Kontrastive Phraseologie: Übersetzung der Anekdoten Dt.-Tsch. (Doppeldeutigkeit der Phraseologismen): Der Schriftsteller Paul Heyse (1830-1914) stand einmal in einer überfüllten Straßenbahn. Ein junger Mann trat ihm auf den Fuß und blieb darauf stehen. Heyse klopfte diesem auf die Schulter und fragte: ,.Sagen Sie, junger Freund, -wie alt sind Sie denn?" Der junge Mann schaute den Dichter zuerst groß an und antwor- % tete dann: „Zwanzig Jahre," Da lächelte Heyse und sagte: „Das dachte ich mir. Aber ich meine, Sie könnten in diesem Alter schon auf eigenen Füßen stehen." Der Dichter Ludwig Fulda (1862 — 1939) geißelte um die Jahrhundertwende in zahlreichen Komödien die Schwächen der groß- und kleinbürgerlichen Gesellschaft seiner Zeit. Bei der Urauf- ■ führung seines ersten dramatischen Werkes in Frankfurt am Main Baß sein Vater, Inhaber des größten Kohlengeschäftes der Stadt, mit gesättigter Ruhe in seiner Loge, während der Sohn im Parkett sehr nervös das Aufgehen des Vorhangs erwartete. „Jetzt sitzen eie beide auf Kohlen ..." meinte schmunzelnd der bekannte Theaterkritiker Herbert Ihering. Ein Statthalter, der dem Tiberius eine Erhöhung der Steuern vorgeschlagen hatte, erhielt zur Antwort: „Ein guter Hirte schert seine Schafe, aber nur ein schlechter zieht ihnen das Fell über die Ohren. '' Berichtend über seinen Aufenthalt in Paris, der Stadt seiner Sehnsucht, sagteKurt Tucholsky (1890 — 1935): „Hier wird auch nur mit Wasser gekocht, aber es schmeckt besser." /3r> "ZurMusik hatte Sauerbruch (Chirurg, 1875 — 1951) von früh auf ein inniges Verhältnis. Schon als Kind bekam er von seinem Großvater eine Geige geschenkt; später schaffte er sich eine Trompete an, auf der er leidenschaftlich, die verschiedensten Weisen schmetterte. Bei geselligen Zusammenkünften produzierte er sich oftmals auch als Sänger oder stieg als Dirigent aufe ■ ■ Podium. Als man bei einer Gesellschaft seine Vielseitigkeit rühmte, fügte ein Kollege trocken hinzu:,.Nicht zu vergessen, daß er den Studenten die Flötentöne beibringt und seinen Assistenten mitunter den Marsch bläst." {£J Am Schluß einer Opernauf führung trat eine Sängerin, die mehr Eitelkeit als Talent besaß, auf Bülow (Pianist und Dirigent, 1830 — 1894) zu und fragte ihn: „Was haben Sie gedacht, als Sie mich heute auf den Brettern sahen?" „Daß Sie auf dem Holzweg __atadlu.hrum.mtB Bülow und ging -weiter. _. Als nach dem Abendessen der Ober mit E.T.A. Hoffinann abrechnete und vier Flaschen Wein bezahlt haben wollte, meinte der Dichter: „Vier Flaschen? Ganz ausgeschlossen, in meinen Magen gehen ja nur drei!" „Ganz recht, meirj. Herr", entgegnete der Ober, „deshalb ist Ihnen die vierte auch schon in den Kopf gestiegen]". Hoffinann war über diese Schlagfertigkeit so erfreut, dass er die vier Flaschen sofort bezahlte.