4. Trieb zur Moral „Spider-Man 2" von Sam Raimi ist die aufwendigste Produktion dieses Kinosommers -und eine der besten. Die meisten Männer vergessen beim .Anblick eines hübschen Madchens bisweilen die Moral. Doch bei Peter 2_. Parker alias Spider-Man ist das anders: Auch wenn er seiner Flamme Mary Jane tiei in die Augen schaut, kann der Drang, die Welt zu verbessern, jederzeit in ihm geweckt werden - von Hilfeschreien oder Fohzeisirenen. Dann schaut er prompt weg von der Liebsten, hin zum Verbrechen. „Spider-Man 2" ist die Fortsetzung des vor zwei Jahren entstandenen Bloc'kbus-n ters. Regisseur Sam Raimi. der auch dies-^. mal Regie führt, lässt den von Tobey Mih guire gespielten Titelhelden schwer leiden: Weil es ihn triebhalt danach verlangt, das" Böse zu bekämpfen, bleibt ihm die amou-' rose Erfüllung versagt. Uber 200 Millionen Dollar standen Raimi angeblich für „Spider-Man 2" zur Ver-■ fügung - ein Rekordbudget und dennoch T , nur ein Viertel dessen, was der erste Teil eingespielt hatte. Doch die Fortsetzung Werbemotiv für „Spider-Man 2" Der Anzug kneift im Schritt men. F^s kann eben auch spannend wirken. wenn'auf der Leinwand die Welt stillzu- 5", 6. protzt nicht mit Verschwendungssucht, sie besticht durch Einfallsreichtum. Da steht Peter Parker im Waschsalon und zieht sein Spider-Man-Kostüm aus der Trommel - leider ist es ausgeblichen und hat die weiße Wäsche verfärbt. Da saust er vom Dach eines Hochhauses mit einem Aufzug nach unten und stellt dabei fest, dass sein Anzug im Schritt etwas kneift. ,,Spider-Man 2" erzahlt von einem Helden, der sich in seiner zweiten Haut nicht mehr wohl fühlt. Wenn Feter Parker seiner Tante seine Gewissensqualen schildert, dann ringt er \a mühsam um jedes Wort, zieht den Zu- T i senauer aber unwiderstehlich in den inneren Konflikt seiner Figur hinein: Der Film / . nimmt sich viel Zeit, damit sich die Räume mit Emotionen füllen könnerT Natürlich bietet „Spider-Man 2" auch A furiose Action-Sequenzen. die vor allem '"7 "von dem schillernden Bösewicht Doktor Octavius (Alfred Molinai leben, einer MF~ schung aus Mensch und Maschine und wie der fielet ein tragisches Zwitterwesen. Doch in den schönsten Szenen konzentriert Raimi den Blick der Kamera auf seine beiden Fiaupthguren, Peter Parker und 10. Mary Jane (Kirsten Dunst), und lässt den Hintergrund in der Unscharfe verschwim- itenen scheint. Lars-Olav Beier 120 der spiegel 2 s / 2 0 0 4