Königspirtguine in der Antarktis: Die gleichgeschlechtliche Liebe gehört zum Verhältensrepertoire TIERE Frackträger vom anderen Ufer Sind sie schwul? Oder irregeleitet? Im Zoo von Bremerhaven leben Pinguinmärmchen als Pärchen und bebrüten sogar Steine. Nun sollen schwedische Weibchen sie verfuhren. So richtig gut scheinen die Schwedinnen bei der Bremerhavener Männerwelt noch nicht anzukommen. Extra aus dem schwedischen Kolmarden sind die Pinguin-Damen per Lkw herangekarrt worden. Doch Charley, Links-Pfeil, Sechs-Punkt, Schrägstrich und die anderen nach dem Muster ihres Brustgefieders benannten Kerle haben trotzdem nur Augen für einander. „Die Männchen würdigen die Weibchen bislang keines Blickes", sagt Janna Fautz, Biologin des Bremerhavener „Zoos am Meer". Schon seit knapp drei Wochen protokolliert die Forscherin minutiös, „wer mit wem wann was macht" im HumboIdtpinguin-Gehege des Zoos direkt an der Weser. Das bisherige Ergebnis der Studie ist ernüchternd: „Die Männer hätten ja jetzt die Möglichkeit, tun es aber trotzdem nicht", sagt Fautz mit Blick auf den Schwedinnen-Import. Stattdessen kuscheln sie einstweilen Heber weiter untereinander. Bremerhaven hat eine neue Attraktion: Während bislang Fischbrötchen und Deichbummel als touristische Höhepunkte der HaFenstadt an der Wesermündung gelten durften, sind seit kurzem Pinguine mit schwulem Gebaren fester Bestandteil des Lokalkolorits. Gleich drei der fünf Pinguin-Pärchen des örtlichen Zoos sind reine Herrenrunden. Zoodirektorin Heike Kück höchstselbst outete ihre Humboldtpingui-ne, um auf das Nachzuchtproblem der bedrohten Tierart aufmerksam zu machen. „Wir wissen schon länger, dass sich eini- ge unserer Pinguin-Männer zu Paaren zusammenfinden", sagt Kück. Der Import von vier Pmguin-Weibchen aus dem schwedischen Zoo in Kolmarden sei der erneute Versuch, das Brutgeschäft der Alteingesessenen doch noch anzukurbeln. Kücks zentrale Frage: „Sind unsere Pinguine wirklich schwul, oder liegt es nur an mangelnder Gelegenheit?" Die herzerwännende Geschichte um die Frackträger vom anderen Ufer begann bereits vor vier Jahren. DNA-Analysen enthüllen damals, was Humboldtpinguinen äußerlich nicht anzusehen ist: Im Bremerhavener Pinguin-Pool herrschte krasser Da-menmangeL Zwar balzten die Tiere jährlich neu, dass es für Besucher und Pfleger eine Freude war, erinnert sich Kück. Zwölf der Humboldtpinguine jedoch entpuppten sich als Männchen, nur einer war weiblich. Inzwischen hat sich die Quote durch fleißiges Brüten eines heterosexuellen Paares und den Tod zweier Tiere auf zehn zu vier verbessert. Immer wieder jedoch verhageln die Männerpaare der Direktorin deň ersehnten Nachwuchs: „Zwei Paare haben in den vergangenen Jahren sogar Steine als Eierersatz bebrütet", sagt Kück. Die Biologin weiß: Sind die Vögel wirklich schwul, werden sie sich auch von Schwedinnen nicht verführen lassen. Im Bremerhavener .,Zon am Mticr Schweden-Weibchen, Männchen*: Weiter kuscheln DER SPIEGEL 7/2005