Textlinguistik 1. Der Text als Einheit sprachlichen Handelns. Sprachliches Handeln ist eingebettet in soziales Handeln. Texte werden von Produzenten (Sprechern oder Schreibern) zu ganz bestimmten Zwecken für ganz bestimmte Rezipienten (Hörer oder Leser) produziert: z.B. ein Bestelldialog im Restaurant, ein privates Telefongespräch, ein Geschäftsbrief, eine Gebrauchsanweisung. Die im Rahmen einer Sprachhandlung produzierte Äußerung ist durch einen Zusammenhang als Text charakterisiert. Wie dieser Zusammenhang sprachlich hergestellt wird, untersucht die Textlinguistik. 2. Graphische Textkonstitution Ein geschriebener Text wird bereits durch die Wirkung des syntaktisch-semantischen und des textuell-semantischen Orthographieprinzips als zusammenhängend gekennzeichnet. In der Regel ist der gedruckte Text in seinem Anfang und Ende durch äußere Gegebenheiten bestimmt. Zu solchen äußeren Gegebenheiten gehören u. a. Schriftarten (z. B. die speziellen Schnitte einer Schriftart, wie „fett“, „kursiv“ oder „schmal“) Schriftgrade (Größe einer Druckschrift) aber auch Gliederung in Absätze bzw. Spalten. Als orthographische Interpunktionszeichen werden Kommas, Punkte, Semikolons, Doppelpunkte bzw. Anführungszeichen verwendet. Das Geschriebene (Gedruckte) wird häufig durch Bilder (Photos) ergänzt. Für verschiedene Textsorten wie z.B. Briefe, Rechnungen, Zeugnisse, Gesetztexte oder Kochrezepte usw. existieren jeweils besondere Normen. Sie betreffen die äußere Anlage, die Position einzelner Textteile, bestimmte Formulierungen und anderes. Durch diese Normen wird die rasche Erfassung des jeweiligen Textes erheblich erleichtert. 3. Pragmatische Textkonstitution Texte haben eine Position zwischen dem Textproduzenten und dem Textrezipienten. Sie nehmen einen Platz in der kommunikativen Handlung ein. Der Text soll die Intention des Textproduzenten an den Textrezipienten weitergeben. Die Intention eines Textes kann sehr verschieden sein: Er kann u. a. appellierend, informierend, unterhaltend, belustigend sein. Unter pragmatischem Aspekt ist es Aufgabe der Textanalyse, den Textproduzenten, den Text und den Textrezipienten in ihrem Zusammenspiel zu beobachten. Es wird untersucht, mit welchen Mitteln die Relation zwischen dem Textproduzenten und der Verwendungssituation aufgebaut wird. Als Beispiel nehmen wir eine Packungsbeilage eines Medikamentes. Die Intention dieser Textsorte lässt sich durch die aufklärenden, informierenden und appellierenden Elemente eindeutig erschließen. Nach einigen nüchternden Informationen zu Wirkstoff und Zusammensetzung des Medikamentes, Darreichungsform sowie Stoff- bzw. Indikationsgruppe, die dem Laien mehr oder weniger unverständlich sind und deshalb nur in kurzer Form aneinander gereiht werden, folgen unter der Überschrift Gegenanzeige für den Rezipienten wichtige Informationen, die auch entsprechend verständlich vermittelt werden. Damit der Rezipient unabhängig von seinem Bildungsstand die in dem Beipackzettel gegebenen Informationen auch versteht, verwenden die Verfasser einen möglichst allgemein verständlichen Wortschatz. Medizinischer Spezialwortschatz wird vermieden. Als Warnzeichen kann z.B. ein regelmäßiger Husten genannt, nicht etwa ein chronischer Husten. Der Satzbau ist einfach. Der Text ist auch unter syntaktischem Aspekt so aufgebaut, dass er von den Rezipienten möglichst leicht verstanden wird. Unter der Überschrift Gesundheitsratschläge wird der Patient nicht nur persönlich angesprochen, ihm werden in Form von Imperativsätzen Anweisungen gegeben: Vermeiden Sie Luftbelastungen! Beugen Sie Infekte vor! Folgen Sie den Anweisungen Ihres Arztes! Der Bezug zwischen Textproduzent und Textrezipient wird dabei vor allem durch die persönliche Ansprache erreicht. In anderen Texten werden andere sprachliche Mittel (z.B. Tempus- und Modusformen) eingesetzte, um die Relation zwischen dem Produzenten, dem Text und dem Rezipienten aufzubauen. 4. Syntaktische Textkonstitution Thema – Rhema Unterhalb der Ebene des Textes oder Textabschnittes stoßen wir zunächst auf den Satz. Jeder Satz (von dem Sonderfall des ersten Satzes eines Textes abgesehen) knüpft an seinen Vorgängersatz an. Die Anknüpfung eines Satzes an seinen Vorgängersatz kann mit grammatischen Mitteln hergestellt werden. In jedem Fall erfolgt die Anknüpfung aber inhaltlich. Einem bekannten, bereits vorerwähnten Inhalt wird ein neuer, noch unbekannter Inhalt hinzugefügt. Thema-Rhema-Progression oder auch thematische Progression ist ein Konzept der Textlinguistik, bei dem es um die Kohärenz bzw. Kohäsion, also den formalen und inhaltlichen Zusammenhang zwischen den Sätzen eines Textes geht. Voraussetzung ist, dass man Sätze in Thema und Rhema analysieren kann. Das Konzept stammt aus der sog. Prager Schule. Mit Thema eines Satzes ist das gemeint, was an einem Satz bereits bekannt ist, worüber etwas ausgesagt werden soll, mit Rhema das, was an ihm neu ist oder besonders betont werden soll. Die Thema-Rhema-Gliederung (auch aktuelle Satzgliederung, funktionale Satzperspektive) ist in der funktionalen Grammatik ein Ansatz, den inhaltlichen Aufbau von Sätzen und Texten zu beschreiben. Das Thema ist die Ausgangsinformation, das schon Bekannte, während das Rhema die darauf bezogenen Ausführungen bzw. das inhaltlich Neue bezeichnet. Einheiten können aus dem vorangehenden Text bekannt und vorher eingeführt sein (Beispiel 1) oder aber sich aus dem Vorwissen ergeben (Beispiele 2 und 3). (1) Es war einmal ein König (Rhema). Der (Thema) hatte drei Töchter (Rhema). (2) In Berlin (Thema) hat es heute geregnet (Rhema). (3) Ich (Thema) habe gerade einen Anruf bekommen (Rhema). Als Ausdrucksmittel für die Thema-Rhema-Struktur dienen im Deutschen vor allem: die Betonung (des Rhemas), die Satzgliedstellung (Thema am Satzanfang, Rhema am -ende) und besondere grammatische oder lexikalische Mittel der Perspektivierung wie etwa das Passiv. Sowohl das Thema als auch das Rhema können mehrere Satzglieder umfassen, wobei in einem Satz das Thema fehlen kann. Satzglieder mit dem größten Mitteilungswert befinden sich in der Regel am Ende des Satzes. Das Rhema trägt den Hauptakzent des Satzes. Oft, aber keineswegs immer, ist das Subjekt das Thema eines Satzes, so z. B. „Peter“, wenn es heißt: „Peter ist ziemlich erkältet.“ „Ziemlich erkältet“ wäre dann das Rhema. Wenn der Text nun so weitergeht: „Seine Erkältung ist aber nicht bedenklich“, dann wird das Rhema von Satz 1 zum Thema von Satz 2. Dieser Fall heißt einfache lineare Progression. Wird das Thema von Satz 1 auch zum Thema von Satz 2, dann liegt Progression mit durchlaufendem Thema vor, etwa, wenn Satz 2 lautete: „Er kann trotzdem zur Arbeit gehen.“ Voraussetzung: „Peter“ und „er“ sind referenzidentisch, beziehen sich also auf die gleiche Person. Ein dritter Fall ist zu unterscheiden, der darin besteht, dass weder Thema noch Rhema von Satz 1 in Satz 2 aufgegriffen werden; z. B.: „Peter ist ziemlich erkältet. Die Arbeitsstelle ist schlecht beheizt.“ Hier liegt ein thematischer Sprung vor. Dass wir beide Sätze aufeinander beziehen, liegt daran, dass wir uns den Zusammenhang mit Hilfe unseres Wissens über die Welt erschließen. Man kann noch mehr Typen thematischer Progression unterscheiden, die sich aber auch als Varianten dieser drei Grundtypen verstehen lassen. Der Thema-Rhema-Gliederung (alt – neu) werden folgende Gliederungen zur Seite gestellt: * Fokus-Hintergrund-Gliederung (relevant – weniger relevant) * Topik-Kommentar-Gliederung (worüber – was) Anaphorik – Kataphorik Anaphorik bezeichnet den Verweis eines Satzteiles auf einen anderen, vor ihm stehenden Satzteil; man sagt auch, der Satzteil baue eine anaphorische Verbindung zu einem anderen Satzteil auf. Anaphern unterscheiden sich von deiktischen Elementen dadurch, dass ihre Bezugselemente im Text, also innersprachlich, zu suchen sind, während sie bei einer Deixis außersprachlich zu suchen sind. So haben die erste und zweite Person von Personalpronomen (ich, du, wir, ihr) eine deiktische Funktion, indem sie auf den/die Sprecher bzw. dessen/deren Adressaten verweisen, wohingegen die dritte Person (er, sie, es) gewöhnlich eine anaphorische Funktion erfüllt, indem sie eine bestehende Orientierung auf eine Person oder ein Ding fortführt Direkte anaphorische Verbindungen Direkte anaphorische Verweise sind meist offensichtlich und können über die Grammatik des Textes aufgelöst werden. Man identifiziert die Art der direkten Anaphorik durch die Art der Anapher. Die wichtigsten Beispiele sind: * Pronomen: Pronomen stehen als Stellvertreter für andere Wörter. Personalpronomen: Hans geht heute essen. Er mag besonders Pizza. Possessivpronomen: Peter findet sein Studium langweilig. Reflexivpronomen: Ich habe mir ein Auto gekauft. Demonstrativpronomen: Lisa hat Gabi eingeladen, doch diese kam nicht. Relativpronomen: Das ist der Satz, den ich meinte. Interrogativpronomen: Sie gingen Skilaufen, was Sabine gar nicht mochte. Indefinitpronomen: Die Studenten gehen in die Mensa. Einer isst Kuchen. * Nominalphrasen: Eine Nominalphrase umfasst ein Nomen und alle direkt dazu gehörenden weiteren Satzteile. Eigennamen: Hans Meier geht heute essen. Herr Meier mag besonders Pizza. ... * Proformen: für Adverbien: Hans fliegt nach Mallorca. Er will dort Urlaub machen. .. Katapher bezeichnet in der Textlinguistik eine sprachliche Einheit, die für eine im Text nachfolgende sprachliche Einheit steht. Eine Pro-Form (zum Beispiel ein Pronomen) weist auf einen anderen sprachlichen Ausdruck voraus, der erst nachfolgend genannt wird. Kataphern werden seltener als Anaphern verwendet, da sie kognitiv schwieriger zu verarbeiten sind. Sie werden aber u. a. gerne als rhetorische Figuren eingesetzt, um die Spannung zu erhöhen. Beispiele: Er ist aus dem Hollywood-Kino nicht mehr wegzudenken. Er hat unzählige Preise und Auszeichnungen bekommen. Die Rede ist von Johnny Depp. Ich hätte es wissen müssen: Die Aufgabe ist einfach zu schwer. Bei ihrer Jagd nach Anhängern von al-Qaida ist den pakistanischen Sicherheitskräften wahrscheinlich ein wichtiges Mitglied der Terrororganisation entkommen. Datei:Verweisrichtung-Text.png 5. Kohäsion und Kohärenz Die Kohäsion oder Textkohäsion ist der syntaktische Zusammenhang von Texten in Rede bzw. Schrift. Die Kohäsion bezieht sich auf die äußere Gestalt des Textes, auf z. B. Tempusformen, Pronomen oder Deiktika und damit tendenziell auf die Oberflächenstruktur, während sich die Textkohärenz auf den inhaltlichen Zusammenhang, die logische Form, bezieht. Oft wird aber auch Kohärenz in einem weiteren Sinn auch als Oberbegriff für Kohäsion und Kohärenz (im engeren Sinn: semantische Verbindungen zwischen Sätzen) verstanden. Die Kohäsion ist eine textkonstitutive (textbildende) semantische Relation. Sie sichert, dass Sätze syntaktisch zusammenhängen oder als zusammenhängend betrachtet werden, im Gegensatz zu einer (grammatisch oder interaktiv) zusammenhanglosen Folge von Sätzen oder Wörtern. Es gibt verschiedene Kohäsionsmittel, die uns einen Text als zusammenhängend erkennen lassen, z. B.: * Konnektive: Konjunktionen und Pronominaladverbien verbinden als Konnektoren Sätze oder sonstige Textelemente miteinander. Sie sind somit das Kohäsionsmittel par excellence. (Konjunktion: Ich weiß, dass ich nichts weiß. Pronominaladverb: Heute ist Freitag. Darüber freue ich mich.) * Rekurrenz: Die Wiederaufnahme eines bereits eingeführten Lexems im weiteren Textverlauf. (Morgen kommt der Nikolaus. Vor dem Nikolaus hab ich Angst.) * Partielle Rekurrenz: Das Wiederaufgreifen eines Wortbestandteils (genauer: eines lexikalischen Morphems), was meist durch Ableitung (Derivation) oder Zusammensetzung (Komposition) geschieht (z. B. "Zusammenhang", "zusammenhängend", "zusammenhanglosen") * Pro-Formen: Mittels Pronomen, Adverbien, Pronominaladverbien wird auf ein Bezugselement des sprachlichen Kontextes verwiesen. (Mein Vater sitzt im Gefängnis. Er ist sehr einsam.) * Textdeixis: Die Textdeixis ist die sprachliche Bezugnahme auf im Text eingeführtes Wissen. Prototypisches Beispiel: Ein bestimmter Artikel verweist auf ein bereits durch einen unbestimmten Artikel in den Text eingeführtes Bezugselement. (Kommt ein Mann mit einem Frosch auf dem Kopf zum Arzt. Sagt der Frosch: "Herr Doktor, ich glaube, ich habe mir was eingetreten!") * Vorwissensdeixis: Die Vorwissensdeixis ist ein Verweis auf textexternes Weltwissen, welches für das Textverständnis vorausgesetzt wird. Prototypisches Beispiel: Ein bestimmter Artikel impliziert, dass das damit Bezeichnete dem Leser aufgrund seines Weltwissens bereits bekannt sein sollte. (Der Papst bestellt ein Bier.) * Situationsdeixis: Die Situationsdeixis stellt einen Bezug zur konkreten Situation her, in welche der Text eingebettet ist (Pro-Formen, bestimmte Artikel). (Wir treffen uns morgen hier.) * Substitution: Es werden Wörter verwendet, die auf dasselbe Referenzobjekt verweisen, z. B. Synonyme, Metaphern oder Ober- und Unterbegriffe (Hyperonyme und Hyponyme). (Mohammed VI verliert an Popularität. Der junge König hat viele Erwartungen enttäuscht.) * Tempus: Die Tempusverwendung dient als Hinweis auf die Sequenzierung (zeitliche Abfolge) der Ereignisse. (Als der Hurrikan das Festland erreichte, hatte man bereits alle Einwohner evakuiert.) * Ellipse: Der Textverweis wird durch eine Leerstelle erzeugt. (Ich will nach Hause. Ich _ auch _.) * Explizite Textverknüpfung / Metakommunikation: Der Text verweist explizit auf vorangehende oder folgende Textstellen, er spricht also über sich selbst. (siehe oben, im Folgenden, wie erwähnt) Die Kohärenz gibt an, in welcher Weise der Text in Rede bzw. Schrift inhaltlich zusammenhängt oder als zusammenhängend betrachtet wird – im Gegensatz zur Kohäsion aber auf logischer und nicht auf sprachlicher Ebene. Eine Folge der Kohärenz ist zum Beispiel, dass in bestimmten Sprachsituationen bestimmte Reaktionen erwartet werden, die aus den vorigen Sprechakten folgen. So wird auf eine Begrüßung als Antwort zunächst wieder eine Begrüßung erwartet, auf eine Frage eine Antwort und normalerweise auch gegeben. Kohärenz spielt auch in der linguistischen Pragmatik eine Rolle. Die Kohärenz bezieht sich dabei auf den Inhalt, die Tiefenstruktur, während sich die Textkohäsion auf die syntaktische Form, die Oberflächenstruktur, bezieht. Dies wäre Kohärenz im engeren Sinne. Der Begriff wird aber auch in einem weiteren Sinn verwendet und meint dann alle Mittel, die Sätze in einem Text miteinander verbinden, also auch die Mittel, die sonst unter Kohäsion verstanden werden. Texte, die an der Oberfläche, in ihrer syntaktischen Form, nicht zusammenhängend erscheinen, können in ihrem Inhalt durchaus einen Zusammenhang besitzen. Um diesen Zusammenhang zu erkennen, ist Mitarbeit des Rezipienten (Dialogpartners) notwendig. Der Zusammenhang kann dabei von der Situation abhängen. Hier kann auch auf die verschiedenen möglichen Kohärenzen eines Textes gedeutet werden: Isotopie Als Isotopie (Verständnisebene) bezeichnet man ein Konzept, das versucht, Textverknüpfungen unter semantischen Gesichtspunkten anzugehen. Daher ist das Isotopiekonzept eine Zwischenstufe zwischen einer kohärenzorientierten- und einer kohäsionsorientierten Textanalyse. Sie bietet einen guten Einstieg in eine Textinterpretation, da intuitive Schlüsse, die wir beim Lesen ziehen, wieder an den Text gebunden werden können. Durch das Prinzip der Rekurrenz, d. h. das wiederholte Auftreten eines Klassems (syn. dominantes Sem), oder das Prinzip der Substitution können Textverknüpfungen innerhalb des zu untersuchenden Text(-abschnitt)s über die Satzgrenzen hinweg verfolgt werden. Klasseme sind die Bedeutungskomponenten (Seme) eines Wortes; diese können mit der linguistischen Methode der Semanalyse herausgearbeitet und in einer Tabelle dargestellt werden. So spezifiziert man solche Seme als dominant, die innerhalb des Textes aufgrund ihrer Rekurrenz (mehrfachen Wiederholung) auffallen. Indem man ein Klassem bildet, kann man eine Isotopieebene erkennen, um dadurch den gemeinten Sinn eines Textes einzugrenzen. Ein Text kann allerdings über mehrere Isotopieebenen verfügen, welche nebeneinander stehend oder miteinander verknüpft sein können. Da das Isotopiekonzept unabhängig von der Textkohäsion (also dem syntaktischen Zusammenhang von Texten) arbeitet, eignet sich dieser Ansatz speziell für die Beschäftigung mit Texten, deren grammatische Strukturen und Wortfelder bewusst zerstört wurden, um beispielsweise eine Entfremdung zu erreichen, oder auch für die expressionistische Lyrik (vgl. Expressionismus). Beispieltext: "Der Turm wankte und der Bauer war fort." Mögliche Seme der vorgefundenen Wörter: Turm wankte Bauer fort Gebäude steht unsicher Lebewesen nicht mehr da Schachfigur " Schachfigur " Der Beispieltext kann bis jetzt sowohl eine Schachspielsituation wie auch eine beschreibende Szene z.B. aus einem Märchen darstellen, denn es ist nicht klar, welches der Seme (Schachfigur vs. Gebäude/Lebewesen) dominant ist. Erst wenn eines dieser Seme wiederholt wird, wird klar, welches das Klassem ist. "Der Turm wankte und der Bauer war fort. Er schrie den ganzen Weg." "schrie": Seme wären z.B. Tätigkeit, lebendig, usw. Jetzt wird klar, dass es sich unmöglich um ein Schachspiel handeln kann, da der "Bauer" plötzlich mit dem Sem "lebendig" verknüpft wird, das Klassem somit nicht "Schachfigur" heißt. Daraus folgt, dass der Leser (Rezipient) die Isotopie als "lebendige Szene" definiert und nicht als "Schachspiel". a) versehentlich auf etw. Spitzes treten, sodass es in die Fußsohle dringt: ich habe mir einen Nagel [in den Fuß] eingetreten; © Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 6. Aufl. Mannheim 2006 [CD-ROM].