QUALIFIZIERT UNTERRICHTEN UNTERRICHTSSPRACHE DEUTSCH 2. aktualisierte Auflage Hu ber Die Hauptsprechakte des Unterrichts 1 Wie man auffordert Am Anfang besteht die Mehrzahl der Sprechakte des Lehrers aus Aufforderungen an die Schüler, etwas zu tun, und zwar Aufforderungen im weitesten Sinne, die von strikten Anweisungen bis zu unverbindlichen Vorschlägen oder Ratschlägen reichen. Deshalb befassen wir uns hier zunächst mit der Art und Weise, wie man im Deutschen auffordert, bittet, vorschlägt, zurät, oder auch anordnet und befiehlt. Folgende Varianten sind wohl als Standardformen zu empfehlen, weil sie relativ kurz sind und zudem höflich klingen, ohne förmlich zu sein: Kannst du bitte aufstehen? Könntest du bitte aufstehen? Würdest du bitte aufstehen? Imperative können durch Hinzufügen von bitte und durch Abtönungspartikel wie mal abgemildert werden: Steh bitte auf. Setz dich bitte (mal) (hin). Steht bitte auf. Setzt euch bitte (hin). Stehen Sie bitte auf. Setzen Sie sich bitte (hin). Keine förmliche, sondern lockere, oft benutzte Ausdrucksweise: Schön. Schreiben wir also ein Diktat! Gut. Nehmen wir uns die Hausarbeit vor. Kommen wir jetzt auf unser Gedicht zurück. Umständlicher: Lasst uns jetzt auf unser Gedicht zurückkommen. Ein Satzgefüge mit einem Verb des Aufforderns ist immer etwas förmlich und wirkt manchmal etwas umständlich: Ich bitte dich / euch, aufzustehen. Ich möchte, dass ihr aufsteht. Ich erwarte von euch, Ich will, Ich verlange von euch, Ich bestehe darauf, Die Hauptsprechakte des Unterrichts 13 Freundlicher wirken natürlich Vorschläge statt Aufforderungen: Ich schlage vor, dieses Thema jetzt zu diskutieren, wir diskutieren jetzt dieses Thema. Wie wär's, wenn wir dieses Thema jetzt diskutieren? wenn ihr das jetzt diskutieren würdet? Was haltet ihr davon, wenn wir jetzt...? Etwas umständlich, aber immer empfehlenswert, wenn man jemanden um eine kleine Gefälligkeit bittet: Sei / Seien Sie doch bitte so gut / freundlich und schließen das Fenster. Anordnungen können natürlich auch durch müssen, sollen, haben zu, sind zu ausgedrückt werden. Die Hausaufgaben müssen / sollen (am) Freitag abgegeben werden. Die Hausaufgaben sind Freitag abzugeben. Ihr habt die Hausaufgaben Freitag abzugeben. Aufstehen! (Hin)setzen! Das ist militärischer Kommandoton und deshalb im Allgemeinen nicht zu empfehlen, es sei denn bei Gymnastikübungen! Möglich ist der Infinitiv als Imperativ auch in einer Situation wie der folgenden: Die Klasse ist im Aufbruch begriffen. Alle reden miteinander. Plötzlich fällt dem Lehrer noch etwas ein, was er ankündigen möchte. Also ruft er laut in die Klasse hinein: Alle mal herhören bitte! Eine ebenso energische Aufforderung kann durch das unpersönliche Passiv zum Ausdruck gebracht werden: Es wird gearbeitet, nicht gesprochen! Jetzt wird aber gearbeitet! Die imperativische Verwendung des einfachen Aussagesatzes klingt zumeist sehr bestimmt -auch bei Einfügung von bitte und anderen Partikeln. Sie darf also nur verwendet werden, wenn man wirklich befehlen will. Du stehst jetzt bitte (mal) auf. Ihr setzt euch jetzt bitte mal hin und schreibt alles auf. Jeder macht sich Notizen. Das gleiche gilt für futurische Formen, die wie folgt als Aufforderung fungieren können: Du wirst jetzt den gesamten Text vorlesen. Werdet ihr wohl still sein! 14 Die Hauptsprechakte des Unterrichts Wir sehen, wie reichhaltig das grammatische Programm ist. Es umfasst Imperative, Infinitivsätze mit zu, c/ass-Sätze, Konjunktive. Allein durch die Lehrersprache können die Schüler allmählich mit schwierigen Formen hörend vertraut werden. Der Lehrer sollte so abwechslungsreich wie möglich sprechen, natürlich ohne die Schüler am Anfang durch übergroße Vielfalt zu verwirren. In den folgenden Kapiteln beschränken wir uns schon aus Platzgründen zumeist auf die Form der freundlichen Aufforderung. Wir empfehlen, häufig die Varianten Kannst du bitte mal...? Können Sie bitte mal...? Könntest du bitte mal...? Könnten Sie bitte mal...? Würdest du bitte mal...? Würden Sie bitte mal...? oder: Wer macht mal die Tafel sauber? Macht jemand mal die Tafel sauber? Wer schreibt das Wort mal an? Schreibt jemand mal das Wort an? zu wählen, damit sie sich den Schülern fest einprägen. Es sind weithin übliche, höfliche Formen, die Erwachsene untereinander verwenden, und zwar nicht nur als Fremde, sondern auch, wenn sie sich gut kennen. 2 Wie man Modalpartikel richtig einsetzt Von Anfang an sollte der Lehrer auch die typischen deutschen Modaipartikel (Abtönungspartikel, Gefühlswörter, Würzwörter, Flickwörter), wie sie die lebendige, effektvolle Rede erfordert, verwenden. Ihre Vielfalt und Vieldeutigkeit - sie können je nach Kontext die Äußerung unterschiedlich prägen - bergen so viele Schwierigkeiten für den Deutschlerner, dass er schon früh durch häufiges Hören an sie gewöhnt werden sollte. Sie stellen die subjektive Einstellung des Sprechers zum Geschehen oder zu seinem Gegenüber dar. Ohne sie würde unsere Rede oft abgehackt, schroff und unfreundlich wirken. Umgekehrt gelingt es mit ihrer Hilfe, sympathisch und verbindlich zu sein. Eben haben wir schon die Partikel mal verwendet. Sie allein vermag aus einer Frage eine freundliche Aufforderung zu machen: Kannst du das mal beantworten? Auch wenn der Lehrer sich kurz und knapp fassen will, sollte er öfter ein mal einschieben, also statt: Lies den Satz vor! das verbindlichere: Lies mal den Satz vor! Bei Imperativsätzen (nicht in Fragesätzen!) gebraucht man häufig anstelle von mal die Kombination doch mal: Lies doch (bitte) mal den Satz vor. Die Hauptsprechakte des Unterrichts 15 Mit einem angehängten, durch Komma abgetrennten ja?, einverstanden? oder auch umgangssprachlicher okay? fordert der Sprecher den Hörer auf, sein Einverständnis zu geben: Schreiben wir doch mal ein Diktat, ja? Diskutieren wir mal diese neue Situation, einverstanden? Machen wir mal die Übung auf Seite 5, okay? Der Einschub von viel/eicht gibt einer Aufforderung den Charakter eines Vorschlags: Würden Sie vielleicht etwas lauter sprechen? Könnten Sie mir vielleicht einen Gefallen tun? Es wäre vielleicht besser, ihr schreibt mit Bleistift. ihr würdet mit Bleistift schreiben, wenn ihr mit Bleistift schreibt, wenn ihr mit Bleistift schreiben würdet. Vielleicht ist in einigen Kontexten durch eventuell, möglicherweise ersetzbar: Könnten Sie vielleicht / eventuell / möglicherweise eine Ausnahme machen? Den gegenteiligen Effekt, nämlich eine Verstärkung der Aufforderung, erzielt man durch Einfügen der betonten Partikel ja, bloß und nur. Bei starker Betonung kann die Aufforderung sogar als Drohung gemeint und verstanden werden: Seid ja vorsichtig beim Gebrauch dieser Formen! Lies das noch einmal, damit es ja jeder versteht! Gebt bloß alle Bücher wieder zurück. Lasst keins liegen! Erzählt mir nur nicht, wir hätten das nicht durchgenommen! Starke Ungeduld hingegen drückt ein eingeschobenes gefälligst (Superlativ von gefällig) aus. Man verwendet es nicht bei Gleichgestellten, sondern gebraucht es nur dort, wo ein klarer Status- oder Autoritätsunterschied besteht und die Situation so ist, dass Unhöflichkeit in Kauf genommen wird: Ihr räumt jetzt gefälligst auf! Du machst gefälligst deine Hausarbeiten! 3 Der Ton macht die Musik Bei all dem sollte man nicht vergessen: Der freundliche oder barsche Ton, die freundliche Stimme, der freundliehe Blick, die passende Gestik, also auch die Körpersprache, sind meist noch wichtiger als die Worte, die man wählt, die Konjunktive oder Modalpartikel. Selbst der schnörkellose Satz „Lies den Satz vor" kann unter Umständen genauso freundlich sein wie „Würdest du bitte mal den Satz vorlesen?". Dazu bedarf es aber dann einer deutlichen Körpersprache, also des freundlichen Zulächeins oder Zunickens und der sanften Stimme. 16 Die Hauptsprechakte des Unterrichts Bewusst übertriebene Freundlichkeit wird als Mittel der Ironie eingesetzt: Würden Sie / würdest du bitte die Freundlichkeit haben und ein wenig zur Seite rücken? Ironisch wirkt hier der Kontrast zwischen dem verbalen Aufwand und der kleinen Bitte. Zur Ironie gehört aber auch hier die Tonlage. Mit der Betonung von vielleicht erzielt man einen ironischen Effekt, der verletzend wirken kann: Könntest du vielleicht den Ton etwas leiser stellen? So kann auch folgende Aufforderung ernst gemeint sein und damit den Schüler ermutigen oder - je nach Situation - ironisch gemeint sein. Nur weiter so! Auch Sätze mit sonst angenehm-freundlichem bitte mal können bei emphatischer Betonung statt Freundlichkeit die Dringlichkeit der Bitte und damit quasi einen Befehl ausdrücken: Kannst / Könntest / Würdest du (jetzt) bitte (mal) die Frage beantworten? Diese Variante impliziert starke Ungeduld, ja Ärger: Warum hast du das eigentlich nicht schon längst getan? Wir sagen also mit Recht: Der Ton macht die Musik. 4 Wie man verbietet Auch wenn der Lehrer etwas verbieten möchte, sollte er Abtönpartikel verwenden und sie je nach Intention auf seine Aufforderung abstimmen. Das Verbot wird durch Modalpartikel, die betont ausgesprochen werden, verstärkt. In allen diesen Verboten sind ja nicht, nur nicht und bloß nicht gegenseitig austauschbar, ohne dass sich Bedeutung und Tonlage verändern. Tu / mach das ja nicht! Tu das bloß nicht! Tu das nur nicht! Lacht ja nicht, wenn jemand etwas falsch ausspricht! Das ist völlig falsch. Sagt das ja nicht noch einmal! Folgende Form ist ebenfalls ein strenges Verbieten, oft mit einem mahnenden oder warnenden Unterton: Dass ihr mir ja nichts (her)rumliegen lasst! Dass ihr mir ja nicht über den Rand schreibt! Der Infinitiv verliert durch nur seinen Kommandoton: Nur nicht nervös werden! (Immer mit der Ruhe!) Nur nicht mit dem Rücken zum Publikum sprechen! Die Hauptsprechakte des Unterrichts 17 Die bekannteste Form von Geboten oder Verboten ist die mit sollen, wie in den Zehn Geboten, die nach biblischer Überlieferung Gott den Menschen übermittelte, oder mit (nicht) dürfen: Du sollst nicht... Ihr dürft das Wörterbuch nicht benutzen. Ihr dürft eure Fahrräder nicht im Flur abstellen. Ich verbiete euch zu rauchen. Ich erlaube euch nicht, mit Bleistift zu schreiben. Ich will nicht, Ich möchte nicht, Ich wünsche nicht, dass Sehr bestimmt wirkt folgende Form: Hier wird nicht abgeschrieben! Hier wird nicht geredet! 5 Wie man Fragen stellt Folgende Hinweise gehen über die Elementargrammatik des Fragens hinaus: Für Entscheidungsfragen können wir einen Aussagesatz verwenden, dessen Fragecharakter allein durch Frageintonation deutlich wird. Diese Form hat im Gegensatz zur Standardfrage (mit dem Verb am Anfang) die Bedeutung, dass wir eigentlich eine positive Antwort erwarten. Diese positive Vermutung wird durch die Verwendung von also oder wohl verstärkt. Der Lehrerfragt, ob er richtig gefolgert hat. Statt also kann auch demnach stehen. Das heißt also, dass wir den Test verschieben sollen? Ihr findet den Text wohl zu lang? Du meinst also, wir sollten ...? Ihr wollt demnach lieber ein Diktat schreiben? Die gegenteilige Erwartung, dass etwas eher unwahrscheinlich ist, mithin Überraschung und Skepsis, drückt man am besten mit doch nicht etwa aus: Ihr wollt doch nicht etwa lieber ein Diktat schreiben?! Du glaubst doch nicht etwa, du kannst nicht singen?! Jeder kann singen. Das könnt ihr doch nicht gemeint haben! Das meinen Sie doch nicht ernst / im Ernst?! Die negative Vermutung, ja geradezu Ungläubigkeit, wird auch durch eine eindeutige Frageform unter Beifügung von etwa ausgedrückt: Hast du etwa deine Hausaufgaben vergessen? Bist du mit deiner Note etwa nicht zufrieden? 18 Die Haupts p rech akte des Unterrichts Wollen Sie etwa behaupten, Wollen Sie damit etwa sagen, Soll das etwa heißen, wir hätten voneinander abgeschrieben? Entscheidungsfragen mit denn (nicht): Der Sprecher will damit klären, wie es um die Sache wirklich steht, weil er und sein Gegenüber offensichtlich verschiedener Meinung darüber sind. Haben wir denn nicht beschlossen, eine neue Lektüre anzufangen? Versteht ihr denn nicht, dass ...? Ist er denn nicht beim ersten Mal durchgefallen? Ist es denn nicht vernünftiger, rechtzeitig für die Prüfung zu lernen? Ergänzungsfragen mit unbetontem denn: Warum denn? Wieso denn? Wozu denn? Warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Wie kommen Sie denn auf die Idee, dass ...? Warum fragst du denn nicht deinen Mitschüler? Schaltsätze: Man kann jede mit einem Fragewort eingeleitete Frage (auch wie oben Ergänzungsfragen oder Sachfragen genannt) durch einen Einschub wie folgt variieren: Wer, Wann, Worüber, glaubst du, meinen Sie, sagten Sie, hat diesen Text verfasst? können Sie mir die Aufsätze abgeben? sollen wir diskutieren? Aussagesätze mit Fragewort im Satzinnern werden nur selten verwendet: Die Wortstellung klingt für deutsche Ohren ungewöhnlich, wenn das Objekt, wonach gefragt wird, nicht absichtlich stark betont werden soll. Je nach Intonation können solche Sätze sogar einen drohenden Charakter bekommen. Für Schüler macht ihr Gebrauch bei nicht verstandenen Aufgaben Sinn: Ich soll wo weiter schreiben? Die Arbeitsgruppen sollen wie groß sein? L: Der Genitiv drückt ein Besitzverhältnis aus. S: Der Genitiv drückt was aus, sagten Sie? L: Die Relativa „welcher, welche, welches" wirken fast immer schwerfällig. S: Sie wirken wie? Weiterfragen. Wenn der Lehrer sich mit einer Antwort nicht zufriedengeben will und insistiert, kann er wie folgt nachhaken: L: Wo spielt sich das Geschehen ab? S: In Berlin. L: Und wo spielt sich das Geschehen noch ab? Und wo sonst noch? Die Hauptsprechakte des Unterrichts 19 L: Welche Hauptwörter sind immer weiblich? S: Die Wörter auf -ung. L: Und welche (sonst) noch? Lehrer und Schüler möchten oft wissen, wie eine bestimmte Äußerung gemeint ist. Gefragt wird nach der Rede-Intention bzw. nach dem Sprechakttyp der Äußerung. Dazu sind folgende Formeln gebräuchlich: Wie haben Sie das gemeint? War das jetzt eine Frage oder eine Information? Soll das ein Vorwurf sein? eine Rüge eine Mahnung eine Bitte oder eine Anordnung ein Beweis eine Bestätigung ein Argument dafür oder dagegen Wollen Sie damit etwas beweisen? Wollen Sie sich damit über uns lustig machen? Schüler sollten lernen, Gegenfragen zu stellen. Der Lehrer soll ihnen bestätigen, dass sie die Frage richtig verstanden haben. Zugleich verfügen sie über ein Mittel, Zeit zu gewinnen: L: Haben Sie alle Fragen bearbeitet? S: Ob ich alle Fragen bearbeitet habe? Ja, hm ... L: Haben Sie sich das auch notiert? S: Ob ich mir das auch notiert habe? Ja, natürlich. L: Hat die Geschichte einen klaren Wendepunkt? S: Sie möchten wissen, ob die Geschichte einen Wendepunkt hat? In Rückfragen zu Aufforderungen können sich Schüler vergewissern und auch wieder Zeit gewinnen: Sie wollen, dass wir das auswendig lernen? Heißt das, dass wir das jetzt abschreiben sollen? Sollen wir das schriftlich beantworten? Gegenfrage und Rückfrage kann man als „Echo-Fragen" zusammenfassen. 20 Die Hauptsprechakte des Unterrichts 6 Du oder Sie? Bis zum Ende der Mittelstufe, im deutschen Gymnasium bis Klasse 10, werden die Schüler und Schülerinnen gewöhnlich geduzt. In Klasse 10 sind sie durchschnittlich sechzehn Jahre alt und haben das Ende ihrer Vollzeitschulpflicht erreicht. Schulpflicht besteht weiterhin, sie gilt aber nur für die Berufsschule als Teilzeitschute. Ab Klasse 11 dürfen die Schüler verlangen, gesiezt zu werden. Meist werden Vorname und Sie-Form zur Anrede kombiniert, z. B.: „Gisa, gehen Sie bitte zur Tafel." Diese Anrede-weise herrscht auch in vielen Hochschulseminaren vor, besonders wenn ein deutliches Altersgefälle zwischen Dozent und Studenten besteht. In der Schule kommt es auch vor, dass Schüler, ob sie nun geduzt oder gesiezt werden, mit ihrem Familiennamen angeredet werden: „Brinkmann, geh mal an die Tafel." „Brinkmann, gehen Sie mal an die Tafel." Diese Anredeform klingt sehr unpersönlich, in manchen Ohren auch unfreundlich und ist im Allgemeinen nicht zu empfehlen. Wo man es im Ausland mit jüngeren Schülern zu tun hat, sollte man sie mit du ansprechen, andererseits aber darauf bestehen, dass sie den Lehrer siezen. Auf diese Weise lernen die Schüler beide Anredeformen. Es kommt nämlich oft vor, dass ausländische Jugendliche Erwachsene in Deutschland sofort duzen: Das ist auch heute noch ein klarer Verstoß gegen die deutsche Etikette. .................................. In Ausnahmefällen gestatten Lehrer, die sich als besonders „progressiv" verstehen, ihren Schülern, sie zu duzen. Studenten an den Hochschulen duzen sich heute untereinander (was vor vierzig Jahren noch nicht der Fall war). Der Einfachheit halber beschränken wir uns in diesem Buch in der Regel auf die kürzere Du-Form. 7 Erste Hilfen für den Schüler Gleich zu Beginn des Unterrichts muss sich der Schüler einige der folgenden Wendungen als Routineformeln einprägen: Kann ich mal austreten? Kann ich mal zur Toilette gehen? Meinen Sie mich? Verzeihung, ich verstehe nicht. Nicht so schnell bitte. Ich verstehe Sie nicht. Ich verstehe das nicht. Ich verstehe absolut gar nichts. Das ist mir (noch) nicht klar. Entschuldigung, ich habe leider nichts verstanden. Ich habe das Wort den Satz den Ausdruck die Zeile nicht verstanden, nicht mitgekriegt. Die Hauptsprechakte des Unterrichts 21 Eine sehr saloppe, aber bei Schülern beliebte Variante dazu: Ich kapier' das nicht. / Das kapier' ich nicht. Der Schüler bittet um Wiederholung: Können Sie das bitte wiederholen? noch mal sagen? etwas langsamer sagen? genauer sagen? (noch mal) erklären? buchstabieren an die Tafel schreiben? Könnten Sie bitte etwas lauter sprechen? Man versteht hier hinten nichts. Können Sie etwas langsamer diktieren? Wir kommen (so schnell) nicht mit. Der Schüler kann ein Wort nicht aussprechen / schreiben: Wie spricht man das Wort aus? Wie schreibt man das Wort? Wie wird das geschrieben? Ist das so richtig, was ich hier geschrieben habe? Können Sie sich das bitte mal anschauen? Können Sie das bitte mal korrigieren? Könnten Sie mir mal eben helfen? Der Schüler kennt ein Wort nicht: Was heißt... auf Deutsch? Wie sagt man ... auf Deutsch? Wie kann ich das auf Deutsch sagen? Wie sagt man noch mal... auf Deutsch? Was bedeutet (eigentlich) „Klassenbuch"? Was ist ein „Klassenbuch"? Darf ich das auf Schwedisch / Hindi sagen? Ist... das richtige Wort? Ist das (hier) das richtige Wort? Der Schüler muss passen, er hat keine Antwort parat: Ich weiß nicht. Ich weiß es (leider) nicht. Ich kenne die Antwort nicht. Ich habe keine Ahnung. Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich bin gerade am Überlegen. Ich kann mich nicht erinnern. Ich habe es leider vergessen. 22 Die Hauptsprechakte des Unterrichts Ich habe vergessen, wie das heißt. Das Wort / die Zeile / der Name ist mir entfallen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Dazu fällt mir nichts ein. Dazu / darüber kann ich leider nichts sagen. Alle diese Äußerungen können wie folgt eingeleitet werden: Tut mir leid, ich ... Entschuldigung, ich ... Der Lehrer verlangt zu viel: Sollen wir das alles abschreiben? Sollen wir das alles lernen? Zu den Standardausreden der Schüler gehören folgende: Das haben wir noch nicht gehabt. Das haben wir noch nicht durchgenommen. Das Wort kennen wir noch nicht. Davon haben wir noch nicht gesprochen. Da habe ich gefehlt. Als wir das durchgenommen haben, habe ich gefehlt. Entschuldigung, ich habe gerade nicht aufgepasst / hingehört. Ganz allgemein kann er sich wie folgt zu Wort melden: Darf / kann ich mal was sagen? Ich möchte noch was dazu sagen. Darf ich auch mal was sagen? Letzteres drückt Ungeduld aus: Andere haben vorher gesprochen, jetzt möchte er auch einmal zu Wort kommen. Schüler brauchen auch sprachliche Mittel, um eigene Vorschläge machen und den Unterricht mitsteuern zu können. Könnten wir jetzt nicht was anderes machen? Könnten wir nicht stattdessen unsere Stücke vorspielen? Warum können wir jetzt nicht...? Ich habe eine bessere Idee: Können wir nicht...? Darf ich einen (anderen) Vorschlag machen: Könnten wir nicht jetzt schon einen Teil der Hausaufgaben erledigen? Müssen wir das wirklich machen? Das ist doch so langweilig! Die Hauptsprechakte des Unterrichts 23