WORTBILDUNG - MORPHOLOGIE Bs: Eindringlichkeit Eindringlich / keit Traurig / keit Haltbar / keit Regsam / keit SUBSTANTIVE Übel / keit Erläuterung: regsam – tsch. čilý, Bs.: :sie ist geistig noch sehr regsam Übelkeit – tsch. nevolnost, SYNONYME. Missbefinden, Seekrankheit, Übelbefinden, Übelsein, Unpässlichkeit; (Medizin) Nausea SUBSTANTIV – bei Abtrennung von –keit entstehen Adjektive als Grundlage. -keit – hat die Funktion, zu Adjektiven Substantive zu bilden. Aber auch eindringlich steht in einer vergleichbaren Wortreihe: eindring / lich männ / lich gelb / lich bedroh / lich freund / lich bitter / lich Es handelt sich um Adjektive, deren Grundlage Verben – , bedrohen, eindringen, Substantive – Mann, Freund oder Adjektive sind. Erläuterung: eindringen – tsch. proniknout, vniknout; Bs.: · : diese Erkenntnis ist noch nicht ins politische Bewusstsein eingedrungen männ / lich – zeigt, dass bei der Kombination von Elementen auch lautliche Veränderungen auftreten können. Eindringlichkeit - besteht aus drei Elementen, die gemeinsam die Bedeutung ergeben. Das sind eindring(en), -lich, keit. Diese Elemente stehen aber im Hinblick auf die Bedeutung nicht einfach nebeneinander. Das Element –keit verbindet sich nur mit Adjektiven, so dass nur eine Zweigliederung in Eindringlich und –keit erfolgen kann. Die durch das Element –lich gegebene Festlegung auf die Wortart Adjektiv ist in der Bildung auf –keit aufgehoben. Der Bestandteil eindringlich ist ebenso in eine Zweiheit aufzulösen, da sich das Element –lich mit Verben, Substantiven und Adjektiven verbindet. Die Wortbildungsstruktur kann folgendermaßen veranschaulicht werden: Strukturelle Elemente wie eindringlich und –keit bilden auf verschiedenen hierarchisch geordneten Ebenen Wörter oder Teile von Wörtern. In dieser Funktion werden sie Konstituenten genannt, ihre Verbindung und Anordnung Konstituentenstruktur. Als unmittelbare Konstituenten, also als Bildungselemente auf derselben hierarchischen Stufe stehen im obigen Beispiel jeweils eindringlich und –keit, eindring(en) und -lich Die Beschreibung der Konstituenten Struktur setzt die morphologische Durchsichtigkeit und die semantische Motiviertheit einer Wortbildung voraus. Sprachliche Zeichen (Wörter) sind motiviert, wenn ihre Bedeutung aus der Summe der Bedeutungen der Teile und der Weise ihrer Zusammenfügung ableitbar ist. Eindringlichkeit Paraphrasierung: `Eigenschaft des Eindringlich-Seins´ Formal – morphologisch, kann diese Wortbildung in einzelne Morpheme zerlegt werden. Morphem: DEF: Kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache. Das Verfahren mit dem Morpheme ermittelt werden, gliedert sich in die beiden Schritte des Segmentierens und Klassifizierens. Segmentieren bedeutet die Zerlegung von komplexen Wörtern in ihre Bestandteile (eindringlich, -keit). Für den als Morphem zu klassifizierenden Bestandteil –keit werden Oppositionen gebildet, die das Morphem in verschiedenen Umgebungen zeigen: Eindringlich- Traurig- keit Haltbar- Die Segmentierung ist nur dann sinnvoll, wenn auch die verbleibenden Elemente mit einer vergleichbaren Funktion in anderen Umgebungen vorkommen können. Diese Bedingung ist insofern erfüllt, als die Elemente eindringlich, traurig und haltbar auch als selbstständige Wörter, und zwar als Adjektive auftreten. Beim Klassifizieren des Morphems kommen wiederum zwei Hinsichten in Frage: 1. Paradigmatische 2. Syntagmatische add. 2. Die Umgebung des Morphems ist wichtig – vgl. O. add. 1. Die Beziehung des jeweiligen Morphems zu anderen in derselben Umgebung auftretenden Morphemen. Bs: Das Morphem – keit tritt an andere Wörter an und bildet mit ihnen Substantive. In diese Klasse gehören ferner z.B. die Morpheme –heit, -e, -ei, -ung, die alle femininen Substantive von anderen Wörtern ableiten: Menschlich-keit, Schön-heit, Größ-e, Bäcker-ei, Beweg-ung. Es gibt jedoch auch sog. unikale Morpheme: DEF.: sind Morpheme, die nur in einer einzigen Verbindung auftreten. Bildungen mit unikalen Morphemen sind nur historisch erklärbar. Bs.: Him-beere – analog – Erd-beere, aber der Bestandteil Him- tritt nur in dieser einzigen Bildung vor; sowohl Him-, wie auch Himbeere sind unikale Morpheme. Fugenelemente BEISPIELE: Geburtstag, Prinzregentenstraße, Vormittagsstunde, Mittagsmahlzeit, Wirtsgarten, Gräberfeld, Aussegnungshalle. 1. Geburtstag: Geburt - s -tag 2. Prinzregentenstraße: Prinzregent- en – straße 3. Vormittagsstunde: Vormittag- s – stunde 4. Mittagsmalzeit: Mittag- s –mahlzeit 5. Wirtsgarten: Wirt – s – garten 6. Gräberfeld: Gräb - er – feld 7. Aussegnungshalle: Aussegnung- s – halle Fugenelement DEF: Fugenelemente sind die an der Verbindungsstelle von erster und zweiter Konstituente auftretenden Elemente. Das Bs. 1. Geburtstag: Geburt - s –tag zeigt, dass das – s nicht ohne weiteres mit der Flexionsendung identifiziert werden darf. Bei der Flexion des Femininums Geburt tritt kein – s auf. Dasselbe gilt auch für das Bs. 7: Aussegnungshalle: Aussegnung- s – halle In anderen Fällen stimmen die Fugenelemente formal mit Flexionselementen der ersten Konstituente überein: Bs 2 Prinzregentenstraße: Prinzregent- en – straße (Genitiv Singular) Bs 3, 4 und 5 Vormittagsstunde: Vormittag- s – stunde Mittagsmalzeit: Mittag- s –mahlzeit Wirtsgarten: Wirt – s – garten auch Genitiv Singular Bs 6: Gräberfeld: Gräb - er – feld, - Plural er - Pluralmorphem. Das Fugenelement er tritt nur bei Wörtern auf, die den Plural mit er bilden: Huhn – Hühnerei, Rind – Rindersteak. Erläuterung: das Huhn, Pl. die Hühner – tsch.: kur domácí, Bs.: Redewendung: nach jemandem, etwas kräht kein Huhn und kein Hahn vgl: http://www.duden.de/rechtschreibung/Huhn Hühn/er/ei - Ei des Haushuhns das Rind, Pl. die Rinder - tsch.: hovězí dobytek, skot, hovězí maso, Bs.: sie bevorzugt Fleisch vom Rind. das Rind / er /steak Pl. die Rindersteaks – ein Stück vom Rind FUNKTIONSKLASSEN DER MORPHEME Grundlage jedes Wortes ist immer mindestens ein Morphem, das die inhaltliche Beziehung des Wortes zu dem bezeichneten Sachverhalt (zum Denotat) und zu anderen Wörtern begründet und häufig auch allein als Wort auftreten kann. Bs. der Tee, klein, der Tisch. Diese Morpheme werden GRUNDMORPHEME genannt. Ein Wort besteht aus mindestens einem Grundmorphem. Unter den GRUNDMORPHEMEN unterscheidet man: · Freie Grundmorpheme sind Grundmorpheme, die auch als selbständige Wörter vorkommen können. Z .B.: Hoch-sommer (hoch und Sommer können auch selbständig auftreten). · Gebundene Grundmorpheme sind Grundmorpheme, die in der gegebenen Form nur gebunden an ein anderes Morphem, nicht aber als selbständige Wörter vorkommen. Z. B.: Halteplatz: Halte-platz, das Morphem Platz ist ein freies gebundenes Morphem, die Komponente Halte- kommt so jedoch als Wort nicht vor. Häufig werden die Grundmorpheme zur Bildung neuer Wörter mit Morphemen vom Typ –keit, -lich, -ung, -nis: amt-lich, Wirk-ung, bzw. er-, ge-, be-: be-fahren, ver-deutlichen, usw. kombiniert. Diese Komponenten kommen nicht selbständig vor. Sie werden Affixe benannt. Diese Morpheme modifizieren die Bedeutung der Grundmorpheme und dienen der Überführung eines Grundmorphems in verschiedene Wortarten und damit zugleich in verschiedene syntaktische Funktionen. Sie treten entweder vor Grundmorpheme – wie z.B. er-, ge-, be-, ver- – und werden Präfixe genannt, oder treten hinter Grundmorpheme und werden Suffixe genannt (–keit, -lich, -ung, -nis). Im Hinblick auf ihren Anteil an der Bildung des ganzen Wortes heißen Sie Formationsmorpheme. Erläuterung: verdeutlichen – tsch.: objasnit, ozřejmit, Bs.: etwas grafisch, statistisch, durch Beispiele verdeutlichen Die Segmentierung der Morpheme des Wortes Jahres führt auf eine weitere Klasse von Morphemen. Das Element –es läst sich aufgrund folgender Oppositionen segmentieren: Jahr-es, Haus-es; Hut-es, Mann-es. Die verbleibenden Elemente Jahr-, Haus-; Hut-, Mann- können auch mit einem Segment –e verbunden auftreten: Haus-e; Hut-e, Mann-e. Im Unterschied zu den Formationsmorphemen entsteht bei dieser Verbindung kein neues Wort. Es entsteht eine neue Wortform oder ein neues grammatisches Wort, das heißt ein Wort, das grammatisch anders einsetzbar ist. EXKURS - Terminologie: vgl.: https://files.ifi.uzh.ch/cl/gschneid/LexMorphVorl/Lexikon06.pdf Was ist ein Token? Was ist ein Type? Token: (nach [Bußmann 83]: einzelne sprachliche Äußerung) in einem Text vorkommende Wortformen Bsp.: "Die Frau jagt die Katze." enthält 5 Token (oder 6 Token, wenn man den Satzendepunkt eigens zählt). Type: (nach Bußmann: die den sprachlichen Äußerungen zugrundeliegenden abstrakten Einheiten) Bsp.: "Die Frau sah das Mädchen, aber das Mädchen hat sie nicht gesehen." enthält 10 Types ('das' und 'Mädchen' werden nur einmal gezählt; oder 12 Types, wenn man die Satzzeichen eigens zählt; 'sah' und 'gesehen' können auch als zwei Instanzen desselben Lemma-Types gesehen werden.) Das Morphem –es lässt sich als Genitivendung im Singular maskuliner und neutraler Substantive klassifizieren. In syntagmatischer Hinsicht ist sein Auftreten gebunden an maskuline und neutrale Substantive, denen die Artikelform des oder eines vorangehen kann. In paradigmatischer Hinsicht steht die Genitivendung –es in Opposition zur Dativendung –e und zum Fehlen von Endungen im Nominativ und Akkusativ. Um die Opposition auch dieser Formen in Bezug auf die Endung benennen zu können, spricht man ihnen eine Nullendung zu: Sie wird als Ø geschrieben: Geist-Ø gegenüber Geist-es. Solche Morpheme werden als Flexionsmorpheme (Flektive) bzw. Relationsmorpheme bezeichnet. Hilfsmorpheme: · DEF.: Flexionsmorpheme bzw. Relationsmorpheme sind unselbständige Morpheme, die keine neuen Wortbildungen schaffen, sondern neue Wortformen, das heißt neue grammatische Wörter (neue Types). · DEF.: Formations- oder Wortbildungsmorpheme sind unselbständige Morpheme, mit deren Hilfe neue Wörter gebildet werden. Z.B. das Morphem er kann sowohl als Relationsmorphem: Gräb-er als Pluralmorphem, wie auch als Formationsmorphem auftreten, z.B. als verbales Präfix: er-morden, er-frischen, er-ziehen oder als substantivisches Suffix: Lehr-er, Staubsaug-er usw. EXKURS: vgl.: https://files.ifi.uzh.ch/cl/siclemat/lehre/fs08/mul/script/html/scriptse7.html Strukturalistische Morphologie Analyseebenen für Wörter Segmentationsebenen für Wörter Bps. abgesagt * Buchstaben : a-b-g-e-s-a-g-t * Laute/Phone : a-p-g-ə-z-a:-k-t * Silben : ab-ge-sagt * Morphe : ab-ge-sag-t Morph Der Begriff Morph Definition: Ein Morph ist die kleinste segmentierbare Einheit einer Wortform, welche semantische oder grammatische Information trägt. Ein Morph kann als eine Lautform (phonetisch) oder eine Schriftform (graphematisch) aufgefasst werden. Segmentieren und Klassifizieren Mit der Methode der Minimalpaaranalyse identifiziert man die Laute (Phone), welche als Klasse (Phonem) die kleinsten bedeutungsunterscheidenden abstrakten Einheiten darstellen. Diese Verfahren kann man auf die Ebene der kleinsten bedeutungstragenden Einheiten übertragen. Allomorph Definition :(auch Morphemvariante). Allomorphe sind Morphe, welche sich zwar lautlich oder graphematisch leicht unterscheiden, aber trotzdem die gleiche semantische oder grammatische Funktion wahrnehmen können. Beispiel : (Semantische Allomorphe). Die Morphe “buch” und “büch” bedeuten beide Buch. Beispiel (Grammatische Allomorphe). Die Morphe “en”, “n” oder “e” tragen Pluralinformation im Deutschen. Morphem Definition (klassisch strukturalistische Definition). Ein Morphem ist die kleinste bedeutungstragende Einheit des Sprachsystems. Morph vs. Allomorph vs. Morphem nach [STOCKER et al. 2004] pict pict pict