Denglisch im DUDEN Am 1. August jährte sich zum 100. Mal der Todestag von Konrad Duden (geb. 3.1.1829, gest. 1.8.1911; Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache -1880). Die Karlsruher Online-Zeitung KA News hat das zum Anlass einer Umfrage unter ihren Lesern genommen, ob der heutige Duden, speziell mit den vielen darin enthaltenen Wörtern aus dem Englischen, noch im Sinne des Erfinders ist. Hier ist das Ergebnis: 17,40 Prozent – Ja, denn die deutsche Sprache entwickelt sich immer weiter. Sprachwandel ist Teil der Sprachentwicklung. 34,07 Prozent – Nein, Konrad Duden würde sich im Grab umdrehen! Englische Wörter gehören einfach nicht in ein Wörterbuch der deutschen Sprache. 44,85 Prozent – Dass gewisse englische Wörter ins Deutsche den Einzug halten, finde ich normal. Doch in den Duden gehören keine Fremdwörter, für die es ein deutsches Wort gibt. 3,68 Prozent – Dazu habe ich keine Meinung. Sprachnachrichten, Nr. 51, September 2011, S.16 Jeden Monat sterben zwei Sprachen Von den 6000 Jahren Sprachen der Welt werden in 100 Jahren die meisten verschwunden sein. Der niederländische Sprachwissenschaftler Frederik Kortlandt dringt auf eine rasche Dokumentation bedrohter Sprachen: Denn mit jeder Sprache verschwindet ein einzigartiger Wissens- und Kulturschatz. Die Bedeutung ausgestorbener Sprachen wie Ägyptisch, Sumerisch oder Phönizisch ist heute nur noch einigen Wissenschaftlern bekannt. Mehr als 1000 Sprachen sind allein in den vergangenen 400 Jahren verschwunden. „Dass Sprachen aussterben, ist eine normale Entwicklung, die an sich nicht besorgniserregend ist“, sagt Frederik Kortlandt, Professor für die vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Leiden. „Aber in 100 Jahren werden rund 90 Prozent der 6000 noch existierenden Sprachen ausgestorben sein. Mit den Sprachen verschwinden nicht nur Worte, sondern auch das Wissen um viele Dinge.“ Als Beispiel nennt er den Regenwald, dessen Pflanzen ohne die einheimischen Indianersprachen nur schwer zu nutzen seien: „Die Kenntnis um die Wirkung von Pflanzen, Früchten und Wurzeln ist oft nur an die Sprache gebunden.“ Kolonialisierung, Landflucht, die modernen Massenmedien, die Benachteiligung, oder Verfolgung von Minderheiten haben in den vergangenen Jahrzehnten das Sprachsterben beschleunigt. Alle 14 Tage verschwindet weltweit eine Sprache. Mehr als Hälfte der Menschen spricht eine der großen elf Sprachen der Erde wie Chinesisch, Hindi, Englisch oder Spanisch. 90 Prozent aller Sprachen werden von weniger als 100 000 Menschen gesprochen. Aufzuhalten ist die Entwicklung nach Ansicht von Kortlandt kaum. Doch der 52jährige mahnt zur Eile, so viel wie möglich der bedrohten Sprachen zumindest zu dokumentieren und zu erforschen, weil die Geschichte der Sprachen und ihre Beziehungen zueinander auch die Entwicklung von Zivilisationen erkläre. Der „Erfolg“ einer Sprache habe immer politische oder ökonomische Ursachen: Sprachen könne man weder fühlen noch sehen, so erklärt der Niederländer das mangelnde öffentliche Interesse an Sprachenschutz: „Überreste von Tieren und Pflanzen kann man sammeln, Akustik hingegen verfliegt. Wenn eine undokumentierte Sprache stirbt, ist sie für immer weg. Thomas Roser Frankfurter Rundschau 9.4.1999