THEODOR STORM SÄMTLICHE WERKE in vier Bänden Herausgegeben von Karl Ernst Laage und Dieter Lohmeier Band i THEODOR STORM GEDICHTE NOVELLEN 1848-1867 Herausgegeben von Dieter Lohmeier DEUTSCHER KLASSIKER VERLAG ERSTES BUCH 23 Eh' seufzend in die große Nacht Auch meine Sterne untergehn. HYAZINTHEN Fern hallt Musik; doch hier ist stille Nacht, Mit Schlummerduft anhauchen mich die Pflanzen; Ich habe immer, immer dein gedacht, Ich möchte schlafen; aber du mußt tanzen. Es hört nicht auf, es ras't ohn' Unterlaß; Die Kerzen brennen und die Geigen schreien, Es teilen und es schließen sich die Reihen, Und Alle glühen; aber du bist blaß. II Und du mußt tanzen; fremde Arme schmiegen Sich an dein Herz; o leide nicht Gewalt! Ich seh' dein weißes Kleid vorüberfliegen Und deine leichte, zärtliche Gestalt. — Und süßer strömend quillt der Duft der Nacht Und träumerischer aus dem Kelch der Pflanzen. Ich habe immer, immer dein gedacht; Ich möchte schlafen; aber du mußt tanzen. DU WILLST ES NICHT IN WORTEN SAGEN Du willst es nicht in Worten sagen; Doch legst du's brennend Mund auf Mund, Und deiner Pulse tiefes Schlagen Tut liebliches Geheimnis kund. Du fliehst vor mir, du scheue Taube, Und drückst dich fest an meine Brust; Du bist der Liebe schon zum Raube, Und bist dir kaum des Worts bewußt. iSÜ! ff r. ■.... B 9K i