Erörterung – Einleitung und Schluss Selbstlerneinheit für den 19.03.2010 (statt Sprachübungen) 1. Wiederholung Zweck der Erörterung ist die Meinungsbildung oder Entscheidungsfindung. Die Erörterung ist vergleichbar mit der mündlichen Textsorte Diskussion: Es werden Argumente ausgetauscht, und am Ende kommt man zu einem Schluss, zu einer Entscheidung. Erörterungen bestehen aus drei Teilen: Einleitung, Hauptteil und Schluss (Fisch-Modell). Im Hauptteil argumentieren Sie pro und contra mit je 2-3 Argumenten pro Seite. Die Argumente ordnen Sie steigernd an. Das wichtigste Argument kommt ans Ende. Sie können dialektisch argumentieren (Pro- und Contraargumente wechseln sich ab) oder im Block (erst alle Contraargumente, dann alle Proargumente oder andersrum). Jedes Argument besteht aus drei Teilen: Behauptung, Begründung, Beispiel. Beginnen Sie mit jedem neuen Argument auch einen neuen Absatz. Dann ist Ihr Text übersichtlich und leserfreundlich. 2. Einleitung Die Einleitung soll zum Thema hinführen und das Leserinteresse wecken. Sie sollte ca. 10% des Gesamttextes ausmachen. Mit folgenden Möglichkeiten können Sie Ihre Erörterung einleiten: - ein passendes Zitat - ein aktueller Anlass - eigene Erfahrung - Begriffsklärung/Definition - Erwähnung von Fakten/Zahlen, die man später auswertet - geschichtliche Entwicklung Weisen Sie schon in der Einleitung auf Widersprüche hin, die Sie dann im Hauptteil ausführen. Hinweis: Der in Hausaufgaben gern benutzte Satz „Der Klimawandel ist heute ein ganz aktuelles Thema.“ ist KEINE akzeptable Einleitung nach dem Muster „ein aktueller Anlass“. Er führt zwar zum Thema hin, weckt aber nicht das Leserinteresse. Wenn Sie mit diesem Satz Ihre Erörterung einleiten möchten, dann müssten Sie noch kurz erklären, warum das so ist, und dass es dazu unterschiedliche Meinungen gibt. Dann haben Sie 1. ein paar Sätze mehr (10% des Gesamtumfangs), und 2. haben Sie dann bereits auf die Widersprüche hingewiesen, die den Leser neugierig machen. Aufgabe1 Analysieren Sie die folgenden drei Beispieleinleitungen zum Thema „Umweltschutz“. Nach welchem Muster sind diese Einleitungen geschrieben? Beispiel 1 Nach einigen Jahrzehnten rascher industrieller Entwicklung erwachte der Mensch aus seiner blinden Begeisterung und stellte fest, dass seine Umwelt nicht die gleiche wie früher war: Flüsse wurden zu schmutzigen Kloaken, Wälder waren gefällt oder durch den sauren Regen zerstört, und in den Städten gab es Smog. Es klingt wie der schlimme Anfang eines bösen Märchens, aber trotzdem glaube ich, dass es so oder ähnlich war. Beispiel 2 Umweltschutz ist in unserer Zeit ein sehr viel besprochenes Thema. Aber warum? Ist diese Problematik wirklich so wichtig, da es doch viele andere Probleme gibt, denen man sich auch widmen muss? Hier stehen sich zwei Dinge gegenüber, die zu versöhnen sehr schwer ist: Natur und Fortschritt. Beispiel 3 Spraydosen im Haushalt, Kraftwerksschornsteine ohne Filter, Abfälle in den Flüssen, sterbende Tiere, Autoabgase: Das alles zerstört unsere Natur. Fast jeder von uns weiß, dass Umweltschutz wichtig ist. Aber wer von uns ist bereit, dafür etwas zu machen? 3. Schluss Aufgabe des Schlusses ist es, das Resultat darzustellen, das sich aus der vorausgehenden Argumentation ergibt. Der Schluss muss zum letzten Argument im Hauptteil passen. Wenn Sie zu einem Pro-Schluss kommen möchten, müssen Sie also das stärkste Proargument ans Ende Ihres Hauptteils platzieren. Achten Sie auch darauf, dass die Argumente, die zu Ihrem Schluss führen, mindestens genauso stark sind, wie die Argumente der anderen Seite (Anzahl, Wichtigkeit). Wichtig ist, dass Sie im Schlussteil eine Entscheidung treffen. Auch wenn Pro- und Contraseite plausible Argumente haben und die Entscheidung schwer fällt, müssen Sie im Schluss Partei für eine Seite ergreifen. Das ist schließlich Sinn und Zweck der Erörterung: eine Entscheidung zu treffen. Bei der Formulierung haben Sie wieder mehrere Möglichkeiten: - Zusammenfassung der Argumente beider Seiten - Lösungsvorschlag mit möglichen Folgen, Ausblick in die Zukunft - Appell an den Leser - Bezug auf die Problemschilderung in der Einleitung („runder Bogen“) Man sollte im Schluss NICHT: - neue Argumente oder Gesichtspunkte zur Sprache bringen. - eine überraschende Entscheidung, die in keinem Zusammenhang mit der Argumentation steht, vortragen. - die Argumentation zu ausführlich wiederholen (wichtige Argumente kann man schon einmal wiederholen). Aufgabe 2 Analysieren Sie die beiden Schlüsse. Welche Möglichkeiten haben die Autoren gewählt? Beispiel 4 Auf künftige Generationen warten noch viele Probleme, die gelöst werden müssen. Auch wenn man sich schon heute um die Verbesserung des Zustands der Umwelt bemüht, wird der Umweltschutz noch lange die Menschen beschäftigen. Natürlich nur, wenn man es will… Beispiel 5 Mit dem Wachstum der menschlichen Population und durch den Einfluss des Menschen auf das Leben kommt es zu einem bedeutenden Eingriff des Menschen in die Natur. Ist unser Verhalten immer im Einklang, in Harmonie mit der Natur? Wir sollten uns unserer Taten bewusst sein, und es wäre gut, daran zu denken, dass wir für unser Zusammenleben mit der Natur nur einen Planeten haben. Es ist nicht möglich, nach der Zerstörung den Planeten einfach gegen einen anderen zu tauschen. Oder vielleicht doch? 4. Anwendung Aufgabe 3 a) Lesen Sie die Erörterung zum Klimaschutz von Kristina Wermes. b) Markieren Sie - Einleitung - Hauptteil - Schluss. c) Analysieren Sie die Einleitung. Welche Möglichkeit der Einleitung wurde hier gewählt? d) Analysieren Sie die einzelnen Argumente. Markieren Sie Pro-Argumente mit einem P (P1, P2, P3) und Contra-Argumente mit einem C (C1, C2, C3). e) Welche Struktur der Argumentation wurde gewählt (dialektisch oder im Block)? f) Analysieren Sie den Schluss. Zu welchem Schluss muss die Erörterung durch die Anordnung der Argumente kommen (Pro oder Contra)? g) Welche Form des Schlusses wurde hier realisiert? Aufgabe 4 Nun sind Sie dran. Schreiben Sie eine Erörterung zu einem dieser Themen: Sollte man im Haushalt Wasser und Energie sparen? Ist Umweltschutz nur etwas für die reichen Industriestaaten? Geht Umweltschutz uns alle an? Ist Umweltschutz eine moralische Verpflichtung? Orientieren Sie sich an den vier Schritten des „Kochrezepts für die Erörterung“ auf dem Arbeitsblatt „Argumente verknüpfen“. Dort finden Sie auch hilfreiche Formulierungen. Bringen Sie die Erörterung (Schriftgröße 12, Zeilenabstand 1,5, alle deutschen Sonderzeichen) in die nächste Stunde am 26.03. mit.