Q*^ I, J* i* b* L* S, £JU^-Ľ*Áb, t.». Ajt^t^, hu*ÁsL^, ue.J^e. ich lU-te n her By-elt-in hes Er-ers der en-ald so-ren ge-er-ein als nt-gs-le-ts-ier lei alt ter en ihr er-rer ei- >33 nungsbild der „Weltbühne", die sich unter Beibehaltung der kulturellen Themen immer stärker als politische Publikation profilierte. Hauptpunkte des Engagements betrafen die Reform des Sexualstrafrechts, Antimilitarismus, Justizkritik, Pazifismus, die Diskussion um einen humanitären Sozialismus und die Stellung des Judentums in der deutschen Gesellschaft. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten mußte die „Weltbühne" ihr Erscheinen einstellen - spätere Wiederbelebungsversuche blieben relativ erfolglos. 19.3 Amerikanismus und Neue Sachlichkeit Das kritische Bestreben nicht nur der rechten Kulturkritiker richtete sich gegen den sich in der Technik, in Architektur, Kunst, Film und Musik immer deutlicher artikulierenden Einfluß Amerikas. Schlagwort dieser Bewegung war „Modernität": der ungehemmte Fortschritt, das „Tempo dieser Zeit". Ausgehend von arbeitsteiligen Fließbandproduktionen entwickelte sich eine Ästhetik der technischen Form, die sich an der Funktionalität des Gegenstandes orientierte. Das „neue Bauen" der Bauhaus-Architekten stand ebenso dafür wie die ausgerichteten und normier--ten Bewegungsreihen austauschbarer Tiller-Girls, deren Tanzdarbietungen maschinenmäßig organisiert waren. Der Amerikanismus war der kulturelle Ausdruck der Massengesellschaft und ihrer Bedürfnisse. Die künstlerische Verwertung der technischen Errungenschaften der Zeit (Autos, Maschinen, Flugzeuge und anderes) war durch die futuristische, konstruktivistische und dadaistische Avantgarde vorbereitet, etablierte sich als „Neue Sachlichkeit" jedoch erst in der zweiten Phase der Republik ab 1923. Die Sachlichkeit der Kunst (in den Bildern von Ch. Schad, A. Räderscheidt, H. Davringhau-sen, O. Dix und G. Grosz) bekämpfte das diffuse Gefühl, zelebrierte die kühle Distanz und die reportmäßige Wahrheit der Lebenstatsachen. Neue Techniken des Films, des Radios und der Photographie erschienen gleichzeitig als Darstellungsinhalt und -form wie etwa in F. von Unruhs „Phaea" (1930). Brecht (> 19.5) erprobte die Mittel des Films und des Radios („Die Dreigroschenoper", entstanden 1928); illusionszerstörende Techniken des epischen Theaters (Brecht) wurden entwik-kelt, und der Regisseur E. Piscator (t> 19.6) setzte Photo und Film in seinen montagehaften Inszenierungen ein (E. Tollers „Hoppla, wir leben!", 1927). Obgleich die Kunst der Neuen Sachlichkeit gegenüber den traditionellen Formen nur ein Randphänomen war, verband sie sich mit den Erscheinungen der modernen Massenkultur. Mit dem Entstehen der Freizeitkultur entwickelte sich der Sport als künstlerisches und gesellschaftliches Phänomen (Brecht, ö. von Horváth, Marieluise Fleißer), und dessen Aktivisten, die Jugend, wurden zur sozialen Gruppe. Das Freizeitverhalten der Jugendlichen und ihr Geschmack bestimmten in immer stärkerem Maße die Lebenswelt der Weimarer Republik: Jazz- und Schlagermusik, Tanzsäle, Tourismus, Radio-und Filmvergnügen waren die Zeichen eines neuen Bewußtseins der Modernität amerikanischer Herkunft Doch sehr schnell wurde das Problematische der Verbindung von avantgardistischem Formwillen und neuer, sachlich-kritischer Philosophie einerseits und der massenhaften Uniformität und seelenloser Oberflächlichkeit andererseits deutlich. S. Kracauer, Brecht und andere wandten sich vehement gegen die Modernisierungshysterie. 19.4 Roman der Neuen Sachlichkeif Obgleich die Neue Sachlichkeit weniger eine Epoche als einen Stil bezeichnet, lassen sich einige Romane der zweiten Hälfte der 20er Jahre als Beispiele dieser Tendenz gruppieren. Der aus der Kunstkritik entlehnte Begriff bezeichnet zumeist die möglichst authentische Darstellung zeitgenössischer Realität, die sich als oft unvermitteltes Nebeneinander von stilisierten Einzelheiten präsentiert. Die Fragmente des alltäglichen Lebens, die Gegenstände ebenso wie die Menschen, erscheinen passiv, unbewegt, wie unter Glas in ein starres Stilleben gepreßt. Kühle Distanz, Ablehnung des gefühlsmäßigen Pathos, Isolation und Kommunikationslosigkeit drücken sich in den scharfen Abgrenzungen der Figu- Q Literatur aer Weimarer KepuDii isapnei i? ren aus, die jede für sich einheitlich wirk doch auch zerbrechlich. Erich Kästners Roman „Fabian" (1931) kan; als ein Modell dieser Haltung gelten. Die kui zen, faktenreichen Sätze vermitteln das Pa thos des Unberührtseins und der Souveränitä gegenüber der als schlecht beschriebene! Wirklichkeit Der Held erfährt die Außenwel als passives Medium universaler Skepsis doch die Attitüde der kühlen Wirklichkeitsbe wältigung ohne ideologischen Anspruch fäll oft in einen Raum unterdrückten Sentimenta lismus zurück: zu deutlich wird die Tarnfarbi der Gefühllosigkeit als Schutz vor dem eige' nen Leiden. Auch in Irmgard Keuns Romail „Das kunstseidene Mädchen" (1932) stehl eine gewollt-sachliche Heldin im Mittelpunkt, deren nüchterne Abgebrühtheit sich schnell als Pose entlarvt. Hans Falladas Ro-I mane „Bauern, Bonzen und Bomben" (1931), „Kleiner Mann - was nun?" (1932), „Wei einmal aus dem Blechnapf frißt" (1934) und „Wolf unter Wölfen" (1937) variieren die neusachliche Verfahrensweise ins Breit-Epische. Hier finden sich präzise Milieuschilderung und „unheimlich echte" (K. Tucholsky) Analyse neben romantisierter Idylle und krasser Gesellschaftskritik. In Falladas erfolgreichen Romanen ist die Neue Sachlichkeit eher Thema als Mittel der Darstellung, während Marieluise Fleißers Roman „Mehlreisende Frieda Geier" (1931, umgearbeitet 1972 unter dem Titel „Eine Zierde für den Verein") und ödön von Horváths Romane „Der ewige Spießer" (1930) und „Jugend ohne Gott" (1938) die neusachliche Vorgehensweise ihrer bissigen Gesellschaftsanalyse dienstbar machen. Erich Maria Remarques Romane, die auf seinen Weltkriegsroman folgten, porträtieren ebenso wie Falladas Werke das schwierige Leben in der Weimarer Republik; in „Der Weg zurück" (1931) und „Drei Kameraden" (1938) präsentiert sich die kurze, sachliche, oft auch schnodderige Art, mit dem Nachkriegselend fertig zu werden. Auch im frühen Werk J. Roths (> 19.18) finden sich neusachliche Züge, die sich mit politischen und religiös-gesellschaftskritischen Zügen mischen. Von seinen frühen Romanen „Das Spinnennetz" (1923 in der Wiener „Arbeiter-Zeitung", Buchausgabe 1967), „Hotel Savoy" (1924), „Die Rebellion" (1924) bis zu „Zipper und sein Vater" (1928) und „Rechts und links" (1929) reichen die neusachlichen Einflüsse, die sich vielleicht am schönsten in den Schlußsätzen seines besten Romans dieser Zeit, „Die Flucht ohne Ende" (1927), ausdrücken: „... da stand mein Freund Tunda, 32 Jahre alt, gesund und frisch, ein junger, starker Mann von allerhand Talenten, auf dem Platz vor der Madeleine, inmitten der Hauptstadt der Welt und wußte nicht, was er machen sollte. Er hatte keinen Beruf, keine Liebe, keine Lust, keine Hoffnung, keinen Ehrgeiz und nicht einmal Egoismus. So überflüssig wie er war niemand in der Welt." Titelblatt des Romans „Kleiner Mann - was nun?" von Hans Follada mit einer Einbandzeichnung von George Grosz (lv32) 19.5 Massen und Medien Die Einsicht in den ambivalenten Charakter der neuen Techniken und Medien war schmerzhaft, denn es waren zu große Hoffnungen in sie gesetzt worden. Der Film galt als Beispiel demokratischer Kunst: die Zerstörung der „Aura" traditioneller Kunstwerke durch die unendüche Reproduzierbarkeit (W. Benjamin) galt ebenso als Ausdruck fortschrittlichen Charakters wie die massenhafte Rezeption der Radiosendungen. Autoren suchten den Kontakt mit den neuen Massenmedien, weil sie hofften, in der Quantität auch neue Qualität zu finden. Brechts (> 19.7) Hörspiele (zum Beispiel „Der Ozean-flug", entstanden 1928/29) waren Resultat einer entwickelten „Radiotheorie" (1927-32), ebenso wie er das Medium Film intensiv dis- 391 392 **r# ^ yt /Li. : 1982 (mit aus-K = Rede], en, auch Samra- i der Todestage österi. Gemein-hrl. Gedächtnis-, Totenannalen, . u. sprachwiss. Fulda, Prüm u. GG* gos = Wort], in ng von Wörtern ie Begriffe und den: ch Ableitungen . Ph. v. Zesen), um), überhaupt lemente, i (z. B. empfind- í), ck = Ursprung!. ikt zum abstrak- die verschiede-nschaftl.-techn. lat. Elementen er(DIN-Norm). n nicht mehr als n Sprachschatz íind einmalige, te N.en (feucht-lierist. Literatur mt die Bez. >N.< iwaltsame Neu-S , auch: Neove-slbar nach dem isa bestimmte: Realismus und ach Vorbildern ck, E. Heming-Bloßlegung der les Faschismus, id Nachkriegs-eportage (auto- Alltagssprache mtiertem Ehga-a (»Gli indiffe-(» Fontamara«, ini (»Uomini e olini (»II quar-,1947), C.Levi ler Hauptwerke Fenoglio. Über r N. durch neo-N. bereits 1943 ie Filme von R. lisá«, I946),V. xmti (»La terra i legge«, 1949). e Vertreter des mungen zu (E. Film griffen in und E. Petri die Philol. 1982.-50.-Rondi,B.: IS smus. Neoteriker, m. PI. [gr. neóteroi = die Neueren, die Modernen], sog. jungröm. Dichterkreis (in Rom, Mitte des 1.Jh. v.Chr.), dessen lat. schreibende Mitglieder vorwiegend aus den kelt. Gebieten Oberitaliens u. Südfrankreichs stammten. Vorbild der N. ist die alexandrin. Kunst aus dem Umkreis des Kallimachos - vom Zeitgenossen Cicero deshalb als >Neuerer< und >modern< verurteilt. Kennzeichnend sind eine artist. Kunstauffassung und eine gelehrt anspielungsreiche, empfindungsvolle, ausgefeilte Schreibweise die Ablehnung der Großformen Epos und Tragödie, die Vorliebe für Kleinformen wie /Epyllion, /Elegie (als Liebesdichtung) und /'Epigramm. Im Unterschied zum reservierten Akademismus der Alexandriner zeigen sich Leben und Dichtung der N. aber bestimmt durch ein starkes per-sönl., teils auch polit. Engagement und einen ausgeprägten Individualismus, zu verstehen als Antwort auf die geschichtl. Situation im Übergang von der röm. Republik zum Prinzipat (vgl. als eine bevorzugte Form der N. die /Invektíve als persönl. oder polit. Schmähgedicht). Als Vermittler der alexandrin. Vorbilder gelten der Grieche Parthenios und der aus Oberitalien gebürtige C. Helvius Cinna. Die führenden Köpfesind Valerius Cato und C. Lici-nius Calvus. Als N. gelten ferner M. Furius Bibaculus, Cae-cilius Memmius, Q. Cornificius, Ticida und der junge Asi-nius Pollio, außerdem eine Reihe hochbegabter, geist. und gesellschaftl. sehr selbständiger Frauen wie Sempronia (Gattin des Decius Iunius Brutus), Cornificia (Schwester des Cornificius), Hortensia (Tochter des Redners Horten-sius) und später Sulpicia (Gattin des Staatsmanns und Kunstfreunds Marcus Valerius Messala Corvinus). Die Werke dieser N. blieben nicht erhalten (außer den Elegien der Sulpicia unter den Schriften Tibulls), gut überliefert aber sind die Dichtungen des genialen Hauptvertreters der Gruppe, des Gaius Valerius Catullus aus Verona. Mit Catulls frühem Tod ist auch die Blütezeit der N. vorüber. Den N.n nahe stehen Cornelius Gallus (aus Südfrankreich) und Cornelius Nepos, möglicherweise auch der junge Vergil mit den ihm zugeschriebenen Frühwerken »Culex« und »Ciris«. Der reife Vergil und auch Horaz distanzierten sich zwar von den Dichtungen und Manierismen der N., denen jedoch die Herausbildung der augusteischen Dichtung stark verpflichtet ist. Als Vorbilder bewundert und nachgebildet wurden die N. von der Renaissance (Ulrich v. Hut-ten)bisins 19.Jh.(E. Mörike), als Vorlage für Musik sogar bis ins 20. Jh. (Carl Orff u. a.). Als N. bezeichnet man gelegene, auch die sog. >poetae novelli< des 2. Jh. n.Chr., ins-bes. Alfius Avitus, Septimius Serenus und Terentianus Maurus, und zwar wegen ihrer gelehrten Stoffe und ihrer sprachl. wie metr. Kunstfertigkeit, die aber meist über virtuose oder verspielte Künstelei nicht hinausgeht. CD Granarolo, J.: L'epoque néotérique ou la poesie romaine ďavantgarde au dernier siécle de la République. In: Aufstieg u. Niedergang der röm. Welt, 3. Hrsg. v. H. Temporini. Bln./New York 1973, S. 278-360. RS Neoverismo, [it.], /Neoreal|smo. Neudruck, im Unterschied zum unveränderten /Nachdruck eines Werkes meist Bez. für einen Abdruck eines älteren Werkes, der mit Textbesserungen, einer allgemein einführenden oder der neueren Forschungslage Rechnung tragenden Einleitung, neuer Bibliographie usw. versehen wurde, z.B. die »Dt. Neudrucke«, hg. v. der Dt. Forschungsgemeinschaft. S Neue Sachlichkeit, ursprüngl. eine Bez. der Kunstkritik (1925), die zur Benennung ähnl. Tendenzen in der Literatur übernommen wurde (u.a. H. Kindermann: »Vom Wesen dern.S.«, in: Jb. des Freien Dt. Hochstifts, 1930). Dien.S. erwuchs aus der Spannung irrationaler und rationaler Tendenzen der damaligen Literatur. Sie ist eine Reaktion auf das Pathos, auf die das Irrationale betonende, subjektiv-gefühlsbeladene, utop.-idealisierende Geisteshaltung des (Spät)Expressionismus. Dennoch können der n.nS. zuzu- rechnende Werke durchaus noch expressionist. Züge tränen. Zum ausländ. Vorbildv/urde Upton Sinclair. Bei unter-sehiedl. ausgeprägter polit. Konzeption und Haltung ineben marxist. und dem Marxismus nahestehenden Autoren umfaßt die n. S. durchaus auch Rechtstendenzen, u. a. bei E. Jünger, H. Johst, E. W. Moeller) erstreben die Autoren der n.S. die Darstellung einer >objektiven< Wirklichkeit, die Behandlung der zeitgenöss. Umwelt mit ihren sozialen u. wirtschaftl. Zuständen. Der Begriff n.S. bez. dabei nicht nur das intendierte Resultat, sondern eher eine vielperspektiv., oft widersprüchl. Tendenz, nachdem sich die >neue Wirklichkeit^ mit der man sich auseinandersetzte, vielfach verändert und differenziert hatte (S. Freud, A. Einstein, Marxismus usw.). An inhaltl. Fragen mehr als ari formalen interessiert, bevorzugen die Autoren der n.n S. die Aussagemöglichkeiten einer tatsachenorientierten, im weitesten Sinne dokumentär. Literatur: das dokumentär. Theater (E. Piscator), spezielle Sonderformen des Rundfunks (Aufriß, Hörbericht, Hörfolge), die /Reportage (E. E. Kisch), die (wissenschaftl. Quellen aufbereitende) Biographie, den desillusionierenden Geschichtsroman (R. Neumann, L. Feuchtwanger), u. a. in der Überzeugung, daß »Tatsachen« gegenüber »verlogener Gefühlsdichtung (...) erlebter, erschütternder als alle Einfalle der Dichter« wirken (H. Kenter). - Im Drama und auf dem Theater dominiert das /Zeit- und /Lehrstück (B. Brecht, F. Bruckner, Ö. v. Horváth, G. Kaiser, C. Zuckmayer, die nachex-pressionist. Dramen E. Tollers und W. Hasenclevers), in der Prosa wird eine bes. Form des Gegenwartsromans gepflegt (A. Döblin, H. Fallada, E. Kästner, L. Renn, A. Seghers). Als Autoren neusachl. Gebrauchs/w/fc. sog. Zivilisations-Chansons, treten hervor: Brecht, W. Mehring, E. Kästner, J. Ringelnatz; von diesen Lyrikern einer gelegentl. auch sog. »polit.-sozialen Sachlichkeit« heben sich mit »Gedichten der n.S. und Naturmagie« (H. R. Paucker) Lyriker wie O. Loerke, W. Lehmann, E. Langgässer, G. Britting, G. Eich und P. Huchel ab (vgl. auch /mag. Realismus). Eine der n.n S. vergleichbare Tendenz, die allerdings aus anderen Entwicklungsbedingungen abzuleiten ist, läßt sich in den sechziger Jahren in der Malerei und in der Literatur beobachten (/Dokumentarliteratur). Etwa in dieselbe Zeit fallen auch die ersten Bemühungen, die n.S. histor. aufzuarbeiten. CO Paucker, H. R.: N.S. - Lit. im Dritten Reich u. im Exil. Stuttg. 1976.-Lethen,H.: N.S. 1924-l932.StudienzurLit. des > Weißen Sozialismus<. Stuttg.21975. -Grimm, R./Her-mand, J. (Hrsg.): Die sog. Zwanziger Jahre. Bad Hombg. 1970. - Denkler, H.: Sache u. Stil. Die Theorie der n.nS. Wirk.Wort 18(1968) 167-185. D Neuklassizismus, auch: Neuklassik; Strömung der dt. Literatur um 1900, die als Reaktion sowohl auf den /Naturalismus als auch auf die sog. /Dekadenzdichtung (/Impressionismus, /Neuromantik) ein Neuanknüpfen an die klass. Kunsttraditionen forderte, d. h. Objektivität der Darstellung, Sprachzucht, Formstrenge (insbes. die Rückbesinnung auf die Gattungsgesetze) und die Gestaltung ideell-sittl. Werte. Der N. wurde theoret. begründet und weitgehend getragen von Paul Ernst (»Das moderne Drama«, 1898, »Der Weg zur Form«, 1906, zahlreiche Dramen und Novellen), ferner von Samuel Lublinski (»Bilanz der Moderne«, 1904, zahlreiche Tragödien), zeitweilig auch von Wilhelm von Scholz; dem N. zugerechnet werden u.a. auch Isolde Kurz und Rudolf G. Binding. CQWöhrmann, A.: Das Programm der Neuklassik. Frkf. u.a. 1979. IS Neulat. Dichtung, lat. Dichtung der Neuzeit; ihre Anfänge fallen ins 14. Jh. (it. Frühhumanismus u. Renaissance), sie ist orientiert am klass. Vorbild der röm. Antike und löst damit das Mittellat. ab (d.h. die durch zahlreiche /Barbarismen gekennzeichnete mal. Verkehrs- u. Gelehrtensprache). Die neulat. Literatursprache erobert im Laufe des 15Jh.s das ¥ li b e n f. 1 1 a C / g ti / v d C r \ N b d a s I / é í g c I 6 f s g l 2 u i t ľ r s c r r < I t J c s l l 1 t ( s 1 I I I I 1 ( ( Der rasende Reporter -Neue Sachlichkeit« Schriftsteller eine große Faszination aus, weil sie hier eine Unmittelbarkeif und Authentizität des Erlebens und der Beobachtung zu finden glaubten, wie, sie von den traditionellen Erzählfonneii nicht geleistet werden konnten. Aus dem Bedürfnis, »dicht an die Realität zu dringen« (Döblin), entwickelte sich in kurzer Zeit eine regelrechte Mode der Reportage und des Dokumentarismus. Der Reportageroman bzw. der Dokumentarroman erschien vielen Au-j toren als die einzig mögliche Form, die drängenden Probleme der Zeit -| Krieg, Revolution, Technik, gesellschaftliche Mißstände, Militarisierung. Fa-schisierung usw. - zu thematisieren. Dahinter stand die Vorstellung, daß die' Präsentation von Wirklichkeit die stärkste Wirkung auf den von vielfältigen* Reizen überfluteten Leser haben würde. Dokumentär- und Reportageformeái entsprachen den Bedürfnissen nach Objektivität und Realismus, die sich als; Reaktion sowohl auf die übersteigerte Subjektivität des Expressionismus!' und die verschiedenen Spielarten der »Innerlichkeit« als auch auf die Politi! sierung der Literatur durch die proletarisch-revolutionären Autoren herausj gebildet hatten und unter dem Schlagwort »Neue Sachlichkeit« firmiertenS Die »Neue Sachlichkeit«, die zwischen 1924 und 1933 zu einer regelrecHj ten intellektuellen Mode wurde, bot den durch Krieg und Nachkrieg veruns| cherten Autoren eine neue ideologische Basis, die gekennzeichnet war durca Fetischisierung der Technik (»Technik ist schön, weil sie wahrhaft ist. [. In ihr verkörpert sich in ganz hohem Maße der Stil unserer Zeit, der unser; Lebensstil ist«) und Amerikanismus. Die Begeisterung für Amerika als dem »Land der unbegrenzten Möglichkeiten«, in dem die soziale Frage gelöst una die Klassengegensätze versöhnt zu sein schienen, war eine explizite GegenptP sition zu der Rußlandbegeisterung, wie sie unter zahlreichen linken Intelle tuellen herrschte. Ausdruck der Neuen Sachlichkeit sind die Industrierepo tagen von Heinrich Hauser {friede mit Maschinen, 1928) und Erik Reg (Union der festen Hand, 1930), wo Start der versprochenen Aufklärung üb die Produktionssphäre eine Mythisierung der Technik zu beobachten ist,' • zum »sachlichen« Anspruch der Autoren in auffälligem Gegensatz steht. D Position der Objektivität und der Überparteilichkeit (»Nichts ist geschrie!}: worden, was nicht gesehen oder erlebt ist. Diese Aufzeichnungen sind rar litisch«, Hauser) erwies sich ebenso als bloße Behauptung wie die Auff, sung, daß die Reportage wie ein »Röntgen-Film« die Wirklichkeit du" dringe und analysiere. Gerade die Kraft der Analyse wurde von Kritikern! den Reportage- und Dokumentarromanen der Neuen Sachlichkeit vertut So bezweifelte Siegfried Kracauer, der sich mit den ideologischen Vorau" zungen der Reportage auseinandergesetzt hat, die analytische Leisr higkeit der neuen Gattung ganz entschieden: »Hundert Berichte aus e. Fabrik lassen sich nicht zur Wirklichkeit der Fabrik addieren, sondern ben bis in alle Ewigkeit hundert Fabrikansichten. Die Wirklichkeit istj Konstruktion«. Auch Béla Balázs wandte sich gegen die oberflächliche" lichkeitsauffassung der Autoren der Neuen Sachlichkeit: »Die Tatsache sich ergeben nämlich gar keine Wirklichkeit. Die Wirklichkeit hegt er. dem Sinn der Tatsachen, die gedeutet werden müssen. Als eine »Umgehu Strategie politischer Tatbestände« (Benjamin) entzog sich der Reportagi man der Neuen Sachlichkeit einer Parteinahme, wie sie etwa die proletáři' revolutionären Autoren in ihren Reportageromanen eingenommen ha und wich in die Unverbindlichkeit aus. Der Kampf gegen das Elend wu wie Benjamin konstatierte, zum Gegenstand des Konsums degradierti diente objektiv nur noch der Zerstreuung und Ablenkung der Leser. Mi Leugnung gesellschaftlicher Widersprüche und Weigerung, Partei zu e fen, schuf die Neue Sachlichkeit ein Vakuum, in das der Faschismus mi dadadsgie » hauemann • baidor 3/ 3333/3J33 i 0 e Ach 3.14169 lMlf.H!'«:M Dada-Text Wiederbelebung angeblich verlorengegangener »Werte« wie Heimat, Volk, Nation usw. vorstoßen konnte. Stärker von den ideologischen Positionen als von den formalen Konzepten ^der Neuen Sachlichkeit geprägt sind die Romane von Kästner und Fallada, die zu Bestsellern am Ende der Republik wurden. Fabian (1931) von Erich 'Kästner ist ein Roman über die Unmöglichkeit moralischen Existierens in der Spätbürgerlichen, industriellen Gesellschaft. Fabian ist ein Intellektueller, der isich politisch nicht organisiert und engagiert, alle politischen Gruppen gleichermaßen kritisiert und als ideologieverdächtig ablehnt und somit eine Verkörperung des neusachlichen Typs des freischwebenden Intellektuellen ist. Fabian hält sich von jeglicher gesellschaftlicher Praxis fern, um seine «Reinheit« zu bewahren. In dein Augenblick, als er durch einen Sprung ins Wasser ein Kind vorm Ertrinken retten will und zum ersten Mal etwas nützliches unternimmt, geht er unter: »Der kleine Junge schwamm heulend os Ufer. Fabian ertrank. Er konnte leider nicht schwimmen«. Die Grund-nmung des Romans ist eine »linke Melancholie« (Benjamin), die häufig in ntimentalität umschlagt und der jegliche kritische Potenz fehlt. Diese fehlt kuch Hans Falladas Roman Kleiner Mann, was nun? (1932), in dem die Eoletarisierung eines Angestellten in der Weltwirtschaftskrise beschrieben ird. Auf seine Deklassierung reagiert der Angestellte Johannes Pinneberg it Angst und Verstörung. Eine Solidarität zu seinen Leidensgenossen kann ; nicht herstellen. Allein in der Liebe seiner Frau und im Familienleben ndet er eine gewisse Entschädigung. Die sozialen Probleme werden auf iiese Weise privatisiert. Die Aktualität und der Zeitbezug sind ein Kennzei-iien aller Romane der Neuen Sachlichkeit, freilich können sie für den Leser iaum produktiv werden, da sie sich im Falle von Kästner und Fallada mit Desengagement, Melancholie und Reprivatisierung verbinden, im Falle von Sauser und Reger aber zu einer Fetischisierung der Technik und des Mana-inents führen, die ebenfalls keine Perspektive der Veränderung zulaßt. 3er Kriegsroman war die massenwirksamste und verbreicetste Form des iitromans in der Weimarer Republik — Remarques Im Westen nichts Neues 929) erreichte eine Auflage von acht Millionen Exemplaren und wurde in ;ißig Sprachen übersetzt - demgegenüber sich andere Formen des Zeitro-äns wie der Provinzroman nur schwer durchsetzen konnten. Zu den be-'hntesten Vertretern der Provinzliteratur gehörte Oskar Maria Graf, der iiBezeichnung Provinzschriftstcller als Ehrentitel für sich reklamierte und sitenkarten mit der Aufschrift »Oskar Maria Graf, Provinzschriftsteller, j^zialitär — Ländliche Sachen« drucken ließ. Die kritische Auseinandcrser-Ög mit der Provinz ist ein Pendant zu der literarischen Verarbeitung der loßstadt, wie sie etwa bei Döblin in Berlin Alexanderplatz zu beobachten : Die Provinzliteratur von Graf, Feuchtwanger oder Fleißer unterscheidet h grundsätzlich von der Heimatliteratur eines Rosegger, Ganghofer oder hs und von der Glorifizierung des ländlichen Idylls in der Blut-und-Boden-£ratur konservativer und präfaschistischer Autoren, jjjo schilderte Feuchtwanger in seinem Roman Erfolg (1930), der mit den jteren, im Exil entstandenen Romanen Die Geschwister Oppenheim •33) und Exil (1940) zur Wijrfesafl/-Trilogie zusammengefaßt wurde, »drei Bre Geschichte einer Provinz«, wie es im Untertitel bezeichnenderweise $, und entwarf ein höchst kritisches Bild von den »Sitten und Gebräuchen 1 altbayerischen Menschen« während der Krisenjahre 1921 bis 1924 in Einehen. Thema des Romans ist der polirische »Erfolg« der Nationalsozia-Wen, der durch die heimliche Förderung einiger Großindustrieller und die Isscnhafte Unterstützung durch das Kleinbürgertum ermöglicht wird. An Erich Kästner -Hans Fallada Schutzumschlag von 1929 Lion Feuchtwanger