294 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen es von höchster Instanz ausgesprochen worden: Die Kirche kennt keine doppelte Moral, eine für die Einzelperson und die andere für die Gemeinschaften. Auch die Gemeinschaften unterstehen der sittlichen Wertordnung und haben ihr mehr zu gehorchen als den Forderungen, die aus ihrem Eigenbereich stammen, so gut wie ein Handwerker lieber einen Fehler in seinem Handwerk machen soll als eine Sünde begehen. Endlich ist es völlig unzulässig, der sittlichen Sphäre einen antithetischen Charakter geben zu wollen. Das Böse ist allerdings rein antithetisch — im Guten aber steckt kein immanenter Blick auf das Böse. Daß wir das Gute angesichts der Möglichkeit des Bösen tun, kann berechtigterweise nur heißen, entweder daß rein logisch jeder guten Handlung eine entsprechende, mögliche böse gegenübersteht, oder daß die Willensfreiheit besteht und mit ihr die Möglichkeit, das Böse zu wählen. Daß wir infolge der Erbsünde sogar eine Neigung zum Schlechten haben, soll auch nicht geleugnet werden. Daß aber die reine Wertantwort des sittlich richtig Handelnden irgendwie im Hinblick auf das mögliche Böse erfolgen müsse, muß entschieden geleugnet werden. Durch diese Auffassung wird „Gut" und „Böse" eine zu analoge metaphysische Stellung eingeräumt. Das Gute ist gut ohne Hinblick auf das Böse, und das Gute erschließt sich auch für unser Bewußtsein voll und ganz, ohne daß wir von dem Bösen etwas zu wissen brauchen, das Böse aber ist nur als Negation des Guten existent2. 2 Vergleiche dazu mein Buch „Metaphysik der Gemeinschaft" Augsburg 1930, Seite 96 Anm. DIE GEISTIGE EINHEIT DES ABENDLANDES In einer Zeit größter politischer Zerklüftung Europas, in der der erste Ansatz zu einer politischen Einheit, der Völkerbund, zu wanken beginnt, in einer Zeit, in der Bolschewismus und Nationalsozialismus gegen die zweitausendjährige, christliche abendländische Kultur mit ungeheurer Vehemenz anrennen, um sie durch ein Neuheidentum zu ersetzen und ihr gemeinschaftssprengendes Ethos zu entfalten, wird die Sorge um die geistige Einheit des Abendlandes eine Frage von eminentester Aktualität. Wenn wir uns die Frage vorlegen, auf welchem Wege wir wieder zu einer lebendigen geistigen Einheit Europas gelangen können, wie sie uns in idealer Vollendung im frühen Mittelalter begegnet und wie sie politisch zum letzten Male in grandioser Weise in Erscheinung trat, als die Heere verschiedenster europäischer Staaten vor Wien zusammenkamen, um es gegen den gemeinsamen Feind des Abendlandes zu verteidigen, so drängt sich uns als erstes eine andere Frage auf: Ist die geistige Einheit Europas heutzutage nur verschüttet und verdeckt, oder hat sie aufgehört zu bestehen? Zweierlei ist für die Bildung von Gemeinschaften, wie sie das Abendland oder Europa darstellt, zum Unterschied von rein formalen Gemeinschaften, wie etwa Vereinen, . Interessenverbänden charakteristisch. Die Faktoren, die diese edleren, geistig vitalen Gemeinschaften innerlich aufbauen, sind: 1. stets übermenschlich in dem Sinn, daß sie nicht in das dem Machtbereich des Menschen unterstehende Gebiet gehören, sondern wie der Geist und der Leib des Menschen selbst, wie seine geistig-leiblichen Organe, wie seine individuellen Anlagen, Gaben sind, die er vorfindet; 296 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen 2. sind es Elemente, die ihre gemeinschaftbildende Kraft organisch entfalten. Diese Gemeinschaften sind nichts künstlich, von diesen Faktoren „Gemachtes", sondern ein von ihnen „Gezeugtes". Solche Gemeinschaften können nun aber objektiv fortbestehen, auch wenn sie im Bewußtsein der einzelnen nicht mehr lebendig sind. Sie können als etwas stillschweigend Vorausgesetztes fortleben, von dem man zwar in der Tiefe zehrt, doch ohne sich dessen bewußt zu sein; sie sind dann latent vorhanden, obwohl verschüttet und vergessen. Das klassische Beispiel für ein solches Verschüttet- und Verdrängtsein einer objektiv bestehenden Gemeinschaft ist die Menschheit. Wie elementar und unzerstörbar ist diese große Urschicksalsgemeinschaft von Geburt und Tod, Leiden und Freuden, gemeinsamer Zuordnung auf die Welt der Werte und Gott, den Inbegriff aller Werte! Und doch, wie selten werden wir dieser tiefen, objektiven Verbundenheit inne, wie ist sie meist verdrängt durch andere Gemeinschaftsbildungen! Gewiß, nur diese Gemeinschaft ist so geartet, daß sie objektiv nie zerfallen und vergehen kann. Nationale Gemeinschaften und übernationale Kulturkreise hingegen können auch objektiv zerfallen und vergehen, wie etwa die Kultureinheit der Mittelmeervöiker im römischen Imperium. Aber oft bestehen sie objektiv fort und sind nur verschüttet und vergessen im aktuellen Lebenslauf. Daß die geistige Einheit Europas einmal in voller Aktualität bestanden hat, ist nicht schwer zu sehen: denken wir an den Hof Karl des Großen, an die Sorbonne, an einen heiligen Anselm, an die Missionäre Columban, Bonifazius. Keine der mittelalterlichen Universitäten war auf Angehörige des Landes beschränkt, in dem sie lag. Daß diese Einheit heute nicht mehr in voller Aktualität besteht, liegt auf der Hand. Ist sie nur verschüttet oder ist sie objektiv zerfallen? Die geistige Einheit des Abendlandes 297 Sie besteht noch heute in der Tiefe, und es gilt nur, für den einzelnen und die Nationen, wirklich aus der Tiefe zu leben, um ihi'er voll inne zu werden und sie zu neuem, fruchtbarem und aktuellem Leben zu erwecken. Unsere heutigen europäischen Nationen mit ihrer ausgeprägten Physiognomie sind ja etwas ganz anderes als die bloß naturhaft stammesmäßige Verbundenheit und Eigenart, mag diese in einem Staat zusammengefaßt sein oder nicht. Diese Nationen im echten Sinn, wie die englische, französische, deutsche, italienische, spanische Nation und andere, sind Kinder der europäischen Gemeinschaft, Differenzierungen der ausgeprägten geistigen Physiognomie des Abendlandes. Mit anderen Worten: Die Einheit des Abendlandes ist nicht eine Gemeinschaft, zu der sich die verschiedenen Nationen zusammengeschlossen haben, sondern vielmehr eine, die vor den Nationen bestand und aus der sich die verschiedenen Nationen entwickelt haben. Diese Einheit war nicht nur ein lebendiges Zusammengehörigkeitsbewußtsein, eine tiefe geistige Solidarität, sie war eine objektive Verwandtschaft, eine echte, geistig-vitale Individualität eigener Art. Es hatte einen Sinn, von einem abendländischen Menschentypus zu sprechen, bevor man von einem französischen, deutschen und englischen sprechen konnte. Das lebendige Gemeinschaftsbewußtsein, die erlebte Solidarität in allen geistigen Fragen als Europäer, das große „Wir", das im Mittelalter auch nach der Herauskristallisierung einzelner Nationen und nationaler Genien lebendig blieb und sich voll geltend machte, sobald geistige Fragen auftauchten, ist heute fast nicht mehr vorhanden. Die objektive geistige Verwandtschaft der Europäer hingegen, der Genius des Abendlandes, als Grundlage unseres gesamten geistigen Lebens besteht heute noch objektiv fort, wenn wir uns auch seiner meist nicht mehr bewußt sind. Wir können auch jetzt noch von einem abendländischen europäischen Geist sprechen, der eine ebenso plastische und reale Physiognomie besitzt wie der Geist der einzelnen Nationen, wenn auch eine solche höherer Stufe, zu deren Er- 298 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen fassung mehr gehört. Wie zehren von diesem Geist als echte Glieder unserer Nation, wie Glieder einer geistig ausgeprägten Familie, die trotz aller individuellen Eigenart, doch von dem Geiste der Familie durchsetzt sind und eben diesen Geist in verschiedener Differenzierung darstellen. Die geistige Einheit einer Familie nimmt ja nicht etwa dadurch ab, daß die einzelnen Glieder in ihrer individuellen Eigenart immer mehr hervortreten. Wie das Antlitz einer Nation nicht weniger prägnant und eindeutig dadurch wird, daß starke und ausgeprägte Persönlichkeiten ihre Glieder sind; im Gegenteil, wie gerade durch starke Persönlichkeiten in ihrer verschiedenen, sich ergänzenden Eigenart die Nation eine immer plastischere Physiognomie erhält, so auch die großen übernationalen Kulturgemeinschaften. Der spezifisch abendländische Geist ist noch prägnanter und eindeutiger zur Zeit Albert des Großen und Thomas von Aquins als zur Zeit eines Karl des Großen, Alkuins und Scotus Eriugena, obgleich inzwischen Frankreich, Deutschland, England als Nationen geboren worden waren. Die geistige Einheit Europas hat vielgestaltige Wurzeln. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, diesenWurzeln im einzelnen historisch nachzugehen. Ich nenne nur die griechischrömische Antike, die Geisteswelt des Alten Testamentes, die germanische, keltische und slawische Stammeseigenart und allen voran das Christentum. Wichtiger als die Wurzeln dieser geistigen Einheit ist für uns die Charakterisierung ihrer Eigenart. Ein Hauptcharakteristikum ist — so will mir scheinen — das klassische Gleichgewicht der verschiedenen Grundelemente menschlichen Geisteslebens, und zwar nicht ein bloßer Ausgleich, ein sogenannter „goldener Mittelweg", sondern die organische Durchdringung derselben, in der diese verschiedenen Elemente erst ihre eigentlichste und tiefste Bedeutung entfalten können. Als erstes läßt sich diese organische Durchdringung zweier zentraler Komponenten echten menschlichen Geisteslebens, des hellen, formenden, rationalen Elementes und der ma- Die geistige Einheit des Abendlandes 299 terialen Fülle, feststellen. Ist es die Gefahr des Ostens, das Element materialer Fülle zu verselbständigen und in eine antirationale Haltung zu verfallen, gleichsam in ein chaotisches Dunkel, so ist die Gefahr einer ausgesprochen westlichen Haltung der Rationalismus, eine sterilisierte Geistigkeit, eine intellektualistische Reduktion des Geistes auf den Intellekt, eine Formalisierung und Juridisierung des qualitativen Reichtums und der geheimnisvollen Fülle des Seienden. Im abendländischen Geist, wie er uns etwa in einem heiligen Thomas von Aquin, in Dante, Michelangelo, in Shakespeare, in Cervantes, in Mozart entgegentritt, durchdringen sich diese beiden Elemente organisch. Es ist eine helle, geformte Fülle, eine blutvoll organische Geistigkeit, kein Intellektualismus und keine vitale Chaotik, sondern die geformte, vom Lichte des Logos durchleuchtete Liebe und der von der Glut und Fülle der Liebe durchflutete Intellekt, die klare, präzise Form und die Fülle des Unsagbaren. Ebenso durchdringen sich im Geist des Abendlandes Kontemplation und schaffende Grundhaltung. Unter kontemplativer Grundhaltung verstehe ich alles, bei dem wir auf ein Objekt als solches gerichtet sind, sei es in einem unpragmatischen Erkennen oder in einer liebenden Versenkung in dasselbe, in einem augustinischen „frui". Unter schaffender Grundhaltung verstehe ich alles, bei dem wir auf die Realisierung eines noch nicht Vorhandenen gerichtet sind, sei es die sittliche Handlung, sei es die schöpferische Tätigkeit des Künstlers, sei es die Arbeit des Staatsmannes, kurz alle Haltungen, in denen wir schaffend und umformend an die Welt herantreten. Ist es die Gefahr der asiatischen Kulturvölker, das kontemplative Element zu isolieren und ungebührlich in den Vordergrund zu stellen, so kann es als die Gefahr des Westens bezeichnet werden, einseitig das pragmatische Element in den Vordergrund zu stellen. Wir brauchen nur die buddhistische Welt einerseits und den „Amerikanismus" und Pragmatismus des äußersten Westens andererseits gegenüberzustellen, um dies bestätigt zu finden. In dem abend- 300 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen ländischen Geist hingegen sind beide Elemente nicht nur organisch, sondern auch in ihrer objektiven Hierarchie verbunden. Der Primat des Kontemplativen einerseits als des Verhaltens, in dem wir die Ewigkeitssituation vorwegnehmen, als die Berührung mit der Welt der Werte im Ewigkeitsaspekt, aber andererseits auch das klare Verständnis dafür, daß unsere Aufgabe im Diesseits sich nicht darin erschöpft, daß wir hier auf Erden auch eine schaffende Mission haben; daß die zwar allein aus dem Kontemplativen erwachsende innere Fülle sich niederschlagen muß in Taten, in Werken, in Arbeiten, daß wir uns hier in statu viae befinden und darum noch selbst Werdende sind und an der Umgestaltung der Erde eine aktive Aufgabe haben. Einzigartig tritt uns dieser organische Aufbau des Kontemplativen und schaffenden Elementes, bei voller Wahrung des Primates des Kontemplativen, in der Gestalt Albert des Großen entgegen, dessen schier übermenschliche Arbeit und Wirksamkeit doch nie den Charakter eines von der Tätigkeit Beherrscht- und Verschlungenwerdens trägt, dessen Leben vielmehr auch in aller Tätigkeit jenen von der Verankerung in der Ewigkeit zeugenden, kontemplativen Rhythmus besitzt. Dieser organischen Durchdringung beider Elemente begegnen wir auch in theoretischer Objektivierung in dem gewaltigen System des für den abendländischen Geist so besonders charakteristischen heiligen Thomas, des Doctor communis, wie ihn die Kirche nennt. Eng mit diesem Merkmal des abendländischen Geistes hängt auch die richtige Verteilung von Aktivität und Passivität zusammen. Es gibt einen Typus, der die Möglichkeit des Menschen, in den Kosmos verändernd einzugreifen, überschätzt, der in der Illusion lebt, unserem Machtbereich sei nicht nur keine Schranke gesetzt, sondern der in überaktiver Ungeduld alles „machen will", statt gewisse Dinge sich von selbst entwickeln zu lassen. Es ist der Mensch, der vergißt, daß die größten und tiefsten Dinge auch in uns Die geistige Einheit des Abendlandes 301 von selbst geschenkhaft heranreifen müssen, daß unsere Aufgabe ihnen gegenüber nur darin besteht, den Raum für sie zu schaffen. Es ist der Mensch, der in gutem Eifer durch sein Eingreifen sofort alles Übel, alle Sünde, allen Irrtum in der Welt beseitigen möchte, der nicht versteht, daß man um des Sieges des Guten willen auch manchmal vielen Unwertigen seinen Lauf lassen muß, da man es ja von außen her nicht gewaltsam aus der Welt schaffen, sondern nur auf Umwegen, wenn seine Stunde gekommen ist, entwurzeln kann. Es ist der Mensch, der in der Überschätzung der metaphysischen Macht des Geschöpfes trotz seines guten Willens mehr zerstört als aufrichtet, als Seelenführer, als Erzieher, als Vater, als Ehemann, als Staatsmann. Es ist der Mensch, der die Parabel vom Weizen und vom Unkraut nicht verstanden hat. Auf der anderen Seite gibt es einen Typus, der die aktive Aufgabe des Menschen unterschätzt, der allem seinen Lauf läßt, der trotz seines guten Willens nie einzugreifen wagt, der sich zwar auf das Böse nicht aktiv einläßt, der leidet unter all der Sünde, dem Übel, dem er begegnet, aber der nicht aktiv dagegen kämpft, der gegen jeden Eingriff seinerseits mißtrauisch ist und im Erdulden der Schicksalsfügungen seine einzige Aufgabe erblickt. Dieser hat das Wort des Evangeliums vergessen: „Das Himmelreich leidet Gewalt". Im abendländischen Menschentypus ist Aktivität und Passivität richtig verteilt. Vielleicht ist nichts so charakteristisch für die Geistesart einer Gemeinschaft wie die Gestalten, die als höchste Vorbilder in ihr lebendig sind, wie die Heiligen. Wollte der sogenannte Amerikanismus die passiven Tugenden ausmerzen aus dem christlichen Lebensideal, tritt uns in Aljoscha, der Heldengestalt der Brüder Karamasow Dostojewskis, ein Typus entgegen, der bei der Begegnung mit dem Bösen in anderen Menschen nur mit Tränen und schmerzerfülltem Bedauern antwortet, so zeigen uns die Heiligengestalten der katholischen römischen Kirche, angefangen von einem heiligen Paulus bis zu einem heiligen Franziskus von 33 302 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen Assisi, einem Gregor dem Siebenten bis zu einem heiligen Franz von Sales, einer heiligen Katharina von Siena bis zu einer Theresia von Lisieux — trotz aller individuellen Verschiedenheit — jenes heilige Dulden, jene ehrfürchtige Demut in voller Durchdringung mit einer unerbittlichen Kampfbereitschaft gegen das Böse und einem unerschöpflichen Eifer des aktiven Eingreifens, wenn es objektiv geboten ist. Als ein weiteres Merkmal des abendländischen Geistes erscheint mir das richtige Verhältnis zu folgenden Grundkomponenten innerhalb des Seienden, zum Notwendigen, Allgemeinen, im Wesen der Dinge gegründeten einerseits und zum Konkreten, Individuellen, Kontingenten andererseits ■— oder wie wir auch sagen können: der Sinn, der gleichermaßen die Welt der Philosophie wie die Welt der Geschichte umfaßt. Neigt der Osten dazu, das Individuelle, Einmalige, in der Zeit sich Entfaltende als etwas Niedriges, Nichtiges, als nnöv, Nichtseiendes, anzusehen, in der indischen Welt sogar als ein Unwertiges, so ist die spezifisch westliche Welt in Gefahr, in ihrem Pragmatismus und Empirismus die Welt der Wesensgesetze, des Notwendigen, immer Gleichbleibenden, Ubergeschichtlichen, Allgemeinen nominalistisch auszuhöhlen. Ist für die platonische Überspannung des Notwendigen das geschichtlich Einmalige in Gefahr, nur als Exemplifizierung der Idee Bedeutung zu haben, so ist für die empiristisch nominalistische Uberspannung des Einmaligen das Allgemeine, Wesenhafte, Notwendige nur eine schattenhafte subjektive Fiktion, die zur Ordnung des Individuellen unerläßlich ist. Im abendländischen Geist sind nicht nur diese beiden Übertreibungen vermieden, sondern die Bedeutung beider Elemente kommt hier in ihrem organischen Aufbau und ihrer objektiven Rangordnung zu ihrem Recht. Der Sinn für die Majestät des Notwendigen, für die Welt der Ideen und die Ehrfurcht und Liebe für das Einzelne, Einmalige, Geschichtliche. Dantes Divina Commedia, dieser Prototyp abendländischen Geistes, ist ein Zeugnis dafür. Aber auch die Werke von Shakespeare, Die geistige Einheit des Abendlandes 303 Cervantes, von Goethe und vor allem die Heiligengestalten der Kirche, das christliche Ethos. Ein weiteres Merkmal des abendländischen Geistes ist das organische Verhältnis von I n d i v i d u u m und Gemeinschaft. Sind die östlichen Kulturvölker meist nicht zum vollen Verständnis des Einzelmenschen als geistige Person in ihrer Geschlossenheit, als echte Substanz erwacht und versinkt das Individuum allzu leicht in einer zu panpsychistisch gefaßten Gemeinschaft, so neigt die spezifisch westliche Welt zur individualistischen Auflösung der Gemeinschaft in eine bloße Summe von Einzelmenschen oder einen künstlichen Zweckverband. Im abendländischen Geist hingegen finden wir das volle Erwachtsein zu der ewigen Eigenbedeutung jeder unsterblichen Seele und zu ihrer wesenhaften Zuordnung auf eine Gemeinschaft, wobei die Gemeinschaft ein eigenes Gebilde und einen eigenen Wert darstellt. Des weiteren endlich ist im Abendland der echte Primat des Geistes gegenüber dem Leib und der Materie zu finden — aber ohne jenen falschen Spiritualismus, der alle Formen der Gnosis kennzeichnet, jenen verhängnisvollen „Hochmut des Geistes" gegenüber dem Fleisch. Die abendländische Kunst, die Liturgie der Kirche, die Bejahung der Sinnenwelt an ihrer legitimen Stelle — das alles legt Zeugnis davon ab. Der abendländische Geist besitzt diese klassische Struktur, dieses harmonische Zusammenwirken geistiger Grundelemente, die sich sonst nur zu leicht verselbständigen und vereinseitigen, aber nicht in erster Linie auf Grund des glücklichen Sichergänzen der Physiognomie der verschiedenen Nationen, sondern vor allem deshalb, weil er vom Christentum geformt wurde. Ohne Christentum kein Abendland. Diese geistige Physiognomie des Europäischen, Abendländischen ist in besonderem Sinn klassisch, das Wesen des Menchen als solchen zum Durchbruch bringend. Die Urformen des menschlichen Lebens, wie Ehe, Familie, Staat, die 304 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen Aufgabe des Menschen, den Kosmos zu erkennen und formend umzugestalten, die sich in Kunst, Wissenschaft und Recht usw. verwirklicht, finden in dem europäischen Geistesraum ihre besonders typische Ausprägung. Ja, dieser Geist des Klassischen, in dem die verschiedenen Elemente des Seienden in ihrer organischen Durchdringung sich verwirklicht finden, tritt uns selbst in der europäischen Landschaft, vor allem in den europäischen Mittelmeerländern, besonders in Italien, der Wiege des Abendlandes, entgegen. Im Unterschied zur tropisch-exotischen Naturwelt, in der das Vitale fast ins Chaotische wuchert, zur nordisch erstarrten Naturwelt, in der alles auf das bloße Material zurückgeführt erscheint, finden wir in der europäischen Landschaft eine durchgeistigte Natur und alles Naturmaterial, wie Wasser, Berge, Wälder usw. geformt zur landschaftlichen Situation. Kein Versinken in unbändige Naturgewalten, wie im Urwald und in den Eisbergen Grönlands, sondern eine Landschaft, die in geistiger Distanzierung uns umgibt, eine durchseelte, durchgeistigte, nicht quantitativ, sondern qualititiv wirkende Natur, eine organische Durchdringung von Fülle und Maß, von Geheimnis und Klarheit, von individueller, konkreter Herausgestaltung des Einzelnen auf dem Grunde der allgemeinen Hauptfaktoren der Natur, des Himmels, der sich über uns wölbt, der Ebene, der Berge, des Meeres, des Lichtes von Sonne und Mond. In dieser abendländischen Einheit leuchtet darum etwas von der großen Schicksals- und Bestimmungsgemeinschaft der Menschen überhaupt auf; indem sie in uns lebendig wird, werden wir auch der viel größeren, umfassenden Gemeinschaft der Menschheit inne, nicht in einem humanitären Sinne, sondern im Sinne der Einheit der metaphysischen Situation des Menschen, als geistig-leibliches Wesen, als endliches kreatüiiiches und doch für die Ewigkeit bestimmtes Wesen, als der Welt der Werte und Gott zugeordnetes Wesen, im Sinne der großen Schicksalsgemeinschaft von Geburt und Tod, von Sünde und Verantwortung. Die geistige Einheit des Abendlandes 305 Wie kommen wir nun zu einer Wiederbelebung der geistigen Einheit Europas; welche Wege gibt es zu einem erlebten, lebendigen „Wir", in dem diese noch vorhandene objektive Einheit aktuell wird, zu einer voll erlebten Gemeinschaft, zu dem Bewußtsein eines letzten Sichangehens, einer gemeinsamen Aufgabe, einer schicksalshaften Verbundenheit als Europäer? Um dies beantworten zu können, müssen wir uns kurz fragen: Wie konnte diese Einheit so verschüttet und verdeckt werden? Zwei Hauptgründe sind wohl hier zu nennen: erstens der allgemeine qualitative Abfall von dem abendländischen Geist, seine Verleugnung, die, wie wir gleich sehen werden, nicht etwa eine Steigerung der Genien der einzelnen Nationen zur Folge hatte, sondern auch eine Verleugnung des Genius der Nation trotz übersteigerter Betonung des Nationalen, zweitens das Ersterben des Gemeinschaftsbewußtseins überhaupt im rationalistischen Individualismus; das positivistische, atomisierende ungebührliche Verselbständigen des Einzelnen, das die organische Sinnverbundenheit der Glieder nicht mehr versteht, die fortschreitende Verdrängung des Organischen durch das Mechanische. Der Abfall vom abendländischen Geist beginnt mit dem in der Renaissance anfangenden Siegeslauf der mechanischen Naturanschauung, die zu einer mechanischen Auffassung erst des Lebens und dann des Geistes führte. Abfall vom abendländischen Geist aber bedeuten erst recht auch alle Formen des subjektiven Idealismus (im sogenannten deutschen Idealismus!) einerseits und der pantheisierenden Vergottung des Staates andererseits. Ein letzter verhängnisvoller Abfall ist der alles verdrängende Siegeslauf der Technik, das maßlose Überwuchern des Aktiven gegenüber dem Kontemplativen, die Pragmatisierung und Instrumentalisierung des Lebens, in der die Maschine zu der verborgenen Causa exemplaris des gesamten Lebens wird. Wir können diesen gesamten Abfall und den in ihm liegenden geistigen' Niedergang mit einem Wort kennzeich-20 v. Hildebrand, Die Menschheit 306 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen nen: es ist der Abfall von Christus, seiner Kirche und den übernatürlichen Wahrheiten, dem Credo und den immanent darin enthaltenen natürlichen Wahrheiten. Diese gesamte Abfallsbewegung ist nicht auf eine Nation beschränkt geblieben, sie vollzog sich in ganz Europa. Mit diesem Abfall vom abendländischen Geist, der ja ein Geist der organischen Gemeinschaft ist, hat man auch die Tiefenschicht verlassen, in der die Einheit des Abendlandes aktuell erlebt und fruchtbar wirksam werden kann. Das wichtigste Moment bei der Frage der Wiederbelebung der geistigen Einheit Europas ist daher die Abkehr von all diesen Abfallserscheinungen, die Rückkehr der einzelnen und der Nationen zum abendländischen Geist. Vergessen wir nicht: nur ein hoher Wert kann wirklich einigen; so einigen, daß die Einheit einen tiefen Sinn hat, etwas also, das unsere Herzen erhebt und gleichsam in conspec-tum Dei führt. Eine Gemeinschaft ist um so enger, tiefer und unzerstörbarer, je höher der Wert ist, der die Menschen gleichsam um sich herum gruppiert. Es wäre darum ein verhängnisvoller Irrtum zu glauben, daß die Wiederbelebung der geistigen Einheit Europas von der Ebene derjenigen Lebensgebiete her erfolgen könnte, die darum international sind, weil sie ihrer relativ anorganischen Struktur nach den Mutterboden einer Nation nicht voraussetzen, wie die Sphäre der Technik, gemeinsame wirtschaftliche Interessen, Sport, oberflächliche Unterhaltungsfor-men u. a. Diese internationale Ebene des äußerlich Materiellen oder des Künstlichen, in der man gleichsam „Esperanto" spricht, ist wesenhaft von der übernationalen Ebene verschieden, die uns aufleuchtet, wenn wir an hohen Kulturgütern der Einheit des Abendlandes — oder an ewig Menschlichem, wie Ehe, Familie, Religion, der Einheit der Menschheit inne werden. Wie die platte, humanitäre Menschheitsidee durch eine Welt von der wahren, großen, metaphysischen Schicksalsgemeinschaft der Menschheit verschieden ist, so Die geistige Einheit des Abendlandes 307 auch die internationale Sphäre von der übernationalen. In Wahrheit bedeutet das Betonen der äußerlichen und künstlichen Lebensgebiete, in die wir heute schon über Gebühr verstrickt sind, und in die wir allzuoft das Hauptgewicht unseres Seins verlegt haben, geradezu die Sprengung tieferer Gemeinschaften und erst recht der geistigen Einheit des Abendlandes. Denn erstens ist gerade die Herrschaft dieser Sphäre ein Abfall vom abendländischen Geiste, zweitens ist, wie wir eben sahen, ein Lebensgebiet um so einigender, je mehr es uns in die Tiefe führt, und um so trennender, je mehr es uns in die Peripherie zieht. Der Weg zur Wiederbelebung der geistigen Einheit des Abendlandes führt daher nicht über eine Geisteshaltung, in der wir sogar den Kontakt mit dem Genius der eigenen Nation verlieren, indem wir uns auf eine Sphäre zurückziehen, die vermöge ihrer Künstlichkeit und Ungeistigkeit Gemeingut aller ist, wie es der Internationalismus tut. Nein, aus der vollen Bejahung des wahren Genius der eigenen Nation, aus dem lebendigen Kontakt mit demselben und den Lebensgebieten, die diesen organischen Mutterboden der Nation nicht entbehren können, wie Kunst, Wissenschaft, Recht, Sitten und Lebensform, wie Ehe, Familie, gilt es bis zu dem Tiefenpunkt zu gelangen, in dem sich der abendländische Geist findet. Ja, ich wage zu sagen, nur der wird in Europa dem wahren Genius der eigenen Nation gerecht, der die Kindschaft dieses Genius aus dem abendländischen Geist heraus erlebt, der sich bewußt wird, daß dieser eine Differenzierung jenes abendländischen Geistes ist, der als voller Deutscher, Franzose, Italiener, auch voller Europäer ist; der in dem Antlitz der eigenen Nation die besondere Ausprägung des abendländischen Geistes erkennt, bejaht und liebt, wobei man allerdings nie in den Fehler verfallen darf, unbewußt jeweils den Genius der eigenen Nation mit dem abendländischen Geist gleichzusetzen. Nicht umsonst sind die größten Männer der einzelnen Nationen ausgeprägte Europäer oder Träger des abendländischen Geistes gewesen, wie Dante, 20« 308 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen Michelangelo, Leonardo da Vinci, Shakespeare, Kardinal New-mann, Bach, Beethoven, Mozart, Bruckner, Goethe, Cervantes, die Meister der französischen Kathedralen, ein heiliger Ludwig, ein Prinz Eugen, eine Maria Theresia. Wer zu diesem abendländischen Geist in der eigenen Nation zurückfindet, wer so in der Tiefe erwacht, der erkennt auch in jeder anderen europäischen Nation die besondere Entfaltung des abendländischen Geistes und liebt in ihr die Schwester derselben Familie. Er erkennt ferner auch das völlig Paradoxe und Unsinnige der Ausspielung der europäischen Nationen gegeneinander, mit der stets auch eine Verleugnung des tiefsten Geistes der eigenen Nation Hand in Hand geht, trotz der scheinbaren Steigerung des Nationalen in der Überhitzung nationaler Gefühle. Er erfaßt, daß die Verschiedenheiten der europäischen Nationen ihrem Sinn nach sich ergänzende Verschiedenheiten sind, daß sie als Kinder einer und derselben Geistesfamilie — in deren organischem, geistigen Zusammenklang sich erst die Schönheit und Größe der ganzen Familie entfaltet — darauf angewiesen sind, auch voneinander in aller Demut zu lernen, daß sie eine große Mission aneinander haben. Bedenken wir nur, in wie mannigfacher Weise, auch nach voller Herauskristallisierung der einzelnen Nationen, ein großes geistiges Kommerzium zwischen diesen europäischen Nationen bestand, durch das einerseits der abendländische Geist neu lebendig wurde und andererseits auch die höchsten und spezifischen geistigen Kräfte einer Nation durch die Befruchtung durch andere Nationen und ihre typischen Geistesgüter erst voll erweckt wurden. Denken wir einmal an die Befruchtung, die große Genies einer Nation in einem fremden Land dadurch erhielten, daß sie die geistige Luft dieses Landes atmeten und dort ein volles geistiges Echo fanden, eine besondere Art des geistigen Gebens und Nehmens. Ich nenne nur Namen wie Gluck, Cherubini in Paris, Händel und Holbein in England, zeitweilig auch Richard Wagner und Rilke in Paris, Orlando di Lasso, Cuvillies und Die geistige Einheit des Abendlandes 309 Claude Lorrain in Deutschland. Diese Geister verleugneten wahrhaft den Genius ihrer eigenen Nation nicht, sondern sie brachten ihn gerade dank dieser Befruchtung durch andere Nationen zu herrlichsten Entfaltung. Oder denken wir an den tiefgreifenden, befruchtenden, glücklichen, geistigen Einfluß bei großen Männern verschiedenster Nationen, die in direkt lernendem Aufnahmen von dem Geist fremder Nationen weitgehend geformt wurden. Was bedeutet für Dürer, Rubens, Poussin oder Marees die Berührung mit der Kunst und Landschaft Italiens, was für Verdi und den größten französischen Musiker, Hector Berlioz, die Berührung mit der deutschen Musik, was für Montalembert die deutsche Romantik, was für Goethe seine italienische Reise, die ihn nach seinem eigenen Bekenntnis zu einem neuen Menschen machte. Oder denken wir an die einzigartige geistige Befruchtung, die in dem Siegeszug der verschiedenen Stile in Europa zum Ausdruck kommt — der Gotik von Frankreich aus, des Barock von Rom aus etc. Ursprünglich geboren aus dem Genius einer bestimmten Nation, erhielten sie in fremden Ländern eine organische Umformung und Ausgestaltung, die das Spezifische im Genius dieser anderen Nationen zu herrlicher Entfaltung kommen ließ, so etwa die Gotik in England, Spanien, Deutschland und Italien und das Barock in Süddeutschland und Österreich. Oder denken wir an die Bedeutung der französischen Minnedichtung für die mittelalterliche deutsche Dichtung. Wie wurden hier die Elemente des spezifischen gallischen Genius zum Samenkorn für die Entfaltung eines der edelsten, deutschesten Gebilde, der Gedichte Walthers von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbachs! Wer könnte in der Besinnung auf all dies noch zweifeln, daß nur zum größten Schaden sowohl der nationalen Kulturen als auch der Kultur überhaupt jenes geistige Kommerzium in der Tiefe abgenommen hat und wir heute, trotz der Fülle der Ubersetzungen und trotz des großen stofflichen „Wissens" voneinander, das selbstverständliche, geistige, organische Angewiesensein aufeinander vielfach vergessen haben. Dies — 310 II. Die Person und die Gemeinschaftsformen erfassen heißt nicht ein weltfremder Idealist sein, sondern die Dinge sehen, wie sie in Wirklichkeit objektiv sind, ob wir es zugeben oder nicht. Die europäischen Nationen sind objektiv aufeinander hinkomponiert, wie wir die Kinder eines Elternpaares sind, ob wir es gelten lassen oder nicht. Man sagt oft, daß die Unkenntnis fremder Nationen der Hauptgrund des Mißverstehens derselben ist. Das ist richtig. Jedoch nützt ein bloßes Leben in fremden Ländern oder gar eine bloße Studienreise oder auch der Doktorgrad in Germanistik, Romanistik, Anglistik noch nicht viel, wenn man, in der Perpherie verbleibend, die fremden Nationen nur von „außen" betrachtet, sei es, daß man, von der internationalen Sphäre ausgehend, sie gleichsam im „Salonwagen" bereist; sei es, daß man die Eigenart fremder Nationen nur ästheti-zistisch genießt, ohne wirkliche innere Teilnahme an ihnen; sei es, daß man gleichsam innerlich in hochmütiger Selbstüberhebung seine spezifische nationale Eigenart doppelt betont und sich dem eigentlichen Wesen der fremden Nation verschließt. Man lernt vielmehr die fremde Nation nur kennen, wenn man in demütiger Bereitschaft^ auch hier ganz Neues zu lernen, an sie herantritt und nicht in schulmeisterlicher Überlegenheit die anderen lächelnd von oben her zu durchschauen glaubt, eine Überlegenheit, die in Wahrheit nur Unbildung und engstirniges, naives Verwechseln der Welt mit der eigenen Heimat darstellt. Die erste Voraussetzung für wirkliches Verstehen fremder Nationen und inneres fruchtbares Empfangenkönnen von ihnen sind darum Demut und Ehrfurcht! Denn in der Ehrfurcht werden wir allein wertsichtig für alles Seiende, erst recht für Einzelpersonen und Gemeinschaften. Dazu kommt als weiteres die Haltung wirklicher Liebe zu allem, worin der Adel der Menschen als geistige Person aufleuchtet. Endlich gehört für uns Angehörige europäischer Nationen das Zurückfinden zum abendländischen Geist, der ja auch Die geistige Einheit des Abendlandes 311 das höchste und sublimste Element des Genius der jeweiligen eigenen Nation ausmacht, und das Verstehen der Schwesternationen als Besonderungen des abendländischen Geistes dazu. Nur so gelangt man zu einem Verstehen derselben „von innen" her, zu einem Erfassen ihres wahren Genius, zu einem echten Gemeinschaftsbewußtsein, zu einer erlebten Zusammengehörigkeit. Das Sich-Besinnen auf den abendländischen Geist, das Leben aus ihm und letzten Endes das volle Zurückfinden zu Christus und seiner Kirche schenkt jede Nation erst sich selbst und macht den Blick frei für die anderen Nationen, ihre Mission, ihren Wert.