Klaus Otto Schmelzer, M.A. Varietäten und Register der deutschen Sprache Masaryk-Universität Brünn Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik Frühjahrssemester 2012 Di, 19. März 2013 normative Sprachideologie deskriptive Sprachwissenschaft Idee der Sprache als normiertes Zeichensystem (Standardsprache) mit Regeln und Regelverstößen (präskriptiv) Idee der Sprache als konventionelles Zeichensystem mit vielen Varianten, die vom jeweiligen kommunikativen Kontext abhängen Sprachgeschichte: Richtungsadverbien Es gab im Mittelhochdeutschen (11.-14. Jh.) zwei verschiedene Bildungsmuster: präfigiert (her-Zhin-) und suffigiert (-herZ-hin) Mittelhochdeutsch zum Sprecher hin vom Sprecher weg präfigiert her-in hin-in suffigiert in-her in-hin Standardisierung (ab dem 19. Jh.) In die standardisierte Form des Deutschen (ugs. Hochdeutsch) gehen nur die präfigierten Formen ein. Hochdeutsch diachron zum Sprecher hin vom Sprecher weg Mittelhochdeutsch (11.-14. Jh.) her-in hin-in Standarddeutsch (seit dem 20. Jh.) her-ein hin-ein Lautwandel: -her ^ -a, -hin —► -/ Verkürzung der unbetonten Richtungssuffixe -her I -hin zu jeweils einem schwachtonigen Vokal -a / -/' Bairisch diachron zum Sprecher hin vom Sprecher weg Mittelhochdeutsch (11.-14. Jh.) in-her in-hin Neubairisch (seit dem 14. Jh.) ein-a ein-i Phonologischer Zusammenfall Mittelhochdeutsch ein-, zwei, dri Schweizerdeutsch äin-, zwäi, drii t Bairisch oan-, zwoa, drei Standarddeutsch ein-, zwei, drei Es sind also im Neuhochdeutschen zwei historisch verschiedene Diphthonge zusammengefallen: das alte ei (in eins und zwei) und das junge ei (in drei) Hausaufgabe zum 26. März bair. Gehma eini? dt. Gehen wir hinein? Was ist hier passiert, und wie und warum? Ist das eine rein bairische Entwicklung, oder gibt es das auch in anderen Varietäten der deutschen Sprache?