Eötvös Loránd Tudományegyetem Germanisztikai Intézet Dr. Dirk Hohnsträter, DAAD-Lektor (Kommentiertes) Beispiel für ein Thesenpapier Semester, Seminartitel und Codenummer Name, Telefon und eMail des Studenten Die Reform der deutschen Rechtschreibung A. THESEN1 1. Die Rechtschreibreform dient der Vereinfachung der deutschen Rechtschreibung.2 Hundert Rechtschreibregeln entfallen durch die neue Schreibung oder werden ins Belieben der Benutzer gestellt. Das macht es Lernenden leichter, Fehler zu vermeiden.3 Allerdings läßt sich gegen diese These einwenden, daß nun neue Regeln erlernt werden müssen und mit ihnen zahlreiche Ausnahmelisten. Hinzu kommt die ständige Überarbeitung der Reform. Wer weiß noch, was derzeit richtig und falsch ist?4 2. Durch die Rechtschreibreform werden der deutschen Sprache zahlreiche Differenzierungsmöglichkeiten genommen.5 Künftig kann beispielsweise ein ,,vielversprechender" Politiker nicht mehr von einem ,,viel versprechenden" orthographisch unterschieden werden ­ nur ein Exempel für die Einebnung unzähliger Nuancen des Deutschen. Damit verschwinden Verständlichkeit und Klarheit der deutschen Sprache. Niemand, erwidern Befürworter, ist gezwungen die neuen Regeln zu benutzen. Jedoch läßt sich diese Entgegnung leicht entkräften: In dem Augenblick etwa, wo ein Schriftsteller in ein Schulbuch aufgenommen werden soll, paßt man seine Texte der neuen Schreibung an ­ oder läßt sie draußen!6 3. Anstatt lernschwachen Schülern zu nutzen, schadet ihnen die neue Rechtschreibung.7 Der erhoffte sozialreformerische Effekt der Rechtschreibreform wird gerade nicht eintreten ­ im Gegenteil. Das Sprachniveau zu senken nimmt denen, die differenzierten Ausdruck noch lernen müssen, die Möglichkeit dazu. Früher half die Orthographie beim korrekten Lesen oder ermöglichte durch morphologische Trennregeln, dem Ursprung von Fremdwörtern auf die Schliche zu kommen. All das entfällt künftig.8 1 Vier Thesen sind das Minimum. ,,Ich hatte so viel zu tun...ich habe kein Material gefunden...mir fiel nichts ein..." ,,Aber eine 5 wollen Sie trotzdem haben?" 2 Eine These = ein Behauptungssatz. Bezogen auf Ihr Thema. Klar formuliert. 3 Der These folgt eine knappe Erläuterung, ggf. durch ein Beispiel. 4 Der Erläuterung kann eine kurze Erörterung folgen, indem auch Gegengründe skizziert werden. 5 Während die erste These aus dem Bereich der Pro-Argumente Ihres Referates kommt, stammt die zweite aus den Gegengründen. Das muß nicht so sein, aber es macht das Thesenpapier vielfältiger und besser. 6 Hier wird der These eine Antithese entgegengesetzt, der wiederum deren Entkräftung folgt. Das überzeugt, denn der Autor operiert mit mehreren Argumenten und bezieht diese kritisch aufeinander. 7 Besonders geschickt: Man nimmt eine Pro-Behauptung zum Ausgangspunkt einer Contra-These. Das zeigt, daß Sie beide Seiten kennen und ernstnehmen. 8 So viel sollte wenigstens unter der These stehen: Erläuterung und beispielhafte Begründung. 4. Die Rechtschreibreform spaltet die deutsche Sprachgemeinschaft.9 Nicht nur setzen eine Handvoll Kultusbürokraten die Reform gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit durch. Innerhalb der Gemeinschaft der Deutschschreibenden ist Verwirrung ausgebrochen: Viele Verlage, renommierte und weit verbreitete Zeitschriften und Zeitungen sowie unzählige der besten Schriftsteller praktizieren ein anderes Deutsch als den Schülern beigebracht und in den Amtsstuben geschrieben wird. Freilich läßt sich auf dieses Argument erwidern, daß die Dissoziation der Sprechenden ein Übergangsphänomen ist, dem ein insgesamt besserer Zustand folgen wird. Wenn sich auch die jetzt Unbeweglichen den neuen Gegebenheiten gefügt haben werden, wird die neue Schreibung so selbstverständlich sein wie einst die alte. B. LITERATURVERZEICHNIS10 Quellen Duden. Die deutsche Rechtschreibung. 23., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. Mannheim 2004. http://www.ids-mannheim.de/reform/ http://www.zeit.de/zeitschreibung/index Kunze, Reiner: Die Aura der Wörter. Denkschrift. Stuttgart 3 2003. Munske, Horst Haider: Lob der Rechtschreibung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. Oktober 2004, S. 8. Sekundärliteratur Hage, Volker et al.: Letzte Chance. In: Der Spiegel 42/2004, S. 32ff Ickler, Theodor: Das unmögliche Wörterbuch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. August 2004, S. ?. 9 Auch eine gute Möglichkeit: Die These nimmt Bezug auf die faktischen Konsequenzen Ihres Themas. Seien Sie findig! Denken Sie selbst! 10 Gehört auf jedes Thesenpapier. Kann, muß aber nicht immer nach Quellen und Sekundärtexten unterteilt werden. Machen Sie Ihre bibliographischen Angaben wie folgt: Bei selbständigen Werken: Nachname, Vorname: Titel. Untertitel. (Auflage) Verlagsort(: Verlag) Erscheinungsjahr. Bei Aufsätzen in Sammelbänden: Nachname, Vorname: Titel. Untertitel. In: Nachname, Vorname (Hg.): Titel. Untertitel. (Auflage) Verlagsort(: Verlag) Erscheinungsjahr, S. XX-XX. Bei Aufsätzen in Zeitschriften: Nachname, Vorname: Titel. Untertitel. In: Titel der Zeitschrift Jahrgang XX (XXXX), (H. Heftnummer), S. XX-XX. Eingeklammertes können Sie ggf. weglassen, außer (Hg.) und bei (XXXX), dort gehört eine Jahreszahl in Klammern hin. Bei mehreren Texten eines Autors aus demselben Jahr können Sie nach dem Vornamen in Klammern das Erscheinungsjahr mit einem Kleinbuchstaben setzen: 1998a, 1998b usf.