FILM ) Sühne auf dem Babystrich „Samaria", der neue Kraftakt' --—-. des Koreaners Kim Ki- Duk, schildert Sex, Gewalt und Erlösungsphantasien. chulmädchen-Sex, so wissen unsere .bunten Blätter seit langem, ist bei _"japanern oder Koreanern besonders begehrt: Die adretten Schulunifomien mit den weißen tauschen und Kniestrümnf" S . chen, heuit es, heizen schmutzige Man" nerphantasien an. Die Geschichte, die der'' Koreaner Kam K>Duk, 44, in seinem zehn-. feuKhn zu erzählen hat, beginnt mit zwei . zärtlich verschworenen Schuhnädchen: Die /"eine, kontaktscheu, verabredet telefonisch die Termine in S tundenhoteJs, die andere, iuVugierig-willig, ist den Männern zu Diensten, bis sie sich eines Tages in Panik vor einer Razzia aus einem Hotelfenster in den . "Tod stürzt Ihr Idol war die heilige Hure 1 Vasumitra. die, einPralHnctisrhpn I .pgpmft» zufolge, durch ihre Liebesknnst jeden ihrer Freier zum Buddhismus bekehrte. \ neuj f ten, _J...TU»r Kim-Film „Samaria": Heilige Hure und Büßerin Die verzweifelte Überlebende nimmt die Pflicht auf sich, der Reihe nach mit den Kunden ihrer toten Freundin zu schlafen und ihnen, in Umkehrung des üblichen Geschäftsgangs, den damals beten „Liebeslohn" nun zurückzuerstat-n: ein paradoxes hxemtaum der Sühne, 'das sie (wie der Filmtitel „Samaria" an deutet) als Akt barmherziger Nächstenlie be meint. Die spröde, geradlinige, fast etwas holz-schnitthaft-hölzerne Express! vität, die der bekennende Christ und berserkerhafte Lo-Querschläger Kim Ki-Duk dem Pas-ionssriiel zwischen schwer^ 11 ijfpn nerrümpfen und schmächtigen y\äArhrn- rörpem gibt, erinnert an den sehroffen Le-. gendenstil europäischer Einzelgänger wie Bunuel oder Pasolini. Aber erlaubt sich Kim {einer jener Regisseure aus Ostasien, die wohl bei westlichen Filmkunstire unden höher im Kurs stehen als in der Heimat) nicht diesmal, zum ersten Mal, einen allzu voyeuristischen Männerblick auf seine Schulmädcheh? Und zielen ihre Schicksale nicht allzu sinnsüchtig-sinn-a fällig aufs Gleichnishafte? Das Erstaunliche, alle Erwartungen Überrumpelnde ereignet sich, ab Kim In der Mitte von „Samaria" abrupt den Vater des Mädchens ms Zentrum rückt, einen verwitweten Kriminalbeamten, der zufällig seiner Tochter auf die Schliche gekommen ist und nun orutaie tiacne an den Männern nimmt, denen sie sich als Erlöserin angeboten hat "'. Als sich dann Vater und Tochter, jeder in ein eigenes schweigen gehüllt, im Auto zu emer langen Keise aufmachen, hinaus aus Her hasslctten Madt und ms Gebirge, in eine immer kräftigere, farbigere Einsamkeit - mit dieser Pilgerfahrt an eine Oi»n7i» auf Leben und Tod lässt der FÜm alles Kunst-aosichtsvolle hinter sich und vertraut sich ganz der Erfahrung des Augenblicks an. Und als KinozHSchauer hört man nicht auf sich zu wundern. UssJenny 1o 4Z Tanz zu dritt Die Verfilmung von Michael Cujmirighams Roman '„En Zuhause am Ende der Welt" feiert die Liebe im Angesicht des Todes, Romanvorlage die Welten - mit Mitte zwanzig von Cleveland nach New York gezogen, gründet Bobby (Colin Farrell) mit seinem Jugendfreund Jonathan (Dallas Roberts) und dessen Mitbewohnerin Clare (Robin Wright Penn) eine Ersatzfamilie. In „Ein Zuhause am Ende der Welt" unlet sich eine bizarre Menage ä trois zu-iammenTdie Hut-Design erin Clare, die be- Mitten auf einem Friedhof, zwischen Gräbern und steinernen Engeln, hebt ein kleiner Junge vom Boden ab - und blickt aus großer Höhe auf die Lebenden und die Toten. Eine eigenartige Himmelfahrt wird Bobby Morrow, der Hauptfigur in Michael Mayers Film „Ein Zuhause am Ende der Welt", zuteil. Nicht Gott, sondern der erste Drogen- rausch seines Lebens entrückt den Jungen der irdischen Weit und gibt ihm das Gefühl, der Schwerkraft enthoben zu ein. Der auf einem Roman des Pulitzer-Preisträgers Michael Cunningham basierende Film beschreibt das Leben seines in den späten fünfziger Jahren geborenen Helden als eine Geschichte tragischer Verluste: Innerhalb kurzer Zeit verliert Bobby Bruder und Eltern. Noch nicht erwachsen, ist ihm der Tod vertrauter als das Leben. „Ich war seit Jahren auf einem Friedhof gewesen; jetzt befand ich mich auf einer Party." Nur ein Semikolon trennt in der •eits verheiratet war und ihre Haare schon 50 ort bunt getönt hat, dass sie sich an die Originalfarbe kaum noch erinnern kann; der schwule Journalist Jonathan, der noch keinen seiner vielen Bettpartner geliebT das Interieur seines Zimmers weiß; und der junge Bäcker Bobby, ein Lngel mit wallenden Haaren, der noch nie Sex hatte. Fesselnd beschreibt der Füm das Schillern zwischen Freundschaft, Liebe und Begehren, das diese Dreiecksbeziehung kennzeichnet, eine wundersame Unbestimmt-" neit, die alles möglich erscheinen lässt. hat und dessen Kleidung so schwarz ist wie Doch als Cläre Bobby die Unschuld raubt, schießen ihm Tränen in die Augen. „Einen klagenden Schrei voller Todesangst" stoße er aus, schreibt Cunningham. Bald bekommen die beiden ein Kind. Das Gefühl, auf den Gräbern zu tanzen. hat tsooby nie verlassen - seine sanfte Darsteller Wright Penn, Farreü, Roberts: Bizarres Trio Melancholie, sein Bewusstsein tim djj» AHgpoerrwart_ aes Todes prägen den Film. Als kleiner Junge erlebte er, wie sein Bruder auf einer Party aus dem Garten auf ihn zulief, dabei eine Scheibe übersah, sie durchbrach und blutend zusammensackte. Selten war ein Film so traurig wie „Ein Zuhause am Ende der Welt"; noch viel seltener hat ein Füm das Klischee, Liebe könne stärker sein als der Tod, so sehr ,s mit Leben gefüllt. LaKS-OLAU E £[E.1 3 1 153 der spiegel j c / 1 d 0 4