Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 1 Handreichung Annegret Schmidjell Unterrichtsplanung und Analyse von DaF-Unterricht/ Lernziele: Sie können - eigene Erfahrungen mit Lehrwerken beschreiben und das „eigene“ Lehrwerk einschätzen - die Relevanz des Modell Didaktische Analyse beurteilen und zielführend einsetzen: • Lernziele formulieren • Lerneraktivitäten beschreiben • Begriff Sozialform definieren • Materialien und Medien zuordnen • Rolle der Lehrenden reflektieren • Lernphasen unterscheiden • Teilnehmerorientierte Aktivitäten dazu bestimmen und zuordnen • Kriterien guten Unterrichts benennen - eigene Unterrichtsplanungen ausführen und evaluieren. Literaturhinweise zum Thema: P.Bimmel/B.Kast/G.Neuner: Deutschunterricht planen. Arbeit mit Lehrwerklektionen. Fernstudieneinheit 18. Langenscheidt 2003 (Neubearbeitung 2011) Fremdsprache Deutsch, Aufgaben und Übungsgeschehen. Heft 10, Klett 1994 Fremdsprache Deutsch, Autonomes Lernen, Sondernummer, Klett 1996 Fremdsprache Deutsch, Kombinierte Fertigkeiten, Heft 24, Klett 2001 Häussermann, Ulrich/Piepho, Hans-Eberhard: Aufgabenhandbuch. Deutsch als Fremdsprache. Abriss einer Aufgaben- und Übungstypologie München: iudicium 1996 Barbara Ziebell/Annegret Schmidjell: Unterrichtsbeobachtung und Kollegiale Beratung. Fernstudieneinheit 32. Neubearbeitung. Voraussichtlich Ende 2011 ) Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 2 A Unterrichtsplanung Aufgabe 1: Mit welcher Entscheidung fangen Sie bei Ihrer Unterrichtsvorbereitung? Welche der folgenden Fragen beantworten Sie zuerst? Warum? Was muss der Lehrer/ die Lehrerin in der Stunde tun? Welche Medien/Hilfsmittel (Rekorder, Folien...) braucht die Lehrerin der Lehrer? Was sollen die Schüler lernen? Wie arbeiten die Schüler (individuell, zu zweit, in der Gruppe)? Was sollen die Schüler tun? Mit welchen Materialien wird gearbeitet (Arbeitsblatt, Hörtext, Foto...) Modell: Didaktische Analyse (G. Westhoff, 1987 nach W. Klafki) Jedem Unterricht geht auf die ein oder andere Weise eine didaktische Analyse voraus – ob der Lehrer dies reflektiert oder nicht: Er legt seinem Handeln Kriterien zugrunde. Sinnvolle und bewährte Kriterien sind die folgenden: - Wo und wem soll etwas gelehrt werden? - Lernziele: Was sollen die Schüler im Anschluss an die Stunde können? - Sachanalyse: Um welche Inhalte geht es vor welchem fachlichen Hintergrund? - Didaktische Analyse: Warum ist das Thema für meine Lernende wichtig? - Methodische Analyse: Wie kann es vermittelt werden? - Verlaufsplanung: Welche Schritte sind in welcher Reihenfolge umzusetzen? - Reflexion: Wie ist die Umsetzung gelaufen? Für jeden Schritt kann festgelegt werden: 1. Lernziel: Was sollen die Schüler lernen? 2. Welche Lernaktivitäten der SchülerInnen führen zum Lernziel? 3. Welche Sozialform passt am besten zu den Lernaktivitäten? 4. Welche Materialien lösen die gewünschten Lernaktivitäten aus? 5. Mittels welcher Medien/Hilfsmittel werden die Materialien am besten angeboten? 6. Was soll ich als Lehrer/Lehrerin in der Unterrichtsstunde tun? Ziele des Unterrichts (Lehrziele und Lernziele): Für die angestrebten Veränderungen von Lernenden verwenden wir den Begriff Lernziele. Daneben finden Sie in der neueren Literatur (GER) auch die Bezeichnung: KannBeschreibung (can do) und auch Kompetenzen (z.T. in Lehrwerken). Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 3 Das Festlegen realistischer und am Curriculum orientierter Lernziele gehört zu den Kernkompetenzen eines jeden Lehrenden. Leitziele: Übergeordnete bildungspolitische Zielsetzungen Grobziele: Schwerpunkt der Zielsetzung einer Unterrichtsstunde (oder – reihe) Hauptlernziele, die aus den Leitzielen abgeleitet werden (Die TN sollen über Körper, Gesundheit und Krankheit sprechen können) Feinlernziele: beziehen sich auf bestimmte Unterrichtssequenzen und sollen konkret überprüfbar sein. Sie erlauben eine Bestimmung des gewünschten Lernerverhaltens (Die S/TN können die Körperteile benennen). Sie können nach den Kann-Bestimmungen des gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens formuliert werden. Lernziele (insbesondere Grob- und Feinlernziele) sollen aus gutem Grund ein beobachtbares Verhalten beschreiben, denn nur dann sind sie operationalisierbar. Lernziele (Feinlernziele) können sich beziehen auf: - Kenntnisse, d.h. wir möchten erreichen, dass die TN nach der UE etwas wissen, was sie vorher nicht gewusst haben (Kognitive Lernziele) - Fertigkeiten, d.h. die TN können etwas, was sie vorher so nicht gekonnt haben (handlungsorientierte Lernziele; psychomotorische Lernziele) - Haltungen und Einstellungen, d.h. die TN fühlen oder finden/begreifen/sehen etwas anders als vorher (affektive Lernziele; dazu gehören auch interkulturelle Lernziele zum Erwerb interkultureller Kompetenz) Aufgabe 2: Die folgenden Lernziele sprechen unterschiedliche Bereiche an. Welches Lernziel gehört in welchen Bereich? Ordnen Sie bitte zu: Kenntnisse - Fertigkeiten - Haltungen Lernziele: Lernzielbereiche: 1. Die Lerner können in einem Restaurant etwas zu trinken und zu essen bestellen. 2. Die Lerner zeigen die Bereitschaft, die eigene Vorstellungs- und Erfahrungswelt durch die Beschäftigung mit einer anderen Kultur zu ändern. 3. Die Lerner wissen, wann bei den Wechselpräpositionen „auf“ und „in“ der Dativ bzw. der Akkusativ verwendet wird. Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 4 Exkurs: Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen (GER) - beschreibt Niveaus der Sprachkompetenz - zeigt Niveaus zur Erfassung des Lernfortschritts und zur Leistungsmessung - kategorisiert die allgemeinen und kommunikativen Aktivitäten beim Sprachenlernen - stellt dazu ein System von sechsstufigen Skalen bereit - liefert eine Basis für einen Vergleich der zahlreichen Kursstufen und Prüfungsniveaus Das System geht von drei Referenzniveaus aus: A Elementare Sprachverwendung, unterteilt in A1 und A2 B Selbständige Sprachverwendung, unterteilt in B1 und B2 C Kompetente Sprachverwendung, unterteilt in C1 und C2 Beispiele zu den „Kann-Bestimmungen“ (nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen) 1. Global: Interaktion mündlich (A1) - Kann in sehr vertraute Situationen einfache Wörter, alltägliche Ausdrücke und sehr einfache Strukturen anwenden, um auf direkt an sie/ihn gerichtete Frage zu reagieren; kann selbst einfache Fragen stellen. 1b Detaillierte Kann-Beschreibungen (Beispiele): Interaktion mündlich (A1) - Kann sich selbst und andere vorstellen und reagieren, wenn er/sie vorgestellt wird: - Kann in einer Kursgruppe bei einer Vorstellungsrunde mit Name, Herkunft, beruf über sich Auskunft geben. - Kann sich bei einer Freundin erkundigen, wie es ihr geht („Wie geht’s“) und reagieren, wenn sie/er selbst gefragt wird („Danke, gut“). 2. Global: Interaktion schriftlich (A1) - Kann kurze, einfache Texte schreiben, die zur Aufrechterhaltung von Sozialkontakten beitragen. 2b Detaillierte Kann-Beschreibungen (Beispiele): Interaktion schriftlich (A1) - Kann ganz einfache Mitteilungen machen: - Kann eine Notiz schreiben, in der sie sich bei einer Kollegin für die Blumen zum Geburtstag bedankt. - Kann in einer schriftlichen Notiz der Kursleiterin mitteilen, dass er in der nächsten Woche nicht da ist. In den meisten neueren Lehrwerken werden die kommunikativen Kompetenzen im Inhaltsverzeichnis bereits beschrieben („sagen, was ich mag/nicht mag/ beschreiben, was man am Tag oder in der Woche macht/ einfache Wegbeschreibungen verstehen und geben/ Postkarten schreiben“) – sie machen transparent, was in den Kapiteln gelernt wird – und was ich als Lerner danach können soll! Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 5 Aufgabe 3: Schauen Sie sich die folgenden Verben an. A) Welche beschreiben ein beobachtbares Verhalten der Lernenden? Welche nicht (streichen Sie diese durch)? B) Welche eignen sich also zum Formulieren von Lernzielen? Versuchen Sie, ca. 3-5 Lernziele konkret zu formulieren. Verben konkretes Lernziel schreiben Der Schüler kann einen kurzen persönlichen Brief schreiben und dabei die korrekten Grußformeln anwenden. kennen zuordnen denken Zusammenhänge durchschauen beherrschen ausfüllen Spaß haben auf etwas eingehen die Bedeutung erfassen wissen autonome Entscheidungen treffen skizzieren auflisten auswählen vortragen Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 6 Lerninhalte Was wird erarbeitet, vertieft, geübt, wiederholt? (Wo liegt der didaktische Schwerpunkt einer Unterrichtsstunde oder -phase?) Aufgabe 4: Tragen Sie in die nachstehende Tabelle jeweils ein oder zwei konkrete Beispiele für wichtige Bereiche des Faches DaF ein (A1 oder A2 Niveau). Bereiche Beispiel für einen konkreten Lerninhalt: Wortschatz z.B. Wortfeld Schule, Berufe Grammatik Fertigkeiten Landeskunde Lernaktivitäten Aktive Lerner lernen, denn: Wer rastet, der rostet Aufgabe 5: Wie erreichen die SchülerInnen das Lernziel am besten? (Indem sie diskutieren, recherchieren, ein Arbeitsblatt ausfüllen...) Was machen die Lernenden im Unterricht genau? Erstellen Sie ein Assoziogramm der typischen Lerner-Aktivitäten in Ihrem Unterricht: Soziaformen Aufgabe 6: In welchen Sozialformen arbeiten Sie im Unterricht am häufigsten? Warum? Folgende Sozialformen kommen am häufigsten vor: - Lehrervortrag (LV): KL „doziert“/ erklärt/ informiert … - Unterrichtsgespräch (UG): KL „doziert“/ erklärt/ informiert –fragt einzelne S; S antworten - Klassengespräch/Großgruppe (KG): KL und TN sprechen/diskutieren miteinander, wobei hier vor allem die S-S Kommunikation wichtig ist - Gruppenarbeit/ Kleingruppen (GA): S sprechen/ arbeiten in Kleingruppen miteinander, KL beobachtet, unterstützt bei Bedarf… - Partnerarbeit (PA): jeweils zwei TN arbeiten miteinander, KL beobachtet, unterstützt - Einzelarbeit /“Stillarbeit“ (EA): Lernende arbeiten individuell (Sprachproduktion, Üben, selbständiger Transfer) - Interaktive Formen wie z.B. Kettenübung (KÜ), Klassenspaziergang (KS): z.B. KTN gehen umher und befragen selbständig andere KTN Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 7 Sozialformen – wo und wann und wozu? Austausch im Plenum Hat eine Reihe von Funktionen im Lerngeschehen, hier seien nur einige aufgezählt. Stundeneinstieg Assoziative Gesprächsphasen Vorbereitung, Durchführung und Diskussion der Aufgaben und Übungen […] Fast immer abschließende Diskussion der Ergebnisse aus Partner-/ Kleingruppenarbeit Vermittlung komplexer lexikalischer, grammatischer Zusammenhänge Spiele Prüfungsvorbereitung und -besprechung Offene Beiträge des Lehrenden wie Information, Erzählung Erörterung des Unterrichtsablaufs Partner- und Kleingruppenarbeit Für Partner- und Kleingruppenarbeit (2-5 Personen) sprechen gruppendynamische ebenso wie fremdsprachendidaktische Argumente wie zum Beispiel: familiäres Gruppenklima Direkte Kommunikation zwischen TN Motivation durch Erfolgserlebnisse (auch für schwächere S) Kooperation erweitert und vertieft die Einsichtsmöglichkeit in Sprache und Text Kooperation vervielfältigt Ausdrucksmöglichkeit Inhaltliche Binnendifferenzierung erhöht die kreative Spannung und Dichte des geistigen Austauschs im Gruppenganzen. Ein Lehrer, der Gruppenarbeit sensibel anleitet, gibt Aufgaben als Gruppenleistung Gesichtspunkten wie: Ist die Aufgabenstellung sinnvoll für eine Gruppenarbeit? Wie viel Zeit haben die Leute Wie viel Zeit haben wir anschließend für das Berichterstatten? Wie wird berichtet? Mit Wandzeitung? Mit Zeichnungen? Stillarbeit „Stille als sprach-schaffende Möglichkeit wird im Sprachunterricht oft nicht gebührend beachtet, bedacht. In der Überschrift ‚Stillarbeit’ möchte das Wort still deshalb dasselbe Gewicht haben wie das Wort Arbeit.“ Phasen des individuellen Nachdenkens etc. beim Einstieg in eine Aufgabe, einen Lesetext, ein Gesprächsthema etc. in vielleicht 2 bis 3 Minuten als Alternative zur Kleingruppenarbeit. Phasen der individuellen Sprachproduktion, sei es das Festhalten eines Einfalls, das Aufzeichnen eines Assoziogramms, das flüchtige Niederschreiben von Impressionen oder Entwickeln eines Textentwurfs. Kann bis zu 15 Minuten dauern. Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 8 „Stillarbeit aktiviert manche S, die sich im Rahmen der anderen Sozialformen nicht ihren Fähigkeiten entsprechend entfalten können und kann ein Ort sein, an dem Selbst-Denken entsteht.“ Formen des autonomen Lernens Im engeren Sinne ist autonomes Lernen jede Art von lehrerunabhängigem Arbeiten. Das kann die Lösung von Aufgaben, die Durchführung von Projekten und Erkundungen, die selbstständige Bearbeitung von Arbeitsbögen, Computerprogrammen und Multimediakomponenten bedeuten. Eventuell wählt der TN selber den Schwierigkeitsgrad. Im weiteren Sinne geht es um Unterricht mit Materialien, die so aufbereitet sind, dass sie selbstständig er- und bearbeitet werden können. Das impliziert die Formulierung der Aufgaben auf eine Weise, die absolut klar macht, was sie vom Lerner erwarten. Autonomes Lernen verlangt vom KL eine wichtige Erweiterung des professionellen Denkens, Planens, Handelns. „Die Zeit, die durch den Wechsel der Sozialformen scheinbar verschwendet wird, ist nie verloren. […] In keinem anderen Fach ist also der Wechsel zwischen den Sozialformen so wichtig wie im Sprachunterricht.“ (Häussermann/Piepho 1996, 224) Faustregel*: In 90 Minuten sollte die Sozialform mindestens dreimal gewechselt werden (*Begründete Ausnahmen bestätigen die Regel.) Aufgabe 7: Überlegen Sie nun: Womit können Sie Lernaktivitäten in Gang setzen, mit welchen Materialien also wird gearbeitet? Ordnen Sie bitte die in der Kopie angebenden Lernziel, Lerneraktivität, Sozialform, Material einander richtig zu. Lernziel Lerneraktivität Sozialform Material Kopien FSE 32 alt, S.46-48 Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 9 Das Material Das Material ist das Instrument, mit dem ein Lernziel erreicht werden kann. Grob unterschieden werden kann zwischen den folgenden Formen: a) Synthetische Texte, das sind Lese- oder Hörtexte, die eigens für ein Lehrwerk oder von einer Lehrkraft erstellt wurden. b) Halbauthentische Texte, das sind ebenfalls für ein Lehrwerk erstellte Texte, die allerdings Merkmale bestimmter Textsorten tragen (wie zum Beispiel kurze Zeitungsartikel oder Briefe). c) Authentische Texte, das sind Texte, die außerhalb des Unterrichts eine Funktion haben (dazu gehören Gebrauchstexte wie Fahrpläne und Gebrauchsanleitungen, aber auch Zeitungsartikel, Filme oder Lieder) d) Bilder e) Realien Aufgabe 8: Mit welchen Materialien arbeiten Sie meistens im Unterricht? Welche Vor- und Nachteile können Sie zu den genannten Materialformen nennen? Rolle der LehrerIn bzw. Tätigkeiten der LehrerIn im Unterricht Man kann sagen, dass die bedeutendste pädagogische Innovation die LehrerInnen sind – mit ihrem pädagogischen Denken und ihren persönlichen Qualitäten. (Viljo Kohonen) Aufgabe 9: Bitte notieren Sie, was Sie zur Vorbereitung einer ganz normalen Deutschstunde tun (z.B. Lehrwerk durchsehen, Material erstellen, Texte suchen…). Notieren Sie dann, was Sie im Unterricht selbst machen, welche Aktivitäten Sie während des Unterrichts – der die Lernen in das Zentrum des Unterrichtsgeschehens stellen sollte – ausführen (Fehler korrigieren, Arbeitsblätter austeilen und einsammeln…)? Vor dem Unterricht während des Unterrichts Was wird möglicherweise deutlich? Was fällt Ihnen auf? Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 10 B Lernphasen Unterricht lässt sich in einzelne Phasen einteilen. Die Planungskategorien der Didaktischen Analyse lassen sich für jede der vier Phasen verwenden. Aufgabe 10: In welcher Reihenfolge würden Sie in Ihrem Unterricht die Phasen A B C und D (siehe Kopie) durchlaufen? - Überlegen Sie gemeinsam: warum haben Sie sich für diese Reihenfolge entschieden? 1. 2. 3. 4. Was wird in den einzelnen Phasen gemacht (Bsp. aus der Praxis)? Phase Schüleraktivitäten Lehreraktivitäten 1. Einführung Motivieren und Vorentlasten 2. Präsentation Neues Sprachmaterial hören/lesen, Globalverständnis überprüfen. 3a. Semantisierung Bedeutung von Unbekanntem ermitteln 3b. Systematisierung Grammatikstrukturen erschließen und verstehen 4. Üben Üben und wiederholen von geschlossenen Übungen zu immer Offeneren hin Zusammenfassung: Die Phasierung fängt also mit rezeptiven Handlungen an und führt über reproduktives Lernhandeln zu sprachlich produktivem Handeln. Bei der Unterrichtsvorbereitung wird für die jeweils geplante(n) Phase(n) jeweils entschieden, welches Lernziel erreicht werden soll, welche Lernaktivitäten dazu stattfinden sollen, welche Sozialform verwendet wird, welche Materialien und Hilfsmittel eingesetzt werden sollen, um die geplanten Lernziele zu erreichen. Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 11 C Schüleraktivierende Arbeitsformen - nicht nur - mit dem Lehrwerk (nach Anja Schümann, Seminar LMS 2009) Wichtig! An die Lebenserfahrungen, Vorstellungen, Interessen und das Wissen der S anknüpfen Die Spracharbeit an der Gegenwart, an der Realität der S orientieren Die S persönlich und emotional ansprechen Motivation durch einen kreativen und humorvollen Umgang mit Sprache erzeugen Das Handeln der S in den Mittelpunkt stellen Nicht nur über Texte reden, sondern auch produktiv mit ihnen arbeiten Lernen geschieht mit „Kopf und Hand und Herz“. Lernphasen und mögliche Vorgehensweisen 1. Einführung (ins Thema einsteigen, Neugier wecken, Vorwissen aktivieren, Schlüsselwörter kennenlernen, Hypothesen bilden, …) • Die S nach ihren Meinungen/Erfahrungen zum Thema des Textes fragen • Die S fragen: „Was würdet ihr tun, wenn …?“ (bezogen auf das Thema des Textes) • Auf einem Tageslichtprojektor ein Bild zum Text mit einem Blatt Papier abdecken; in diesem Blatt sind Fenster ausgeschnitten. Ein „Fenster“ nach dem anderen öffnen und fragen: „Was meint ihr, worum geht es in dem Text?“ • Assoziogramm/Wortigel zum Thema anhand eines Schlüsselwortes erstellen • Ein Foto, eine Zeichnung oder einen Gegenstand, der zum Text passt, und fragen: Was meint ihr, worum geht es in dem Text?“ • Assoziationen zu Geräuschen, die zum Thema passen, sammeln • Einen „Zaubersack“ mit Gegenständen herumgehen lassen und vermuten lassen • … 2. Präsentation (globales oder selektives Verständnis) • Den Text hören und in einem Schema ankreuzen, wer was sagt • Den Text hören und W-Fragen zum Text beantworten. (wer? wo? was? …) • Den Text lesen und nach bestimmten Informationen suchen • Den Text lesen oder hören und ankreuzen, ob die Aussagen zum Inhalt des Textes richtig oder falsch sind • Einen Teil des Textes lesen oder hören, dann unterbrechen und überlegen, wie es weitergehen könnte • Den Text lesen oder hören und den einzelnen Abschnitten vorgegebene oder selbst erfundene Überschriften oder Aussagen zuordnen • Den Text lesen oder hören und den einzelnen Abschnitten Bilder zuordnen • Den Text lesen oder hören und die ausgeschnittenen Textteile in die richtige Reihenfolge bringen • Den Text lesen oder hören und Aussagen zum Text in die richtige Reihenfolge bringen Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 12 • Den Text lesen oder hören und in Gruppen Fragen an den Text formulieren, die eine andere Gruppe beantworten muss • Textarbeit in Gruppen: Abschnitte des Textes aufteilen und zuerst in Einzelarbeit lesen und Schlüsselwörter markieren lassen, dann in Partner- und schließlich in Gruppenarbeit Schritt für Schritt ein grobe Textzusammenfassung erarbeiten lassen 3. Semantisierung (nur, wenn detailliertes Verständnis das Lernziel ist) • S versuchen zuerst, die Wörter aus dem Kontext selbst zu erschließen. • Gestik, Mimik, Pantomime zu Hilfe nehmen • bildliche Veranschaulichung: Illustrationen, Fotos • Übungen zum Umgang mit dem Wörterbuch • Hinweis auf Internationalismen • Erklärung aus dem Kontext, Beispiele geben • Verweis auf bekannte Wörter: Synonyme, Antonyme, Wortbildungskenntnisse • … 4. (ggf.) Einführung grammatischer Strukturen Wichtig! induktives, kleinschrittiges Vorgehen Funktion vor Form möglichst selbsterklärend visuelle Hilfen und Merkhilfen (Farben, Symbole, Bilder, Signalgrammatik) möglichst selbstentdeckend so wenig Terminologie wie möglich und wenn, dann angemessen möglichst situativ eingebettet Hilfen zur Reflexion und Selbstkorrektur geben 5. Üben Wichtig! von rezeptiv zu reproduktiv zu produktiv von geschlossen zu offen von gelenkt zu weniger stark gesteuert von formorientiert (aber nicht bedeutungslos!) zu inhaltsorientiert "echte" Sprechanlässe im Klassenraum Anwendung der neu erlernten Strukturen in Kommunikationssituationen (z.B. Prinzip der Informationslücke), keine kontextlosen Übungen S haben einen wirklichen Grund miteinander zu kommunizieren. Die Kommunikation zwischen den S führt zu einem Ergebnis, z.B. Schüler B erhält die benötigte Information. Das Ergebnis der Kommunikation liegt vorher nicht fest: Schüler B weiß nicht, was Schüler A genau sagen wird. Die neue sprachliche Form, die die S lernen müssen, ist notwendig, damit die Kommunikation gelingt. Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 13 Kooperatives Lernen: S lösen gemeinsam Aufgaben und Probleme; stellen „echte“ Fragen, Schüler antworten Schülern – nicht nur den Lehrern Lernen mit allen Sinnen (Gesten, Kärtchen, …) • Dialogspiele (mit/ohne Strukturmuster und Redemittel) • Kettenübungen, Dialoge rekonstruieren • Pantomime versprachlichen • Erzählspiele, Fragespiele, Gedächtnisspiele (Kim, Bingo) • Karten- und Brettspiele (Würfelspiele, Domino, Quartett, Memo) • Einigungs- und Verhandlungsspiele (mit Rollen-Vorgaben) • Bewegungs- und Auflockerungsspiele (Kugellager, Klassenspaziergang, …) • Quiz, Rätsel • ... 6. Transfer (Weiterführung und Vertiefung des Themas, freie Anwendung des Gelernten in einem neuen Kontext, Bezug zum eigenen Lebensumfeld, kreativer Umgang mit Sprache, …) Schreiben • Den Text (z.B. einen Erfahrungsbericht) auf die eigene Situation übertragen • Gespräche erfinden, die nicht stattgefunden haben • „Stumme“ Personen im Text zum Sprechen bringen • Ein Tagebuch aus der Perspektive einer Figur schreiben • Einer Figur im Text einen Brief schreiben / schreiben lassen • Den Text in eine andere Textsorte umwandeln (Zeitungsbericht, Gedicht, ...) • Den Text in eine andere Zeit verlegen (letztes Jahrhundert, Zukunft, ...) • Fragen an den Text, den Autor formulieren und diskutieren • Den Text oder Teile des Textes transformieren, verändern, z.B. unter der Fragestellung „Wie würde die Handlung weitergehen, wenn ...?“ • Die Geschichte aus einer anderen Perspektive erzählen • Sich ein anderes Ende überlegen oder über das Ende hinaus schreiben • Den Text als Rollenspiel oder Hörspiel bearbeiten und vorspielen • Schlüsselwörter in einem Text unterstreichen und daraus ein Gedicht verfassen • … Sprechen • Szenisches Spiel, Rollenspiel • Pantomime erraten • Podiumsdiskussion mit Experten, Moderatoren und Publikum • Diskussion angeregt durch Fragen, Texte, Episoden, Bilder • Strukturierte Diskussion (Karussell, Pingpong ...) • … Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 14 D Exkurs: Kriterien „Guten Unterrichts“ (nach Hilbert Meyer, Was ist guter Unterricht, 2004) 1. Klare Strukturierung des Unterrichts (Klarheit über Ziele, Inhalte und Vorgehensweisen; Klarheit über die Rollen; Absprache von Regeln, Ritualen u.ä.) 2. Hoher Anteil an echter Lernzeit (durch gutes Zeitmanagement, effektiven Umgang mit der Unterrichtszeit, Pünktlichkeit, Auslagerung von Organisatorischem; Rhythmisierung des Tagesablaufs) 3. Lernförderliches Klima (durch gegenseitigen Respekt, verlässlich eingehaltenen Regeln, Verantwortungsübernahme, Gerechtigkeit und Fürsorge) 4. Inhaltliche Klarheit (durch Verständlichkeit der Aufgabenstellung, Plausibilität des thematischen Gangs, Klarheit und Verbindlichkeit der Ergebnissicherung) 5. Methodenvielfalt (Reichtum an Inszenierungstechniken, Vielfalt der Handlungsmuster, Variabilität der Verlaufsformen und Ausbalancierung der methodischen Grundformen) 6. Sinnstiftendes Kommunizieren (durch Planungsbeteiligung, Gesprächskultur, Lerntagebücher und Schülerfeedback) 7. Individuelles Fördern (durch Freiräume, durch innere Differenzierung und Integration, durch individuelle Lernstandsanalysen und abgestimmte Förderpläne) 8. Intelligentes Üben (durch Bewusstmachen von Lernstrategien, lerntypengerechte Übungsaufträge, gezielte Hilfestellungen) 9. Transparente Leistungserwartungen (durch ein an den Richtlinien oder Bildungsstandards orientiertes, dem Leistungsvermögen der Lernenden entsprechendes Angebot, zügige Rückmeldungen zum Lernfortschritt) 10. Vorbereitete Umgebung (durch gute Ordnung, funktionale Einrichtung und brauchbares Lernwerkzeug) Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 15 Bitte fertigen Sie eine Unterrichtsplanung an anhand der folgenden Fragestellungen (diese gelten dann auch für die Analyse einer U-Planung): Lernziel/e: Was ist das Lernziel des Unterrichts bzw. der jeweiligen Unterrichtsphase? Was sollen die Schüler können? Die Schüler können … Lerninhalte: Was müssen die Schüler lernen, um das übergeordnete oder ein Feinlernziel zu erreichen? Strukturen, Redemittel, Wortschatz … Unterrichtsphasen: In welche Phasen ist der Unterricht gegliedert? Einstieg, Präsentation, Semantisierung, Systematisierung/Bewusstmachung (=Kognitivierung), Üben Lernende: Was machen die Lernenden? In welchen Sozialformen arbeiten Sie vorwiegend? Wodurch ist erkennbar, ob der Unterricht handlungsorientiert verläuft, die SchülerInnen im Zentrum des Unterrichtsgeschehens stehen? Lehreraktivitäten: Welche Rolle nimmt die Lehrkraft im Unterricht ein? Steht er/sie häufiger oder seltener im Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens? Materialien/Medien: Halten Sie den jeweiligen Einsatz der verwendeten Materialien und Medien für angebracht und sinnvoll und warum/ warum nicht? Methodische Hinweise: Wird erkennbar, welche Funktion hat die jeweilige Aktivität, die Sozialform, das verwendete Material oder Medium im Unterrichtsablauf haben? Zeit: Sind die formulierten Lernziele in der angegebenen Zeit erreichbar, sind die geplanten Aktivitäten in den vorgesehen Zeiten durchführbar? Unterrichtsplanung und Unterrichtsanalyse Goethe-Institut Schwäbisch-Hall, 2./3..8.2011 Referentin: A.Schmidjell © Annegret Schmidjell, Seehausen b. Murnau 16 Arbeitsblatt: Unterrichtsplanung Zielgruppe: Unterrichtsmaterial: Lehrwerk (Seite) Lernziel/e (Groblernziel): Lerninhalte: Lernziele Lerninhalte Unterrichts- phasen Aktivitäten/ Sozialformen Medien/ Materialen Methodische Hinweise Zeit