Leseprobe (Tt^oťivw oco*/)** Aus: Kanak Sprak, S. 27-29 Der direkte Draht zum schwarzen Mann Ali, 23, Rapper (von ,da crime posse') - Im anfang der rap-times stand wie ein göttlicher koloß und makellos zulu nation, der mc-parties schmiß, den besten body im saal zu wählen, und dieser jener war dann der king des abends, damit begann die eigentliche ära, weil der ring freigegeben nun den dancern offenstand, und hier konnte man sich messen mit dem bruder ohne blutvergießen und ollen groll, und keiner mußte um sein heil bangen oder verrecken, wie hunde es tun an räude. Die pralle schose hatte also man an fahrt gewonnen und ging über in den partyswing, wo scharen zu großen feiern zusammenkamen, dutzende und aberdutzende unter der hellen rap-kuppel. Grandmaster flash tat den ersten schritt zur politik, zum inhalt, mit „the message", das war der segensreiche durchbruch, absolutes kultanliegen. Mit public enemy glomm die wahre kultepoche auf, kultur deshalb, weil die information an das volk über die mundaussage ging, der direkte draht zum schwarzen mann, und wenn du dir überlegst, daß im yankeeland lesen und schreiben schon'n luxus ist für die meisten in den ghettos, wirst du wissen, was für'n wert das hatte mit der gerapten message, es ist, als würd man ne laufende bilderweit schaffen, und dafür sorgen, daß das volk auch die ollen äugen aufreißt und sichergeht, daß ihm auch kein fitzel klärung entgeht. Chuck d von pubic enemy brachte eben ne ordentliche runde aufklärung in die gemeinde, er sprach davon, daß die weit im argen liegt, weil wir schiefgewickelt sind, weil's an uns liegt, stolzes herz und freien geist und ungetrübten blick zu haben, und daß wir sehn lernen müssen, was kern is und was hülle. Der sound besteht aus krawall und city-hektik, zu tosendem klang und stadtgebrüll und gellendem mißlaut hackt er den knallharten text ab. Klar, bruder, daß die bewegung überschwappte über den großen teich und uns ergriff wie ne gottverdammte heiße Offenbarung, so ende 83 hat's mich denn auch erwischt, wie ich noch als jungblutbengel durchs viertel kackstelzte, in so ner schmorigen unruhe gehalten, und ich nahm gleich auch den guten kodex an, der da heißt: wirf dein leben nicht weg, wenn du echt bronx sein willst, pfoten weg von dem, was dich und die gemeinde schwächt, no drugs, no crime, und stärke und respekt vor Schwestern und brüdern, und schütz nur in der gemeinschaft derer, die sich clean halten aus purer Überzeugung. Natürlich denken sich viele, mann, der typ ist der reinste prediger, soll der sich man in ne mönchsklause verziehn, aber, bruder, das is'n fetter sträng, an den ich mich klammere, und um mich rum seh ich lose tote enden, und an den stricken reißt'n puppenspieler, der da heißt verderben und blut auf den Straßen, und deine gang gegen meine, und ich seh, wie'n schuß fällt und der nächste schuß und dann is es ne stalinorgel, die meine leute niedermäht. Da nehm ich doch in kauf, daß mich manche für'n ollen mönch halten. [...] f) Aus: Koppstoff, S. 11-13 Ich bin n taffer Liberalkiller Nesrin, 24, Rapperin und Street-Fighterin Während einer Hiphop-Party höre ich sie mit einigen Rappern lautstark streiten. Sie wirft ihnen vor, zu soft zu sein. Nach einer Weile beteilige ich mich auch an ihrem Gespräch. Sie betrachtet mich anfangs mit Argwohn. Als ich ihr in wesentlichen Punkten recht gebe, faßt sie Vertrauen und erklärt sich bereit, sich mit mir zusammenzusetzen und eingehender über dieses Thema zu sprechen. Was ich rede, Meister, das ist nicht reden gegen irgendwas, gegen ne ganz bestimmte Adresse isses, die vornehm tut und glaubt, mit allen Wassern zu waschen und alle Schikanen zu kennen, und mein Reden, Meister, ist strikt gegen das Li-beralultramüd, gegen sein Schickimicki, sein Jet-Set, gegen sosyete-bebe, gegen sein Kopfzerbrechen, wie er den Mohr vom letzten Dreck waschen kann, gegen s Pintwedelige, was er Kulturforschen nennt, gegen seinen gottverdammten Sprech mit wie interessant!, und was es nicht alles gibt! All das, was so n Liberal-pissetrinker vorgeben tut zu verstehen, ist schlimmster Raub vom Reinoriginal, ist Tränendummes und Kontofettes, Toskana-Arschfickiges und Weinkenneriges, Billighäutiges und Bürgerdoofzappeliges, ist: Papst tanzt im Kettenhemd, und wir Liberalen haben ja n Jahresabo, dürfen uns nichts entgehen lassen. Was ein Furz im leeren Himmel, was ein Jammerclown dieser Liberalmilder; und Standard ist der Dummsinspruch: Dürfen's bloß nicht verpassen. Nettallesnett, Somaliahunger und Kongofieber nettganznett, Bullen-Skins-und-Hooliganschweine dreschen auf Kümmel im dunklen Deutschland, achwieschadeaberauch, Rassenkrawall bald ganz bald, ach wie bitterböse aber auch, Frauenunrechtficker freigesprochen weil Mangel an Beweis, böse Mösen gibt's doch auch. Dürfen's Programm nicht verpassen. Gegen sein Merci und sein Weißweinvernissagen-quark und sein Krawattennadelgetue schmeiß ich ein Fick-dich in die Runde und oute so nen Liberal als Kannibal, als erster Yamyam und Fresser von Kanak. Kenanna bak bezini al derler ya, tanxrim ben bu lüks pacah köplekleri, her _irin göz ahci kurdele takar bu kahrolasi liberal. Was sagt man bei uns? Wirf einen Blick auf eine Stoffalte und nimm den ganzen Lappen, is doch Zeitverlust große Augen zu machen, kenn ich ganz genau, diese Hunde in Luxustracht, nicken ja zu allem, geben zu allem Wort und Siegel, schnüren tänzerisch zu allen Löchern, Herr aller Offenplätze, Vorsteher aller Dörfer, das sind sie, und um Scheiß und Nippes ziehn sie ne feinkordelige Schleife drum. Keiner soll mir kommen und mir über so n Bürschchenverein Gefälliges berichten wollen, der Verein is n ganzer Fischkopp, und der stinkt und stinkt. Yelpazeylemi sisi kokyu dajtacan, willste mitm Fächer Dampf und Stank vertreiben? Yok, nix da, das geht nicht, mit ner Wucht kommst du so nem Gestank bei, nicht durch Tür- und Fensteraufreißen und Frischluft reinfächern, der Fischkopp muß raus da, hat nix zu suchen und nix zu sein als verkackter Pipikram. Ich schick ne saftige Mahnung an deren Scheißadresse, ich baller schöne gute Schmetterworte in deren Nester.