Klaus Otto Schmelzer, M.A. Varietäten und Register der deutschen Sprache Masaryk-Universität Brünn Institut für Germanistik, Nordistik und Nederlandistik Frühjahrssemester 2012 Di, 26. März 2013 Graphematik: Terminologie Das Teilgebiet der Linguistik, das sich mit Schriftsystemen beschäftigt, nennt man Graphematik oder Graphemik. Im modernen lateinischen Schriftsystem zum Beispiel gibt es 26 Basisgrapheme (umgangssprachlich: Buchstaben): (abcdefghchijklmnopqrstuvwxyz) Grapheme werden in Winkelklammern gesetzt. Davon dienen fünf Grapheme zur Verschriftlichung von Vokalen: (a e i o u> (und je nach Sprache auch (I r y) ). Die übrigen sind Grapheme für konsonantische Laute. Graphematik: Terminologie Grapheme können auch aus der Kombination mehrerer Grapheme gebildet werden, um eine besonderen Laut zu bezeichnen: Das tschechische Graphem (ch) ist ein Digraph. Das deutsche (sch) ist ein Trigraph. Das scharfe ß ist historisch betrachtet auch ein Digraph. Es heißt im Norden Deutschlands esszett, weil es durch Verschmelzung von (s) und (z) entstanden ist. Graphematik: Terminologie Viele Sprachen verwenden auch diakritische Zeichen, um die Basisgrapheme zu modifizieren. Beispiele für Diakritika: - das Trema für die deutschen Umlautgrapheme (ä ö ü) - die französische Cedille in (c) - der Háček (dt. Häkchen) für cz. (č ě ň š ž) - der Kringel oder Kroužek für cz. (ů) und skand. (á) - das slowakische Háček-Apostroph ď ť) Graphematik Diakritische Zeichen auf Vokalgraphemen werden häufig Akzente genannt; Beispiele: - der leichte Akzent oder Akut {čárka), der im Tschechischen zur Markierung von Langvokalen dient: (á é í ú ý) - der schwere Akzent oder Gravis, z.B. in fr. (e> - der Zirkumflex, der im Mittelhochdeutschen zur Markierung von Langvokalen dient: (ä é ? ö ü) - das Breve, z.B. in rum. (ä)