Vergleich der Herr und Hund Beziehung in Krambambuli[A1] und Herr und Hund [A2] und Untersuchung des Einflusses von Machtverteilung auf diese Beziehung Der Hund. Das Tier, das oftmals als der älteste Begleiter und Freund des Menschen beschrieben wird. Die Beziehung zwischen dem Menschen, dem Herren und seinem tierischen Begleiter ist tausende Jahre alt. Erst in den letzten Jahrzehnten erscheinen aber Forschungen und Studien, die gerade dieses Verhältnis zwischen den zwei Individuen genauer unter die Lupe nehmen und es aus verschieden Perspektiven zu erforschen versuchen. Zu diesen Studien gehört zum Beispiel das Forschungsprojekt der Universität Wien zu Herr und Hund Beziehung[A3] , sowie die Studie der Psychologin Dr. Silke Wechsung zu diesem Thema, die sie an der Universität Bonn durchgeführt hat. [A4] Auch in meiner Arbeit möchte ich mir die Beziehung, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede, zwischen dem Herren und seinem Hund in den Werken Krambambuli der österreichischen Autorin Marie von Ebner-Eschenbach und der Idylle Herr und Hund von dem deutschen Autor Thomas Mann genauer anschauen.[A5] Unter anderem werde ich versuchen zu zeigen, wie die Machtverteilung zwischen Herr und seinem Hundebegleiter nicht gleichmäßig war und wie zerbrechlich diese, eigentlich fest wirkende Beziehung, in Wirklichkeit war, sowie, wie eine einzelne Entscheidung des Hundes in solcher ungleichen Beziehung zu Tragödie führen konnte. [A6] Um besser zu verstehen, wieso ich mich für einen Vergleich dieser zwei Werke entschieden habe, ist es wichtig sich die ähnlichen Handlungspunkte und die weiteren Gemeinsamkeiten der beiden Werke kurz anzuschauen[A7] . Es ist bedeutsam, gleich am Anfang hervorzuheben, dass in beiden literarischen Werken die Handlung der Geschichte aus der Perspektive des Menschen, des Hundebesitzers, dem Leser präsentiert wird, und dass wir keinen Einblick in die Denkweise, die Empfindungsweise, oder die Gründe für die Verhaltungsweise des Tieres haben. Der Hund wird uns nur so präsentiert, wie er von seinem Besitzer, seinem Herren wahrgenommen wird, was natürlich nicht objektiv sein kann, da sich der Herr nie hundertprozentig in die Lage des Hundes versetzen kann(vgl. Knápek, 2020:133). In beiden Werken sieht sich der Hundebesitzer, also der Jäger Hobb in Krambambuli [A8] und der Ich-Erzähler, wahrscheinlich der Autor Thomas Mann [A9] selbst in Herr und Hund, als der wahre, der echte und einzige Herr des Hundes, dem die gesamte Liebe, Gehorsamkeit und Treue des Tieres gehören sollte. Gerade die Infragestellung dieser Überzeugung der totalen Treue und die ungleichen Machtrollen führen zu dem Verderben der Beziehung zwischen Herr und Hund, sogar zu einem tragischen Ende. Wir können nur schwer leugnen, dass der von der Machtverteilung verursachte Konflikt, nicht eine der wichtigsten Gemeinsamkeiten ist, die man sich in beiden Werken genauer anschauen kann. Weitere Ähnlichkeiten finden wir schon am Anfang beider Texte, da in beiden der Zustand des Hundes, in dem wir ihm als Leser zum ersten Mal begegnen, als sehr jammervoll, mager und sehr vernachlässigt beschrieben wird. Der Hundebesitzer sieht sich teilweise als Retter des Hundes, der ihn wieder heilt, sich um ihn kümmert und ihn pflegt. [A10] Diese Pflege ist aber nicht bedingungslos und gerade in Krambambuli sehen wir, wie hoch der Preis für solche Pflege in den Augen des Herren sein kann. Obwohl wir in beiden Werken mehrere Gemeinsamkeiten entdecken und erforschen können, ist es wichtig, um besser zu verstehen, wieso es letztendlich zu dem Konflikt zwischen Hundeherren und Hund gekommen ist, auch die Unterschiede [A11] in den zwei Werken nicht zu ignorieren. Gerade diese Unterschiede kann man nämlich als den Hauptgrund[A12] nennen, wieso es zu so einem unterschiedlichen Ausgang des Konfliktes in den zwei Werken gekommen ist. Auch wenn beide Geschichte einen Hundeherren und seinen tierischen Begleiter im Mittelpunkt haben, sind die Eigenschaften, der Charakter von den zwei Herren, wie auch ihren Hunden sehr unterschiedlich. Auf einer Seite haben wir den Jäger Hobb und seinen Hund Krambambuli, bei denen wir auf den ersten Blick zwar über eine feste, fast freundschaftliche Beziehung sprechen können, die aber bei näherer Untersuchung mehrere Widersprüche einer freundlichen, ebenbürtigen Beziehung aufweist. Hobb beschreibt Krambambuli zwar als den liebsten und unvergesslichsten (vgl. Ebner-Eschenbach, 1953:101) seiner Hunde, aber wir können argumentieren, dass seine Liebe zum Krambambuli, ihre gute Beziehung sehr stark darauf beruht hat, dass Krambambuli nur Hobb selbst gehorcht hat und nach den ersten Wochen eigentlich nie einen Befehl verweigert hat. Schon eine Weigerung einen Befehl zu folgen, auch wenn es deutlich, sogar in den Augen von Hobb, des Erzählers, eine schwere Entscheidung für den Krambambuli war, reichte Hobb dazu Krambambuli gleich zu verstoßen[A13] . Hobb selber war im Gegensatz zu dem Ich-Erzähler in Manns Herr und Hund ein viel strengerer Herr. Er erwartete von Krambambuli absolute Gehorsamkeit und wurde sich Krambambuli zum Beispiel weigern zu jagen, wie es Bauschan mehrere Male in Herr und Hund macht, wurde dies ein Jäger wie Hobb einfach nicht tolerieren. Natürlich sind diese hohen Erwartungen, die Krambambuli erfüllen muss damit verbunden, dass er von Hobb nicht nur als Gefährte und Haustier gesehen wird, sondern auch eine Art Arbeitsmittel, das er bei der Ausführung seiner Arbeit als Jäger benutzen kann und auf das er sich hundertprozentig verlassen kann. Im Gegensatz dazu[DEL: , :DEL] beobachten wir in Herr und Hund eine viel lockere, freundlicher erscheinende Beziehung zwischen dem Ich-Erzähler und seinem Hund Bauschan, der viel verspielter und weniger geneigt ist zu gehorchen ist. Sogar die Erziehung und das Training von Bauschan sind sehr zahm im Vergleich zu der strengen Erziehungsweise von Krambambuli, da der Ich-Erzähler nicht mal, wie er selber sagt, die Lederpeitsche bei der Erziehung von Bauschan benutzen kann (vgl. Mann, 1919:48-49). Das hat wahrscheinlich viel damit zu tun, dass Bauschan, im Gegensatz zu[DEL: m :DEL] Krambambuli, als ein Haustier, ein Hund zum Vergnügen[A14] , in die Familie beschaffen wurde, der keine andere Rolle in dem Haushalt hat, als ein Begleiter seines Herren zu sein. Aber auch in Herr und Hund, wo keine Rede von einem strengen Herren sein kann und der Bauschan sich viel mehr erlauben kann, würde ich nicht über eine ebenbürtige, gleichgestellte Beziehung sprechen, da auch in Herr und Hund nur eine Entscheidung, eine Handlung von Bauschan dazu führte, dass sich sein Verhältnis mit seinem Herren dramatisch verschlechtert hat. Um besser den entstandenen Konflikt und dessen Eskalation in beiden Werken zu verstehen und zu analysieren, ist es meiner Meinung nach außerordentlich wichtig, [A15] sich die Machtverhältnisse der zwei Hauptprotagonisten, also des Hundeherren und seines Hundes genauer anzuschauen. Man könnte sogar dafür argumentieren, dass die ungleiche Machtverteilung zwischen dem Hund und seinem Herren in beiden Werken der Hauptgrund des Konfliktes, der zu einer Tragödie führen kann, ist. Wie auch Pavel Knápek [A16] in seiner Arbeit Thomas Manns Herr und Hund aus der Perspektive der Cultural and Literary Animal Studies erwähnt, war für ein liebevolles, positives und verständnisvolles Zusammenleben von Besitzer und seinem Hundebegleiter ,, die Einteilung und Fixierung der Machtrollen grundlegend, da sie die Zufriedenheit des Besitzers garantieren sollten’’ ausgesprochen wichtig (Knápek, 2020:132). Diese Behauptung wird nur untermauert, wenn man die Folgen betrachtet, die das Verweigern dieser vorenthaltenen Machtverteilung für das Tier in beiden Geschichten gehabt hat. Die Verweigerung von Krambambuli einen Befehl auszuführen, sowie das Interesse in einem anderen Herren-Ideal von Bauschan wird als eine Gefahr dieser Machtrollen gesehen und führt gerade zu der Unzufriedenheit des Herren, also des Individuums, dass in der Herr und Hund Beziehung die größte Macht besitzt. Dies kann dazu führen, dass der Herr gerade diese Macht, diesen Einfluss auf das Wohlbefinden des Hundes ausnutzt, um den Hund zu bestrafen oder seine Wut auf ihm auszulassen. Da der Hund aber nur sehr wenig Einfluss auf die ganze Situation hat, die meiste Macht bei dem Herren liegt, kann sich das Tier nicht wehren und es kommt zu der drastischen Eskalation des Konfliktes. Gerade deswegen kann man, wie auch Hans-Joachim Jakob [A17] in seinem Werk Tiere im Text. Hundedarstellungen in der deutschsprachigen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts im Spannungsfeld von ›Human-Animal Studies‹ und Erzählforschung behauptet, Krambambuli und eigentlich auch, in einem geringeren Sinn Bauschan, als einen Spielball zwischen zwei Herren sehen (vgl. Jacob, 2014), wo der Herr das große Kind darstellt, und das Spielzeug, also der Hund, keine Macht besitzt. Der potenzielle neue Herr, der in Krambambuli in der Form von ,,dem Gelben’’ und in Herr und Hund in der Form des geheimnisvollen Jägers auftaucht, kann die etablierte Machtverteilung stören und zum Verlust der Macht des alten Herren führen, was natürlich wieder zu der Unzufriedenheit des Besitzers, also Hobb und des Ich-Erzähler, führen würde. Auch Hans-Joachim Jakob spricht in seinem Werk Tiere im Text über einen ,,Hund zwischen zwei Herren – die grundlegende Konfliktkonstellation’’ (Jakob, 2014). In Krambambuli ist Hobb derjenige, der die Macht hat Krambambuli zu verstoßen und ihn wegzuschicken, ohne dass der Hund sich dagegen wehren, oder ankämpfen kann. Hobb ist auch derjenige, der die volle Macht besitzt, Krambambuli zu verzeihen, den Konflikt zu lösen und Krambambuli wieder aufzunehmen, was aber tragischerweise zu spät geschieht und der Hund stirbt. In Herr und Hund ist der Ich-Erzähler, also auch der Herr, derjenige, der den Konflikt und seine Lösung kontrolliert. Er bestimmt von Anfang an, wie die Beziehung zwischen ihm und Bauschan sein wird, dass sie sich wegen des Konflikts für einige Zeit verschlechtert und auch wann sie sich wieder bessert. Bauschan besitzt hier nur sehr wenig Macht und Einfluss, um die Beziehung wieder zu bessern. In beiden Werken hat uns der Konflikt deutlich gezeigt, dass es sich nicht um eine paritätische Machtverteilung handeln kann, sondern dass der Hund und sein Wohlbefinden im großen Maße von seinem Herren und dessen Wohlwollen abhängig ist. In meiner Arbeit habe ich mich nur kurz und oberflächlich [A18] mit einem Thema beschäftigt, das danach schreit genauer untersuchen und analysieren zu werden. Als Fazit meiner kurzen Untersuchung habe ich aber festgestellt, dass es sich in der Tat lohnt, die Texte Krambambuli und Herr und Hund zu vergleichen, da mehrere Gemeinsamkeiten als gute Anhaltspunkte einer genaueren Erforschung dienen können. Dazu habe ich es hoffentlich geschafft [A19] zu zeigen, wieso es so wichtig ist, sich die Machtrollen in beiden Werken genauer anzuschauen und wie wichtig diese Machtverteilung für die Handlung der Geschichte sein kann. [INS: :INS] [INS: Sehr gelungener Text: Er benennt sein Thema direkt und formuliert eine klare These, die durch die Analyse der Erzählungen beantwortet werden kann (d.h. nicht über sie hinausgeht). Der Essay hat einen gut nachvollziehbaren Aufbau, bringt Zitate aus Primär- und Sekundärquellen und kann sie sinngemäß in der Argumentation unterbringen. :INS] Bibliographie: Ebner-Eschenbach, Marie von (1953). Meistererzählungen. Mit einem Anhang: Aphorismen und Erinnerungen, München, Deutschland: Manesse-Verlag. Jakob, Hans-Joachim (2014). Tiere im Text. Hundedarstellungen in der deutschsprachigen Literatur des frühen 20. Jahrhunderts im Spannungsfeld von ›Human-Animal Studies‹ und Erzählforschung«. Textpraxis 8 (1.2014). URL: http://www.uni-muenster.de/textpraxis/hans-joachim-jakob-tiere-im-text. Knápek, Pavel (2020). Thomas Manns ‚Herr und Hund‘. Germanistische Mitteilungen Volume 46, Issue 46, 119-140. DOI: https://doi.org/10.33675/GM/2020/46/12. Mann, Thomas (1919). Herr und Hund ; Gesang vom Kindchen : zwei Idyllen, Berlin, Deutschland: S. Fischer. ________________________________ [A1]Buchtitel bitte kursiv [A2]Buchtitel bitte kursiv [A3]Bitte Quelle genau angeben [A4]Quellenangabe fehlt [A5]Fragestellung klar formuliert – sehr gut [A6]These klar formuliert – sehr gut [A7]Sehr guter Einleitungssatz – der Leser weiß, was auf ihn zukommt, kann sich dann gut orientieren. [A8]Auch im Text bitte – Buchtitel kursiv [A9]Aufgepasst bitte – Autor und Erzähler sind PRINZIPIELL etwas anderes, der Erzähler ist eine Rolle, eine Stimme IM Text. Autor ist eine reale Person außerhalb des Textes. [A10]Hier wäre ein Zitat aus der Erzählung sehr hilfreich (und würde den Essay beleben). Solche Aussagen – auch wenn sie richtig sind – sollten immer mit Zitaten aus der Erzählung belegt werden. [A11]Sehr gut – wieder ein erster Satz im Absatz, der den ganzen Absatz gleich fest verankert in der ganzen Argumentation. [A12]GRÜN MARKIERE ICH DIE TEXTSTELLEN, DIE ZUR ORIENTIERUNG DIENEN. [A13]Genau – das Argument aus dem Text sehr gut mit Ihrer Beweisführung verbunden. [A14]Gute Beobachtung. [A15]Wieder – eine sehr gute Einleitung zum Absatz. [A16]Sekundärquelle nachvollziehbar und produktiv integriert, sehr gut! [A17]Sehr gut – wieder kann ich sehr gut verstehen, welche Funktion das Zitat in Ihrer Argumentation erfüllt. Sinnvoller Umgang mit der Quelle. [A18]Da bin ich anderer Meinung!:) [A19]Ich würde einfach schreiben: „ich habe gezeigt, dass ...“