Authentische Fotografie im DaF-Unterricht Pavla Marečková p.mareckova@email.cz Lehrstuhl für deutsche Sprache und Literatur PdF MU Brno Warum dieses Thema? Fotografie ist etwas, was mir sehr nahe liegt. Ich fotografiere gerne, schaue mir gerne die Aufnahmen an, arbeite gerne mit ihnen (sowohl im FSU als auch im Privatleben). Genauso ist es mit den Themen Kreativität und Emotionaliät im FSU. Diese Themen fand ich immer spannend und beschäftige mich mit ihnen seit ein paar Jahren schon. Meiner Meinung nach ist Fotografie ein gutes Mittel, wie man eben Kreativität und Emotionen im FSU entfalten, fördern, anspornen kann. Warum? •Entweder zielt der Fremdsprachenunterricht pragmatisch auf den Spracherwerb („mit Hilfe von Bildern noch besser die Sprache lernen“) • •oder • •ob er – darüber hinaus – auch entwicklungsfördernd ausgerichtet ist und auf (inter)kulturelle Begegnungen vorbereiten soll. Dann würde gelten: „Bildkunst (…) als Mittel lust- und emotionsgeladenen kreativen gemeinsamen fremdsprachlichen Arbeitens, als geeignetes Mittel für Wahrnehmungs-, Empathie- und Sensibilitätstraining und als Fenster zu eigenen und fremden Welten erleben.“ • •(vgl. dazu Badstübner-Kizik, 2007, S. 43) Warum? ü„…weil Fotografie sehr unterschiedliche Sichtweisen zulassen und demzufolge in verstärktem Maße deutungsoffen sind. Sie sprechen die Rezipient/innen zudem vielfach stärker affektiv an als Schrifttexte. Das macht einen Großteil ihres Reizes aus.“ • ü„Sprachdidaktisch vorteilhaft ist zudem, dass diese Impulse nichtsprachlich sind, sehr wohl aber Sprachproduktion freisetzen.“ •(Decke-Cornill & Küster, 2015, S. 251) •? ? ? Gleich am Anfang möchte ich 3 Fragen beantworten ? Frage 1: Das erste Fragezeichen steht für das Wort authentisch. Was stellen Sie sich unter dem Wort „authentisch“ vor? (Def. Authentizität - bedeutet Echtheit im Sinne von „als Original“ befunden) Für mich: authentisch synonym zu lebensnah, d.h. nicht für didaktische Zwecke stilisiert ? Frage 2: Welche Art von Fotos werden in diesem Beitrag thematisiert? Bilder, auf denen Menschen abgebildet sind. Keine Landschaften, Sehenswürdigkeiten… ?Frage 3: Wie haben sich die Lehrwerkfotos während der letzten 20-25 Jahre entwickelt? Wie waren sie? Welche Funktion hatten sie früher und haben heute? Welche Aufgaben waren/sind im Trend? Diese Frage möchte ich mit Ihnen gemeinsam beantworten und daher lade ich Sie nun zu einem historischen Exkurs an. Jahr 1994 – Themen neu IMG_0002.jpg 1994 Themen neu.jpg Wie sind die Fotos? Welche Funktion haben sie? -Klein, mehrere Bilder auf einer Seite, nicht hochwertig -vom heutigen Standpunkt aus gesehen nicht mehr aktuell Aufgaben: Beschreiben, Zurodnen Funtkionen: illustrativ, explikativ Jahr 2005 – Studio D 2005 Studio D (1).jpg 2005 Studio D (2).jpg Funktion: Einfühlungshilfe, illustrativ, semantisch Aufgaben: Beschreiben, Zuordnen Jahr 2009 – Ausblick 2009 Ausblick (1).jpg 2009 Ausblick (2).jpg Bessere Druckqualität, Attraktivität höher Aufgaben: Beschreiben / Argumentieren Funktion: Einfühlungshilfe, illustrativ / Bild steht im Mittelpunkt der Aufgabe (eigentlich Ausnahme) Jahr 2011 – Direkt 2011 Direkt (1).jpg 2011 Direkt (2).jpg Größer, bessere Druckqualität, altersgruppe-spezifisch, cool / kleinere Bilder (aktuelle Stars) Aufgaben: keine / Zuordnen Funktion: Einfühlungshilfe / illustrativ, ersetzen den Text Jahr 2013 – Menschen 2013 Menschen (1).jpg 2013 Menschen (2).jpg 2013 Menschen (3).jpg 2013 Menschen (4).jpg Titelseite der jeweiligen Lektionen: - super happy und cool Funktion: Einfühlungshilfe Aufgaben: keine Jahr 2013 – Menschen 2013 Menschen (5).jpg 2013 Menschen (6).jpg Rein illustrative Funktion, keine Aufgaben Funktionen der Fotos in den Lehrwerken übegleitend/illustrativ üsemantisch ürepräsentativ üästhetisch üEinfühlungshilfe ü ümotivierend? üaktivierend? ükreativitätsfördernd? • • Ad a) Bei illustrativ – Bild als Appendix zum Text, meistens keine Aufgabe mit Bildern Bei semantisch – Bild als Ersatz des Textes (man soll das Bild verbalisieren, um Übersetzungen zu vermeiden), Zuordungsübungen Repräsentational – Bilder repräsentieren kulturelle Sachverhalte bzw. Besonderheiten (kann problematisch werden – man will das Typische darstellen, kann aber zu Marginalisierungen oder Stereotypisierungen führen. Ästhetisch Bei Einfühlungshilfe – Bild beschreiben / interpretieren Ad b) motivierend vielleicht, aktivierend teilweise, kreativitätsfördernd gar nicht – WARUM? Die Fotos sind zu perfekt und cool und happy, realitätsfern, d.h. alles nur nicht AUTHENTISCH. Meiner Meinung nach sollen wir im DaF-Unterricht authentische=lebensnahe Fotos verwenden, denn wir wollen doch im Unterricht reale Situationen aus dem Alltag thematisieren, sprachlich bearbeiten etc. Wir wollen doch etwas verwenden, was die Kreativität entfaltet / zur Kreativität anspornt, die Vorstellungskraft in Gang setzt/aktiviert (Kreativität: Duden fördern fragen ausleben entfalten freisetzen hemmen ersticken beweisen) BEISPIELE: 4 Techniken vorstellen (meine Lieblingstechniken) – teileweise Techniken des KS, die ich gerne zum KREATIVEN SPRECHEN verwende. Erste Technik – eigentlich klassische Aufgabe, aber anders gestellt. Wie lautet die traditionenelle Aufgabestellung zur Bildbeschreibung? Beschreiben Sie, was Sie auf dem Bild sehen… Beschreiben Sie, was Sie auf dem Foto nicht sehen… üWie sehen die Personen aus? üWas haben sie an? üWo sind sie? üWas machen Sie? üWorüber unterhalten Sie sich? • DSC_6005.JPG Das Endprodukt = Personenbeschreibung, Situationbeschreibung, Interpretation. Also gleich wie bei der klassischen Aufgabe zur Bildbeschreibung. ABER, wir müssen dabei die Vorstellungskraft aktivieren, Phantasie und Kreativität anspornen. Ziel: Stichwörter – Sätze – Geschichte (KSch oder KSp) Beschreiben Sie, was Sie auf dem Foto nicht sehen… üWie sehen die Personen aus? üWas haben sie an? üWo sind sie? üWas machen sie? üWarum sind sie hier? • • n1.jpg Gleich wie beim Foto 1 Wenn wir mit der Technik weiter machen…. Beschreiben Sie, was Sie auf dem Foto nicht sehen… •Wie ist die Person, der diese Kleidung gehört? • IMG_9469.JPG Kein Mensch abgebildet, aber es entsteht eine Personenbeschreibung Offene Frage/ Aufgabe für höhere Sprachniveaus oder… Beschreiben Sie, was Sie auf dem Foto nicht sehen… üName: üAlter: üBeruf: üStatus: üCharakter: • • • IMG_9469.JPG oder üName: ü20-30 / 30-40 / 50-60 Jahre alt üKellnerin / Lehrerin / Ärztin / ? üledig / verheiratet / geschieden üintrovertiert / extrovertiert üchaotisch / gut organisiert • Für A2 mit Punkten in Form eines Fragebogens: Für A1 als Quiz Und wir gehen weiter mit der Technik – Kreativität wird freigesetzt Beschreiben Sie, was Sie auf dem Foto nicht sehen… • üWie sieht es hinter der Tür aus? üWer wohnt hier? Was machen die Personen gerade jetzt? • • • • •Themen: Familie, Zwischenmenschliche Beziehungen, Charaktereigenschaften, Wohnen etc. • • IMG_9461.JPG Mit offenen Fragen anfangen, je nach der Zielgruppe spezifizieren (Hilfsfragen stellen) Empfehlenswert ist – eine Auswahl an Bildern zum gleichen Thema (3-4 Stück), damit die Schüler/ Studenten selbst wählen können, welches Bild sie bearbeiten wollen (aktivierender und motivierender, denn ich habe selbst entscheiden können, welches Bild ich nehme) Es geht um den Menschen – Projekt des KS (B2) • babu pipi balkon.tif • ruce.tif 6 Bilder zur Auswahl, Seminar des KS. Endprodukt war Geschichte – bis zum Ziel haben etwa 5 Schritte/Techniken geführt. Texte kann ich zur Verfügung stellen. Es geht um den Menschen – Projekt des KS (B2) • • kundrnatá b.tif deštěm.tif Was passiert in den nächsten 5 Minuten…? mestem.jpg Was passiert in den nächsten 5 Minuten…? WP_20160609_11_37_20_Pro.jpg Was passiert in den nächsten 5 Minuten…? Provence 2006e.jpg Was passiert in den nächsten 5 Minuten…? Wien 2006.jpg Was passiert in den nächsten 5 Minuten…? IMG_9480.JPG Technik des KS – aber ich bin dafür diese Techniken für Kreatives Sprechen, Reden, Quatschen, Hypothesen bilden…Keine lange Übung – als 5-Minuten-Einstieg zu zweit, spontan, ohne Kontrolle… Reportage übeliebige Themen (Mein Weg zur Schule, Mein Wochenende, Meine Geburtstagsparty) ügut geeignet als Grammatikübung (z.B. Verben – Konjugation, Modalverben, Perfekt…, Adjektive) üStudenten schießen die Fotos selbst üVariable Präsentationsmöglichkeiten • Was super an dieser Technik ist – die Studis sind die aktiven, nicht der Lehrer. Poster WP_20160608_08_58_03_Pro.jpg WP_20160608_08_58_07_Pro.jpg Überall kann man Poster fotografieren – zuschneiden (Word), Schrift ausschneiden – über das Thema diskutieren? Wozu ist das Poster? Welcher Text könnte zum Bild passen? Dann das ganze Poster zeigen – vergleichen…wieder über das Thema diskutieren Poster WP_20160608_08_59_00_Pro.jpg WP_20160608_08_59_12_Pro.jpg Poster WP_20160608_08_58_30_Pro.jpg WP_20160608_08_58_34_Pro.jpg Was für eine Veranstaltung? Wo? Wann? Würden Sie hingehen und warum (nicht)? Authentische Fotografie im DaF-Unterricht üFunktionen: kreativitätsfördernd, aktivierend & motivierend, sprachfördernd (besonders: produktive Fertigkeiten und Teilkompetenzen Wortschatz und Grammatik) • üPhasen der UE: Einführungsphase, Festigungsphase, Wiederholungsphase oder nur als Abwechslung • üSozialformen: Einzel- und Partnerarbeit, Gruppenarbeit • üZielgruppe: A1-C2 • üQuelle: z.B. wikimedia commons (gratis, lizenzfrei) • • •Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit •p.mareckova@email.cz Ich freue mich auf Ihre Fragen & Anmerkungen