1 CF Leitfaden für die Anfertigung von Arbeiten mit linguistischem Schwerpunkt 1. Allgemeine Struktur Eine Arbeit zu einem linguistischen Thema sollte mindestens die folgenden Punkte enthalten: a. Einleitung b. Hauptteil c. Diskussion/Schlussfolgerung d. Bibliografie a. In der Einleitung sollten folgende Punkte geklärt werden: - Warum ist das Thema relevant? Welche interessanten Fragen wirft es auf? - Worin besteht das Hauptziel der Arbeit? - Welche Methodik wird benutzt? Wichtig: Bitte sprechen Sie das Thema und die zugrunde liegende Methodik mit dem Seminarleiter ab. b. Der Hauptteil der Arbeit sollte, wo nötig, in verschiedene Unterpunkte gegliedert sein. Dabei ist es wichtig, dass Sie das Ziel Ihrer Arbeit immer berücksichtigen und Ihre Schritte und deren Ergebnisse diesbezüglich dokumentieren. Stellen Sie sich Ihre potentiellen Leser als Publikum mit grundlegenden Kenntnissen der deutschen Linguistik vor, die sich aber mit der Sekundärliteratur zu dem von Ihnen behandelten grammatischen Phänomen noch wenig auskennen. Ihre Leser erhoffen sich also eine kritische Auseinandersetzung mit der Behandlung des Schwerpunkts in der Sekundärliteratur, eventuell mit eigenen Anregungen, wie man diese Beschreibung/Analyse verbessern könnte, anstatt einer bloßen Zusammenfassung oder einer Auflistung der Unterschiede in verschiedenen Werken der Sekundärliteratur. Bei der Arbeit mit Sekundärliteratur sollten Sie keinesfalls komplette Grammatikteile oder Artikel abschreiben! Wenn Sie zur Beschreibung eines grammatischen Phänomens ein Studienbuch/ eine Studiengrammatik verwenden, so versuchen Sie, die Hauptthesen und die Beschreibungsansätze zusammenzufassen, geben Sie ein paar Beispiele oder zitieren Sie wichtige Aussagen der jeweiligen Autoren (mit entsprechendem Verweis und in Anführungszeichen, s.u.); d.h. stellen Sie sicher, dass Ihre Leser die entsprechenden Stellen selbst nachlesen können. Wichtig ist Ihre 2 Analyse der Klassifizierung/ Beschreibung/ Erklärung im untersuchten Buch/Artikel und Ihr kritischer Vergleich/ Ihre kritische Einschätzung. Stellen Sie sicher, dass Ihre Leser immer zwischen Ihren eigenen Meinungen/ Argumenten/ Schlussfolgerungen und denen anderer (z.B. der Autoren von Sekundärliteratur) unterscheiden können. Wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie Ihren Seminarleiter! Sprachbeispiele sollten unterstrichen oder kursiv geschrieben werden, wenn sie im laufenden Text vorkommen; z.B.: Für das Modalverb mögen gibt es im Englischen keine direkte Entsprechung. oder Für das Modalverb mögen gibt es im Englischen ... Wenn Sie längere Beispiele einfügen möchten (Wortgruppen, Sätze, Textteile, ...), setzen Sie diese als Paragraphen mit vorangestellter Nummerierung ab, z.B.: Modalverben können auch ohne einen Infinitiv vorkommen, zum Vergleich: (1) Ich mag das nicht. (2) Mögen Sie noch einen Kaffee? Bei der Diskussion, ob eine bestimmte grammatische Form möglich ist (`grammatisch', `gut formulierť) kann grammatische (Un-)Korrektheit mit folgenden Zeichen dargestellt werden: (1) akzeptabel, (2) fraglich, (3) ungrammatisch: (1) Ich mag das nicht. ? (2) Ich mag nicht das. * (3) Das nicht mag ich. Wenn Beispiele aus einem Korpus (z.B. Ihrer eigenen Sammlung) verwendet werden, nennen Sie die Quelle in abgekürzter Form, z.B.: (1) Der Bundeskanzler mochte nicht zuhören. (SZ 29.10.2006, 10) In der Bibliografie sollten Sie diese Abkürzung dann ausschreiben, z.B.: SZ = Süddeutsche Zeitung, 29.10.2006 3 Quellenangaben: Jede von Ihnen benutzte Sekundärliteratur muss angeben werden. Jedes direkte Zitat, aber auch alle Gedanken und Ergebnisse, die Sie von anderen Autoren übernommen haben, müssen im Text direkt vor oder nach den übernommenen Inhalten/ Argumenten/ Ergebnissen genau angegeben werden. Vollständige Titel, Autorenangaben usw. all Ihrer benutzen Quellen müssen ebenfalls in der Bibliografie am Ende der Arbeit erscheinen (s.u.). Wenn Sie einen Gedanken oder ein Argument eines anderen Autors in Ihrem Text verwenden, sollten Sie das so genannte Harvard-System verwenden. Dabei handelt es sich um ein Abkürzungssystem, bei dem Sie nur den Namen des Autors, das Veröffentlichungsjahr und die Seitenzahl, auf der Sie die Information gefunden haben (durch Doppelpunkt oder Komma getrennt), angeben, z.B.: Clyne (1995:33) verwendet die Bezeichnung `pluricentric language' für eine Situation, in der verschiedene nationale Standardvarietäten vorkommen ... Oder: Clyne (1995, 33) verwendet ... There seems to be an important difference between English and German modal verbs: "Das Modalverbsystem des Deutschen unterscheidet sich grundsätzlich von dem des Englischen." (Heine & Willeke 1995:344) Vergessen Sie nicht, dass am Ende Ihrer Arbeit eine komplette Bibliografie erstellt werden muss. c. In der Diskussion/ Schlussfolgerung sollten Sie Ihre Ergebnisse mit Hinblick auf Ihre in der Einleitung formulierte Forschungsfrage zusammenfassen und bewerten. Sollten Ihre Ergebnisse von Ihren anfänglichen Erwartungen abweichen oder sollten Sie im Verlaufe der Untersuchung merken, dass die angewendeten Methoden dem Gegenstand nicht in jeder Weise angemessen waren, so bringen Sie das in diesem Punkt an. Es ist kein Problem, wenn die Ergebnisse nicht völlig Ihren Vermutungen zu Beginn der Untersuchung entsprechen ­ es ist jedoch wichtig, dass Sie dies in diesem Abschnitt kritisch diskutieren und beurteilen und sich dazu äußern, welche Verbesserungsvorschläge es für eine solche Untersuchung geben könnte oder welche anderen Faktoren 4 berücksichtigt werden müssten, um zu besseren Ergebnissen zu gelangen (für die zukünftige Forschung ...) d. Die Bibliographie sollte nach folgenden Punkte gegliedert sein: Quellenmaterial (Zeitungen, literarische Werke ...), d.h. das Material, dem Sie Ihre Beispiele entnommen haben Referenzmaterial (Wörterbücher) Wissenschaftliche Sekundärliteratur Die Titel sollten alphabetisch nach den Nachnamen der Autoren aufgelistet sein, z.B.: Halliday, M.A.K.; Martin, J. (1993), Writing Science. London: Longman Hinds, J. (1987), `Reader Versus Writer Responsibility: A New Typology.' In: Connor, U.; Kaplan, R. B. (Hg.), Writing across Languages: Analysis of L2 Text. Reading, Mass.: Addison-Wesley, 141-152 Hutz, M. (1997), Kontrastive Fachtextlinguistik für den fachbezogenen Fremdsprachenunterricht. Fachzeitschriftenartikel der Psychologie im interlingualen Vergleich. Trier: WVT Kaplan, R. B.; Grabe, W. (1991), `The Fiction in Science Writing.' In: Schröder, H. (Hg.) Subject-oriented Texts. Berlin: De Gruyter, 199-217 Koch, P.; Oesterreicher, W. (1990), Gesprochene Sprache in der Romania: Französisch, Italienisch, Spanisch. Tübingen: Niemeyer. Leech, G., Svartvik, J. (1994), A Communicative Grammar of English. London: Longman (2. Auflage) Mauranen, A. (1993), Cultural differences in academic rhetoric. Frankfurt: P. Lang Redder, A. (1999) `"Werden" ­ funktional-grammatische Bestimmungen.' In: Redder, A.; Rehbein, J. (Hg.) Grammatik und mentale Prozesse. Tübingen: Stauffenburg, 295-335 Zu einer vollständigen Angabe gehören also mindestens folgende Elemente: Nachname und Anfangsbuchstabe des Vornamens des Autors, Jahr der Veröffentlichung, Titel des Beitrags (wobei zu unterscheiden ist zwischen Artikeln/ Kapiteln in Büchern und unabhängigen Veröffentlichungen, indem man z.B. letzteres kursiv setzt), Ort der Veröffentlichung (und Verlag) sowie Seitenzahlen. Bei Zeitschriften entfällt die Angabe des Orts und Verlags. Artikel und Kapitel in Büchern: dem Titel folgt die Angabe des Sammelbands; z.B.: ... In: Redder, Angelika; Rehbein, Jochen (Hg.) Grammatik und mentale Prozesse. Tübingen: Stauffenburg, 295-335 Für alle weiteren Fragen stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Christian Fandrych 2006 5 Leitfaden für die Bearbeitung eines linguistischen Themas (CF) 1. Sehen Sie sich die vom Seminarleiter vorgeschlagene Themenliste an und suchen Sie sich etwas aus, das Sie interessiert (evtl. mehrere Themen). 2. Suchen Sie den Themenschwerpunkt in der Literatur zur deutschen Linguistik oder in den Grammatiken, die in der Kursbibliografie angegeben sind. Überlegen Sie sich, ob es zu dem von Ihnen gewählten Thema genügend Literatur gibt und ob Sie das Gefühl haben, die Aufgabe ist machbar für Sie. UND/ODER 3. Sprechen Sie das Thema mit dem Seminarleiter ab, besonders wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie das Thema genau verstanden haben oder wenn Sie das Gefühl haben, das Thema ist zu weit/ zu eng gefasst. Ihr Seminarleiter kann Ihnen außerdem weitere wichtige Literaturhinweise geben. 4. Bearbeiten Sie mindestens drei wissenschaftliche Werke zu dem von Ihnen gewählten Thema. Für die meisten Themen sind die Werke in der Kursbibliografie ausreichend, für einige könnte es jedoch nötig sind, weitere/ andere Quellen hinzuzuziehen. Sind Sie der Meinung, dass Sie noch mehr Sekundärliteratur benötigen, so sprechen Sie mit Ihrem Seminarleiter. 5. Vorsicht bei Internetseiten ­ viele erfüllen nicht die akademischen Standards. Für den Inhalt der Arbeit sind allein Sie verantwortlich und dabei gilt es nicht als Entschuldigung, Sie hätten eine bestimmte Information doch so im Internet gefunden. Und als allgemeine Faustregel: Seien Sie sehr vorsichtig bei Internetseiten, die nicht ausdrücklich von Ihrem Seminarleiter empfohlen wurden. Überprüfen Sie immer, wer der Autor / die Autorin der jeweiligen Webseite ist und ob er / sie damit wissenschaftliche Ansprüche verknüpft. 6. Führen Sie, wo möglich, eigene sprachliche Beispiele an, das verleiht Ihrer Arbeit einen aussagekräftigeren Charakter. Indem Sie eigene Beispiele anführen und analysieren zeigen Sie, dass Sie die Theorien und Konzepte nicht nur verstanden haben, sondern sie auch praktisch anwenden können. Dabei zeigt sich außerdem, dass nicht alle Theorien so hieb- und stichfest sind, wie sie am Anfang scheinen. Es ist absolut legitim wenn Sie am Ende Ihrer Arbeit zu dem Schluss kommen, dass bestimmte Konzepte und Kategorien Probleme und Schwierigkeiten aufwerfen, sofern diese Ergebnisse auf der Analyse Ihrer eigenen praktischen Beispiele basieren. 7. Fassen Sie nicht nur die Sekundärliteratur zusammen, sondern nutzen Sie sie als Fundament für Ihre eigene Meinung zum behandelten Thema. 8. Gliedern Sie Ihre Arbeit in Kapitel und Unterpunkte. 9. Vergessen Sie nicht Verweise auf Sekundärliteratur im Text UND denken Sie an eine komplette Bibliografie am Ende der Arbeit.