Seite 1 von 141 1 2 3 11 51 101 > Letzte » SPIEGEL ONLINE Forum 40 Beiträge dieses Themas auf einer Seite anzeigen SPIEGEL ONLINE Forum (http://forum.spiegel.de/index.php) - Uni + Bildung (http://forum.spiegel.de/forumdisplay.php?f=10) - - Lehrer - sind viele im falschen Beruf? (http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=2983) sysop 08.01.2008 13:30 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Lehrer - sind viele im falschen Beruf? Klagen Lehrer zu Recht über ihren harten Job? Eine neue Studie legt nahe, dass viele schlicht den falschen Beruf wählten und nur als Notlösung auf Lehramt studierten. Eine treffende Erkenntnis? Der Artikel zum Thema: http://www.spiegel.de/unispiegel/job...527131,00.html panda 08.01.2008 13:35 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von sysop (Beitrag 1823648) Klagen Lehrer zu Recht über ihren harten Job? Eine neue Studie legt nahe, dass viele schlicht den falschen Beruf wählten und nur als Notlösung auf Lehramt studierten. Eine treffende Erkenntnis? ---------------------------------------------------------------------------------------------- Diese Studienaussage trifft m.E. - leider - den Nagel auf den Kopf. Über den Prozentsatz wage ich keine Aussage. Im einstelligen Bereich liegt dieser aber ganz gewiss nicht. Zum Schaden unserer Kinder und der ganzen Gesellschaft. Am Ende schädigen solch Lehrer auch den Ruf des gesamten Berufsstandes. Seifert 08.01.2008 14:00 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von sysop (Beitrag 1823648) Klagen Lehrer zu Recht über ihren harten Job? Eine neue Studie legt nahe, dass viele schlicht den falschen Beruf wählten und nur als Notlösung auf Lehramt studierten. Eine treffende Erkenntnis? ---------------------------------------------------------------------------------------------- Wenn ein Mensch aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf aufgeben und im Zuge einer Umschulung einen neuen erlernen muss,dann wird er div.ärztlichen und psychologischen Untersuchungen,ggf.auch Berufsfindungsmaßnahmen unterzogen.Dies um festzustellen,ob er/sie auch die Eigungsvoraussetzungen für den neuen Beruf mitbringt, Anforderungsniveau in aller Regel ist die Facharbeiterebene.Was bitte aber geschieht mit Studenten, insbesondere mit Lehramtsanwärtern? Eignungsfeststellung? Fehlanzeige!Es geht nicht nur um die intellektuelle Befähigung, sondern auch um die pädagogischen Talente und anderes mehr. Der Umgang mit Schülern jedweder Altersklasse erfordert m.E. sehr viel mehr als nur eine passable Abiturdurchschnittsnote. Hier machen es sich die für den Schulbetrieb Verantwortlichen sehr einfach,ausbaden müssen es aber die KInder,teilweise auch die Eltern. Augenscheinlich hat "der Staat" noch nicht verinnerlicht, mit welch kostbarem gut Lehrer umgehen:es ist schlicht und einfach die Zukunft der Nation! Johannes Hilgart 08.01.2008 15:08 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Die Einleitung von Sysop zeigt genau das Problem unserer Lehrer-/Bildungsdebatte. Ich kenne diese Studie (falls es sich um die Potsdamer handelt). Sie weist zum ersten Mal nach, dass das Lehramt eben überhaupt kein leichter Beruf ist, sondern im Gegenteil psychisch oft extrem belastend. Das schätzen wohl viele Lehramtsstudierende völlig falsch ein und erhalten dann einen ungeheuren Praxisschock, vor dem sie sich in die Resignation flüchten. Alles richtig und nachvollziehbar, es gibt diese Lehrer, ich kenne sie auch. Geschenkt. Aber warum wird dieser in der Studie eher nebensächlich thematisierte Aspekt als einziger herausgestellt? Die Anfangsfragestellung legt nahe, dass Lehrer nur deshalb über ihren "harten Job" klagen, weil sie eben den falschen Beruf gewählt haben. Diesen Tenor kennen wir Lehrer inzwischen alle, diese ständige versteckte Häme. Natürlich haben einige von uns den falschen Beruf gewählt. Aber wieviel Ärzte gibt es, die ihr Studium mit falschen Erwartungen absolviert haben und jetzt schlechte Arbeit leisten? Wieviele schlechte Handwerker? Wieviele grottenschlechte Journalisten?? Gibt es dazu auch ein Forum? An diesem werde ich mich jedenfalls nicht beteiligen. panda 08.01.2008 15:22 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von Johannes Hilgart (Beitrag 1824160) Natürlich haben einige von uns den falschen Beruf gewählt. Aber wieviel Ärzte gibt es, die ihr Studium mit falschen Erwartungen absolviert haben und jetzt schlechte Arbeit leisten? Wieviele schlechte Handwerker? Wieviele grottenschlechte Journalisten?? Gibt es dazu auch ein Forum? An diesem werde ich mich jedenfalls nicht beteiligen. ---------------------------------------------------------------------------------------------- Ich verstehe Sie nicht. Nur weil es andere Berufsgruppen mit ähnlichen Problemen gibt, wollen Sie sich an der Diskussion nicht beteiligen? Wie denn, wollen sie jemals irgendwelche Probleme zum Besseren führen - wenn nicht darüber gesprochen wird. Sie erinnern mich an die Politik. Man verunglimpft Begriffe wie "Leitkultur", "Einwanderungspolitik", "Professor aus Heidelberg", "Merkelsteuer" oder auch Missfelders Zeigefinger zum Thema Alter und Gesundheit und tötet damit jegliche Diskussion ab. Obwohl diese in all den Fällen so überaus dringend notwendig wäre. Die Realität holt uns irgendwann ganz sicher ein. Meist aber erst dann, wenn der Zeiger auf fünf vor zwölf steht - für eine vernünftige Weichenstellung schon viel zu spät. Wer die heißen Eisen nicht anpackt, der hat schon verloren. neuron169 08.01.2008 15:35 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von sysop (Beitrag 1823648) Klagen Lehrer zu Recht über ihren harten Job? Eine neue Studie legt nahe, dass viele schlicht den falschen Beruf wählten und nur als Notlösung auf Lehramt studierten. Eine treffende Erkenntnis? ---------------------------------------------------------------------------------------------- Das kann ich leider aus meiner eigenen Erfahrung nur bestätigen. In meinem Studium (Physik) haben die meisten (!) Lehramtsstudenten mehr oder weniger direktgesagt, dass ihnen das eigentliche Physikstudium zu schwierig wäre. Was für eine Motivation Leerer zuwerden! Nicosch 08.01.2008 15:39 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Lehrer Das Ergebnis wundert mich nicht wirklich...ich erlebe es jeden Tag, da ich einige Lehramtsstudenten kenne. Die Begründung, warum man gerade Lehrer werden will fällt dann so aus: "Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte" , oder "das ist mein zweiter Studiengang, das Fach auf Diplom habe ich nicht geschafft!". Das finde ich schon bedenklich, erklärt aber einfach, dass das Lehramtsstudium zu leicht ist und im Prinzip einen numerus clausus verdient hat. Dementsprechend sollten die Lehrer auch viel besser bezahlt werden und schon hätte man auch mehr gute Leute in dieser Sparte. Naja, vielleicht ist es nicht ganz so einfach, aber ich könnte ad hoc unterschreiben, dass Lehramtsstudenten (zumindest in meinem Umfeld und was die Allgemeinbildung angeht), viel weniger drauf haben, als ihre naturwissenschaftlichen (Diplom), oder geisteswissenschaftlichen (Magister) Pendants. Ich möchte damit nicht anmaßend klingen, das ist nur meine Meinung, die aus gemachten Erfahrungen resultiert. Ich schaudere manchmal bei dem Gedanken, dass ich irgendwann diesen Leuten, die auch zu meinen Freunden zählen, meine Kinder überlassen "muss". DanielaMund 08.01.2008 15:46 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von neuron169 (Beitrag 1824282) Das kann ich leider aus meiner eigenen Erfahrung nur bestätigen. In meinem Studium (Physik) haben die meisten (!) Lehramtsstudenten mehr oder weniger direktgesagt, dass ihnen das eigentliche Physikstudium zu schwierig wäre. Was für eine Motivation Leerer zuwerden! ---------------------------------------------------------------------------------------------- Wobei in HD das Curriculum für Diplom und Lehramt sehr ähnlich ist, nur dass beim Lehramt ein 2. Fach dazu kommt, das ja auch irgendwie eingebaut werden muss. Also, wer Physik auf Lehramt studiert, weil ihm Diplom zu schwer ist, hat echt einen an der Waffel! DinahS 08.01.2008 15:53 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Das Problem ist hausgemacht Zitat: "und "bei der ersten Begegnung mit der Praxis stößt ihnen dann auf, dass die Rolle des Lehrers mit ganz anderen Belastungen behaftet ist, als sie sich das immer erträumt haben"." "Erträumt" ist an dieser Stelle das falsche Wort. "Als es ihnen erzählt wurde" wäre wesentlich passender. Denn wir leiden unter folgendem Problem: Die Gesellschaft ist doch mehrheitlich der Meinung, dass Lehrer "faule Säcke" sind, die vormittags recht und mittags frei haben und ansonsten Jammerlappen sind. Das wird doch in jeder öffentlichen Diskussion von mindestens 5 Leuten so postuliert. Wen überrascht es dann, dass die faulen Säcke, diejenigen, die mittags frei haben wollen und trotzdem ein volles Gehalt bekommen wollen, bei ihrer Berufswahl genau diesen Job wählen? Das hat doch nichts mit erträumen zu tun, sondern mit einem öffentlichen Bild, das erst in der Praxis "zurecht gerückt" wird, nämlich dann, wenn man bereits Jahre des Studiums hinter sich hat und im Referendariat (mit wenig Unterrichtsverpflichtung) oder spätestens beim Berufsanfang (mit viel Unterrichtsverpflichtung) die Realität kennen lernt. Wird die Diskrepanz zwischen öffentlichem Bild und Realität dann beklagt, haben wir einen weiteren Jammerkollegen, den keiner braucht. Meine Empfehlung: Macht' doch mal der Öffentlichkeit klar, was wir Lehrer wirklich leisten und wie viel Zeit wir tatsächlich arbeiten. Das Märchen von der Familienvereinbarkeit ist dann ganz schnell ausgeträumt. Aber wenigstens bleiben wir dann vor den Kollegen verschont, die ihre Berufsentscheidung anhand von öffentlichen Mythen treffen, die nun mal leider nicht der Realität entsprechen. DanielaMund 08.01.2008 16:02 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von panda (Beitrag 1824223) Ich verstehe Sie nicht. Nur weil es andere Berufsgruppen mit ähnlichen Problemen gibt, wollen Sie sich an der Diskussion nicht beteiligen? Wie denn, wollen sie jemals irgendwelche Probleme zum Besseren führen - wenn nicht darüber gesprochen wird. Sie erinnern mich an die Politik. Man verunglimpft Begriffe wie "Leitkultur", "Einwanderungspolitik", "Professor aus Heidelberg", "Merkelsteuer" oder auch Missfelders Zeigefinger zum Thema Alter und Gesundheit und tötet damit jegliche Diskussion ab. Obwohl diese in all den Fällen so überaus dringend notwendig wäre. Die Realität holt uns irgendwann ganz sicher ein. Meist aber erst dann, wenn der Zeiger auf fünf vor zwölf steht - für eine vernünftige Weichenstellung schon viel zu spät. Wer die heißen Eisen nicht anpackt, der hat schon verloren. ---------------------------------------------------------------------------------------------- Ich fände es ja gut, wenn der Sysop mal einen Thread zum Thema Berufsberatung machen würde, denn woran gerade viele Studenten , aber auch Azubis zu knabbern haben, ist, dass die Beratung im Arbeitsamt noch große Verbesserungspotentiale hat. Für die Bachelor-/Master-Studiengänge gibt es z.B. noch keine Informationen auf der BIZ-Seite - wieso auch, gibt es ja erst seit so 3,4 Jahren. Und wenn man nicht gerade jemanden kennt, der den Wunschberuf hat, ist es schwer, ein realistisches Bild eines Berufes zu erhalten. Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt Seite 1 von 141 1 2 3 11 51 101 > Letzte » 09:09 Uhr. 40 Beiträge dieses Themas auf einer Seite anzeigen Powered by vBulletin® Version 3.6.4 (Deutsch) Copyright ©2000 - 2008, Jelsoft Enterprises Ltd. © SPIEGEL ONLINE 2005 Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH Seite 2 von 141 < 1 2 3 4 12 52 102 > Letzte » SPIEGEL ONLINE Forum 40 Beiträge dieses Themas auf einer Seite anzeigen SPIEGEL ONLINE Forum (http://forum.spiegel.de/index.php) - Uni + Bildung (http://forum.spiegel.de/forumdisplay.php?f=10) - - Lehrer - sind viele im falschen Beruf? (http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=2983) volkmargrombein 08.01.2008 16:12 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Lehrer - sind viele im falschen Beruf? Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von sysop (Beitrag 1823648) Klagen Lehrer zu Recht über ihren harten Job? Eine neue Studie legt nahe, dass viele schlicht den falschen Beruf wählten und nur als Notlösung auf Lehramt studierten. Eine treffende Erkenntnis? ---------------------------------------------------------------------------------------------- Dies ist schon innerhalb kurzer Zeit die zweite Studie mit vergleichbaren Ergebnissen. Bisher wurden Kritiker, die vielen Lehrern vorgeworfen haben, den Beruf nur wegen der lebenslangen Absicherung und wegen der vielen Ferien; und nicht zu vergessen, wegen des relativ trivialen Studiums auszuüben, hart attackiert. Nun wird das (Vor) Urteil verbindlich. Daraus ergibt sich eine fragwürdige Zukunftsperspektive in Verbindung mit Pisa. Im Klartext heißt das doch, dass die betreffenden Lehrer nicht die erforderliche Leistung bringen. In der Praxis muss also an zwei Fronten gearbeitet werden: Zusammen mit den Eltern, die ihrer Erziehungsaufgabe nicht nachkommen und mit überforderten Lehrern. Das geht zu Lasten der Kinder, deren Entwicklung in Ordnung ist, aber die nötige Förderung und Kreativität in der Schule ausbleibt. Olli68 08.01.2008 16:13 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat Nicosch: "...Lehramtsstudenten (zumindest in meinem Umfeld und was die Allgemeinbildung angeht), viel weniger drauf haben, als ihre naturwissenschaftlichen (Diplom), oder geisteswissenschaftlichen (Magister) Pendants..." Abgesehen davon, dass ihre Beobachtungen im Bekanntenkreis sicher nicht verallgemeinerbar sind, ging es doch eher darum, dass Lehrerkandidaten TROTZ guter theoretischer Qualifikation und guter Noten wegen bestinmmter PERSÖNLICHKEITSMERKMALE ungeeignet sind. Diese lassen sich schlecht mit Noten messen. Viele Lehrer sind trotz ihrer überdurchschnittlichen Noten ungeeignet für den Beruf: An meinem Gymnasium gab es je einen Physik-, Mathe- und Chemielehrer, der (fast) jeden Diplomanden locker in die Tasche gesteckt hätte, aber als Lehrer ziemlich ungeeignet war... panda 08.01.2008 16:16 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von DanielaMund (Beitrag 1824407) Ich fände es ja gut, wenn der Sysop mal einen Thread zum Thema Berufsberatung machen würde, denn woran gerade viele Studenten , aber auch Azubis zu knabbern haben, ist, dass die.... ---------------------------------------------------------------------------------------------- Dies ist richtig. Noch besser wären allerdings Eignungstests vor dem Studium wie m.W. in Finnland. Hier werden die Studenten nicht nur nach fachlicher Qualifikation sondern auch nach pädaogischen und psychischen Eignungen ausgewählt. Der Arbeitsagentur - ganz ehrlich - traue ich eine solche sehr anspruchsvolle Funktion nicht zu. Hercules Rockefeller 08.01.2008 16:16 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Wen wunderts? Wenn ich an meine Schulzeit zurück denke, dann waren Pädagogen Mangelware. Bei zwei Dritteln der Lehrer die ich erleben durfte lernte man dann am besten, wenn diese gar nicht erst "lehrten", sondern schlicht Zettel mit vorgefertigten Texten und Aufgaben verteilten, die aus Schulbüchern kopiert waren. Lehrer, die wirklich durch Art des Unterrichts und erkennbar selbst ausgedachter Strukturierung der Unterrichtsstunde Wissen vermitteln konnten-da fallen mir über die ganzen Jahre gerade mal drei Lehrer ein, die das konnten. ohess 08.01.2008 16:19 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zunächst einmal ist der numerus clausus ohnehin eines der sinnlosesten Auswahlkriterien für ein Studium, die jemals erfunden wurden. Schulnoten sagen über die Befähigung, ein Hochschulstudium erfolgreich zu bestreiten, absolut gar nichts aus. Ich selber hatte im Abitur einen mäßigen Abiturdurchschnitt (2.9), das lag daran, dass mich Schule nicht interessiert hat und ich keinen Handschlag dafür getan habe. Mein Diplom-Physik Studium hat mich dann sehr wohl interessiert und dementsprechend habe ich es mit glatt 1 abgeschlossen. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter hatte ich dann die ehrenvolle Aufgabe, Mediziner ( die ja ganz tolle Abiturnotendurchschnitte haben) im Physik-Praktikum zu betreuen. Die naturwissenschaftliche Denkfähigkeit war bei denen größtenteils nicht beobachtbar, Rechnen konnten nur die wenigsten und fehlerfrei schreiben vielleicht 60%. So viel zum Thema Abiturnoten. Meiner Meinung nach ist es zwingend notwendig, die Befähigung zu einem Hochschulstudium jedweder Richtung, und dazu zählt auch Lehramt, in einem mindestens zweiwöchigem "Vorstudium" unter Beweis zu stellen. Wenn man als Dozent dann feststellt, dass den Leuten die Lösung fachspezifischer Problemstellungen völlig abgeht, sollen diese halt einen anderen studiengang gemäß ihrer Eignung oder eine Lehre machen. Es ist grausam, in einem Fach völlig talentfreie Studenten bis zum Diplom oder was auch immer durchzuschleppen, sowohl für die Dozenten, als auch für die Studis. Natürlich wird diese Idee nicht umgesetzt, denn sie kostet womöglich ein paar Euro. Nun zu den Lehrern: Da ich als Diplom-Physiker in das Lehramt quereingestiegen bin und jetzt als Gymnasiallehrer für Mathe und Physik arbeite, kann ich die Situation ganz gut beurteilen. Ich spreche jetzt mal nur für meine beiden Fächer, die anderen kann ich nicht beurteilen. Die Fachkompetenzen der allermeisten Gymnasiallehrer in beiden Fächern sind völlig ausreichend in Relation zu dem zu vermittelnden Fachwissen. Die guten unterscheiden sich nicht von den schlechten Lehrern durch ihre fachlichen Kompetenzen, sondern durch ihre fachdidaktischen und allgemeinpädagogischen Fähigkeiten. Ich bin mir z.B. ziemlich sicher, dass mir von meinen Kollegen fast niemand rein fachlich irgendwas erzählen kann, in Physik ohnehin nicht. Dennoch bin ich mit meiner geringen Erfahrung weit davon entfernt, ein guter Mathe- und Physiklehrer zu sein. Da kann ich sofort jede Menge nennen, die besser sind, die es vor allem didaktisch besser drauf haben. Aber ich mache das ja auch erst ein knappes Jahr, vorher habe ich Studenten unterrichtet, das war einfacher. Wenn nun ein Lehramtsstudent sagt, dass er ein Diplom-Studium nicht schafft, sagt das noch lange nichts über seine Befähigung aus, dieses Fach in der Schule zu unterrichten. In der Schule sind multidimensionale Kompetenzen gefragt, man muß viel mehr können, als ein Fachcrack zu sein. Natürlich ist eine fachliche Grundkompetenz notwendig, um ein vernünftiger Lehrer zu sein, aber ich behaupte mal, dafür sind die Lehramtsstudiengänge völlig ausreichend, eher überfrachtet. Viel wichtiger wäre es, die Anfänger sehr frühzeitig auf ihre didaktische und pädagogische Befähigung und insbesondere auf ihre psychische Stabilität hin zu testen. Diese ist nach meiner Erfahrung überhaupt die allerwichtigste Voraussetzung für den Job. Zum Glück habe ich die, weswegen ich den Job auch nicht als besonders belastend empfinde bisher. Silvia 08.01.2008 16:24 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von Nicosch (Beitrag 1824306) Das finde ich schon bedenklich, erklärt aber einfach, dass das Lehramtsstudium zu leicht ist und im Prinzip einen numerus clausus verdient hat. Dementsprechend sollten die Lehrer auch viel besser bezahlt werden und schon hätte man auch mehr gute Leute in dieser Sparte. ---------------------------------------------------------------------------------------------- Das wage ich zu bezweifeln. Der gut gebildete, aber pädagogisch ungebildete Fachidiot ergibt in der Regel keinen guten Lehrer. Sich Wissen zu erwerben und einen guten Studiumsabschluss zu machen, sind nur zwei Dinge, aber nicht vorrangig die, die einen guten Lehrer ausmachen. Dazu gehört vor allem eine gute Anleitung in der Praxis. An sich sollte jeder Lehramtskandidat vor Aufnahme des Studiums mindestens ein halbes Jahr ein Praktikum in der Schule machen müssen, einen Lehrer begleiten und seinen Tagesablauf kennenlernen, selber ein paar Stunden geben, z. B. eine AG. Dann weiß er in etwa, was ihn erwartet. tanu 08.01.2008 16:25 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von Johannes Hilgart (Beitrag 1824160) Die Einleitung von Sysop zeigt genau das Problem unserer Lehrer-/Bildungsdebatte. Ich kenne diese Studie (falls es sich um die Potsdamer handelt). Sie weist zum ersten Mal nach, dass das Lehramt eben überhaupt kein leichter Beruf ist, sondern im Gegenteil psychisch oft extrem belastend... Aber warum wird dieser in der Studie eher nebensächlich thematisierte Aspekt als einziger herausgestellt? Die Anfangsfragestellung legt nahe, dass Lehrer nur deshalb über ihren "harten Job" klagen, weil sie eben den falschen Beruf gewählt haben. Diesen Tenor kennen wir Lehrer inzwischen alle, diese ständige versteckte Häme. Natürlich haben einige von uns den falschen Beruf gewählt. Aber wieviel Ärzte gibt es, die ihr Studium mit falschen Erwartungen absolviert haben und jetzt schlechte Arbeit leisten? Wieviele schlechte Handwerker? Wieviele grottenschlechte Journalisten?? Gibt es dazu auch ein Forum? ---------------------------------------------------------------------------------------------- Volle Zustimmung. Zum wievielten Male eröffnet hier der sysop einen Thread, der nur dazu dient, die Lehrer zu diffamieren? Glaubt man denn wirklich, dass die Lehrer in anderen Ländern so viel besser sind? Oder glaubt jemand, dass diese Lehrerdiskussionen irgend eine positiven Effekt auf die Lehrer in ihrem täglichen Kampf gegen die Unlust der Schüler hat? Schon in der ersten internationalen Schulvergleichsstudie (TIMSS vor mehr als zwölf Jahren) wurde festgestellt, dass eine positive Einstellung der Bevölkerung zum Lernen und zu den Lehrern der wichtigste Faktor für gute Schülerleistungen ist. Nun, wer wundert sich da noch über das deutsche Abschneiden bei TIMSS und Pisa? panda 08.01.2008 16:28 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von volkmargrombein (Beitrag 1824457) In der Praxis muss also an zwei Fronten gearbeitet werden: Zusammen mit den Eltern, die ihrer Erziehungsaufgabe nicht nachkommen und mit überforderten Lehrern. Das geht zu Lasten der Kinder, deren Entwicklung in Ordnung ist, aber die nötige Förderung und Kreativität in der Schule ausbleibt. ---------------------------------------------------------------------------------------------- Man muss sogar an drei Fronten arbeiten - weil in der Vergangenheit die Bildungspolitik trotz ständiger Fensterreden "Forschung, Wissenschaft und Bildung haben Priorität" leider schmählich versagt hat. Versagende Eltern sind die eigentlich Ursache - aber wie können solch "bildungsarme" Eltern gedreht werden? Ganz schwierig. Die Lehrer selbst leisten - im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten des Bildungssystems - das was Sie leisten können. Zumindest im Durchschnitt. Natürlich lässt sich auch hier noch sehr viel tun. Die Schule muss sich gegenüber Methoden, die in der Wirtschaft längst üblich sind dringend öffnen. Der erfolgversprechende Ansatzpunkt ist und bleibt die individuelle Frühförderung von Kindern. Die versagende Permanentschleife Eltern, Kinder, Eltern etc.etc. muss endlich durchbrochen werden. Wenn es sein muss, bis hin zum Entzug der Kinder von der Familien - zumindest tagsüber. rockhard 08.01.2008 16:29 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Ich finde, die Lehrer leisten insgesamt einen sehr beachtenswerten und tollen Job: Sie schlagen sich den ganzen Vormittag bis in den Nachmittag (inzwischen sind ja auch fast alle Schulen Ganztagsschulen) mit immer schwieriger zu kontrollierenden Schülern jeden Alters herum und kämpfen dabei oft gegen Windmühlen. Ganze Wochenenden werden durchkorrigiert, abends wird bis in die Nacht hienin Unterricht vorbereitet, es werden Arbeitsblätter erstellt, etc.... Mit 50 studnen die Woche kommt man da sicher nicht aus. Und auch in den Ferien geht viel Zeit für Korrekturen drauf (Klassen von bis zu 35 Schülern sind ja keine Seltenheit, auch Oberstufenjkurse werden immer größer) Wer möchte da schon tauschen? descartes101 08.01.2008 16:30 ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat: ---------------------------------------------------------------------------------------------- Zitat von sysop (Beitrag 1823648) Klagen Lehrer zu Recht über ihren harten Job? Eine neue Studie legt nahe, dass viele schlicht den falschen Beruf wählten und nur als Notlösung auf Lehramt studierten. Eine treffende Erkenntnis? Der Artikel zum Thema: http://www.spiegel.de/unispiegel/job...527131,00.html ---------------------------------------------------------------------------------------------- Die Studie war lange überfällig, auch wenn die Aussage keinen vernünftig denkenden Menschen überrascht. Jeder, der in seinem Studium mit Lehramtsstudenten zu tun hatte (habe mit einigen zusammen gewohnt), weiss, dass da zum grossen Teil keine geborenen Erzieher in der Ausbildung sind. Deutsche Schüler wissen das sowieso. Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt Seite 2 von 141 < 1 2 3 4 12 52 102 > Letzte » 09:12 Uhr. 40 Beiträge dieses Themas auf einer Seite anzeigen Powered by vBulletin® Version 3.6.4 (Deutsch) Copyright ©2000 - 2008, Jelsoft Enterprises Ltd. © SPIEGEL ONLINE 2005 Alle Rechte vorbehalten Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGELnet GmbH