Marius von Mayenburg Fraulein Danzer (Eine bliihende Landschaft) Personeni Inge, Mutter Hans, Vater Lotte, Franz, Fred: Drillinge Hilde, Sozialarbeiterin Stimme Orti Ein Wohnzimmer mit Couchgarnitur, Fernseher and Kochnische. Anmarkung_L Die Stimme muB auf jeden Fall live gesprochen werden. 2 (Die Familie STIMME: Machen Sie Ihre Augen auf, und sehen Sie auf das Schicksal von Herrn und Frau Latzke. Hier sitzen sie mit ihren drei Kindern und verzehren einen gebratenen Vogel. LOTTE: Ist das fad auf der Zunge. FRANZ: Heut hab ich auf der StraBe einen Vogel gesehn, der war hin, den hat eine Katze fiber den ganzen Gehsteig verteilt. FRED: Hab ich auch gesehn. Ein Hund hat sich reingeschmissen und sich drin gewalzt. INGE: Hans, die sollen so nicht reden, beim Essen. HANS: Ich hOr nichts. Wenn ich hier bin, hOr ich schon gleich gar nichts. Die drei, die kommen beim Abendbrot nicht vor. INGE: Die reden von toten Tieren. Und mir wirds libel. HANS: Weil du selbst ein totes Tier bist. Du stinkst aus jeder Pore nach verwester Currywurst, das kriegst du nicht mehr raus, das liegt bei dir tief drin, das ist eingeschreint in deiner Seele, in deiner Currywurst-Seele, das stinkt da raus. LOTTE: Jetzt geht gleich das Gekreisch los. Mir ist schlecht, ich steh auf. INGE: Du bleibst da und haltst das aus. HANS: Bring mir noch ein Bier, sonst muB ich sie wieder verdreschen. FRANZ: Spater verdrischst du uns eh. Brings hinter dich. FRED: Aber schlag mir keinen Zahn ein, es sind jetzt die richtigen, nicht mehr die Milchzahne. INGE: Ich bring euch das Bier, far die Drillinge auch, daB es nicht so weh tut. Und mir den Schnaps, daB ich ohnmachtig werd und es nicht anhOrn muB. HANS: Ich eB noch das Hahnerbein. STIMME: Herr Latzke, die Kinder sind dann in ein Heim gekommen. Wie kam das? HANS: Das warn die Nachbarn, die uns die BehOrden geschickt haben. Die Kinder wurden vom Arzt untersucht und ins Heim gegeben. Wir waren uberfordert mit Drillingen und waren erziehungsunfahig, hats geheiBen. STIMME: Und wie schatzen Sie das selbst ein? HANS: Bitte? 3 STIMME: Glauben Sie, daB Sie erziehungsunfdhig sind? HANS: Ich hab halt gemacht, was ich konnte. Das ist nicht immer schOn gewesen. STIMME: Haben Sie die Kinder geschlagen? HANS: Nein. Wissen Sie. Kinder soil man nicht schlagen, das bringt auch nichts. Das sagt auch das Frulein Danzer. STIMME: Zu der kommen wir gleich noch. Wie war filr Sie die Zeit, als Ihre Kinder im Heim waren? HANS: Das war eklig. Jeden Abend hab ich mit meiner Frau dagesessen, beim Essen. Drei weniger, das macht schon ein Loch, das wird ganz leer dann. Und es sind doch auch meine Kinder, obwohl es drei sind. STIMME: Sie haben sich nun entschlossen, ein Angebot der Stadt anzunehmen, das viel Mut erfordert. Sie werden ftir zwei Jahre eine Sozialarbeiterin bei sich aufnehmen, die vor Ort nach dem Rechten sehen kann. HANS: Ja. Das Fräulein Danzer. STIMME: Auf diese Weise kOnnen Sie wieder mit ihren Kindern zusammenleben, und es besteht Hoffnung, daB sich die Lage entspannt. HANS: Ja. STIMME: Herr LUtzke, wir sind gespannt und wiinschen Ihnen viel HANS: Danke. (Hilde kommt mit Gepdck herein.) HILDE: So. DrauBen steht noch eine Tasche. Will mir einer der beiden jungen Mnner beim Tragen helfen? LOTTE: Ich will nicht. FRANZ: Dich fragt auch keiner. Du hast nur Kacke im Kopf. HILDE (zu Fred): Na. Willst du mir nicht helfen? FRED: Nein. Das soll die Lotte machen. INGE: Sie massen entschuldigen, das ist sonst nicht so, das ist, weil sie aufgeregt sind. HANS: Einen Dreck! Reds nicht schOn! Genau das sind sie: So. (Inge tragt die Tasche herein.) Und das ist auch wieder dieser Mist, den du da machst. So kriegen die das nie in den Schddel. LaB den fallen, den Dreck! Runter damit! 4 (Er schlágt ihr die Tasche aus der Hand. Zu Hilde:) Das macht die immer. HILDE: Ich seh schon. INGE: Lassen Sie sich nicht verhetzen von dem. Das ist bloB dessen Sauferei, das viele Bier, das verrottet bei dem im Schddel. Wenn er nUchtern ist, ist er nicht so. LOTTE: Das ist er bloB nie. FRED (zu Franz): Jetzt kriegt sie gleich eine reingezimmert. (Hans schlgt Lotte.) Siehste. FRANZ: Das ist, weil sie nur Kacke im Hirn hat. HILDE: Ich seh schon. So geht das nicht. Zuallererst mUssen wir uns auf zwei Dinge einigen. HANS: Wer muB sich einigen? HILDE: Und zwar darauf, daB keine Gewalt angewendet wird. INGE: Sie wurde er nie schlagen. Das ist nur im inneren Familienkreis, daB er draufschldgt. HILDE: Und das andere ist viel grundsdtzlicher: DaB es námlich besser ist, wenn sich alle vertragen. Sonst kommt ihr wieder ins Heim. Das wollt ihr dock nicht. LOTTE: Nein. FRED: Nee. HILDE: Und du? FRANZ: Ich komm zurecht. INGE: Das ltigt er. Im Heim hat er sich jede Nacht eingendBt. (Franz geht auf seine Mutter los and beiBt sie.) HILDE: Keine Gewalt. (Hans lost Franz mit einer krdftigen KopfnuB von Inge.) HANS: HOrst du, Dreck? Keine Gewalt! STIMME: Frau Latzke. Nach den ersten Monaten: Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Sozialarbeiterin? Macht die Familie Fortschritte? INGE: Das Fraulein Danzer, also das ist eine ganz Nette. Wir haben sie alle schrecklich lieb. Wir lernen viel von ihr. STIMME: Was denn zum Beispiel? INGE: Kommunikation. STIMME: Was ist das? 5 INGE: Das ist, weil ich nicht zuhtir. Dann kracht es wieder. Ich versuche jetzt immer, genau zuzuhOren, and die andern versuchen das auch. STIMME: Und? Wird es besser dadurch? INGE: Ich - ja, ich glaube ja, jaja. BloB, wenn ich bei der Friteuse steh, da sprudelts, da hOr ich den Hans nicht so gut. STIMME: Wie gehts den Kindern? INGE: WeiB ich nicht. Aber es ist wichtig, daB das Frdulein Danzer jetzt da ist. STIMME: Wir wiinschen Ihnen viel GlUck, Frau Latzke. HILDE: Es ist nicht gut, daB sich die drei ein Zimmer teilen mUssen. INGE: Siehste. Das hab ich dir auch schon gesagt. HANS: Das hilft nichts, das kannst du tausendmal sagen, wir ham bloB eins Ubrig fUr die Drillinge. Wir teilen uns auch ein Zimmer. INGE: Und? Ist das schOn? HANS: SchOn nicht, aber es geht nicht anders. Du weiBt das auch. HILDE: Aber das ist jetzt das Alter, da erwacht die Sexualitat, da ist es gut, wenn jeder Mensch seinen Raum hat. Auch Raum hat fiir seine Sexualitdt. HANS: Bei denen riihrt sich noch nichts. Das sind noch Kinder. HILDE: Das geht schneller, als Sie denken. INGE: So schnell denkt der gar nicht. HANS: Nee, da passiert nichts. Das sind Kinder. HILDE: Und bei Ihnen? HANS: Was? HILDE: Passiert bei Ihnen noch was? HANS: Das geht doch Sie nichts an. HILDE: Wir sollten dartiber reden. HANS: Schweinkram. HILDE: Schlafen Sie noch miteinander? INGE: Das schon. HILDE: Aber? HANS: Du brauchst auf so was nicht zu antworten. HILDE: Vielleicht rede ich besser mit Ihrer Frau allein draber. Wir kOnnen einen Spaziergang machen. HANS: Ja was dean? INGE: Wir ham gesagt, wir bemtihn uns, damit die Kinder da bleiben. HANS: Bitte, bitte. Spaziert ihr eben. STIMME: Herr Liltzke, empfinden Sie Frdulein Dancer nosh als FremdkOrper, oder ist sie ein Familienmitglied geworden? HANS: Ja ja. STIMME: Bitter' HANS: Schon recht, schon recht. STIMMB: Sie sired nicht besonders gut gelaunt. HANS: Frdulein Danner sagt, es gibt Momente, da will man reden, und andere, da will man nichts sagen. Jetzt gerade ist so ein Moment. STIMME: Wo Sie nicht reden wollen? HANS: Genau, und das soil man respektieren, sagt das Friaulein Danner. (Franz und Fred haben Lotte auf einen Stuhl gefesselt. Jetzt wird sie von Fred bewacht, wahrend Franz eine tote Katze auf ihren Scholl legt.) LOTTE: Ich schrei nicht um Hilfe. FRANZ: Das ist die Lola von gegentiber. Bei Nacht hat sie eine Ratte gejagt and ist vor einen LKW gesprungen. Jetzt ist sie in der Mitte flach und vorn und hinter aufgeplatzt. Aber: Das war mal eine Katze. Willst du sie streichein? FRED: Streichel sie mal. (Lotte kann sich nicht rtihren.) LOTTE: Das Tier stinkt. FRANZ: Das ist, weil Lola tot ist. Schau, wie sie guckt. am. (Er halt ihr den Katzenkopf vors Gesicht.) LOTTE: Das stinkt. FRED MuBt du jetzt kotzen? Ich glaub, gleich kotzt sie. FRANZ: Streichel der kleinen Lola den Kopf. LOTTE: Ich schrei nicht um Hilfe. (Hilde kommt und schreit erstickt.) HILDE: Oh. Was ist das? FRANZ: Das ist die Lola von gegenither, und zwar tot, well ihr ein LKW ilber die Mitte gerolit ist. 7 FRED: Sagst du das jetzt den Eltern? HILDE: Gar nichts sag ich. Das darf keiner sehen, das ist nicht passiert, alles ist gut, ihr seid ganz, ganz lieb, ganz liebe Kinder. Das ist eine tote Katze, das ist eure Schwester, und ihr seid liebe Kinder. Ihr seid ganz, ganz liebe Kinder! (Hilde ist heulend zusammengebrochen.) LOTTE: Das ist nur ein Spiel. HILDE: Was ihr mir antut. FRANZ: Kommen wir jetzt wieder ins Heim? HILDE: Das kOnnte euch so passen, das ist mein Projekt, das laB ich mir nicht von euch verderben, hier kommt niemand ins Heim. (Sie briillt.) Niemand! Schafft die Katze raus. STIMME: Fraulein Danzer, Sie sind jetzt ein halbes Jahr bei Familie Liitzke. Haben Sie sich gut eingelebt? HILDE: Ja. Ich werde gut behandelt, und im Grunde ihres Herzens sind das ganz, ganz liebe Leute. Man mun eben sehr diplomatisch mit ihnen umgehen, und man darf nichts UberstUrzen. STIMME: Geht es denn vorwarts? HILDE: Sicher. Langsam. Man darf nicht den zweiten Schritt vor dem ersten machen. Aber es geht vorwarts. STIMME: Wir wiinschen weiterhin viel Erfolg! Franz. Wie verstehst du dich mit Fraulein Danzer? FRANZ: Wir sagen jetzt alle Hilde zu ihr. Das hat sie uns erlaubt. STIMME: Und? Wie verstehst du dich mit ihr? FRANZ: Es ist wichtig, daB sie jetzt da ist. STIMME: Warum? FRANZ: DaB wir nicht ins Heim mUssen. STIMME: Hat es dir im Heim nicht gefallen, Franz? FRANZ: Nein. STIMME: Warum? FRANZ: Ich weiB nicht. STIMME: Haben dir die Eltern gefehlt? FRANZ: Ja. STIMME: Wer denn mehr? Der Papa oder die Mama? FRANZ: Die Mutter. 8 STIMME: Warum? FRANZ: Der Vater, da hat die Mama schon recht, der spinnt manchmal, dann schreit der rum und schlagt zu. HANS: Es ist eben sehr schwierig fUr mich, ich bin das so gewohnt, wenn das alles zu viel wird, da krieg ich einen Zorn, mir rutscht dann schon mal die Hand aus, ich muB da viel lernen und mich andern, drum ist es auch gut, daB die Hilde jetzt da ist, aber das ist eben schwierig, sich zu andern, machen Sie das mal, sich andern. HILDE: Mach dir keine VorwUrfe. Drei Kinder, das ist eben sehr schwierig. INGE: Findest du das jetzt auch, daB Drillinge zu viel sind? HILDE: Es ist sicker schwieriger, als wenn es ein Kind ist. INGE: Wir ham uns das nicht ausgesucht. Kein Mensch wUrd sich das aussuchen: Drillinge! Ich hab die Pillen nicht mehr genommen, weil ich ein Kind hab haben wollen. Eins! Wir ham grad den ImbiB gehabt, und der ist gut gegangen, da ham wir gedacht, ein Kind, das war jetzt moglich. HILDE: Das war nicht als Vorwurf gemeint. INGE: Ich bin ja schon zusammengeschrocken, wie der Arzt gemeint hat, es sind Zwillinge. Aber dann ham die Wehen gar nicht mehr aufgehOrt, und dann ist noch der Fred gekommen, ganz blau im Gesicht und fast tot, aber er hat aberlebt, und wir ham uns eine billigere Wohnung nehmen massen. Ich hab mir das wirklich nicht ausgesucht. HILDE: Aber jetzt wo sie da sind, ist es doch gut, daB es sie alle drei gibt, und daB sie leben. INGE: Das hab ich auch gedacht, aber heut ist das nicht mehr so, da kriegen die Leute acht Kinder, und alle Uberleben. Da macht keine Zeitung mehr Interesse fUr einfache Drillinge, finanziell uberhaupt nicht. Alle meinen bloB, wir sind wie die Karnickel, aber das war doch bloB das eine Mal. DaB dann gleich drei gekommen sind. (Sie weint. Hilde nimmt sie in den Arm und trOstet sie. Hans kommt.) HANS: Was denn? Was machst du da? HILDE: Ich trOste deine Frau. 9 HANS: Dazu muBt du an ihr rumfummeln? HILDE: Ich habe sie in den Arm genommen. Das solltest du auch tun. Das starkt den familiaren Zusammenhalt, wenn kOrperlicher Kontakt auch lustvoll erlebt wird, und nicht nur als PrUgelei. (Inge lost sich von Hilde.) HANS: Hast du das lustvoll erlebt? INGE: Ich hab geheult. STIMME: Fraulein Danzer, in wenigen Tagen ist es ein Jahr, daB Sie die Familie LUtzke unterstUtzen. Glauben Sie, Sie sind erfolgreich? HILDE: Erfolg hat hier vor allem die Familie LUtzke. Es ist voll und ganz ihre Leistung, ich finde das bewundernswert, was diese Menschen sich abverlangen. Ich habe sie liebgewonnen. (Sie setzt sich an den Tisch. Es wird gegessen.) HANS: Du glaubst also, daB drei Kinder zu viel sind? HILDE: Nein, so was hab ich nie gesagt. INGE: Hat sie wohl. Zu mir. Als sie mich getrOstet hat. HANS: Ich hab keinen Hunger mehr. Willst du mein Stuck? (Er schiebt Hilde seinen Teller hin.) HILDE: Vielen Dank, ich FRANZ: Aber wir, wir sind ganz, ganz wichtig, weil wir ihr Projekt sind. LOTTE: Also ich bin kein Projekt. FRED: Ich auch nicht. FRANZ: Und schon gar nicht das von der Hilde. HILDE: Aber das ist nur so ein Ausdruck. INGE: Noch Hunger? Ich mag mein Huhn auch nicht mehr. LOTTE: Ich auch nicht. FRANZ: Ich auch nicht. FRED: Und ich auch nicht. (Sie schieben alle der Hilde ihre Teller hin.) HILDE: Was ist denn? Ich habe das dock gut gebraten. HANS: Es schmeckt nicht schlecht. Aber wir sind voller Dankbarkeit, deshalb bekommst du unser Essen. HILDE: Ich bin gerUhrt, aber ich weiB nicht, was das jetzt ist. HANS: IB jetzt das Huhn. INGE: Es wird kalt. 10 HILDE: Aber ich bin schon gesattigt. Ich kann unmOglich mehr essen. LOTTE: Und was sollen wir Bann mit dem Huhn machen? FRANZ: Sollen wir das auf die Fahrbahn legen, daB ein LKW drUberfahrt? INGE: Wir kOnnen das nicht wegschmeiBen. HANS: Das kOnnen wir uns nicht leisten. INGE: So ein Huhn ist teuer, und wir bekommen ja kein Geld dafUr, daB wir hier sind. LOTTE: Ganz gegensatzlich zu dir. INGE: Was hast du denn verdient an uns? HANS: Also: IB das Huhn. HILDE: Was ihr redet. Ich hab keinen Hunger. FRANZ: Du magst nicht mit uns essen. Du magst nicht mit einem Projekt essen. So 1st das doch. FRED: Genau. So ist das. HILDE: Nein. So etwas Lacherliches. INGE: Wir haben uns auch MUhe geben. Jetzt geb dir auch ein biBchen MUhe und iB das Huhn. LOTTE: Du wirst doch dafUr bezahlt. HILDE: Ich kann nicht mehr. HANS: Das biBchen Mahe will sie sick nicht geben. DafUr langts nicht. HILDE: Was habt ihr nur? Ich bin doch eure Hilde. HANS: Meine Hilde bist du nicht. INGE: Meine auch nicht. Wo du doch bald wieder weggehst. Du bist doch denen ihre Hilde. Bist du immer gewesen. FRANZ: IB das jetzt. FRED: Genau. HANS: Du bist nur hergekommen, weil du auch zu denen gehOrst: Hier drinnen, in meinen eigenen vier Wanden hast du meinen Kindern ein Kinderheim machen wollen mit definer Person. INGE: Eingeschlichen hast du dich. HILDE: Ich wollte nur helfen. HANS: Jetzt werd ich dir helfen! Alles hast du hier verkorkst bei uns, keiner ist mehr normal, alles ist durcheinander, seit du hier bist, nix hat mehr Ordnung und Sinn, Uberall quatschst du rein, und ich weiB gar 11 nicht mehr, wer ich bin, und mein Schwanz weiB auch nicht mehr, wer er ist. HILDE: Aber da kann man drUber reden INGE: Stopf der das Maul. Du hast gedacht, drei Kinder sind zu viel und denkst, weil ich drei Kinder hab, daB ich sexuell vernachlassigt bin und deshalb Kinder in Kolonne abschmeiB, das sagst du doch! Du willst dich zwischen mich und meinen Mann werfen und zwischen unsere Kinder, mit deinem Gerede, aber das schaffst du nicht. Ich bin stolz auf die drei, die ham mehr Leben in den Fingernageln, die ich denen abschneid, als du in deinem Arsch. HILDE: Das ist ja ganz richtig, aber HANS: Vergreifst dich in aller Ruhe an meiner Frau und dann machst du dich INGE: Warum stopfst du der nicht das Maul, Hans. LOTTE: Da. Sie soil das Huhn fressen. FRANZ: Rein damit. (Sie gehen auf Hilde los, zerren sie vom Stuhl und stopfen das Huhn in sie hinein. Sie wehrt sich.) HILDE: Ich hab keinen Hunger, ich bin voll! INGE: Da hast du deine Kommunikation. (Sie stopft ihr ein HUhnerbein in den Mund.) LOTTE: Rein damit. FRED: Und ich setz mich drauf. (Er setzt sich auf Hildes Gesicht, Hilde zappelt.) INGE: Halt sie fest, Hans, sonst tut sie unserm Fred was an. (Alle halten Hilde fest. ) FRANZ: Jetzt ist sie gesattigt. LOTTE: Bitte, danke, wollen wir nicht einen Spaziergang machen, fandst du das nett, was du da zu deinem Bruder gesagt hast, wiirdest du dich freuen, wenn man das mit dir tate, der Fred wUrde sowas nie tun, nicht wahr Fred, wir wollen uns alle bemiihn, sonst kommt ihr wieder ins Heim, und das wollt ihr doch nicht, wie heiBt das Zauberwort, so ist es doch viel besser, siehst du, jetzt gehts dir doch viel besser, nicht wahr? (Hilde zappelt nicht mehr.) 12 FRED: Der Happen war wohl gerade recht fUr unsre liebe Hilde. HANS: Ich brauch ein Bier. INGE: Ich auch. FRANZ: Ich auch. LOTTE: Ich auch. FRED: Ich auch. (Sie holen sich Bier und trinken. Es ist ein idyllisches Bild.) STIMME: Fraulein Danzer? Hallo? FrAulein Danzer? HANS: Frdulein Danzer ist nicht mehr bei uns. Nach einem Jahr ist sie wieder gegangen. Ich will ihr an dieser Stelle nochmal meinen Dank aussprechen. Das Jahr mit ihr war eine gute Erfahrung. Dank ihr, dank unserer aufopfernden Hilde, geht es uns alien jetzt richtig gut zusammen. Ihr groBer nicht zuletzt auch kOrperlicher Einsatz hat uns zusammengeschweiBt und aus uns eine Famine gemacht, die zusammenhdlt. Wir freuen uns und sind auch ein wenig stolz, daB wir das trotz aller Schwierigkeiten so gut geschafft haben. Bleibt zu hoffen, daB die Stadt noch mehr Menschen findet wie das Frdulein Danzer, damit noch vielen Familien geholfen werden kann.