Syntax (1) Die Polizei-Direktionen stehen vor der Auflösung. (2) Findet heute die Übergabe der US-Geiseln an die Botschaft in Beirut statt? (3) Stellen Sie das Klavier bitte hierher Sätze sind Ausdruckseinheiten, die ein finites Verb enthalten und die unter strukturellen und kontextuellen Bedingungen notwendigen Verbkomplemente. Darüber hinaus können Sätze auch Supplemente enthalten. Zum Aufbau von Sätzen siehe Funktionale Komponenten des Satzes und Funktionale Einordnung des Verbalkomplexes. Sätze (1)-(3) können selbständig verwendet werden. Sie sind somit funktional gesehen kommunikative Ausdruckseinheiten. Sätze können aber auch nur Teile kommunikativer Ausdruckseinheiten und insofern unselbständig sein. In diesen Fällen wird von Nebensätzen gesprochen. So sind (4) und (5) Nebensätze in Satz (6): (4) der weiß, dass er nur eine einzige Chance hat (5) dass er nur eine einzige Chance hat (6) Der Kanzler hat die angespannte Gelassenheit* eines Wagemutigen, der weiß, dass er nur eine einzige Chance hat. (Süddeutsche Zeitung, 27.10. 2003, 4) Sätze, die kommunikative Ausdruckseinheiten sind wie (1)-(3) und (6), werden auch als Vollsätze bezeichnet. Weiterführender Text: Verbalkomplex Beispiele: Verbalkomplexe Der Verbalkomplex ist die typische Realisationsform des Prädikats und gehört als solche neben Komplementen und Supplementen zu den primären Komponenten des Satzes. Er besteht aus einer finiten Verbform (Beispiel (1)) oder aus mehreren Verbformen, von denen eine finit ist. Im letzteren Fall, der eigentlich erst die Bezeichnung Verbalkomplex rechtfertigt, wird eine infinite Verbform oder eine Gruppe infiniter Verbformen durch ein finites Hilfsverb oder Modalverb zum Verbalkomplex vervollständigt (Beispiele (2)-(18)). Das finite Hilfsverb oder Modalverb ist in Verberst- und Verbzweitsätzen oft durch andere Satzelemente vom Rest des Verbalkomplexes getrennt (Beispiele (2)-(13)), der in der Regel am Ende des Satzes steht. In Verbletztsätzen steht das finite Hilfsverb oder Modalverb meist am Ende des Verbalkomplexes (Beispiel (14), zu Abweichungen wie in (15) und (16) vgl. Abfolgeregularitäten im rechten Satzklammerteil): (1) Hans schreibt gerade den Brief. (2) Hat Hans gerade den Brief geschrieben? (3) Hans wird gerade den Brief schreiben. (4) Hans muss gerade den Brief schreiben. (5) Hans wird bis morgen den Brief geschrieben haben. (6) Hans muss gerade den Brief geschrieben haben. (7) Hans hat gerade den Brief schreiben müssen. (8) Hans wird bis morgen den Brief geschrieben haben müssen. (9) Der Brief wird gerade (von Hans) geschrieben. (10) Der Brief ist gerade (von Hans) geschrieben worden. (11) Der Brief wird gerade (von Hans) geschrieben werden. (12) Der Brief muss gerade (von Hans) geschrieben werden. (13) Der Brief wird bis morgen (von Hans) geschrieben worden sein. (14) ... weil der Brief bis morgen (von Hans) geschrieben worden sein muss. (15) ... weil der Brief gerade (von Hans) hat geschrieben werden müssen. (16) ... weil der Brief bis morgen (von Hans) wird geschrieben worden sein müssen. Die Hilfsverben sein, haben und werden beteiligen sich an der Bildung zusammengesetzter Tempus- und Genus-Verbi-Formen im verbalen Paradigma der Vollverben. Mit Modalverben wie dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen werden Propositionen als möglich oder notwendig (und nicht faktisch) eingestuft. Die Modalverben weisen dabei einen unscharfen Übergangsbereich zu den Vollverben auf, der von peripheren Modalverben wie brauchen und Halbmodalen wie scheinen gebildet wird. Der Verbalkomplex ist bestimmt hinsichtlich aller Kategorisierungen des verbalen Paradigmas (Tempus, Modus, Genus Verbi, Person und Numerus). Darüber hinaus kann er unter dem Gesichtspunkt der Aspektualität betrachtet werden. Durch die sukzessive Anbindung der einzelnen Komplemente an den Verbalkomplex entstehen immer größere Verbgruppen, die jeweils durch Supplemente ergänzt bzw. modifiziert werden. Nach der Anbindung der Komplemente ist die Ebene des Satzes erreicht. Der Verbalkomplex wird in folgenden Informationseinheiten behandelt Die Wortstellung Hier geht es um die Wortstellung im Satz. Die "Grammatik der deutschen Sprache" (GdS) sagt "Linearstruktur des Satzes". Andere Grammatiken überschreiben dieses Kapitel mit "Satzgliedstellung", "Wortfolgeregeln", "Wortabfolgeregeln". Die Wortstellung innerhalb von Phrasen wird an anderer Stelle behandelt. Wir gehen von einer unmarkierten, "normalen" Worstellung aus, die mit sehr vielen Kontexten verträglich ist. Wir gehen weiterhin zunächst von drei Hauptstellungsfeldern innerhalb des Satzes aus, die durch die Satzklammer entstehen. Die Satzklammer (Skl) hat einen linken und einen rechten Teil. Im linken Teil steht in allen Hauptsatztypen das finite Verb. Diese Klammer muss in Aussage- und Aufforderungssätzen immer besetzt sein. Im rechten Klammerteil stehen - wenn er besetzt ist - die infiniten Teile des Verbalkomplexes. In eingeleiteten Nebensätzen steht das Einleitungselement im linken Satzklammerteil (lSkl)und der gesamte Verbalkomplex, also das Finitum und eventuell infinite Verben im rechten Satzklammerteil (rSkl). Die Satzklammer strukturiert den Satz in die drei Hauptstellungsfelder: Vorfeld, Mittelfeld und Nachfeld. Die Position dieser Stellungsfelder wird in der folgenden Grafik deutlich. - Vorfeld lSkl Mittelfeld rSkl Nachfeld 1. Jeremies hat heute nicht so gut gespielt - 2. Gestern ist sie in besserer Laune gewesen als heute. 3. - Wollen Sie morgen früh abreisen? - 4. - Mach mal ein bisschen schneller. - - 5. - Wäre sie doch bloß hier geblieben! - 6. Die Wüste lebt. - - - 7. - weil er heute nicht so gut spielt wie Tom. Man sieht, dass nicht immer alle Satzfelder besetzt sind. Das hängt u.a. vom Satztyp ab. So ist z.B. in Entscheidungsfragesätzen (3), in Aufforderungs-(4) und Wunschsätzen (5) das Vorfeld in der Regel nicht besetzt. Es handelt sich bei diesen Beispielen um Verberstsätze, weil der Satz mit dem finiten Verb beginnt. Wir legen fest, dass auch Nebensätze kein Vorfeld haben (7). Oder andersherum gesagt: Das Vorfeld ist in der Regel nur in Verbzweitsätzen besetzt. Auch die rechte Satzklammer muss nicht besetzt sein (4, 6) außer in Nebensätzen/ Verbletztsätzen (7). Das Nachfeld ist nur relativ selten besetzt, obwohl es bei jedem Satztyp realisiert werden kann. Das Mittelfeld hat potentiell die größte Zahl von Stellungseinheiten. Deshalb sind hier die Wortstellungsregeln besonders wichtig. GRAMMIS weicht in der Anordnung des Felderschemas von der oben beschriebenen Tradition ab und nimmt ein eigenständiges linkes Außenfeld an. Ein entsprechendes, aber weniger strukturiertes rechtes Außenfeld wird zusammen mit dem Nachfeld behandelt. Das differenzierte Feldschema sieht dann wie folgt aus: - li.Außenfeld Vorfeld lSkl Mittelfeld rSkl Nachfeld + re. Außenfeld 8. Also, das hat mich wirklich überrascht. - 9. Den Uwe, den treffe ich häufiger, - Papa. 10. - Wir haben das nicht gemacht, wirklich! Man kann die Wortstellung wie oben unter syntaktischen Gesichtspunkten betrachten, aber auch unter kommunikativen, also mit der Frage nach der Art von Information, die mit den einzelnen Satzteilen übermittelt wird. Unter dieser zweiten Perspektive stehen in der unmarkierten Rede im Vorfeld gewöhnlich die Teile des Satzes, die eine Hintergrund-Information darstellen. Das ist dann eine bekannte bzw. im Vortext oder dem direkt vorangehenden Satz eingeführte Information. Im linken Satzklammerteil und am Anfang des Mittelfeldes stehen gewöhnlich auch noch Hintergrund-Informationen. Am Ende des Mittelfeldes und z.T. im rechten Satzklammerteil folgen dann Vordergrund-Informationen. Das sind meist neue Redegegenstände, also neue Informationen. Das Nachfeld hat keine eigenständige Rolle in der Informationsstruktur. Es kann unterschiedlich gewichtete Informationen aufnehmen bzw. generell durch Ausklammerung die Informationsfülle im Mittelfeld entlasten. © IDS Mannheim. Zuletzt geändert am 30.05.2005 14:49. Bestimmung der Nebensätze Neben selbständigen Sätzen, die als kommunikative Ausdruckseinheiten fungieren, gibt es Sätze, die in anderen Sätzen enthalten sind und kommunikativ unselbständig erscheinen. Sie werden Nebensätze genannt und liegen etwa in folgenden Beispielen vor: (1) Eine Tatsache ist, dass Versprechen seltener gehalten als gegeben werden. (2) Das Problem war gelöst, als man sich traf. (3) Niemand verstand, was mit dieser Behauptung gemeint war. (4) Man befürchtet, die Aktien fallen schneller als erwartet. (5) Die Erwartungen, die wir hegten, wurden enttäuscht. (6) Der Tag, als endlich der Regen kam, war einer der letzten Augusttage. (7) Die Würfel waren endlich gefallen, was niemanden mehr überraschte. (8) Hättest du etwas gesagt, wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. (9) Das Problem war gelöst, als wir erkannten, was mit dieser Behauptung gemeint war. Nebensätze sind die hervorgehobenen Teile der komplexen Sätze. Unter kommunikativem Aspekt lassen sich solche Ausdruckseinheiten folgendermaßen charakterisieren: Nebensätze sind solche satzförmigen Teile komplexer kommunikativer Einheiten, die 1. isoliert nicht als selbständige Einheiten verwendet werden können bzw. 2. isoliert nur unter Änderung ihres kommunikativen Status selbständig verwendet werden können. Das Kriterium 1 erfüllen die hervorgehobenen Sätze in (1), (2), (3), (5), (6), (7) und (9) - das Kriterium 2 greift bei den hervorgehobenen Sätzen in (4) und (8). Letztere ändern isoliert gebraucht ihren kommunikativen Status: Aus bloßen Propositionsausdrücken werden dann Propositionsausdrücke mit einem bestimmten Satzmodus, die als kommunikative Ausdruckseinheiten fungieren. Durch eine solche Änderung des kommunikativen Status, die sich in der Änderung der Intonation ausdrückt, kann etwa aus dem hervorgehobenen Satz in (8) ein Wunschsatz werden: (10) Hättes du (doch) etwas gesagt! Ausdruckseinheiten wie die in (1)-(9) nicht hervorgehobenen Teile der komplexen Sätze werden oft pauschal Hauptsätze genannt. Allerdings sind sie im Hinblick auf ihren Satzstatus heterogen. Die nicht hervorgehobenen Ausdruckseinheiten in (2), (5), (6), (7), (8) und (9) können als vollständige Sätze angesehen werden, da sie jeweils einen Verbalkomplex und die notwendigen Komplemente enthalten: (2') Das Problem war gelöst [...]. (5') Die Erwartungen [...] wurden enttäuscht. (6') Der Tag [...] war einer der letzten Augusttage. (7') Die Würfel waren endlich gefallen [...]. (8') [...] wäre die Entscheidung vielleicht anders ausgefallen. (9') Das Problem war gelöst [...]. Die nicht hervorgehobenen Teile von (1), (3) und (4) sind dagegen als Sätze unvollständig, da ihnen notwendige Verbkomplemente fehlen: (1') Eine Tatsache ist [...]. (3') Niemand verstand [...]. (4') Man befürchtet [...]. Es empfiehlt sich daher nur bei Ausdruckseinheiten der ersten Gruppe, also (2'), (5'), (6'), (7'), (8') und (9') von Hauptsätzen zu sprechen - Ausdrücke wie (1'), (3') und (4') stellen dementsprechend nur Hauptsatzfragmente dar. Unter kommunikativem Aspekt bietet sich also folgende Charakterisierung der Hauptsätze an: Hauptsätze sind solche satzförmigen Teile komplexer kommunikativer Minimaleinheiten, die isoliert als selbständige Einheiten verwendet werden können, ohne dabei ihren kommunikativen Status zu ändern. An der Ausprägung des Hauptsatzes als Verbzweit- oder Verberstsatz und an dem Verbmodus ist bereits der Satzmodus des komplexen Satzes erkennbar, das heißt, ob es sich bei diesem um einen Aussagesatz, Fragesatz, Wunschsatz usw. handelt. Morphosyntaktische Klassifikation der Nebensätze Was die morphosyntaktische Gestalt der Nebensätze angeht, sind zwei Aspekte von besonderer Bedeutung: die Einleitung des Nebensatzes und die Stellung des finiten Verbs. Zunächst einmal können Nebensätze eingeleitet wie in (1) - (4) oder nicht-eingeleitet wie in (5) und (6) sein: (1) Eine Tatsache ist, dass Versprechen seltener gehalten als gegeben werden. (2) Das Problem war gelöst, als man sich traf. (3) Niemand verstand, was mit dieser Behauptung gemeint war. (4) Die Erwartungen, die wir hegten, wurden enttäuscht. (5) Man befürchtet, die Aktien fallen schneller als erwartet. (6) Hätte man noch darauf zu hoffen gewagt, wäre die Entscheidung anders ausgefallen. Nicht-eingeleitete Nebensätze können Verbzweitsätze wie (5) oder Verberstsätze wie (6) sein. In der Regel sind Nebensätze aber eingeleitet und damit fast immer Verbletztsätze. Sie können nach ihren Einleitungselementen klassifiziert werden. Bei den Einleitungselementen sind zu unterscheiden: * Subjunktoren wie in (1) und (2) * W/D-Elemente wie (3) und (4) Subjunktoren erfüllen im Nebensatz keine syntaktische Funktion einer primären oder sekundären Komponente. Als Subjunktoren treten einfache und komplexe Elemente auf. Die meisten Subjunktoren sind einfache Elemente der entsprechenden Wortklasse (wie dass, ob, wenn, während, weil, vgl. Subjunktor). Als komplexe Subjunktoren können bestimmte feste Verbindungen betrachtet werden: * Präposition + einfacher Subjunktor wie anstatt dass, ohne dass * Adverb + einfacher Subjunktor wie sodass, insofern (als), insoweit (als) und * Partikel + einfacher Subjunktor wie zumal (da) Hinzu kommen einige noch komplexere Verbindungen wie Partizip II (+ Korrelat/Komplement) + dass wie vorausgesetzt, dass angenommen, dass gesetzt den Fall, dass abgesehen davon, dass und die erstarrte satzförmige Floskel es sei denn, dass. Auf dem Wege zur Grammatikalisierung als Subjunktor sind Verbindungen aus Präpositionalphrase + dass wie unter der Voraussetzung/Annahme, dass unter der Bedingung, dass im Falle, dass für den Fall, dass Man beachte auch, dass hier in einigen Fällen statt eines Subjunktorsatzes mit dass auch ein Verbzweitsatz folgen kann: angenommen/vorausgesetzt/im Fall, er kommt. Nebensätze mit W/D-Elementen enthalten als Einleitungselement: * ein W-Pronomen wie wer, was, welcher * ein W-Adverb wie wann, wie, wo * ein W-Präpositionaladverb wie wodurch, wofür, womit * eine Form des D(emonstrativ)-Pronomens (traditionell: Relativpronomens) der/die/das Im Gegensatz zu Subjunktoren fungieren W/D-Elemente als primäre oder sekundäre Komponenten des Nebensatzes, das heißt, sie sind Komplemente, Supplemente oder Attribute. Die einen marginalen Typ darstellenden Einleitungselemente von Proportionalsätzen so und je (z. B. So nett er ist, so schwierig ist er /Je älter sie wurde, desto ruhiger wurde sie) sind Teile einer Adjektivphrase und insofern Teile von Teilen des Untersatzes. Hier bedingen die Nebensatzeinleiter obligatorisch das Vorkommen eines Korrelates im Obersatzrest (so...so, je...desto/umso), sodass man von einer zweiteiligen Verknüpfung sprechen kann. Derartige Sonderfälle werden in der folgenden Abbildung nicht berücksichtigt. Abbildung: Morphosyntaktische Gestalt der Nebensätze © IDS Mannheim. Zuletzt geä Die Unterscheidung von komplexem Satz, Hauptsatz und Nebensatz ist noch nicht ausreichend, wenn es darum geht, genauer diejenigen komplexen Strukturen zu beschreiben, die durch die Rekursivität der Nebensatzbildung entstehen. So sind in (9) Das Problem war gelöst, als wir erkannten, was mit dieser Behauptung gemeint war. zwei Nebensätze zu unterscheiden: (9a) als wir erkannten, was mit dieser Behauptung gemeint war (9b) was mit dieser Behauptung gemeint war Der zweite Nebensatz ist dabei im ersten enthalten. Wenn (9a) und (9b) nur einfach als Nebensätze klassifiziert werden, bleibt zweierlei unberücksichtigt: zum einen die spezifische strukturelle Relation zwischen den beiden und zum anderen, die Ähnlichkeit von (9a) als einem Satz, der einen Nebensatz enthält, und dem gesamten komplexen Satz (9). Es empfiehlt sich also neben den bisher eingeführten Termini ein rein relational definiertes Begriffspaar wie Obersatz und Untersatz anzusetzen: Ein Satz S2 ist Untersatz in einem Satz S1, wenn S2 ein Teil von S1 ist, ohne dass es einen Satz S3 gibt, der S2 enthält und ebenfalls ein Teil von S1 ist. S1 wird dann Obersatz von S2 bezeichnet. Zwischen dem Untersatz und dem Obersatz darf also kein dritter Satz intervenieren. Laut obiger Definition ist 1. (9a) der Untersatz von (9) und (9) der Obersatz von (9a). 2. (9b) der Untersatz von (9a) und (9a) der Obersatz von (9b). Die nach Abzug der Untersätze verbleibenden Reste der Obersätze (wie Das Problem war gelöst oder als wir erkannten in obigen Beispielen) werden oft kurz Obersatzreste genannt. Vor diesem Hintergrund können Hauptsätze bzw. Hauptsatzfragmente als spezielle Obersatzreste auch folgendermaßen definiert werden: Hauptsätze bzw. Hauptsatzfragmente sind die nach Abzug der Untersätze verbleibenden Reste derjenigen Obersätze, die nicht gleichzeitig Untersätze in anderen Obersätzen sind. © IDS Mannheim. Zuletzt geändert am 19.12.2003 10:10. Abfolgeregularitäten im rechten Satzklammerteil Die Abfolge der verbalen Elemente im rechten Satzklammerteil bildet die kombinatorische Ordnung der Teile des Verbalkomplexes ab: Er wird ans Telefon gerufen worden sein. Noch deutlicher wird das in Verbletztsätzen, da bei diesen der gesamte Verbalkomplex im rechten Satzklammerteil steht: (...), weil er ans Telefon gerufen worden sein wird. Der jeweilige Operator folgt unmittelbar dem Operanden, auch wenn dieser schon komplex ist: Passiv: gerufen werden Perfekt Passiv: gerufen worden sein Futur Perfekt Passiv: gerufen worden sein wird Das Element mit dem weitesten Skopus steht jeweils am weitesten rechts. Bei zwei oder mehr verbalen Elementen im Verbletztsatz muss also ein Element finit sein. Bei zwei verbalen Elementen steht das finite immer am Ende: (...), weil er viel gearbeitet hat. (...), obwohl es sie gewaltig geärgert hatte. (...), weil wir viel arbeiten wollten. (...), weil er damals viel zu arbeiten schien. Wenn der Verbalkomplex aus drei und mehr Verben besteht und das finite Verb ein Modalverb oder das Hilfsverb sein ist, bleibt die Regel "Finitum am Ende" erhalten: (...), weil er zu spät gerufen worden ist. (...), weil auch kleine Kinder teilnehmen dürfen sollten. (...), weil es ihr natürlich auch geschenkt worden sein kann. Zu der Abfolgeregel "Finitum am Ende" gibt es folgende Ausnahme: Die finite Form des Hilfsverbs haben steht - bei zwei (oder drei) Infinitiven - nicht am Ende, sondern am Anfang des gesamten Verbalkomplexes: *(...), weil er nicht kommen dürfen hat. (...), weil er nicht hat kommen dürfen. *(...), weil er nicht kommen dürfen sollen hat. (...), weil er nicht hat kommen dürfen sollen. Ossietskys 80. Geburtstag, den er am 3. Oktober hätte feiern können, ging unbemerkt vorüber. (H. Pross, Söhne der Kassandra, 99) Bei den finiten Formen des Hilfsverbs werden ist diese Umstellungsregel fakultativ: (...), dass sie das Flugzeug landen sehen wird. (...), dass sie das Flugzeug wird landen sehen. Wenn das Finitum ein Modalverb ist, ist bei zwei Infinitiven umgangssprachlich die Umstellung ausgeschlossen, bei drei Infinitiven aber möglich: (...), weil Berghoff ihn wollte scheitern sehen. (...), weil Berghoff ihn scheitern sehen wollte. (...), weil Sonja ihn will kommen sehen haben. (...), weil Sonja ihn kommen sehen haben will. In literarischen Texten findet sich bei der Konstellation mit zwei Infinitiven allerdings auch Voranstellung des Finitums: Vorgestern noch hätte er es nicht für möglich gehalten, (...) daß er noch einmal den Strom des Lebens, der Freude, der Jugend so voll und drängend durch sein Blut könnte strömen fühlen. [H. Hesse, Narziß, 245; zit. nach Bech, ^21983, 66] © IDS Mannheim. Zuletzt geändert am 29.04.2005 13:14. Testverfahren zur Unterscheidung von Komplementen und Supplementen Es werden insgesamt drei verschiedene Testverfahren vorgestellt. Sie haben eine festgelegte Reihenfolge. Was der erste Test nicht hinreichend unterscheidet wird vom zweiten geleistet. Eine solche Präzisierungsfunktion hat auch der dritte Test gegenüber dem zweiten. Man kann sie deshalb auch als Filter ansehen, die die jeweils verbliebene Restmenge noch deutlicher gliedern. Reduktionstest Folgerungstest Anschlusstest Reduktionstest Reduktionstest (R-Test) filtert bei positiver Entscheidung die obligatorischen Komplemente heraus. Der Reduktionstest (R-Test) geht von isolierten Einzelsätzen als Ausdruck von elementaren Propositionen aus. D.h. ein möglicherweise mehrfach ausgebauter Satz wird so lange um jeweils eine Phrase reduziert bis ein Ausdruck übrig bleibt, der kein grammatisch vollständiger Satz mehr ist. Die Testfrage lautet bei jedem Reduktionsschritt: Ist der Ausdruck ohne die betreffende Phrase unvollständig? Welche Phrasen, die für einen minimalen grammatischen Satz (als Ausdruck einer Elementarproposition) nicht nötig sind, kann man entfernen? Meine Großeltern haben in den dreißiger Jahren mit dem Geld aus einer Erbschaft im Norden Berlins eine Villa gekauft. Es bleibt immer ein grammatischer Satz übrig, wenn man die Phrasen in den dreißiger Jahren mit dem Geld aus einer Erbschaft im Norden Berlins entfernt. Aus dem so ermittelten minimalen Satz Meine Großeltern haben eine Villa gekauft. kann man jeweils eine weitere Phrase herausfiltern. Das Ergebnis lautet *Meine Großeltern haben gekauft. oder *haben eine Villa gekauft. Diese beiden Ausdrücke sind unvollständig, genauer: ungrammatisch. Beide Phrasen sind deshalb Komplemente. Der Reduktionstest sei noch einmal an folgendem Satz demonstriert: Die Brümmers besitzen [seit drei Jahren] [ein Reihenhaus]. Wenn man seit drei Jahren entfernt, bleibt der Restsatz grammatisch. Wenn man ein Reihenhaus entfernt, ist der Restsatz ungrammatisch. Solche Sätze werden in Grammatiken meist mit einem * gekennzeichnet: * Die Brümmers besitzen. Die Phrasen die Brümmers und ein Reihenhaus sind Komplemente. Was ist das Ergebnis dieses Tests? Wenn man in einem grammatisch vollständigen Satz einen Teil, genauer: eine Phrase weglässt, und der so entstandene Satz ungrammatisch ist, dann ist die Phrase, um die es geht, ein (obligatorisches) Komplement. Das gilt auch für den Fall, dass der Satz nach der Reduktion zwar grammatisch erscheint, aber die Interpretation des verbalen Prädikatsausdrucks sich ändert: 1.a) Geldschrankknacker-Ede sitzt in der Badewanne. 1.b) Geldschrankknacker-Ede sitzt. In 1.a) hat sitzen die "normale" Bedeutung. Satz 1.b) ist aber auch sinnvoll und grammatisch, da man hier automatisch auf die Bedeutung ¿ist Häftling/Gefangener' umschaltet. 1.b) ist also nur grammatisch, wenn eine andere Verbbedeutung greift. In diesem Fall sagen wir auch, dass der Test positiv verlaufen ist und in der Badewanne Ausdruck eines Komplements ist. Weitere Beispiele: a) Die Sitzung dauert vier Stunden. b) Die Sitzung dauert. a) Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr. b) Die Veranstaltung beginnt. a) Heiner trinkt gerade ein Glas Pfälzer Grauburgunder. b) Heiner trinkt. Die Verbbedeutung in den b)-Sätzen ist jeweils folgende: dauert (allzu) lange beginnt jetzt/gerade/im Augenblick trinkt gewohnheitsmäßig/ ist Trinker/Alkoholiker Fazit : a) Phrasenklassen, für die der Reduktionstest positiv verläuft: obligatorische Komplemente © IDS Mannheim. Zuletzt geändert am 15.11.2001 10:07. Folgerungstest Der Folgerungstest (F-Test) filtert bei negativer Entscheidung Supplemente heraus, bei positiver Entscheidung Komplement-Kandidaten, deren endgültiger Status durch den folgenden Anschlusstest festgelegt wird. Es gibt Sätze, die in Bezug auf die Valenz des Verbs minimal ausgestattet sind (genauer: die Ausdruck einer elementaren Proposition sind), und die - um eine Phrase reduziert - dennoch einen vollständigen Satz darstellen (genauer sagen wir mit der GDS: auch der reduzierte Satz ist Ausdruck einer Proposition). Der Folgerungstest muss also folgende Frage beantworten: Trifft es zu, dass aus dem reduzierten Ausdruck (in bestimmten Zusammenhängen und bestimmten Verwendungsweisen des Verbs) auf einen Ausdruck mit indefiniter Besetzung der fraglichen Stelle gefolgert werden kann? Der Inhalt dieser kompakten Formulierung wird am Beispiel sofort deutlich: a) Edmund isst Saumagen. b) Edmund isst. Auch Satz b), in dem Saumagen entfernt wurde, drückt einen nachvollziehbaren Sachverhalt aus. An Stelle dieser eliminierten Phrase Saumagen kann man eine unbestimmte Phrase, eine Art Variable, einsetzen. Aus Edmund isst. kann man folgern: c) Edmund isst etwas. Dass Edmund etwas isst, also eine bestimmte Nahrung zu sich nimmt, kann man aus der spezifischen Verbbedeutung von essen folgern. Auch wenn der "Gegenstand", das Nahrungsmittel nicht explizit als Komplement im Satz erscheint, kann man es bei Verben wie essen offensichtlich mitverstehen, so dass Edmund isst. ein sinnvoller Satz des Deutschen ist. Weitere Beispiele: a) Opa liest die Morgenzeitung. b) Opa liest. a) Der DAX ist um 63 Punkte gestiegen. b) Der DAX ist gestiegen In diesen Fällen ist die Phrase, um die der ursprüngliche Satz reduziert wurde (z.B. die Morgenzeitung) ein Komplement-Kandidat. Dass Edmund etwas isst, also eine bestimmte Nahrung zu sich nimmt, dass Opa etwas Geschriebenes z.B. ein Druckerzeugnis liest, dass der DAX um einen bestimmten Betrag gestiegen ist kann man aus der spezifischen Verbbedeutung von essen, lesen und steigen folgern. Dass Ausdrücke (Sätze) von elementaren Propositionen um eine Komponente reduziert werden können und dennoch Propositionsausdrücke bleiben, wirkt auf den ersten Blick paradox. Das erklärt sich aber daraus, dass - bei bestimmten Verben - betroffene Gegenstände oder Umstände über Schlussfolgerungen zugänglich sein können, auch wenn sie nicht benannt sind. In den folgenden Beispielen könnten irgendwann und an ihrem Schreibtisch in den b)-Sätzen ebenfalls Komplemente sein. a) Wir fahren an die Nordsee. b) Wir fahren irgendwann an die Nordsee. a) Sie dachte an ihrem Schreibtisch nach. b) Sie dachte nach. Sie sind es aber nicht und zwar aus folgendem Grund: Wichtig bei diesem Test ist, dass die Folgerung für eine spezifische Satzbedeutung gilt. Nur dann handelt es sich um einen Komplement-Kandidaten. Bei Folgerungen, die für beliebige Satzbedeutungen gelten, ist die Phrase, um die der ursprüngliche Satz reduziert wurde, ein Supplement. Die Folgerung Es geschieht irgendwann. gilt nicht nur für Wir fahren an die Nordsee. sondern z.B. auch für Wir steigen ins Flugzeug. Die Phrase irgendwann oder in drei Wochen ist also nicht so stark in der Verbbedeutung von fahren angelegt bzw. kann aus ihr erschlossen werden wie bei essen die Tatsache, dass man immer etwas isst, wenn man isst oder bei steigen, dass Preise, wenn sie steigen, immer um einen bestimmten Betrag steigen. Letzteres gehört mit zur Bedeutungsbeschreibung dieser beiden Verben. Zur Bedeutungsbeschreibung von fahren gehört aber nicht die Angabe des Zeitpunkts, weil alle Ereignisse in der Zeit (und im Raum) stattfinden. Die ergänzbare Variable bezieht sich auf einen Gegenstand, der an der Konstruktion des in der Satzbedeutung realisierten Sachverhalts beteiligt ist, auch wenn er "an der Oberfläche" nicht realisiert ist. Es handelt sich dabei um einen von der Verbbedeutung gesteuerten und erschließbaren Beitrag zum Kern der Satzbedeutung (Proposition). Das beinhaltet die stärkere Variante des Folgerungstests. Bei der [LINK] schwächeren Variante insbesondere bei Dativphrasen handelt es sich eher um Beteiligte eines "kontextualisierenden" Ereignisses, das z.B. auch den Vor- oder Folgezustand mit ins Spiel bringt. Wir haben bisher die stärkere Variante des Folgerungstests besprochen. Es gibt aber auch eine [LINK] schwächere Variante. Als eindeutiges Ergebnis des F-Tests halten wir fest: Fazit: b) Phrasenklassen, für die der F-Test negativ verläuft, sind Supplemente. Phrasenklassen, für die der F-Test uneingeschränkt positiv verläuft, sind Komplement-Kandidaten. Wenn die Testfrage nur in bestimmten Zusammenhängenen oder Verwendungsweisen mit ja beantwortet werden kann, sagen wir, dass der Test eingeschränkt positiv verläuft und eingeschränkt zu einem Komplement-Kandidaten fährt. Die positiven Ergebnisse des F-Tests erweitern den Bereich der potentiellen Komplemente gegenüber traditionelleren Definitionen. Ob es sich wirklich um Komplemente handelt, muss der folgende Anschlusstest erweisen. Die schwächere Variante des Folgerungstests Bei der schwächeren Variante des Folgerungstests ist die Möglichkeit der Folgerungsbeziehung von einer bestimmten Verwendungsweise des Verbs abhängig. Insbesondere bei Dativphrasen handelt es sich eher um Beteiligte eines "kontextualisierenden" Ereignisses, das z.B. auch den Vor- oder Folgezustand mit ins Spiel bringt, wie in den folgenden beiden Beispielen: a) Ich habe ein Fahrrad gekauft. b) Ich habe jemandem ein Fahrrad gekauft. (Die begünstigte Person ist in der Folge Besitzer des Fahrrads. Sie ist aber nicht Handlungsbeteiligte in der aktualen Situation.) a) Die Vase ist entzweigegangen. b) Die Vase ist jemandem entzweigegangen. (Auch hier ist die mit jemandem bezeichnete Person nicht direkt an der Handlung beteiligt, hat aber vielleicht Einfluss auf deren Zustandekommen gehabt.) Auch Präpositionalphrasen spielen hier eine Rolle: a) Sie erwachte. b) Sie erwachte von etwas/durch etwas. Die jeweiligen gefolgerten Phrasen sind eingeschränkt Komplement-Kandidaten. Anschlusstest Der Anschlusstest (An-Test) differenziert den Bereich der fakultativen Komplemente und den Übergangsbereich zu den Supplementen. Die Kandidaten werden auf den Grad der syntaktischen Integration auf der einen und auf die adverbiale Qualität auf der anderen Seite überprüft. Wir haben oben gesagt, dass die Entscheidung, ob eine Phrase Komplement oder Supplement ist, eng damit zusammenhängt, wie stark diese Phrase syntaktisch integriert, also von der Verbbedeutung gesteuert oder erschließbar ist. In dem Satz Sie nieste im Wald. ist wohl unzweifelhaft, dass die Benennung des Ortes nicht von der Verbbedeutung gesteuert sein kann. Sie ist eine zusätzliche Information, die den Kontext spezifiziert, also ein Supplement. So verhält es sich auch bei der Bestimmung von im Wald im folgenden Satz. Sie fand im Wald ein altes Fahrrad. Die Benennung eines Ortes in Sätzen mit dem Verb finden ist zwar naheliegender als beim Verb niesen, wird aber von der Verbbedeutung nicht erzwungen. Der um die Phrase im Wald reduzierte Satz ist (immer noch) Ausdruck eines Satzbedeutungskerns (einer Proposition). Also ist im Wald ein Supplement. Der Anschlusstest (abgekürzt An-Test) beinhaltet also Folgendes: Ein Satz AX wird um die Phrase X reduziert und das Ergebnis der Reduktion gilt als Ausdruck einer Proposition. X wird im Sinne des Folgerungstest impliziert. Das ist die Eingangsbedingung. Das weitere Verfahren geht so: Der Test soll folgende Frage beantworten: Kann der ursprüngliche Satz AX umgeformt werden zu "A, und das X"? Bei einer klaren Nein-Antwort, wenn also der Anschluss klar möglich ist, ist X ein Supplement (Beispiel 1). Ist die Umformung von mittlerer Akzeptabilität, ist X eingeschränkt ein Komplement-Kandidat (Beispiel 2). Ist der umgeformte Satz nicht oder wenig akzeptabel, gilt er als Komplement-Kandidat (Beispiel 3). 1.a) Bülting beendete seinen Vortrag mit einem Gedicht von Kästner. 1.b) Bülting beendete seinen Vortrag, und das mit einem Gedicht von Kästner. (= Supplement) 2.a) Die Eltern sorgten sich um die Kinder, die mit dem Rad losgefahren waren. 2.b) Die Eltern sorgten sich, und das um die Kinder, die mit dem Rad losgefahren waren. (= eingeschränkt Komplement-Kandidat) 3.a) Haider schimpfte auf die französische Regierung. 3.b) Haider schimpfte, und das auf die französische Regierung. (gering akzeptabel = Komplement-Kandidat) Diese Einstufung in Bezug auf die Akzeptabilität der b)-Sätze basiert auf mehreren Umfragen unter Muttersprachlern. Dabei gibt es naturgemäß Schwankungen oder man wird individuell z.T. zu anderen Ergebnissen kommen. Supplement Die syntaktische Komponente, um die es hier geht, läuft - je nach Grammatiktheorie - unter verschiedenen Namen: Angabe, freie Angabe, Adverbial, Umstandsbestimmung. Diese Komponente wird aber nicht nur anders benannt, sondern z.T. auch anders definiert bzw. "abgegrenzt". Sie realisiert z.B auch Ausdrücke, die in dieser Grundgrammatik als (Adverbial-)Komplemente bezeichnet werden. Es geht hier ausschließlich um Satzsupplemente und nicht z.B. um Nomensupplemente. Zur Unterscheidung von Komplement und Supplement siehe Testverfahren. Supplemente sind nicht-verbale Ausdrücke (z.B.: Adverbphrasen, Präpositionalphrasen, Nominalphrasen, Nebensätze, Abtönungspartikeln), die einen Satz, einen Verbalkomplex oder eine Verbgruppe weiter spezifizieren, z.B. in Hinblick auf Raum, Zeit, Art und Weise oder Relationen wie Ursache, Zweck etc. oder - im Fall der Abtönungspartikeln - in Hinblick auf Erwartungen und Einstellungen von Hörer und Sprecher. Zusammen mit den Komplementen und dem Verbalkomplex bilden Supplemente die primären Komponenten des Satzes. Vgl. folgende Satzanalyse: Damals haben wir dieses Problem doch schnell gelöst. damals Supplement zum Satz, also Satzadverbiale zur Spezifizierung der Zeit haben gelöst Verbalkomplex wir, dieses Problem Komplemente doch Abtönungspartikel, die auf gemeinsames Vorwissen hinweist (Supplement) schnell Supplement zur Verbgruppe (also Verbgruppenadverbiale zu Spezifizierung der Art und Weise) Supplemente sind aber nicht Teile des Ausdrucks der Elementarproposition. Sie sind im prototypischen Fall weglassbar. Bei den Supplementen werden drei Typen unterschieden: Satzadverbialia Verbgruppenadverbialia Abtönungspartikeln Satzadverbialia Ein Satzadverbiale (Plural: Satzadverbialia) ist ein Adverbiale, das sich im Unterschied zum Verbgruppenadverbiale auf den ganzen Satz bezieht (1), d.h. zusammen mit einem vollständigen Satz einen neuen Satz ergibt. Als Satzadverbialia können Adverbien (1), Nominalphrasen (2), Präpositionalphrasen (3), Adjektive (4), Nebensätze (5) und Infinitivkonstruktionen (6) auftreten: (1) Vielleicht regnet es morgen. (2) Es hat den ganzen Tag geregnet. (3) Bei einer Temperatur von 40 Grad gerät man ins Schwitzen. (4) Wahrscheinlich findet eine Holzauktion statt. (5) Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich's Wetter oder bleibt, wie's ist. (6) Anstatt zu faulenzen, steigen wir auf den Wilden Kaiser. Zu bestimmten Verben können Satzadverbialia auch als Adverbialkomplemente treten. (7) Bruno wohnt dort schon lange. (8) Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. (9) Der DAX ist um 123 Punkte gestiegen. Die Satzadverbialia unterteilen sich in zwei Großgruppen mit jeweils weiteren Untergruppen: Modale Satzadverbialia * Assertive Satzadverbialia: offenkundig, dummerweise, ohne Zweifel, wie erwartet, gewiss * Modal abschwächende Satzadverbialia: eventuell, hoffentlichm wie verlautet * Negative Satzadverbialia: (gar/überhaupt) nicht, keineswegs, nirgendwo Kontextspezifizierende Satzadverbialia * Quantifizierende Satzadverbialia: selten, manchmal, zum wiederholten Mal lange, drei Stunden, ewig * Temporaladverbialia: neulich, heute, jemals, bisher, wann, solange er da ist * Lokaladverbialia: da, daran, woanders, oberhalb, links, draußen, östlich, links neben der Kirche * Redehintergrundadverbialia: wegen+NP, ungeachtet+NP, seinentwegen/~halben, darum, dafür, dann, Nebensätze eingeleitet mit wenn, weil, obwohl, (so) dass Verbgruppenadverbalia Als Verbgruppenadverbiale (Plural: Verbgruppenadverbialia) bezeichnen wir ein Adverbiale, das eine Verbgruppe modifiziert, also zusammen mit einer Verbgruppe wieder eine Verbgruppe ergibt. Ausdrücke für Verbgruppenadverbialia sind Adverbien (1), Adjektive (2), Adjunktorphrasen (3), Präpositionalphrasen (4) und Nebensätze(5). (1) Er arbeitet gern in Hoyerswerda. (2) Sie rannte schnell weg. (3) Sie rennt wie ein Wiesel. (4) Mit Begeisterung stürzte er sich auf die neue Aufgabe. (5) Sie rennt, als wäre eine Meute Hunde hinter ihr her. In seltenen Fällen können Verbgruppenadverbialia auch als Adverbialkomplemente fungieren: (6) Sie wohnten sehr behaglich. (7) Ihre Kinder benahmen sich unmöglich. Die Verbgruppenadverbialia unterteilen sich in drei Gruppen mit jeweils weiteren Untergruppen: Dimensionsbezogene Modifikatoren * Dimensionsmodifizierende Modifikatoren: träge, gern, kaum, leicht * Modifikatoren, die weitere Ereignisdimensionen einführen: damit, mit + NP (...spielt mit seinem Hund) * Dimensional bewertende Modifikatoren: falsch, schön, sehr elegant, eiskalt Modifikatoren mit Bezug auf Ereignisbeteiligte * Qualifizierende Modifikatoren: hungrig, elegant, betrunken, gerupft und ausgenommen * Quantifizierende Modifikatoren: gemeinsam, einstimmig, im Chor, teilweise Kausale Modifikatoren * Kausative Modifikatoren: tödlich, erfolgreich, laut, sichtbar, bis zur Erschöpfung * Resultative Modifikatoren: dankbar, gehorsam, gezwungenermaßen, aus eigenem Antrieb * Mediative Modifikatoren: brieflich, per E-Mail, kirchlich, polizeilich, steckbrieflich Abtönungspartikeln Abtönungspartikeln wie ja, halt, doch, denn, eben, vielleicht sind typisch für die gesprochene Sprache. Abtönungspartikeln fungieren nur als Supplemente. Ihre Spezifizierungsleistung erbringen sie, indem sie auf Erwartungen und Einstellungen des Sprechers und der Adressaten operieren und dadurch dazu beitragen, Äußerungen in den jeweiligen Handlungszusammenhang zu integrieren. Sie sind großteils unbetont, es gibt aber auch betonte Varianten (= rote Schrift): Beispiele: Ist Erich etwa krank? Das ist ja die Höhe! Komm ja nicht zu spät nach Hause. Das ist vielleicht eine Hitze heute! Was hat er wohl heute Leckeres gekocht? Das war schon unangenehm! Abtönungspartikeln sind untereinander kombinierbar, können aber anders als die beiden anderen Supplementtypen keine Phrasen bilden: Du hast doch wohl nicht etwa Angst? Die Abtönungspartikeln werden formal und funktional abgegrenzt. Formal nach ihrem Stellungsverhalten, nach ihrem Vorkommen in bestimmten Satzmodi und nach ihren Akzentuierungsmöglichkeiten. Funktional unterscheiden sie sich nach der Differenzierung bzw. Abtönung von Satzmodi, nach der Differenzierung der Wissensqualität sowie der textverknüpfenden Funktion. Ausführlich zu den Abtönungspartikeln als Supplemente siehe Abtönungspartikeln Phrase Thematisch verwandte Bezeichnungen: * Wortgruppe Als Phrasen bezeichnen wir Wortgruppen aus einem oder mehreren Elementen, die funktional zusammen gehören, aufeinander folgen, zusammen verschiebbar sind und kein finites Verb enthalten. Beispiele: das alte Haus, völlig verrückt, am alten Marktplatz Phrasen haben einen lexikalischen Kopf, der das strukturelle und funktionale Zentrum der Wortgruppe bildet und die Formmerkmale anderer Elemente der Wortgruppe steuern kann: so steuert in den obigen Beispielen das Nomen Haus das Genus Neutrum von Artikel und Adjektiv, die Präposition an den Kasus Dativ von Nomen und Adjektiv. Phrasen werden nach der Wortart ihres lexikalischen Kopfs benannt: Nominalphrase: das alte Haus Pronominalphrase: er mit seinen Hirngespinsten Präpositionalphrase: am alten Marktplatz Adjunktorphrase: wie ein Therapeut Adjektivphrase: recht berühmt Adverbphrase: knapp daneben Phrasen sind zentrale Einheiten zum Aufbau von Sätzen aus Wörtern. Die Einheiten Satz, Verbgruppe und Verbalkomplex rechnen wir im Unterschied etwa zur generativen Grammatik wegen ihrer besonderen Eigenschaften nicht zu den Phrasen. Funktionale Komponenten des Satzes Sprachliche Ausdrücke können bestimmte Rollen beim Aufbau von komplexeren sprachlichen Einheiten übernehmen, das heißt, sie können syntaktische Funktionen erfüllen. In einem Satz wird das Prädikat typischerweise durch ein Verb bzw. eine Gruppe von Verben realisiert, den so genannten Verbalkomplex. Der Verbalkomplex kann allein in der Regel noch keinen Satz bilden. Die Funktion, den Verbalkomplex zu einem Satz zu ergänzen, erfüllen die Komplemente. Die Funktion, eine Verbgruppe bzw. einen ganzen Satz zu erweitern, kommt den Supplementen zu. So ergänzen in [Wir] haben [dieses Problem] gelöst die beiden Komplemente wir und dieses Problem den Verbalkomplex haben gelöst zu einem Satz. Dagegen wird in [Wir] haben [dieses Problem] [schnell] gelöst der Verbalkomplex haben gelöst zunächst durch das Supplement schnell spezifiziert und erst anschließend durch die Komplemente wir und dieses Problem zu einem Satz vervollständigt. Schließlich kann in [Damals] haben wir dieses Problem schnell gelöst durch das Supplement damals der gesamte Satz Wir haben dieses Problem schnell gelöst erweitert werden, wodurch sich ein neuer Satz ergibt. Funktionale Komponenten des Satzes Als primäre Komponenten des Satzes werden somit der Verbalkomplex, die Komplemente des Verbs und die Supplemente zur Verbgruppe und zum Satz angesehen. Im Folgenden soll es um die Frage gehen, wie diese funktionalen Komponenten durch sprachliche Einheiten, die zu bestimmten Ausdruckskategorien gehören, realisiert werden und wie sie beim Aufbau von Sätzen zueinander in Beziehung gesetzt werden. Der Verbalkomplex, für den das finite Verb konstitutiv ist, bildet an sich bereits eine bestimmte Ausdruckskategorie, dementsprechend wird er in der GRAMMIS-Komponente Ausdruckskategorien und Ausdrucksformen genauer behandelt (siehe dort Verbalkomplex). Dagegen können Komplemente und Supplemente verschiedenartigen Ausdruckskategorien angehören: Schon in obigen Beispielen erschienen als Komplemente ein Pronomen im Nominativ (wir) und eine Nominalphrase im Akkusativ (dieses Problem) und als Supplemente ein Adjektiv (schnell) und ein Adverb (damals). Im Rahmen der aktuellen Informationseinheit werden die verschiedenen Klassen von Komplementen und Supplementen erarbeitet und ihre möglichen Realisierungen beschrieben. * Komplement * Supplement Es sei noch darauf hingewiesen, dass auch Nominalphrasen und Adjektivphrasen, also sprachliche Einheiten unterhalb der Satzebene, Komponenten aufweisen können, die syntaktisch-funktional als Komplemente oder Supplemente einzustufen sind (vgl. Die Struktur erweiterter Nominalphrasen bzw. Adjektiv). Diese gelten dann als sekundäre Komponenten des Satzes und werden in den entsprechenden Einheiten der GRAMMIS-Komponente Ausdruckskategorien und Ausdrucksformen behandelt. © IDS Mannheim. Zuletzt geändert am 30.05.2005 16:00. Valenz Seit [LINK] Lucien Tesnière 1959 in seinem Buch Éléments de syntaxe structurale den aus der Chemie stammenden Begriff “Valenz” auf sprachliche Phänomene angewendet hat, hat sich die Valenztheorie zu einem wichtigen grammatischen Konzept entwickelt, das in viele moderne allgemeine Grammatikdarstellungen, aber im Besonderen in Grammatiken, Wörterbücher und Lehrbücher für Deutsch als Fremdsprache Eingang gefunden hat. Unter Valenz wird inzwischen ein ganzer Komplex von miteinander verknüpften Phänomenen verstanden. Der hier vorgestellte Valenzbegriff wird in der ‘Grammatik der deutschen Sprache (GdS) ’ verwendet. Auf diesem Valenzbegriff basieren z.B. auch die Verbvalenzwörterbücher Verben in Feldern und VALBU - Valenzwörterbuch deutscher Verben. Was ist Valenz? Unter Valenz wird die Eigenschaft bestimmter sprachlicher Ausdrücke, nämlich aller Verben, sowie einiger Nomina und Adjektive verstanden, Leerstellen zu eröffnen, die mit anderen sprachlichen Ausdrücken gefüllt werden, damit ein semantisch vollständiger und grammatisch korrekter Ausdruck gebildet werden kann. [Ob Adverbien auch solche Leerstellen eröffnen, ist umstritten.] Die sprachlichen Ausdrücke, die die Eigenschaft haben, Leerstellen zu eröffnen, nennt man in diesem Zusammenhang Valenzträger, die Ausdrücke, mit denen die Leerstellen gefüllt werden, Komplemente (andere Bezeichnung: Ergänzungen). Man sagt auch, dass der Valenzträger bestimmte andere Ausdrücke selegiert. Diese Selektion geschieht sowohl auf der semantischen als auch auf der syntaktischen Ebene. Das ist der Grund, warum inzwischen von einem multidimensionalen Valenzkonzept gesprochen wird, denn die Selektion bezieht sich auf die Anzahl der selegierten Ausdrücke, auf den Grad ihrer Weglassbarkeit (inwiefern sie im Ausdruck erscheinen müssen oder können), auf ihre kategorielle Bedeutung (andere Bezeichnungen: kategorielle Bestimmung, sortale Eigenschaften), ihre semantische Rolle, ihre syntaktische Funktion, ihre morphosyntaktischen Merkmale (Kasus, feste Präposition usw.). Die Selektion steht im Zusammenhang mit der Bedeutung – bei mehreren Bedeutungen mit jeder einzelnen Bedeutung – des Valenzträgers. Verb als Valenzträger Nomen als Valenzträger Adjektiv als Valenzträger Beispiele mit einem Verb als Valenzträger Die folgenden Beispiele zeigen, wie unterschiedlich und auf welchen verschiedenen Ebenen sich die valenzgesteuerten Selektionsforderungen bemerkbar machen. a. Nehmen wir an, man möchte den Sachverhalt ausdrücken, dass jemand irgendwelche Gegenstände auf einen Lastwagen bringt. Dafür stehen im Deutschen unter anderen diese zwei Verben zur Verfügung: laden beladen Bei diesen Verben sind drei Komplemente vorgesehen mit den folgenden semantischen Rollen: - derjenige, der etwas auf ein Transportmittel bringt - dasjenige, das auf ein Transportmittel gebracht wird - dasjenige, worauf etwas gebracht wird (das Transportmittel). (Die Darstellung der semantischen Rollen lehnt sich an die Darstellung in VALBU- Valenzwörterbuch deutscher Verben an und ist nah an der Bedeutungserklärung gehalten.) Je nach gewähltem Verb haben die Ausdrücke für diese semantischen Rollen eine andere syntaktische Funktion: laden jemand lädt Gegenstände auf einen Lastwagen beladen jemand belädt einen Lastwagen mit Gegenständen b. Die Verbauswahl steuert auch die Rektion: * Ich helfe dich. ist grammatisch nicht korrekt, helfen verlangt ein Komplement im Dativ: Ich helfe dir. Dagegen würde ein Komplement im Dativ als Komplement zu unterstützen, einem Verb mit ähnlicher Bedeutung, zu einem ungrammatischen Satz führen: * Ich unterstütze dir. Hier ist wiederum ein Komplement im Akkusativ richtig: Ich unterstütze dich. c. Auch ob ein Komplement gesetzt werden muss oder weggelassen werden kann, wird durch das Verb gesteuert: Wenn der Ausdruck Er verlässt sich auf mich. reduziert wird zu * Er verlässt sich —. dann ist der Satz grammatisch nicht korrekt, und es wird auf die Information, 'auf wen sich jemand verlässt', gewartet. Dagegen ist es möglich, den Satz Sie isst gerade einen Apfel. zu reduzieren auf Sie isst gerade —. ohne dass der Satz dafür ungrammatisch wird. d. Das Verb und seine Komplemente müssen semantisch kompatibel sein: Der Satz Er ermordete einen Stein. ist zwar von der Anzahl der Komplemente, von deren syntaktischer Funktion und morphosyntaktischen Merkmalen her ein grammatisch korrekter Satz, allerdings ist dieser Satz semantisch auffällig, denn die kategoriale Bestimmung (sortale Eigenschaft) von Stein [konkretes Objekt] passt nicht zu der Bedeutung des Verbs, denn ermorden kann man in unserer Welt nur Menschen. Diese Mannigfaltigkeit der Selektionsforderungen hat zu der anfangs erwähnten multidimensionalen Konzeption der Valenz geführt (vgl. z.B. Helbig 1992 und besonders Jacobs 1992; Zifonun et al. 1997.) In diesem Absatz wurde so getan, als wäre die Entscheidung, welche Phrasen (Satzglieder) als Komplemente gewertet werden, immer klar. Ausführlicheres über die Valenz der Verben, über die Selektionsforderungen, auch über die Frage, welche Phrasen als Komplemente gewertet werden, findet sich im Kapitel Verbvalenz. zurück Beispiele mit einem Nomen als Valenzträger Auch Nomina selegieren andere Nomina, um mit ihnen eine komplexe Nominalphrase (andere Bezeichnung: Nominalgruppe) zu bilden, und steuern dabei deren syntaktische Form: Möchte z.B. jemand mit einem Nomen auf ein Gefühl Bezug nehmen und auch ausdrücken, auf wen sich dieses Gefühl bezieht, dann reicht es nicht, die Nomina Hass Liebe Vertrauen zu kennen, um eine grammatisch richtige (komplexe) Nominalphrase bilden zu können. Man muss auch wissen, wie der Ausdruck angeschlossen werden kann, mit dem derjenige, auf den das Gefühl bezogen wird, bezeichnet wird. Wie Letzteres geschieht, kann nämlich je nach verwendetem Nomen verschieden sein: der Hass auf jemanden die Liebe zu jemandem das Vertrauen in jemanden / zu jemandem Die Valenz des Nomens unterscheidet sich von der Valenz des Verbs besonders dadurch, dass es kaum Fälle gibt, in denen Komplemente von Nomina wirklich obligatorisch sind. Ausführlicheres findet sich im Kapitel Valenz des Nomens [ist in Vorbereitung]; weitere Informationen in Nominalphrasen. zurück Beispiele mit einem Adjektiv als Valenzträger Auch Adjektive selegieren bestimmte Nomina, um mit ihnen komplexe Adjektivphrasen zu bilden, und bestimmen dabei ihre syntaktische Form: Auf dieses Ergebnis können Sie stolz sein. Das Adjektiv stolz verlangt ein Komplement in Form einer Präpositionalphrase. Das Adjektiv satt hingegen verlangt eine Nominalgruppe im Akkusativ: Ich bin die viele Arbeit satt. Bestimmte Adjektive werden immer mit einem Komplement verwendet. Das Komplement ist in diesem Fall obligatorisch. Wer z.B. überdrüssig verwendet, muss, wenn er einen grammatisch korrekten Ausdruck bilden will, auch darüber informieren, wessen jemand überdrüssig ist. Das Komplement des Adjektivs überdrüssig ist also in diesem Fall obligatorisch. Ausdrücke wie * Er war überdrüssig. *der überdrüssige Mann sind ungrammatisch. Wird das Adjektiv prädikativ verwendet, kann das Komplement entweder die Form einer Nominalphrase im Genitiv haben Sie war des Lebens überdrüssig. oder die Form einer Infinitivkonstruktion mit zu: Er ist [...] müde, endgültig überdrüssig, ein Polizist zu sein. [taz, 25.02.2003, S.17] Sie sind es überdrüssig, als Produkt der Treuhand gesehen zu werden. [Berliner Zeitung, 23.07.2001, S.29] Wird überdrüssig attributiv verwendet, ist nur ein Komplement in Form einer Nominalphrase im Genitiv erlaubt: Ein des Lebens überdrüssiger Säufer ist der Held dieser Geschichte. Ausführlicheres findet sich im Kapitel Valenz des Adjektivs [ist in Vorbereitung]; weitere Informationen in Adjektivphrase.