Metapher Aristoteles nannte die M. einen abgekürzten Vergleich, weil zwischen Grund- und Übertragungsbegriff eine Ähnlichkcitsrelation besteht, d. h. sie haben ein gemeinsames Merkmal. Dieses wird in der traditionellen Stilistik bezeichnet als tertium comparationis (t. c), als das Dritte des Vergleichs, und entspricht nach der semantischen Komponentenanalyse einem Sem. Man hörte die bellenden Stimmen der Offiziere. Gelegentlich kommt es in der Praxis zu einem fehlerhaften (oder auch scherzhaften) Gebrauch oder einer Vermischung von sprachlichen Bildern (Katachrcse). Vor einem Jahr standen wir nahe am Abgrund, jetzt sind wir einen Schritt weiter. Personifikation Spezialfall der M., der Unbelebtem aufgrund von Ähnlichkeit menschliche Eigenschaften zuschreibt. Wallau wird abgeführt. In den vier Wänden bleibt das Schweigen zurück und will nicht weichen. (Seghers) Synästhesie Auch hier spricht die Literatur von einer Untergruppe der Metapher. Es handelt sich um die Übertragung von Eigenschaftsbezeichnungen aus einem Sinnesbereich in einen anderen, es werden somit verschiedene Sinncsempfindungen kombiniert. Das Heidekraut spielte seine violette Melodie, und nur ein paar Immortellen wagten, mit ein paar Tönen Knallgelb dazwischenzuklimpern. (Strittmatter) Metonymie Übertragungsart, in der das eigentliche Wort ersetzt wird durch die Bezeichnung einer Erscheinung, die mit dem Gemeinten in realer Beziehung, also in einem sachlichen (räumlichen, zeitlichen, kausalen) Abhängigkeitsverhältnis steht. Das Abhängigkeitsverhältnis kann sowohl qualitativ als auch quantitativ (Synekdoche) sein. In der entsprechenden Literatur werden meist spezielle Reihen der Kategorisierung dieser Relation genannt: 4 b) d) e) 0 Raumverhältnis: Leipzig grüßt seine Gäste Zeitverhältnis: Das 16. Jahrhundert erlebte Englands Aufstieg zur Weltmacht. Stoffverhältnis: Er stieß ihm das Eisen in den Leib. Quantitätsverhällnis: Steinerne Gesichter nehmen die furchtbare Beschreibung der Not des gemeinen römischen Bürgers entgegen. (Brecht) Kausalvcrhältnis: Schenken Sie Ihrem Kind Selbstvertrauen - Fisher-Price-Spielzeug. Sie las Schiller. Teil fürs Ganze (pars pro toto): Auf der Straße spazierten blonde Sommerfrisuren. (Weisenborn) / Ganzes fürs Teil (totum pro parte): Sie aß ein Brot. Periphrase Umschreibung eines Gegenstandes oder einer Erscheinung mit anderen Worten. Während bei der Metapher und der Metonymie der Gesichtspunkt der Ähnlichkeit (Metapher) oder der logischen Abhängigkeit (Metonymie) Grundlage der Übertragung ist, ist die Periphrase in dieser Hinsicht nicht streng geregelt. So wird in der Literatur Periphrase häufig verstanden als Oberbegriff für alle möglichen Arten der Umschreibung (Synonyme, Euphemismen, Neologismen, Okkasionalismen). 11 Periphrase (in notwendiger Abgrenzung zu Paraphrase) als Tropus wird hier nur gefasst als erweiterte Umschreibung durch Gattungsbegriff und ein spezifisches Merkmal des Artbegriffs, also des eigentlichen Ausdrucks. In dieser Periphrase können sich jedoch weitere Stilfigurcn befinden (vor allem Metaphern). Die Stadt der deutschen Klassik; das schwane Gold; Wartburgstadt, Klein-Paris. Hyperbel Ersetzung des dem Gegenstand oder Sachverhalt „angemessenen" durch einen übertreibenden Ausdruck. Diese Übertreibung kann in zwei Richtungen erfolgen: Entweder wird der Gegenstand/Sachverhalt vergrößert oder verkleinert. Sprachliche Mittel der Hyperbel sind vor allem übertreibende Maß- und Mengenangaben. Der Spiegel zerbrach in tausend Stücke. Ich warte schon eine Ewigkeit auf dich. Ironie Als Tropus ist Ironie definiert als eine Umschreibung durch das Gegenteil. Das ist ja eine tolle Leistung! (bei einer schlechten Leistung) Litotes Umschreibung durch Verneinung des Gegenteils. Das ist keine Glanzleistung, (bei einer schlechten Leistung) 2.5.2 Figuren der Auslassung, Anordnung oder Hinzufügung Die folgenden Figuren sind an den Satz als minimale Texteinheit gebunden, sie werden deshalb auch syntaktische Figuren genannt. Sie beruhen nicht auf Ersatz, sondern auf Auslassung, Anordnung oder Wicdcrholung/Hinzufügung. Aposiopese Abrupter Abbruch der Gedankenfolgc, plötzlicher Satzabbruch. Die Aposiopese kommt vor allem in Texten der Alltagsrede vor, in der Belletristik als Mittel der Figurensprache. Ich sag Euch ... ach das ist ja doch zwecklos. Zeugma (gr.: ,Joch', .Klammer') Spezialfall des zusammengezogenen Satzes a) Die Glieder einer Aufzählung liegen nicht auf einer begrifflichen Ebene. Apfeltörtchen waren nämlich meine Passion ■ jetzt ist es Liebe, Wahrheit, Freiheit und Krebssuppe. (Heine) b) Ein polysemes Verb wird in einem zusammengezogenen Satz nur einmal verwendet, wobei aber mehrere Bedeutungen aktualisiert werden. Ein treues Herz und zwei nimmermüde Hände haben aufgehört zu schlagen. Ellipse Syntaktisch unvollständiger Satz. Rauchen verboten! Epizeuxis Unmittelbar aufeinander folgende und nebengeordnete wörtliche Wiederholung, wobei diese unterbrochen sein kann durch eine Konjunktion: Er schläft und schlaf. oder einen Vokativ: Lauf, Jäger, lauf... Anapher Wörtliche Wiederholung am Anfang aufeinander folgender Sätze oder Teilsätze. Danton hat schöne Kleider, Danton hat ein schönes Haus, Danton hat eine schöne Frau; er badet sich in Burgunder, ißt Wildbret von silbernen Tellern und schläft bei euren Weibern und Töchtern, wenn er betrunken ist. (Büchner) Epipher Wörtliche Wiederholung am Ende aufeinander folgender Sätze oder Teilsätze. Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit. (Nietzsche) Parallelismus Wiederholender Satzbau, der syntaktisch gleichwertige Wörter, Wortgruppen oder Sätze in Texten an gleicher Stelle wiederkehren lässt, häufig mit wörtlicher Wiederholung kombiniert. Das war der Preis für drei Brote, wenn der Markt - so nannten sie es - ein wenig gesättigt war, und es war der Preis für zwei Brote, wenn der Markt - so nannten sie es - löcherig.war. (Boll) Parunomasle(oder Aiinonilnalio) Wortspiel, das auf Wied erhol ungs Effekten beruht, die sich aus zufälliger Lautgleich-heit/-ähnlichkeit, aus Möglichkeiten der Flexion und aus Möglichkeiten der Wortbildung ergeben. Die Auswahl der Besten wird zur Auswahl der Bestien. (Brecht) Der Kampf aller gegen alle verwandelt sich in den Kampf aller für alle. (Brecht) Ich bin doch Zimmermann, aber in die Vorzimmer kann ich mich nicht finden. Ein Vorzimmermann ist halt eine eigene Profession. (Nestroy) Figura etymologica Wiederholung auf der Basis der etymologischen Verwandtschaft von Wörtern. Verb und Substantiv haben den gleichen Stamm. Gar schöne Spiele spiel ich mit dir. (Goethe) Klimax Aufzählung mit mindestens drei Gliedern, deren semantisches Gewicht in einem steigenden (steigende Klimax) oder fallenden Verhältnis (fallende Klimax) steht. Die Reihenfolge ist daher nicht austauschbar. Er war fremd geworden in der Zivilisation, in Europa, in Deutschland, in Nippenburg und Bumsdorf. (Raabe) Antithese Gegenüberstellung antonymisch gebrauchter Ausdrücke im Text, oft verdeutlicht durch adversative Konjunktionen oder Adverbien. Der Tag geht - Johnnie Walker kommt Oxymoron Scheinbar widersinnige Kombination von Wörtern mit GegenbedeuUing, vor allem in Gestalt von Kopulativkomposita oder attributivisch erweiterten Wortgruppen. dummklug, der fremde Freund, hässliche Schönheit, Hassliebe, unbürgerliche Bürger i ; : I i Cliinsmiis Kreuzender Satzbau, der syntaktisch gleichwertige Wörter, Wortgruppen oder Sätze in Texten an entgegengesetzter Stelle wiederkeliren lässt. Die Bewegungen der Himmelskörper sind übersichtlicher geworden, immer noch unberechenbar sind den Völkern die Bewegungen ihrer Herrscher. Der Kampf um die Meßbarkeit des Himmels ist gewonnen durch Zweifel; durch Gläubigkeit muß der Kampf der römischen Hausfrau um Milch immer aufs neue verlorengehen. (Brecht) Häufig sind paralleler Satzbau und chiastische Wortanordnung kombiniert (Antimetabole). Verbrenne, was du angebetet hast, und bete an, was du verbrannt hast. Asyndeton Aufzählung, deren Glieder nicht durch Konjunktion verbunden sind. Alles rennet, rettet, flüchtet. (Schiller) Polysyndeton Aufzählung, deren Glieder durch die gleiche wiederkehrende Konjunktion verbunden sind. Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt. (Heine) Prolepse Vorwegnähme eines Substantivs in isolierter Spitzenstellung. Der dazugehörige Satz nimmt das Substantiv pronominal oder adverbial wieder auf. Und der Haifisch, der hat Zähne... (Brecht) Epiphrase Nachtrag eines Substantivs in isolierter Endstellung. Der dazugehörige Satz enthält bereits ein entsprechendes Pronomen oder Adverb. Oh, daß sie ewig grün bliebe, die schöne Zeit der jungen Liebe. Anakoluth Satzbruch, Folgewidrigkeit im Satzbau. Wie die Aposiopese kommt das A. vor allem in der spontanen Alltagsrede vor, wird aber auch in der Belletristik gelegentlich zur Stilisierung der Figurensprache genutzt. „Ich dachte wirklich, als sie von diesem Edgar weglief... das war nur, um bei dir einziehen zu können, da bin ich mir ganz sicher. " (I. Schulze)