Deutschschweizer spricht mit anderen Deutschschweizern Mundart Ϫ und die sprachliche Verständigung ist dabei gewährleistet. Ammon (1995, 294) schlägt zur Kennzeichnung dieser „üblichen Kommunikationsform über die Dialektgrenzen hinweg“ den Terminus „polydialektaler Dialog“ vor. Die Standardsprache ist formellen Situationen und den Kontakten mit Anderssprachigen vorbehalten. c) In unterschiedlicher Weise haben sich für die Wahl der Sprachform in Institutionen typische Traditionen gebildet, die zu einem institutionen-spezifischen Sprachgebrauch geführt haben, welcher seinerseits wiederum weitgehend dadurch bestimmt ist, wie formell bzw. informell das Verhältnis innerhalb der Institution von den Beteiligten gesehen wird; er wird freilich auch durch situative und mediale Faktoren bestimmt. Alle drei Faktoren lassen sich in den Diskussionen um Mundartgebrauch in Schule, Medien und Kirche nachweisen. (Vgl. zur Schule zusammenfassend: Sieber/Sitta 1986; 1989, zu den Medien: Ramseyer 1988, zur Kirche: Rüegger/Schläpfer/Stolz 1996). Entgegen der Meinung vieler spielt der Gegenstand, über den gesprochen wird, keine Rolle. Grundsätzlich lässt sich über jeden Gegenstand in beiden Sprachformen sprechen. Unter diesen Voraussetzungen Ϫ der Möglichkeit einer Wahl, zumindest im mündlichen Bereich Ϫ stellen sich der Verwendung der Standardsprache in spezieller Weise Probleme. Hier ist denn auch in der Deutschschweizer Situation eine brisante Mischung festzustellen, die nicht nur sprachdidaktisch zu Problemen führt (vgl. 4.). 3. Hochdeutsch in seiner Schweizer Form Bundesdeutschen fällt auf, wenn sie in der Schweiz Standardsprache lesen oder hören, dass Unterschiede zwischen dem ,Binnendeutsch‘ (auf die Problematik dieses Begriffs hat Polenz (1990, 19) zu Recht hingewiesen) und der in der Schweiz verwendeten Standardsprache bestehen. Die Unterschiede machen zwar das Verständnis nicht unmöglich, sie können es aber erschweren. Dies haben Deutschschweizer Ϫ wenn auch in spezifischer Weise Ϫ mit den Österreichern gemeinsam (vgl. dazu Art. 50). Das ,Schweizerhochdeutsch‘ wird von Meyer (1989, 14) definiert als „eine Variante der deutschen Standardsprache mit lautlichen, orthographischen, grammatikalischen und Wortschatz-Eigenheiten, die entweder nur in der Schweiz (in der ganzen oder in grossen Teilen) oder darüber hinaus in Teilen des übrigen Sprachgebietes (vor allem in Süddeutschland und Österreich) gelten, aber nicht der (binnendeutschen) Einheitsnorm entsprechen“, während es von Sonderegger (1985, 1930) beinahe schwärmerisch umschrieben wird als „unnachahmliches Kolorit schweizerisch mitgeformter nhd. Standardsprache in allen sprachlichen Teilsystemen, was bis zu einem gewissen Grad selbst in der Duden-Grammatik der zweiten Hälfte des 20. Jh.s angesichts des bedeutenden Beitrags der Schweizer Schriftsteller zur gesamtdt. Literatur als Lizenz oder als schweiz. Norm anerkannt ist.“ Erstmals ist mit Ammon (1995, 251 ff.) eine differenzierte linguistische Auseinandersetzung mit schweizerischen Formen des Hochdeutschen greifbar, die den Versuch unternimmt, Materialien für das Desiderat eines Schweizer Binnenkodexes aus der einschlägigen Literatur zusammenzustellen. Dazu gehören nebst Meyer (1989) und Kaiser (1969/ 1970) der Rechtschreibduden (Duden, Band 1 (Rechtschreibung) 1991; 2000), Bigler u. a. (1987), Schweizer Schülerduden 1 und 2 (1980; 1976), Siebs (1969), Duden, Band Redewendungen (1992), Boesch (1957), Burri u. a. (1993), Hofmüller-Schenck (in Vorb.). Mit seiner Forderung, sich mit „der Plurinationalität des Deutschen wissenschaftlich gründlicher zu befassen“ hat Ammon (1995, V) nicht nur der Diskussion um den Status des Schweizer Hochdeutschen neue Impulse gegeben, sondern mit seiner Arbeit auch das Spannungsfeld der nationalen Zentren des Deutschen deutlicher als bisher ins Bewusstsein gehoben. Dies dürfte gerade für die Schweizer von besonderer Bedeutung sein, sind doch hier das Prestige und der Stellenwert der nationalen Varietät ,Schweizerhochdeutsch‘ auf Grund der starken Stellung der Dialekte keineswegs gesichert, im Gegenteil: Gerade bei der Wahl von Wörtern wird bei vielen Deutschschweizern eine Vermeidungsstrategie sichtbar, die den Texten manchmal genau jenes Kolorit raubt, das sie lebendig 494 VII. Linguistische Gegenstände V: Sprachliche Varietäten des Deutschen machen würde. Dahinter steht eine Vorstel- lung, „die der durchschnittliche Schweizer (und auch Schweizer Lehrer) von der hochdeutschen Sprache hat; es ist die Vorstellung von einer einzigen guten deutschen Sprache, die Vorstellung von einem reinen Deutsch, dem vor allem etwas keinesfalls anhaften darf: der Geruch oder auch nur der Hauch von etwas Helvetischem. Und dieser Stallgeruch wird im Geschriebenen am ehesten in Wörtern und Wendungen spürbar.“ (Blesi 1994, 54). Und so gilt denn, dass Schweizer Schriftsteller ,alles zu hochdeutsch schrieben‘, wie ihnen z. B. von Günter Grass vorgehalten wurde Ϫ „womit er wohl meint, die Schweizer würden die Schriftsprache [ϭ die Standardsprache; P. S.] zu unterwürfig auf deren grammatikalische Vorschriften hin befragen und einsetzen, sie würden sich als Schreibende zeitlebens wie guterzogene Schüler verhalten. Dass der Schweizer übertreibe, ja überkompensiere, wenn er hochdeutsch schreibe, ist offenbar noch immer eine fable convenue. Er befinde sich […] gleichsam ,im Dreieck Goethe Ϫ Thomas Mann Ϫ NZZ‘.“ (B. von Matt 1986, 61). Das „Verhältnis der Deutschschweizer Autoren zur Schriftsprache“ ist denn auch von Schriftstellern wie Literaturwissenschaft breit erörtert worden. Böhler (1991, 316) kommt in seinem Überblick zum Fazit, „es sei eines der wesentlichsten Merkmale der Literatur in der (Deutsch)schweiz, dass sie aus der Differenz zwischen dem Eigenen, der Mundart, und dem Fremden, der Hochsprache, lebe und dass sie diese Differenz in der Literatur austrage.“ Die auffälligsten Besonderheiten des Schweizerhochdeutschen betreffen das Lexikon (3.1.) und die Aussprache (3.2.); daneben bestehen (kleinere) Unterschiede in der Schreibung, in Syntax und Morphologie (3.3.). Und schliesslich zeigen sich auch Ϫ insbesondere in der Kommunikation mit Deutschen Ϫ pragmatische Unterschiede (3.4.). 3.1. Besonderheiten im Lexikon Wichtigstes Kennzeichen der nationalen Varietät ,Schweizerhochdeutsch‘ ist das Vorhandensein von spezifischem Wortgut in der Standardsprache der Deutschschweiz. Diese ,Helvetismen‘ (ϭ „schweizerische Spracheigentümlichkeiten“ Duden DW 1995, 1522) sind zwar im Gegensatz zu Österreichs Austriazismen nicht gesamthaft offiziell kodifiziert, aber schon seit der 10. Auflage des Rechtschreibdudens (1929) werden spezifisch schweizerische Wörter anerkannt und mit ,schweiz[erisch].‘ ausgezeichnet. Unter Beizug von schweizerischen Linguisten wurde für die 12. Auflage des Rechtschreib-Dudens (1941) eine erweiterte Liste aufgenommen, so dass der „Rechtschreibduden nun 770 Wörter, die schweizerische Besonderheiten aufweisen oder zumindest Besonderheiten, die auf die Schweiz und benachbarte Gebiete beschränkt sind“ (Steiger 1941, 74) enthält. Eine umfassendere Ϫ wenn auch nicht unumstrittene Ϫ Sammlung wurde von Kaiser (1969/70) vorgelegt und mit Meyer (1989) steht eine leicht zugängliche und umfassende Zusammenstellung der ,schweizerischen Besonderheiten‘ zur Verfügung, während Ammon (1995, 251ff., bes. 260Ϫ277) wichtige Unterschiede in Wortlisten aufführt. Zusammenfassend dargestellt wurden die Helvetismen von Haas (1982, 113ff.), wo sich auch erste, konstruierte Textbeispiele finden (vgl. auch Blesi 3 1994 [1988], 63f.). Haas unterscheidet: Ϫ ,lexikalische‘ Helvetismen: ausschließlich in der Schweiz gebräuchliches Wortgut, z. B. Falle (Klinke), parkieren (parken), Traktandenlisten (Tagesordnung), Estrich (Dachboden), tischen Ϫ abtischen (den Tisch decken Ϫ abräumen) Ϫ ,semantische‘ Helvetismen: in der Schweiz spezifische Bedeutung eines im gesamten deutschsprachigen Raum gebräuchlichen Wortes, z. B. Busse (Bußgeld), Vortritt (Vorfahrt), das Licht anzünden (einschalten, anknipsen) Ϫ ,hergestellte‘ Helvetismen: Wörter, die von zentralen Instanzen ausdrücklich für diesen Staat geschaffen und oft auch als verbindlich erklärt werden: Identitätskarte (Personalausweis), Fahrausweis (Führerschein), Nationalrat, Ständerat, Bundesrat. Ϫ ,Frequenzhelvetismen‘: In schweizerischen Texten gehäuft anzutreffende Wörter und Wendungen, die ausserhalb der Schweiz wenig gebräuchlich sind: selber, allfällig, angriffig. Der Umgang mit Helvetismen lässt auf unterschiedliche Haltungen schliessen. Einerseits sind viele Helvetismen den Deutschschweizern kaum bewusst, sie werden erst bei intensiven Kontakten mit Bundesdeutschen offenbar, wenn vieles in der alltäglichen Kommunikation anders verläuft als gewohnt (vgl. als (konstruiertes) Textbeispiel: Haas 1982, 119). Andererseits reagieren gerade Lehrkräfte durchaus nicht nur unterstützend auf den Gebrauch nationaler Varianten, wie eine Pilotuntersuchung des Korrekturverhal- 49551. Das Deutsche in der Schweiz tens anhand eines mit nationalen Varianten konstruierten Textes gezeigt hat (Ammon 1995, 437ff.). Eine mögliche Unsicherheit im Umgang mit dem Wortschatz mag Ϫ nebst der zumindest schulisch verbreiteten Unkenntnis der Eigenheiten von schweizerischem Hochdeutsch Ϫ unterstützt werden durch den nicht sanktionierten Status, der den einschlägigen Wörterbüchern des Schweizerhochdeutschen (v. a. Meyer 1989, aber auch Schulwörterbüchern wie Bigler u. a. 1987) zukommt. Auf den unklaren Status von Helvetismen weist Burger (1995, 15) hin; er kommt auf Grund einer Befragung zu phraseologischen Helvetismen zum Ergebnis, dass lediglich 19% der von Meyer (1989) in seinem Wörterbuch dargestellten Phraseologismen von heutigen Sprachbenutzern als gebräuchlich eingeschätzt werden. 3.2. Varianten in der Aussprache Standardsprache erschien in der Deutschschweiz lange vorwiegend in ihrer geschriebenen Form, sie war als gesprochene Sprache auf offizielle Kontexte (der Schule, der Öffentlichkeit, der Kirche) beschränkt. Dies hat sich mit den audiovisuellen Medien grundsätzlich geändert. Wenn heute ein Kind eingeschult wird, so hat es im Regelfall bereits mehr gesprochene Standardsprache gehört als ein Schweizer früher während seines ganzen Lebens ausserhalb der Schule. Deutsche und österreichische TV-Sender werden in der Schweiz empfangen und genutzt. Mit auf diese Einflüsse zurückzuführen ist es denn auch, wenn heute viele Schweizer ein Hochdeutsch sprechen, das kaum mehr deutliche Mundartmerkmale erkennen lässt (vgl. Hove 1995, 291ff.) Ϫ unter Beibehaltung einer regionalen schweizerischen Färbung (vgl. Siebenhaar 1994, 31ff.). So hört man auch im eidgenössischen Parlament immer weniger, was als ,Ratsherrendeutsch‘ als typisch schweizerisch-mundartliche Aussprache galt: k als kch, inlautendes st und sp als scht, schp oder häufige Assimilationen (Apfokat statt Advokat, Gopfried statt Gottfried). Ϫ Allerdings ist die Einschätzung der aktuellen Situation durchaus kontrovers. So publizierte der ,Sprachspiegel‘, das Organ des Deutschschweizerischen Sprachvereins (ab 1993, Schweizerischer Verein für die deutsche Sprache SVDS), noch 1992 einen Artikel „Der Guttural im Bundesparlament“ (Müller-Marzohl 1992), der die schlechte Aussprache der Parlamentarier bitter beklagt: Bereits vor Jahrzehnten hat allerdings Boesch (1957, 13) schon festgestellt: „ ,ischt‘ zu sagen [anstelle von ,ist‘; P. S.], ,-ich‘ und ,-ach‘ mit dem gleichen Mitlaut zu sprechen, macht uns heute bereits lächeln.“ Unbestreitbar bleibt aber auch ein regionaler Charakter des Schweizerhochdeutschen, der „vornehmlich durch Merkmale der Stimmführung, der Druckverteilung und der Klangfarbe gekennzeichnet ist“ (Schwarzenbach 1986, 101). Dieses Schweizerhochdeutsch hat bereits in der 19. Auflage des Siebs (1969) seinen berechtigten Platz bekommen, was für die innerschweizerische Diskussion um die Aussprache des Deutschen in der Schweiz von Bedeutung war: Durch die Differenzierung von ,reiner‘ und ,gemässigter‘ Hochlautung sind österreichische und schweizerische „Sonderheiten“ (Siebs, 19. Aufl. 1969, 8) in der Hochlautung akzeptiert worden. Boesch hat mit seiner ,Aussprache des Hochdeutschen in der Schweiz. Eine Wegleitung‘ (Boesch 1957) erstmals eine systematische Sammlung vorgelegt. (Vgl. zu Hintergründen und Wirkung: Ammon 1995, 242). Darin nennt er als Gründe, die für eine eigenständige schweizerische Aussprache sprechen, u. a. Folgendes: „Unser alemannisch gefärbtes Hochdeutsch ist […] ein Deutsch in deutschsprechendem Munde und legt den legitimen Anspruch einer Landschaft fest, die Gemeinsprache in einer ihr angepassten Form zu lauten, einer Form, die dem Sprechenden erlaubt, die Hochsprache nicht als eine fremde Sprache, sondern als die seine zu erkennen und sich in ihr wohl zu fühlen. Von ihm darf nicht verlangt werden, dass er seinen ganzen Spechapparat vom Gewohnten auf das Ungewohnte so vollständig umstelle, wie eine Fremdsprache dies verlangt. Sind die Anforderungen einer deutschen Hochsprache, wegen der Vielfalt festverwurzelter Dialekte, in dieser Hinsicht grösser, so kann sie eben nicht denselben Anspruch auf festgeregelte Einheitlichkeit machen wie das Französische oder das Englische. Wir haben keine Akademie wie Paris und keine für das Sprechen so massgebliche Stelle wie das britische Radio“ (Boesch 1957, 14). Wie beim Lexikon sind also viele Varianten der Aussprache des Deutschen in der Schweiz gängige und von den einschlägigen Wörterbüchern sanktionierte Formen. Dass sie aber im hiesigen Sprachbewusstsein oftmals als minderwertig erscheinen, hat mit Vorstellungen von ,reinem Deutsch‘ zu tun, die auch in der Schweiz auf eine lange sprachideologische Tradition zurückzuführen sind. Und sie beruhen auf einer weit verbreiteten Fehlein- schätzung: 496 VII. Linguistische Gegenstände V: Sprachliche Varietäten des Deutschen „Viele Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer haben fälschlicherweise den Eindruck, nur bei ihnen deute die Aussprache auf ihre Herkunft hin. Sie lassen sich von einer sterilen Vorstellung eines ,reinen‘ Deutsch leiten und verkennen die Vielfältigkeit der lebendigen Sprache. Nicht einmal Berufssprecherinnen und -sprecher sowie Schauspielerinnen und Schauspieler sprechen deutsch ganz ohne regionale Anklänge“ (Burri u. a. 1995, 6). Die 1995 vom schweizerischen Radio DRS herausgegebene Schrift Deutsch sprechen am Radio (Burri u. a. 1995) ist im Moment wohl die wichtigste Reverenz für die Aussprache des Hochdeutschen in der Schweiz. Dass eine so kleine Schrift (mit lediglich 40 Seiten Umfang) diese Funktion erfüllen muss, macht deutlich, wie schwer man sich mit einer Kodifizierung der Aussprache in jüngerer Zeit tut. Grösseren Projekten war bisher kein Erfolg beschieden: Eine revidierte Neuauflage des Standardwerks von Boesch (1957) ist in den 80er Jahren nicht über das Planungsstadium hinausgekommen und ob das seit langem angekündigte Werk von Hofmüller-Schenk (in Vorb.) überhaupt erscheinen kann, ist ebenfalls fraglich. Diese Normierungsprobleme können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auffällige Unterschiede in der Aussprache des Deutschen in der Schweiz vorhanden sind. Sie betreffen z. B. (für Detaillierteres vgl. Meyer 1989, 25ff.; Ammon 1995, 225ff.; Burri u. a. 1995): a) Betonungen Häufig sind die Wörter im Schweizerhochdeutschen erstbetont, wo in Deutschland Zweit- oder Drittsilbenbetonung vorliegt (z. B. 1Abteilung, 1ausführlich, 1eigentümlich, 1unvergesslich, 1vorzüglich). Auffällig wird die Erstbetonung insbesondere bei Komposita, wo in der Schweiz (noch ausgeprägter als im übrigen südlichen Raum) die Stammsilbe des ersten Glieds der Zusammensetzung betont wird (z. B. 1Durcheinander, 1hauptverantwortlich, 1Hornisse, 1Notwendigkeit, 1Wacholder, 1Werkzeugmaschinenfabrik). Viele Abkürzungen tragen den Betonungsschwerpunkt auf der ersten und nicht auf der letzten Silbe wie in der Bundesrepublik (z. B. 1SBB, 1NZZ, 1FDP). b) Vokale Ϫ Die Vokale werden teilweise anders ausgesprochen (z. B. lang in: brachte, Rache, Nachbar, Viertel, Vorteil; kurz in: Städte, düster, Jagd, Krebs, Obst). Ϫ Die Endsilben -el, -em, -en, -er werden meist gesprochen (z. B. Brezel, Atem, machen, Macher). Ϫ y wird in eingebürgerten Wörtern als i anstelle von ü gesprochen (z. B. Ägypten, Asyl, Physik, Pyramide, System). Ϫ ie, ue/uo, üe/üo v. a. in Orts- und Eigennamen werden als Diphthonge gesprochen. (Bekannt ist die binnendeutsche Aussprache von grüezi, das im Tourismusland Schweiz als grüzi beinahe zum bundesdeutschen Erkennungsmerkmal geworden ist.) c) Konsonanten Ϫ b, d, g und s werden stimmlos gesprochen. Ϫ Auslautverhärtung wird kaum durchgeführt (so unterscheiden sich Rad und Rat in der Aussprache). Ϫ ch im Anlaut wird häufig als [x] gesprochen (Chemie, China, Chaos, Choral). Ϫ g in der Endsilbe -ig wird auch in Endstellung als -ig ausgesprochen und nicht als -ich (König, sonnig, wenig, zwanzig, genehmigt). Ϫ (Eine immer wieder geführte Diskussion von ,Sprachfreunden‘ in Leserbriefspalten betrifft die Aussprache von sonnig als sonnich im Wetterbericht von Radio und Fernsehen. Hier wird oft äusserst emotional die nördliche Variante sonnich als ,schlechter Import vom grossen Bruder aus dem Norden‘ verun- glimpft.) Ϫ r wird niemals vokalisiert im Auslaut (Tier, nicht: Tia; Wette(r), nicht Wetta). Ϫ Die Aussprache von v als f bei (eingebürgerten) Fremdwörtern ist viel häufiger (z. B. Advent, Advokat, Evangelium, Klavier, nervös, November, Revier, violett, Vul- kan). 3.3. Graphie, Syntax und Morphologie In der Schweiz gelten die Rechtschreibnormen des Duden, diese Rechtsgrundlage ist auch mit der Neuregelung der Rechtschreibung durch einen Beschluss der Kultusbehörden (EDK) erneuert worden. Schweizer gehörten zu den ersten Anhängern Konrad Dudens. Bereits 1892 wurden seine Rechtschreibregeln in der Bundeskanzlei eingeführt, lange vor Bayern und Preussen (vgl. Haas 1982, 121). Eine einzige nennenswerte Abweichung gilt allerdings in der Schweiz: anstelle von ß wird konsequent ss geschrieben. Ϫ Die Aufgabe der Kurrentschrift in den Schulen (ab etwa 1920) sowie die Einführung einer schweizerischen Einheitstastatur für die Schreibmaschine (die auch für Französisch tauglich sein sollte) führten zum allmählichen Verschwinden des 49751. Das Deutsche in der Schweiz ß. Im Kanton Zürich wurde es für die Schulen durch Beschluss des Erziehungsrates (Kultusbehörde) 1935 abgeschafft. Die Zeitungsdruckereien hielten länger daran fest, am längsten Ϫ bis 1974 Ϫ die ,Neue Zürcher Zeitung‘. Heute findet es noch Verwendung in einzelnen Druckereien für den Buchdruck. (Vgl. Meyer 1989, 36). Eine Menge von kleinen Unterschieden liesse sich auch in Syntax, Wortbildung und Morphologie anführen. In nicht weniger als 105 Paragraphen listet Meyer (1989, 37Ϫ61) entsprechende Unterschiede auf. Wir haben einmal Folgendes herausgestellt: „Syntax: Für Deutsch ungewöhnlich tönt Nebensatzeinleitung durch ansonst, wie es etwa am Anfang von M. Frischs ,Stiller‘ zweimal kurz hintereinander vorkommt: ,Ich bin nicht Stiller! Ϫ Tag für Tag, seit meiner Einlieferung in dieses Gefängnis, das noch zu beschreiben sein wird, sage ich es, schwöre ich es und fordere Whisky, ansonst ich jede weitere Aussage verweigere‘. Übrigens habe ich bereits vor Tagen melden lassen, es braucht nicht die allererste Marke sein, immerhin eine trinkbare, ansonst ich eben nüchtern bleibe …“ […] Wortbildung: Schweizerischem Zugsunglück, Unterbruch oder Wissenschafter korrespondiert deutsches Zugunglück, Unterbrechung, Wissenschaftler. Morphologie: In der Schweiz neigt man stärker zum Gebrauch starker Verbformen als in Deutschland.“ (Sieber/ Sitta 1986, 156f.). 3.4. Unterschiede im Sprachgebrauch Wichtiger noch als die angeführten Unterschiede im Sprachsystem sind jene im Sprachgebrauch. Im Erleben der Sprachteilhaber werden sie oft als Unterschiede ,der Sprache‘ oder als Einstellungssignale wahrgenommen. Bedauerlicherweise gibt es dazu keine systematischen Untersuchungen. Einige Beobachtungen dazu lassen sich aber zusammentragen (vgl. dazu: Sieber/Sitta 1984, 23f.; Löffler 1989, 207ff.; Werlen u. a. 1992, 243ff.): Ϫ Schweizerdeutsches Sprechen ist generell bedächtiger, langsamer als standarddeutsches. Damit hängt ein Weiteres zusammen: Ϫ ,Schweizerinnen und Schweizer‘ ertragen im Gespräch längere Pausen als ,Deutsche‘. Im Bestreben, die für sie oft unerträglich lange Dauer des Schweigens zu beenden, sprechen ,Deutsche‘ eher Ϫ und wirken damit auf ,Schweizer‘ vorlaut. Ϫ ,Deutsche‘ markieren einen Sprecherwechsel oft durch Einfall in den Beitrag des Gesprächspartners. Gesprächsbeiträge überlappen sich damit, was ,Schweizer‘ als unhöflich empfinden. Dies führt zu unterschiedlichen Diskussionsstilen. ,Schweizer‘ monologisieren stärker; jeder Gesprächsbeitrag wird zu einer kleinen Selbstdarstellung, die zu unterbrechen unhöflich wäre. So werden Diskussionen eher blockartig geführt. Ϫ Unterschiede in der Intonation (vgl. Ammon 1995, 258) können zu falschen Deutungen führen, indem Intonationsstrukturen, die sich auf die Satzperspektive oder auf die logisch-grammatische Struktur des Satzes beziehen, als einstellungstypische Signale der Sprecher missdeutet werden, z. B.: Die norddeutsche Ϫ fallende Ϫ Frageintonation wirkt auf ,Schweizer‘ schnoddrig; die für Norddeutsche singende Intonation der ,Schweizer‘ wirkt auf sie seltsam, oftmals grob. Ϫ Dem ,Schweizer‘ fehlen im Hochdeutschen oftmals die redeleitenden Partikeln. Das Hochdeutsche bleibt für viele v. a. Schreib- und Lesesprache. Das Reden wirkt dadurch farblos, mitunter ist auch Mimik und Gestik eingeschränkter als in mundartlichem Reden. Ϫ Schliesslich scheint auch ,schweizerisches‘ Diskussions- und Konfliktverhalten anders als ,deutsches‘ zu sein. ,Deutsche‘ diskutieren und kritisieren härter, greifen schonungsloser an, wo ,Schweizer‘ etwa durch Schweigen oder Nicht-Eingehen auf etwas ihr Missfallen zu erkennen geben. In ihrer Untersuchung der Kommunikationskultur in einem Berner Stadtviertel weisen Werlen u. a. (1992, 16) darauf hin, dass „global gesehen Deutschschweizer Kommunikationskultur stärker indirekt (ist) als etwa die bundesdeutsche.“ Und in den generellen Ergebnissen des Projekts kommen sie zum Schluss: „Die globale Deutschschweizer [Kommunikations-]Kultur ist eine Kultur der Unzugänglichkeit. Unzugänglich ist jede/r, der/die als nicht der gleichen Gruppe zugehörig betrachtet wird. Wer Zugänglichkeit herzustellen versucht, wird instrumenteller Ziele verdächtigt. Damit ist das Gespräch zwischen den Menschen nur schwer möglich Ϫ für die Meinungsbildung in einer funktionierenden Demokratie eigentlich unmöglich. Die naheliegende Forderung nach einer Erziehung zur Dialogfähigkeit müsste ergänzt werden mit der Aufklärung über die kommunikationskulturellen Festlegungen, die Dialogfähigkeit geradezu behindert.“ (Werlen u. a. 1992, 244). Dass eine ,Kommunikationskultur der Unzugänglichkeit‘ in einem mehrsprachigen Land 498 VII. Linguistische Gegenstände V: Sprachliche Varietäten des Deutschen mit einem hohen Anteil an ausländischer Bevölkerung nicht unproblematisch ist, liegt auf der Hand. Hier dürfte die öffentlichen Diskussion um die Sprachenvielfalt in der Schweiz tieferliegende Kommunikationsprobleme eher verdecken als beheben. 4. Einstellungsprobleme Ϫ Hochdeutsch als vermeintliche ,Fremdsprache‘ Die Deutschschweizer Sprachsituation ist u. a. dadurch gekennzeichnet, dass gegenüber Dialekt und Standardsprache oft sehr unterschiedliche Einstellungen vorhanden sind, tendenziell sehr positive gegenüber dem Dialekt als Medium der Mündlichkeit, tendenziell negative, zumindest distanzierte, gegenüber der mündlichen Standardsprache. Die Sorgen und Mühen mit dem Hochdeutschen betreffen fast ausschließlich die Mündlichkeit, als Schreib- und Lesesprache ist Hochdeutsch allseits akzeptiert. Deutschschweizer und Deutschschweizerinnen sprechen aber in ihrer grossen Mehrheit nicht gern Hochdeutsch. Das belegen alle vorhandenen Daten Ϫ von empirisch erhobenen Messungen über mehr oder weniger strukturierte Beobachtungen bis hin zum Tenor in einschlägigen Artikeln der Presse. Diese einheitliche Tendenz steht in deutlichem Gegensatz zu den anderen deutschsprachigen Gebieten. Zu ihrer Entstehung trägt ein ganzes Bündel von Faktoren bei: identitätsstiftende und nationalsymbolische Funktionen des Dialekts, die spezifischen Eigenheiten des multikulturellen und multilingualen Staatsgebildes ,Schweiz‘, die Stärke und Ausbaufähigkeit der schweizerdeutschen Dialekte, das nicht in allen Teilen unproblematische Verhältnis der Deutschschweiz zu Deutschland und wohl noch einiges mehr. Ein nicht unwesentlicher Einfluss kommt hier der Schule zu. 4.1. Zur Rolle der Schule Während der Schulzeit bilden sich durch spezifische Verwendung der beiden Sprachformen Dialekt und Hochdeutsch Einstellungen heraus, die mit ihrer deutlichen Besetzung des Dialekts als positiver, des Hochdeutschen als negativer Variante für den Aufbau von Standardsprachkompetenz in der Mündlichkeit wenig förderlich sind. Dass diese Situation nicht unveränderlich ist, beweisen Erfahrungen von Lehrkräften, die bewusst einen anderen Umgang mit beiden Sprachformen ermöglichen und so zu einer weniger negativen Gewichtung der Standardsprache beitragen (vgl. Werlen/Ernst 1994, 227ff.). Generell lässt sich aber über die Jahre der Schulpflicht hinweg eine Entwicklung feststellen, die von anfänglich positiven zu immer distanzierteren Einschätzungen des Hochdeutschen führt, wie es die folgenden Beispiele illustrieren (Beispiele aus: Sieber/Sitta (Hg.) 3 1994, 39): a) „Wir müssen Hochdeutsch nicht lernen Ϫ wir können es.“ (Schüler, 1. Schuljahr) b) „Hochdeutsch könnte von mir aus aussterben.“ (Schüler, 5. Schuljahr) c) „Gefühle kann ich besser in Mundart ausdrükken. Hochdeutsch ist für mich eine Fremdsprache.“ (Schülerin, 8. Schuljahr) Massgeblich beeinflusst wird diese Entwicklung durch folgende Faktoren: Ϫ Anfänglich positive Erfahrungen mit (v. a. medial geprägtem) Hochdeutsch in den Anfangsjahren sowie der Anreiz, jene Sprachform zu erwerben, in der lesen und schreiben gelernt wird Ϫ Tätigkeiten, die zumindest für Schulanfänger meist (noch) positiv besetzt sind (vgl. zum frühen Hochdeutscherwerb: Häcki-Buhofer u. a. 1994, 147ff.). Im Verlauf der ersten drei Schuljahre wirken sich aber mindestens zwei Faktoren hinderlich aus: Ϫ eine starke Überlagerung von schulischem Hochdeutsch und geschriebener Form der Sprache (vgl. dazu 4.2.), Ϫ eine immer deutlichere Koppelung von schulischen Situationen mit einem bestimmten Sprachformengebrauch: Die Wahl der Sprachform ist häufig starr fest- gelegt: „Grundsätzlich ist die Mundart die ,Sprache der Freizeit‘, Standardsprache die ,Sprache der Arbeitszeit‘ in der Schule, d. h. die Mundart bestimmt die Kommunikation in den Pausen, vor Beginn und nach Ende des Unterrichts und in informellen Situationen ausserhalb des Unterrichts. Das gilt für alle an der schulischen Kommunikation Beteiligten, d. h. für den Verkehr der Schüler miteinander, der Schüler mit den Lehrern und der Lehrer miteinander. Demgegenüber ist die Standardsprache für die eigentlichen Lektionen reserviert. Innerhalb der schulischen Arbeit gibt es Fächer, in denen fast nur Mundart gesprochen wird (und zwar sowohl von den Schülern miteinander als auch im Verkehr mit dem Lehrer), und andere, in denen grundsätzlich Standardsprache gesprochen wird. Zur ersten Gruppe gehören mit systemimma- 49951. Das Deutsche in der Schweiz nenter Regelhaftigkeit Zeichnen/Werken, Musik, Turnen, mit weniger deutlicher Regelhaftigkeit Lebenskunde, Religion, Handarbeit/Hauswirtschaft, gelegentlich auch freiwillig gewählte Fächer (unterschiedlicher inhaltlicher Ausrichtung); zur zweiten Gruppe gehören die eigentlichen Sachfächer. Im Unterricht aller Fächer gibt es Phasen (unterschiedlicher Länge) und Situationen (unterschiedlicher Prägung), in denen Mundart gesprochen wird. So liegt Mundart nahe bei Beziehungshaftem oder in Situationen der Spontaneität wie der Unsicherheit; Standardsprache ist dagegen die Sprache der formellen Situation oder der Planung.“ (Sieber/Sitta 1986, 170). Diese Situation bietet wenig hilfreiche Voraussetzungen für den Aufbau positiver Einstellungen zur mündlichen Standardsprache. Mit zunehmendem Schulalter wächst denn auch die Abneigung gegenüber dem Hochdeutsch-Sprechen. Von den schulischen Institutionen ist dieses Problem erkannt worden: Heute wird vermehrt Gewicht gelegt auf das Sprachbewusstsein der Lehrkräfte, wenn von ihnen gefordert wird, dass sie die Wahl der Sprachform bewusst und begründet treffen sollen: „Es soll eine Wahl zwischen beiden Sprachformen sein Ϫ mit der eindeutigen Gewichtung auf die neu zu lernende Form des Hochdeutschen. Lehrerinnen und Lehrer sollen ihre Entscheidungen Ϫ auch den Schülern gegenüber Ϫ erklären können. Ein ständiges Hin und Her zwischen Mundart und Hochdeutsch ist zu vermeiden.“ (Kanton Solothurn: Lehrplan für die Volksschule 1992, 6). Neuere Lehrpläne legen insgesamt grosses Gewicht auf die Ausbildung von Einstellungen, insbesondere auf jene der Lehrkräfte: „Der Erwerb des Hochdeutschen ist ein Entwicklungsprozess, der im Vorschulalter beginnt und sich über die ganze Schulzeit hinzieht. Wichtigste Grundlage ist eine positive Einstellung zu dieser Sprachform, die wesentlich durch die Einstellung der Lehrerinnen und Lehrer geprägt wird.“ (Kanton Zürich: Lehrplan für die Volksschule, Bereich Sprache/Deutsch, Ausgabe 1991, 133 ff.). 4.2. Mundarten und Hochdeutsch im Spannungsverhältnis In der medialen Diglossie gilt die uneingeschränkte Akzeptanz der Mundarten als der Sprache der Deutschschweiz, der ,Heimat‘, der Nähe Ϫ zusammengefasst: Die Mundarten gelten als die Muttersprache im eigentlichen Sinn, das Verhältnis zur Standardsprache ist im Ganzen kühler, distanzierter, auch wenn hier zu differenzieren ist. Vieles, was dem Hochdeutschen an Distanziertheit und Abstraktheit nachgesagt wird, betrifft weniger die Sprachform als die medialen Erfahrungen damit: Hochdeutsch erscheint in der Erfahrung vieler Schweizer als Schreibund Lesesprache Ϫ mit den entsprechenden Konnotationen, die Schriftlichkeit andernorts auch hervorrufen. Mit grosser Regelmässigkeit trifft man Charakterisierungen wie: Dialekt sei persönlich, vertraut, locker, frei, einfach, ausdrucksstark, sympathisch und lustig; Hochdeutsch dagegen unpersönlich, unvertraut, steif, kompliziert, wenig emotional, gepflegt, gehoben. Interessant daran ist, dass diese Opposition identisch ist mit der Einstellung gegenüber gesprochener und geschriebener Sprache anderswo (Näheres dazu in Sieber/Sitta 1986, 121ff.). Nicht unbeeinflusst von diesen polarisierenden Einstellungen gegenüber den Mundarten und der Standardsprache hat sich vielerorts Ϫ zumal in schulischen Bereichen (vgl. Abschnitt 4.1.) Ϫ die Vorstellung entwickelt, Hochdeutsch sei die erste Fremdsprache der Deutschschweizer. Die Einschätzung des Hochdeutschen als Fremdsprache hat in den siebziger Jahren zu Diskussionen um die ,Nationalsprache‘ Deutsch geführt. So ist in einer weit verbreiteten Darstellung über den schweizerischen Staat zu lesen: „Die Behauptung der Verfassung, die Schweiz besitze vier Nationalsprachen, ist eine kleine Willkür. Das Schweizerdeutsche zum Beispiel, die Umgangssprache von 4 Millionen Menschen, ist eigentlich eine fünfte Sprache, und das Schriftdeutsch, die ,Nationalsprache‘, eine Fremdsprache, die jedes Schulkind unter etlichen Mühen zuerst erlernen muss. (Tschäni 1974, 415). Junge Deutschschweizer schätzen denn auch ihre Mundart als die eigentliche Form der Muttersprache ein: „Unbelastet von linguistischen Diskussionen und Auseinandersetzungen bezeichnen die Rekruten in grosser Einmütigkeit allein den Dialekt als Muttersprache.“ (Schläpfer u. a. 1991, 210). Trotz dieser Unterschiede in der Einschätzung der beiden Sprachformen ist die Sprachsituation keineswegs so brisant, wie es den Anschein haben könnte. Der überwiegende Teil der Deutschschweizer scheint zufrieden zu sein mit den gegenwärtigen Sprachverhältnissen Ϫ oder genauer: Die Sprachverhältnisse bilden für sie kaum ein Thema. Ϫ Das zeigen die Rekrutenbefragungen (Schläpfer u. a. 1991) wie auch andere repräsentative Umfragen in der Deutschschweiz (vgl. Näheres bei Sieber 1990, 84ff.). Im Gegensatz dazu hält die (veröffentlichte) Meinung stark 500 VII. Linguistische Gegenstände V: Sprachliche Varietäten des Deutschen an einem Sprachzerfall-Szenarium fest, wobei häufig vor einem ,Verlust des Hochdeutschen‘ gewarnt wird (exemplarisch: „Zustand und Zukunft der viersprachigen Schweiz“ (1989); Vouga (Hg.) 1990). Zu Recht weist Ris darauf hin, dass ,Verlust des gesprochenen Hochdeutschen‘ höchstens bedeuten könne, „dass eine Sprache nicht gebraucht werde, die an sich da wäre oder die mit wenig Anstrengung aktiviert werden könnte, nicht aber, dass elementare linguistische Strukturen wie Satzbaupläne oder das Lexikon nicht mehr vorhanden wären.“ (Ris 1990, 43). Dabei geraten aber andere Tatsachen aus dem Blick: Ϫ Die tatsächlich feststellbare Zunahme des Mundartgebrauchs hat weit mehr mit Veränderungen im Kommunikationsverhalten zu tun als mit einer Frontstellung gegen das Hochdeutsche. Ϫ Hochdeutsch ist die nach wie vor unbestrittene und selbstverständliche Schreibsprache in der Deutschschweiz. Sie ist als solche lange etabliert und in ihrer Geltung nicht gefährdet. Ϫ Sogar als Sprechsprache ist Hochdeutsch weniger umstritten als vielfach angenommen. Die Notwendigkeit, Hochdeutsch sprechen und verstehen zu können, ist heute wohl in höherem Masse anerkannt als noch vor einem Jahrzehnt (vgl. Schläpfer u. a. 1991, 211). Dazu dürften Ϫ neben der gewachsenen Bedeutung des Deutschen in Europa Ϫ auch die bildungspolitischen und schulischen Bemühungen der letzten Jahre beigetragen haben. Und doch bleibt das Verhältnis der Deutschschweizer zum Hochdeutschen nicht ohne Spannung. Akzeptiert und gebraucht als selbstverständliche Schreib- und Lesesprache, problemlos verstanden als Sprechsprache, wird sie oft nur ungern selbst aktiv als Sprechsprache genutzt und die eigenen Kompetenzen werden eher negativ eingeschätzt. Ϫ In einer vom Forschungsdienst des Schweizer Fernsehens durchgeführten Befragung sind 4 von 10 Befragten in der Deutschschweiz (40,3%) der Meinung, dass die meisten Deutschschweizer sich eher schlecht im Hochdeutschen ausdrücken können, knapp die Hälfte (49,8%) beurteilt die Ausdrucksfähigkeit als genügend und nur gerade 7% beurteilen sie als gut. Zu denken geben muss dabei, dass die Ausdrucksfähigkeit von jenen besonders kritisch eingeschätzt wird, die über die beste Ausbildung Ϫ und damit wohl auch über die grössten Kompetenzen Ϫ verfügen (vgl. Draganits/Steinmann 1987, 12; Sieber 1990, 85f.). An diesem Zustand ist, wie im vorigen Abschnitt erläutert, die Schule mitschuldig, bauen sich doch negative Einstellungen gegenüber dem Hochdeutschen im Laufe der Schulzeit eher auf, als dass sie durch einen fruchtbaren Deutschunterricht abgebaut würden. Dies hängt wesentlich damit zusammen, dass Hochdeutsch Ϫ auch in seiner gesprochenen Form Ϫ als Schriftsprache wahrgenommen wird. Es hängt aber auch mit der Einstellung der Deutschschweizer gegenüber dem Deutschen und den Deutschen zusammen (vgl. dazu die Zusammenstellung bei Ammon 1995, 308ff.). Wir haben das komplexe Verhältnis einmal wie folgt beschrieben: „Da ist zunächst festzustellen, dass die Kooperation zwischen der Schweiz und Deutschland ausserordentlich eng ist. Die Bundesrepublik ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz, sie ist das Herkunftsland der grössten Touristengruppe, in deutschen Händen ist der grösste ausländische Anteil an schweizerischem Grundbesitz. Viele enge wirtschaftliche, technische, kulturelle, wissenschaftliche und auch familiäre Beziehungen bestehen zwischen beiden Staaten und sollten eigentlich ein gutes Verhältnis sichern. Auf der anderen Seite existieren in diesem Verhältnis Einstellungen, die nicht unbedingt zum Bild des guten Nachbarn passen. Für den Schweizer ist Deutschland ein ,Draussen‘, gegenüber dem man Abgrenzung sucht. Starke Abwehrhaltungen gegenüber Deutschland und der Sprache dieses Landes lassen sich in der Geschichte, zumal seit dem ersten Weltkrieg, aufzeigen. Zur Zeit des Faschismus stand die damalige Dialektbewegung ganz im Zeichen der ,Geistigen Landesverteidigung‘: Selbständigkeit und Eigenart der Schweiz suchte man gerade auch auf dem Gebiet der Sprache zu betonen … Doch scheinen Vorurteile und negative Einstellungen gegenüber Deutschland weiter zurückzureichen Ϫ mindestens ins 19. Jahrhundert.“ (Sieber/Sitta 1984, 26). Wie weit historisch und politisch begründete Abwehrhaltungen heute noch wirksam sind, lässt sich schwer feststellen. Ϫ Dass sie nicht ganz verschwunden sind, wird aber in der zitierten Rekrutenbefragung deutlich: Nach Gründen gefragt, weshalb Deutschschweizer eher selten in Deutschland Urlaub machen, wird mit Abstand am häufigsten genannt: „Der Umgang und der Kontakt mit Deutschen liegt dem Schweizer nicht zu sehr.“ (Schläpfer u. a. 1991, 154). Ϫ Ein Indiz für das Fortbestehen von Abwehrhaltungen ist 50151. Das Deutsche in der Schweiz etwa die Antwort auf die Frage, die in gewissen Abständen in der Deutschschweiz gestellt wird: ,Wo würden Sie gern leben, wenn sie nicht in der Schweiz leben würden?‘ Deutschland rangiert hier immer fast ganz am Ende der Skala. Fasst man das hier Angedeutete zusammen, so zeigt sich ein deutliches Spannungsverhältnis zwischen den Mundarten und dem Hochdeutschen in der Deutschschweiz. Dieses Verhältnis war schon in der Vergangenheit nie stabil, es war auch nie spannungslos und es hat mindestens seit dem 19. Jh. immer wieder zu Diskussionen Anlass gegeben. Gegenwärtige Tendenzen laufen Ϫ soweit sie die Mündlichkeit betreffen Ϫ einerseits in Richtung eines verstärkten Mundartgebrauchs und andererseits in Richtung einer Stärkung der deutschschweizerischen Variante des Hochdeutschen. Dass es wichtig ist, Hochdeutsch sprechen und verstehen zu können, wird nicht ernsthaft bestritten. Das belegen sogar die Ergebnisse der Rekrutenbefragungen, wo tendenziell ein Ausbau des Mundartgebrauchs gewünscht wird. Trotzdem erachten 48,8% der Rekruten es als sehr wichtig und 41,7% als wichtig, Hochdeutsch sprechen und verstehen zu können (Schläpfer u. a. 1991, 118). Und ebenso deutlich wird für ein Hochdeutsch in Schweizer Form geworben: Auf die Frage, wie ein Schweizer Hochdeutsch sprechen soll, waren die Antworten deutlich: „Ϫ möglichst wie ein Deutscher: 16,8%; Ϫ man darf hören, dass er Schweizer ist: 81%.“ (Schläpfer u. a. 1991, 155). 5. Schlussfolgerungen Die Deutschschweiz ist Teil des deutschsprachigen Kulturraumes und sie hat Anteil an der deutschen Standardsprache; als viersprachiger Staat hat die Schweiz gleichzeitig Verpflichtungen gegenüber allen Landessprachen wahrzunehmen. Beide Tatbestände unterstützen eine Förderung des Hochdeutschen in der Deutschschweiz. Die spezielle Situation der ,medialen Diglossie‘ wiederum wirkt auch auf eine Wertschätzung der Mundarten, die innerdeutschschweizerisch den Status von Umgangssprachen besitzen und diesen Status auch beibehalten können. Und Ϫ es lebt sich keineswegs unangenehm in dieser Situation: „Die Sprachsituation dieses Landesteils lässt sich nur dadurch erklären, dass sie den Bedürfnissen seiner Bewohner in perfekter Weise entspricht. Dennoch bin ich immer wieder erneut verwundert und entzückt darüber, dass sie sich dieses Stücklein funktionierender Anarchie noch nicht haben nehmen lassen.“ (Haas 1986, 51). Was das Hochdeutsche in der Deutschschweiz betrifft, so ist herauszustellen: a) Die deutsche Standardsprache ist auf dem aktuellen Stand so weit vereinheitlicht, dass sie regionale Abweichungen durchaus erträgt; die überregionale Verständigung wird damit nicht über Gebühr erschwert. Allerdings ist hier Ϫ in Schule und Öffentlichkeit Ϫ noch vieles zu tun, damit die schweizerische Form des Hochdeutschen Akzeptanz und Wertschätzung erfährt. Schläpfer wies schon vor Jahren kritisch auf zwei Grundtendenzen hin, die er in der Schule beobachtete, die aber darüber hinaus wirksam waren und es immer noch sind: „Die eine ist gewissermassen schul-immanent. Sie geht dahin, dass muttersprachlicher Unterricht und besonders auch Lehrmittel für den muttersprachlichen Unterricht dazu neigen, einen älteren Sprachstand zu fixieren und Veränderungen im Wortschatz und im System der Gegenwartssprache kaum oder nur unwillig zur Kenntnis zu nehmen. Ϫ Die andere Tendenz ist schweizerisch besonders stark ausgeprägt: Der Deutschlehrer, der sich um eine korrekte Standardsprache bemüht, neigt aus seiner Mundart-Situation heraus zu Überkompensation und Hyperkorrektheit. […] Entgegen der Einsicht der Sprachwissenschaft und obwohl neuere Sprachlehrwerke dagegen ankämpfen, lebt in der Schweizer Schule noch weit herum die Vorstellung, es gebe im deutschen Sprachgebiet eine einheitliche deutsche Hochsprache, die wir uns aneignen sollten.“ (Schläpfer 1983, 47f.). b) Durch die Vereinigung Deutschlands haben die nördlichen und östlichen Gebiete des deutschen Sprachraums eine womöglich einheitlichere und gewichtigere Stimme erhalten, wo es um Fragen der Standardisierung und Normierung geht. Unter diesen Voraussetzungen ist darauf zu achten, dass die südlicheren Gebiete Ϫ zumal die Deutschschweiz, Österreich und Südtirol Ϫ ihre berechtigten Anliegen weiterhin mit Nachdruck vertreten und einbringen können. Dies entspricht auch der weitgehend föderalistisch gewachsenen Struktur der deutschen Standardsprache, die niemals über ein vergleichbar mächtiges Zentrum wie Paris oder London verfügt hat. Die Diskussion um nationale Varietäten des Deutschen, wie sie insbesondere durch Ammon (1995) angestossen worden ist, hat besonders hier ihre Relevanz. 502 VII. Linguistische Gegenstände V: Sprachliche Varietäten des Deutschen Dazu ist allerdings notwendig, dass die südlicheren Gebiete Ϫ und zumal die Deutschschweiz Ϫ ein (v. a. in gebildeten Kreisen) noch weit verbreitetes sprachliches ,underdog-Denken‘ ablegen. Anstatt in allen Normfragen nach Norddeutschland zu starren, sollten die Deutschschweizer ein eigenes und eigenständiges Sprachbewusstsein entwikkeln, das das Hochdeutsche, wie es in der Schweiz verwendet wird, bejaht und unterstützt. Ϫ Zumindest die jüngere Generation scheint hier bereits unverkrampfter zu reagieren, wie die oben zitierten Umfrageergebnisse von Schläpfer u. a. (1991, 155) zeigen. c) Das geltende Sprachverteilungsmodell Ϫ Haas (1994, 219) bezeichnet es als ,archaisch‘ Ϫ ist ein Faktor der nationalen Identität der Deutschschweizer; es trägt damit kaum dazu bei, neben den Dialekten auch Hochdeutsch als nationale Varietät zu werten. Und auch auf wissenschaftlichem Feld wird wenig unternommen, um den Status des Schweizerhochdeutschen detaillierter zu klären. Neben den Fragen der Kodifizierung (die Deutschschweiz verfügt über kein anerkanntes Wörterbuch der nationalen Varietät wie den Mannheimer Duden, das Bertelsmann-Wörterbuch oder das Österreichische Wörterbuch) wären hier Ϫ wie auch Ammon (1995, 292) vorschlägt Ϫ insbesondere Untersuchungen zu schichtspezifischen Unterschieden nützlich. Solche Untersuchungen Ϫ zu Einschätzung und Gebrauch des Hochdeutschen Ϫ waren bisher kaum Gegenstand der Forschung Ϫ zu stark wirkt wohl hier eine ideologische Überhöhung des schichtunabhängigen Dialektgebrauchs der Schweizer nach. d) Deutsch in der Schweiz ist ein Deutsch in deutschsprechendem Munde, das seine Herkunft nicht zu verleugnen braucht. Es könnte im Gegenteil beredtes Zeugnis von der inneren Mehrsprachigkeit nicht nur der deutschsprechenden Menschen sein. Die innere Mehrsprachigkeit spiegelt in gewisser Weise auch die erhöhten Anforderungen an das Sprachvermögen heutiger Menschen. Die Sprachsituation der Deutschschweiz mit ihrer ,Zweisprachigkeit in der eigenen Sprache‘ macht diese Anforderungen deutlich und verweist auf die Notwendigkeit einer verstärkten Förderung der Sprachfähigkeiten. 6. Literatur in Auswahl Ammon, Ulrich (1995): Die deutsche Sprache in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Problem der nationalen Varietäten. Berlin/New York. 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