h2.io Panoramubliek von den Hofstallungcn auf Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum und Hofburg in Wien 19 Semper 1892, S. 18. 20 Hasenauer hatte Semper ausdrücklieh gebeten, die Schnirtzeichnungcn zu übernehmen, womit die räumliche Durchbildung im Inneren maßgeblich bestimmt wurde. Vgl. Hasenauer an Semper am 21. Nov. 1870 (Anm. 17). 21 Wien. BMM, ohne Inv.Nr. Den maßgeblichen Anteil Sempers an der Kuppelausbildung belegt Hasenauers Bemerkung in seinem Schreiben vom 7.Jan. 1871. Dort heißt es, er habe hinsichtlich »der Kuppel eine Vermittlung inSempers Sinne gemacht. Vgl. Zürich, gta: 20-K-1871-01-07. 22 Zürich, gta: 20-0194-20. Das Blatt ist als Dokument der Urheberschaft seines Vaters an der Architektur der Hofmu seen von Manfred Semper publiziert worden. M. Semper 1894. S. 63. 23 Zürich, gta: 20-K-1871-05-01. 24 Teilaufriss der Fassade mit Angabe der Gesteinsarten. Wien. BHM.o. Inv.Nr. 25 Wien, Albertina: Az 4842. Die gleiche Form findet sich als Skizze auf einem exakt aufgetragenen Kuppelriss, der in Zürich aufbewahrt wird. Zürich, gta: 20-194-30. Umgesetzt wurde von Hasenauer jedoch eine völlig andere Lösung, die gerüsthafte Addition gerahmter Rechteckfenster. 26 Vgl. Abschrift in Zürich, gta: 20-0194. 27 Vgl. Hohenlohe (Obersthofmeister) an das Baukomitee am 5. Jan. 1875: »Das Hauptgewicht legen S. Maj. darauf, dass die von Semper entworfenen Programme unverändert verwirklicht [...] werden.« Wien, HHStA: HBC, StEF, Fase. 77. 28 Wien. HHStA: HBC, StEF, Fase. 77. Abgedruckt in Semper 1892.5.35-63. 29 Vgl. »Ideenskizze zum Statuenschmuck der Museen« von Emst Julius Hähnel vom 6. Mai 1874. Zürich, gta: 20-0194. 30 Der meistbeschäftigte Bildhauer war der junge Rudolf Weyr. Zum Einsatz der Bildhauer vgl. Walter Krause, Die Plastik der Wiener Ringstraße. Wiesbaden 1980,5.77-87. 31 Der Auffassung Klaus Eggerts, Semper und Hans Makart seien die »Hauptinitiatoren« der künstlerischen Konzeption des Kunsthistorischen Museums gewesen, ist in neueren Publikationen widersprochen worden. Sempers Einfluss war insofern gegeben, als der Rückgriff auf das universale Gesamtkunstwerk der Renaissance seinen Intentionen entsprach. Vgl. Beate Kriller, Die Innenausstattung, in: Kriller/Kugler 1991, bes. S.73f. 32 Zürich, gta: 20-0194-33. Die acht Deckenbilder wurden erst ab 1890 von dem Maler Karl Karger ausgeführt, nachdem der Kustos der Antikensammlung Rudolf von Schneider zuvor das Bildprogramm bestimmt hatte. Vgl. Beate Kriller, Die Innenausstattung (vgl. Anm. 31), S. 161-173. 33 Semper, IM 1852b, S.74. zeichnungen München. DTM: Semper-197-32-2; Wien. AbK/Kuka: Z 2tr867 bis 21193 (3.12.1870). Z 21186 (1.6,1876); Wien, Albertina: Az 4838 bis 4846. Az 4848, Az 48cibis 4853; Wien, HHStA: PAß (8 Pläne o. Sign); Zürich, gta: 20-0194-11 bis 34,36 bis 39 textquellen Nürnberg. GNM: Korrespondenz : Hähnel an S. am 10.4.U. 5.5.1874 (K 27); Wien. HHStA: AVA, StEF. HBC. Fascicel N 7; Zürich, gta: 20-0194 (Verträge v. 6.7.1872, Fachgutachten Okt. 1868. Rechnungen. Statuenprogramm Hähneis vom 6.5.1874 u.a.), Korrespondenz: S. an Hasenauer am 30.7.1869,5. an Hohenlohe am 12.8.1869, 29.5.1H71, Cren-neville an S. am 28.3.1869, Hasenauer an S. am 48., 23.11., 19.12.1868, 10.2., 7.5., 12.5., 26.5., 29.5., 3.6., 8.6., 24.6.. 2.7., 21.7., 22.7., 31.7.. 21.8., 24.8., 13.iL. i6.ii., 18.12.1869, 22.7., 21.it.. 19.12.1870. 20.1., 11.5.1871, Hohenlohe an S. am 20.7.1870, 13.5-, 31.5.1871, Hohenlohe an S. am 13-5.1871, TietzanS. am 22.11.1868, 10.1.1869 literatur Semper 1892: Carl von Lützow, Das Kunsthistorische Hofmuseum in Wien, in: ZfRK, N. F. 3, 1892, S. 97-102, 129-134; Lhotsky 1941; Manteuffcl 1961. S.138-162; F.g-gert 1978, S. 190-198; Katalog 1979. S. 140-145, Nr. 303-309; Walter Krause, Die Plastik tler Wietirr Ringstraße. Wiesbaden 1980. S.77-87; Fröhlich 1995; Haiko 1995; Kriller/ Kugler 1995 113 Hofburgtheater in Wien DR. - K AR L-l.UEG ER-RING ENTWURF AB 1869 AUSFÜHRUNG 1874-1888 Im Sommer 1869 lag in Wien ein von Semper erarbeiteter erster Lageplan für den Umbau der Hofburg unter Einbeziehung der Hof-museen (WV in) vor.' (vgl. Abb.in. 1) Auf ihm war hinter dem westlichen Ehrenhofllü-gel ein Neubau des Burgtheaters vorgesehen. Semper folgte damit einer Empfehlung des Kaisers, der ihm über Carl Hasenauer ausrichten ließ, das Burgtheater - falls der Architekt keine andere Idee habe - »gegen den Volksgarten« unterzubringen.' Von diesem Standort wurde ausgegangen, seit ihn Ludwig Förster 1862 vorgeschlagen hatte.' Wie der erwähnte Lageplan erkennen lässt, hielt sich Semper nicht nur an die Vorgabe, sondern nutzte die Situation zugleich, um mit einer Brücke eine direkte Verbindung zur Hofburg herzustellen. Dass er dabei auf das Halbrund seines Ersten Hoftheaters in Dresden (WV 22) zurückgriff und die Brücke vom neu zu errichtenden Gästeflügel zu dessen Scheitelpunkt führte, mutet wie eine demonstrative Abkehr von einstigen Positionen an. Denn in Dresden hatte er ja die Rundfront des Theaters gerade als emanzipierte Bauform aus dem Ensemble der erweiterten Zwingeranlagen (WV 12) hervortreten lassen. Der Korrespondenz mit Hasenauer ist zu entnehmen, dass Semper unmittelbar nach einem mehrwöchigen Wien-Aufenthalt im September/Oktober 1869 ein komplettes Projekt zum Burgtheater erarbeitet hatte.4 Es gelangte Mitte November nach Wien. Von ihm hat sich nur ein Erdgeschossgmndriss erhalten,' (Abb. 113.1) der insofern eine wichtige Planungsstufe darstellt, als er mit der segmentbogenförmigen Vorderfront und dem weit ausgreifenden seitlichen Treppenhaus-fliigel dem Entwurf zum Festspielhaus in München (WV 108) folgte. Dass Hasenauer nach Empfang der Zeichnungen die Frage stellte, ob für das Auditorium nicht eher eine antike, dem Münchner Theater ähnliche Form gewählt werden sollte,'' ist nahe liegend, denn die formale Diskrepanz springt ins Auge. Semper entschloss sich hier erstmals zu einer Trennung zwischen dem traditionellen Halbrund des Zuschauerraums im Inneren und der Segmentbogenfront im Straßenraum. Im März 1870 schlug er genau diese Lösung für das Zweite Hoftheater in Dresden (WV 115) vor, wo sie ab Frühjahr 1871 umgesetzt wurde. In Wien war es der über einen längeren Zeitraum gültige Theaterentwurf. Semper und Hasenauer nahmen ihn in die Erweiterungspläne der Hofburg vom 20. Dez. 1869 (vgl. Abb. 111.3) bzw. vom 15. Jan. 1871 auf,7 so dass die räumliche Verschmelzung von Hofburg und Theater erkennbar wurde. Der in die Ehrenhofkolon-nade einkomponierte Mittelbau bot in Kombination mit einem großzügigen Treppenvestibül für ein ausgewähltes Publikum einen prachtvollen Zugang sowohl zu dem dort gelegenen Gästeflügel als auch zum Theater. Innerhalb des Gesamtprojekts hatte der Bau der jenseits der Ringstraße vorgesehenen Hofmuseen (WV 112) den Vorrang. Während ter war, dessen Natur es eigentlich entsprach, in die Tiefe entwickelt zu werden. Semper n3.. Hotburgtheater in Wien. Vorprojekt. Standort hintcrdem westlichen Hofburgfliigel. I.ageplan.Sept./Okt. 1869 113.2 Hofburgtheater in Wien. Rechteck-Projekt. Lageplan. 11. Okt. 1871 fiir sie im Herbst 1870 ausgearbeitete Pläne vorlagen, kam der Neubau des Burgtheaters erst Anfang Mai 1871 wieder ins Gespräch, um von da an zielstrebig betrieben zu werden. Im Zuge der Einrichtung des Hofbaukomitees am 6. Mai 1871 wurden die beiden Architekten mit der Ausarbeitung von Planen zum Theaterbau beauftragt,* für den nun ein anderer Bauplatz vorgesehen war. Das Gebäude sollte in das Zwickelgrundstück an der Ringstraße gesetzt werden, das s.ch .m Nordwesten an den Volksgarten anschloss, wo es später auch gebaut wurde.* Semper er- hielt zunächst den Auftrag, »zwecks Fruktifi-kation« das Raumprogramm des Dresdner Theaters zuzusenden.'" Einige Wochen später wurde er gebeten, eine erste Skizze anzufertigen, die sich aber nicht erhalten hat bzw. nicht identifizieren lässt." Erst nachdem Semper Ende September 1871 nach Wien übergesiedelt war, setzte eine Phase intensi ver Arbeit am Theaterprojekt ein, als deren Ergebnis am 11. Oktober eine erste so genannte »Projekt-Skizze« vorlag." (Abb. 113.2) Letztlich verdeutlicht der Lageplan, wie ungeeignet das schmale Batiareal für ein Thea- und Hasenauer legten deshalb den Bau p« rallel zur Ringstraße, wo er sich mit seiner Seitenfront nicht gerade überzeugend prä sentierte.'1 (Abb. 113.3) Weder der durch eine Durchfahrt motivierte Mittelbau noch die extrem schmal gehaltenen Rampenauffahrten vermochten der Fassade ein charakteristisches Aussehen zu geben. Viel markanter zeigt sich dagegen eine großzügig angelegte Doppelrampe, die an der Ostseite ansetzt und unter Einschluss eines Wasserbeckens die Verbindung zum Volksgarten herstellt. In einer »zweiten Projekt-Skizze* vom November 1871 ist die Achse Vestibül - Zuschauerraum - Bühne gedreht, so dass sich die Hauptfassade nun der Ringstraße zuwendet.''' (Abb. 113.4) Weit ausgreifende, riegelartige Flügel an der Vorder- und Rückfront lassen eine H-Form entstehen, in die kreisförmige Auffahrten eingebunden sind. Auch hier taucht wieder die originelle Idee einer mittleren Durchfahrt durch das Gebäude auf, mit der eine direkte Kommunikation zum angrenzenden dichten Siedlungsareal geschaffen wird. Am 16. Dez. 1871 lag schließlich eine ganze Serie von Plänen vor, die zusammen mit den zahlreichen Skizzenblättern etwas von der breit geführten Diskussion um Bauplatz und Raumprogramm ahnen lassen. Angesichts der Tatsache, dass Semper bei den bisherigen Theaterneubauten stets die Rundfront gewählt hatte, möchte man hier für die plötzliche Vielfalt der Ideen Sempers jungen Mitstreiter Carl Hasenauer verantwortlich machen. Doch verlangte es der Zuschnitt des Grundstücks, die ganze Spielbreite auszuloten, die die vorgelagerte Zone Vestibül -Treppenhäuser - Foyer für die Raumorganisation eines Theaters zuließ. Neben dem H-förmigen Projekt wurden zwei weitere Varianten im Grundriss durchgearbeitet, bei denen nun wieder das Münchner Projekt Pate stand. Dabei zeigt sich die Vorderfront zum einen gerade mit fünfachsigem Portikus, und zum anderen mit Segmentbogen und schmalem Portalbau.'5 Die zurückgesetzten Seitenflügel fallen - im Unterschied zu München - kompakter aus, da den Treppenhäusern seitliche Raumfolgen angefugt sind. Als besonders nachteilig erwies sich der Umstand, dass der zentralsymmetrische, sich zur Mitte steigernde Baukomplex aus Platzgrün- 13.3 Hofburgtheater in Wien. Rechteck-Projekt. Teilaufriss zur Ringstraße. Ii. Okt. 1871 EL4, u u jjJE n—t % <* <* u » « » • % % % « 113.4 Hotburgtheater in Wien. H-formiges Projekt. Lageplan. Nov. 1871 den nicht in die im Entstehen hegriffene Achse zum Rathaus jenseits der Ringstraße zu legen war. Man stand vor der Entscheidung, entweder einen ganz anderen Bauplatz zu wählen, der sich aber nicht anbot, oder den kostspieligen Abriss erst aufzukaufender Häuser vorzusehen. Am Ende der Debatte plädierten Semper und Hasenauer fiir zwei unterschiedliche Lösungen. Hasenauer sprach sich dafür aus, das Theater als Rechteckbau mit seiner Längsachse zur Ringstraße zu legen, wie es von ihnen in der »ersten Projekt-Skizze« vorgeschlagen worden war.1'' Jede andere Anordnung hielt er - wohl wegen der nicht zu vermeidenden Achsenverschiebung zum Rathaus - für problematisch. Semper gab dem zur Ringstraße gelegenen Projekt mit der Segmentbogenfront (Projekt IV) den Vorzug und konnte sich damit auf der Sitzung des Baukomitees vom 26. April 1872 durchsetzen.'7 Bei diesem Vorschlag sind die Seitenflügel allein den Treppen vorbehalten und damit ebenso schmal ausgebildet wie beim Entwurf zum Münchner Festspielhaus. Die notwendigen Nebenräume sind an die Rückseite gelegt.'8 Semper hoffte wohl noch auf eine Vergrößerung des Bauplatzes, um die Rathausachse aufnehmen zu können, was als Resultat intensiver Verhandlungen mit der Kommune wi n g später auch durchgesetzt werden könnt« ' (Abb. 113.5) Nachd er das Projekt [V mjt der Ar ■'■'eiteren Reduzierung am i.Mai if" 1 hatte, wurde über detail- lierte Fr. B tiumprogramms diskutiert Aber erst am 2. Juli des Folgejahres lag ein komplettes Projekt vor, bei dem der Außenbau eine für seine Wirkung entscheidende Veränderung erfahren hatte." (Abb. 113.7) An die Stelle des von Semper zuerst für München entwickelten schmalen Portalbaus mit Exedra, der die Rundfront in ihrem Kulminationspunkt akzentuierte, ist ein drei achsiger Portikus getreten. Damit wurde eine Abplattung vorgenommen, die die Fassade in den Straßenraum drückt.2' Semper hat später ausdrücklich betont, dass diese Korrektur der Hauptfront auf Hasenauer zurückging. Er hat es sogar noch zugespitzter formuliert: Sie sei das Einzige gewesen, was dieser in den Entwurf eingebracht habe." Doch auch die Überdeckung des Zuschauerraums - die zentrierte eiserne Dachkonstruktion, deren mittlerer Ventilationsschacht sich in einer Laterne öffnet - weicht von Sempers anderen Theaterentwürfen ab. Hier trug die Zusammenarbeit mit dem Ingenieur Ignaz Gridl Früchte, der Erfahrungen beim Bau der Hofoper sammeln konnte. Wie in München und Dresden war der Grundriss zum Wiener Hotburgtheater über eine große Anzahl von Vorskizzen entwickelt worden.23 (Abb.113.6) Mit den polygonalen Räumen fügten die Architekten an der Nahtstelle zwischen Segmentbogenfoyer und den seitlichen Vestibülen eine Art Gelenk ein und schufen damit eine markantere Raumfolge, als das in München und auch in Dresden der Fall war. Die in diesem Projekt vorgesehene doppelläufige Treppe in den Flügelbauten kam nicht zur Ausfuhrung. Mochte Semper bei den Seitenflügeln aus eigenem Antrieb zu der für München vorgeschlagenen Anordnung zurückgekehrt sein, so wurde am Auditorium eine Reihe von Änderungen vorgenommen, gegen die er sich vergeblich zur Wehr setzte. Im November 1873 verlangte das Baukomitee, die vorgeschlagene Hul-eisen- in eine Lyraform ZU verwandeln, (Abb.113.10) eine Maßnahme, die sich akustisch als ungünstig erwies und mit dem V i'1 * * 4 - * < "é % * * * í * 4 « • » 4 iiJ-4 Hofburgiheater in Wien. H förmiges Projekt. Lageplan. Nov. 1871 phpn h*»rrn'flľŕ»n rlprp Annrrlnnna hielt er - wor 13.5 Wien vom Rathausturm. Um 1890 bau ab 1897 unter der Leitung von Emil von Förster revidiert wurde. Als Hasenauer sich im Frühjahr 1876 der Forderung fugte, die Logeneinteilung im dritten Rang fallen zu lassen,'5 meldete Semper zunächst aus ästhetischen Erwägungen heraus Protest an. Dabei war der Gedanke, die dritte Ebene mit einer freien Bestuhlung zu versehen, nicht neu. Er kam sofort auf, als im Mai 1872 die ersten Vorstellungen zum Raumprogramm entwickelt wurden/'' Es ist bemerkenswert, wie hartnäckig sich Semper über ein so gewichtiges Argument hinwegsetzte, das der Theaterdirektor Franz von Dingelstedt in die Debatte einwarf. Dingelstedt verwies darauf, dass die mittlere Bildungs- und Beamtenschicht das eigentliche Stammpublikum des Burgthe aters bildete, für das die von Semper vorgesehene geschlossene Logenwand unangemessen war.'7 Hasenauer trug diesem Tatbestand schließlich Rechnung. Er beabsichtigte aber, den Verlust an Logenplätzen durch solche in der Proszeniumsöflhung auszugleichen. Damit bot er Semper Anlass, die Angelegenheit breiter zu diskutieren, d. h. akustische und optische Probleme ins Gespräch zu bringen und noch einmal ausdrücklich auf die prinzipielle Funktion einer tiefen Vorbühne, mit der dem Zuschauer die .faktische. Bühnendekorat.on entrückt wird, zu verweisen.1 Eine bedeutsame Veränderung ist - vermutlich lange nach t873 - « den Bühnenhausfassaden vorgenommen worden. Ursprünglich waren sie, ähnlich w,e be.m Dresdner Theater, durch eine kräfuge :Ste.n-„ruk.ur und kleintetlige Fenster bewusst zu- rückhaltend gestaltet. In Wien geriet aber dieser Teil des Gebäudes aus den Straßenzügen der Innenstadt heraus gesehen ins Blickfeld. Der ganz andere Charakter, den diese Fronten schließlich annahmen -Joseph Bayer hat von der »Janusköpfigkeit« des Gebäudes gesprochen - war vom Giebelmotiv eines großen mehrteiligen Bogenfensters her entwickelt. Wie eine Reihe überlieferter Zeichnungen bezeugt, hatten sich die Beteiligten mit dessen Durchbildung eingehender beschäftigt und sich schließlich für eine 113.6 Hoiburgtheater in Wien. Grundriss i. Rang PROJECT FÚR DAS NEU TU ERBAUENDE K. K HOFSCHAUSPKLHAUS ERSTER RANO Rundbogenüberdeckung und eine Gliederung durch zwei Mittelkaryatiden entschieden.''' (Abb.113.il) Obwohl dieses Motiv auch Semper geläufig war - er hat es in einfacher Gestalt bei den basilikalen Hallenbauten (etwa bei seinen Börsenentwürfen) verwendet -sind die Fassaden wohl einer nachträglichen Entwurfsphase und damit Hasenauer zuzuordnen. 1 lasenauer schlug wahrscheinlich jene reiche Durchbildung vor, die als monu-mentalisierende Form am Ende des Jahr hunderts große Verbreitung finden sollte. W I II i 1 I H-H- 461 Im Dezember 1874 wurde der Grundstein zum Wiener Theaterbau gelegt. Die Arbeiten gingen nur langsam voran. Als sich Semper im Herbst 1877 ein letztes Mal längere Zeit in Wien aufhielt, war erst mit dem Setzen des aufgehenden Mauerwerks begonnen wor-den.'° Es vergingen weitere elfjahre, bis das Gebäude im Oktober 1888 feierlich eröffnet werden konnte. Vor allem die Tatsache, dass die gesamte bildnerische Ausstattung erst nach dem Tode Sempers in Angriff genommen wurde und dass bei diesem Bau das iko-nographische Programm nicht mehr auf ihn zurückging,1' könnte den Schluss zulassen, das Wiener Hofburgtheater sei mehr als andere Projekte der Spätzeit seinen Händen entglitten. Dem ist entgegenzuhalten, dass Semper mit dem durchgearbeiteten Entwurf 113.8 Hofburgtheater in Wien. Teilaufriss des Portikus. April 1874 vom Sommer 1873 dem Gebäude bis zu wichtigen Detaillierungen hin Gestalt gegeben hatte, die unter Hasenauers alleiniger Regie wohl noch modifiziert, aber nicht grundsätzlich verändert werden konnten. Schließlich hat Semper zu der gemeinsam eingereichten Hauptfassade'2 nachträglich einen Teilaufriss zum Mittelbau gezeichnet und damit gerade das Hasenauer zuzuschreibende Element des Baus in seiner Durchbildung und plastischen Ausschmückung bestimmt.'1 (Abb.113.8) Auf dem Blatt ist die figürliche Ausstattung des Attikafelds angedeutet. Vorgesehen war der Dionysos-Mythos, der als bildhafter Ausdruck des Sinnlich-Rauschhaften stets das ikonographische Hauptthema der Semperschen Theater bildete und in dieser Reliefform einen signifikanten Vorläufer an der Rückfront des Ersten Dresdner Hoftheaters, dem berühmten Frühwerk des Bildhauers Ernst Julius Hähnel. hatte. Darüber hinaus veranschaulicht der ausgeführte Mittelbau, in dem sich der bildnerische Reichtum der Fassade konzentrierte, sehr prägnant, auf welche Weise Hasenauer von der Semperschen Konzeption abwich. Bei Semper bleibt der skulpturale Schmuck stets der architektonischen Gliederung untergeordnet. Bei Hasenauer dagegen treten die Motive nicht nur inhaltlich stärker hervor, sie beginnen auch formal die Rah- mungen zu überwuchern. Er bindet die bildenden Künste nicht mehr in so strenger Weise wie Semper in das bauliche System ein, er arrangiert sie und gwrteht ihnen eine eigene Existenzberechtigur . . Auch wenn 1873 des Außenbaus geklri damals für die inner ■ ht alle Details ' SM Semper iltung schon die entscheidenden Vorgaben lost.« Beispielsweise zeigt der Querschnitt das gesamte dekorative System der Stiegenhäuser. Es nimmt in der Beletage mit dem Wechsel von Rundbogenfenstern und Figurennischen den Charakter der Festgalerie an, für die die Geschichte - etwa der französische Barockklassizismus unter Ludwig XIV. - einprägsame Beispiele bereithielt.'6 Schließlich legte Semper schon zu diesem Zeitpunkt die Formen und Farben des Deckenplafonds im Auditorium fest, den er als den »beherrschende[n] und abschließende [n] Akkord in der Harmonie des dekorativen Systemes« ansah.57 Dabei wählte er eine Aufteilung, die durch die Idee der vier großen Bildlünetten am Außenrand bestimmt war.,8 (Abb. 113.9) Semper griff auf ein Schema zurück, das er so schon einmal für das Kaiserliche Theater in Rio de Janeiro (WV 79) und für das Theätre de la Monnaie in Brüssel (WV 75) vorgeschlagen hatte. Sowohl die großen Lünetten-, als auch die kleinen Rundbilder sind in den späten 1880er Jahren von dem Feuerbach-Schüler Albert Hynais ausgeführt worden. Dabei ist Hynais von Sempers Konzeption nicht grundlegend abgewichen, im Gegenteil: Die Tendenz zum Barocken war bei Semper sogar noch stärker ausgeprägt, indem die Dichtermedaillons des Mittelrings so mit einem durch allegorische Gestalten geschmückten Unterbau verbunden wurden, dass sie das Gliederungssystem durchbrachen.39 Durch einen Bombentreffer und einen wenig später im Bühnenhaus ausgebrochenen Brand ging der Zuschauerraum des Burgtheaters völlig verloren. Der Wiederaufbau den Jahren i953 bis ^955 erfolgte m modernen Fassung. Anmerkungen Hasenauer brachte ihn am , Wien. AbK/Kuka: Z »^T, nach Wien. ,3. Juni .869 aus Sempers Zürcher J0-K- 2 Hasenauer an Semper am 3Jun. .»09 1869-06-03. 3 Vgl. Lhotsky Nov. l869. Zürich, gm + Vgl. Hasenauer an Semper i0-K-i869-i>'6- 5 Wien. AbK/Kuka: Z 2.17* 6 Vgl.Anm.4- Hasenauer hatte Semper 7 Vgl. Wien. BHM. ohne Inv. ^r. in einer "3-< Hofburgtheater in Wien. Zuschauerraum. Deckenplafond. Juli 1874 wiederholt gedrängt, für die Plangruppe, die im Januar 1871 eingereicht wurde, auch -die Thcaterfacade mit der Brücke, zu zeichnen. Hasenauer an Semper am 21 Nov. 1870. Zürich gta: 20-K-i87o-ll-2l. Offensichtlich ist Semper d,eser Bitte nicht nachgekommen, denn ein solches Blatt fehlt im Konvolut der Zeichnungen. 8 Regulativ fiir die mit der Leitung des Baus der Kaiserlichen Museen und des Hofschauspielhauses in W.en betrauten Organe. Zürich, gta: 20-0197. , Am .1. Mai .87. informierte der Ministenalrat Franz IFreiherr von Matzinger in einer ersten Sitzung das Hoftau-komitee über die .Allerhöchste Entscheidung«, wonach lur das Burgtheater der ehemalige Sch.llerplatz nächst cm ,1'aradeisgartl. vorzusehen sei. Angegeben bei Lhotsky Tülr Präsident des Hofbaukomi.ee, Rudolf Eugen Graf Wrbna-Freudenthal, an Semper vom 27. Mai 1871. Zuncn. irta' 20-K 1871-05-27. S In der sechsten Sitzung des Baukomitees am 2. Sept kirn zur Sprache, Semper habe zugesagt. d,e gewünschte Zeichnung innerhalb von 1+ Tagen vorzulegen. Wien. HHStA. AVA. StEF. HBC, Fase. N 77. 12 Wien. AbK/Kuka: Z 21155. (3 Ebd..7.2ii8o. 14 Ebd..Z2H54- 15 Ebd.. Z 21149 und Z21152. 16 Ebd., Z 21134- ■7 77. Ebd.. Z 2.131. Wien. HHStA AVA StEF, HBC. Fase N „ ,8 Aufdieser Sttzung des Baukomttees lag u.a. em Vergleich der Flächen vor. der fiir Projekt 1 ein etwas größeres Mala auswies. Zürich, gta: 20-197-Akten ,8 Es handelte sich um eine Lösung. d,e Semper und Ha senauer zuerst auf einem am .3. Febr. .872 s.gn.erten Plan vorgeschlagen hatten. W.en, AbK/Kuka: Z 2. ,jr ,0 Am .0. Juni .872 lag dazu e.n Lageplan «« tW en. AbK/Kuka: Z 21130), der im^^1 ^ su^jJbCjS «und Kulturleben der Mener Ringstraße. W.esbaden .,79 S.480. 4°3 Hier- tlj.n Holourgtheaterin Wien. Rückseite mit Bühncnhau 20 Wien, AbK/Kuka: Z21139. 21 Im Wiener Kupferstichkabinelt wird eine - allerdings nicht datierte - Grundrisszeichnung bewahrt, in der beide Varianten gegenübergestellt sind. Ebd., Z 21144. 22 Vgl. M.Semper 1894. S. 91. 23 Wien, AbK/Kuka:Z2ii63. 24 Sitzung des Baukomitees vom 26. Nov. 1873. Wien, HHSlA, AVA. HBC, Fase. N 77/45. 25 Sie war vom Holbaukomitee in seiner Sitzung am 14. Jan. 1874 auf Wunsch von »Theaicrfachleuten« erhoben worden. Ebd., Fase. N 77/47. 26 Sitzung des Hotbaukomitees vom 8. Mai 1872 Ebd., Fase. N77/20. 27 Vgl. Springer 1979 (Anm. 19), S. 480f. 28 Vgl. Sitzungen des Baukomitees vom 5. u. 12. April 1876. Wien, HHStA, AVA, HB, Fase. N 77/76 und 77. 29 Giebelautriss. Wien, Albertina: Az 4957. 30 Vgl. Manfred Wehdorn. Die Bautechnik der WmierRingstraße, Wiesbaden 1979,5.173. 31 Hasenauer reichte das Bildprogramm am 2. Aug. 1880 ein und bezeichnete sich in anmaßender Weise als Verfasser des Programms. Tatsächlich ging es aber zu großen Teilen auf den späteren Generalintendanten Dr. Eduard Wlassack zurück- 32 Wien, Albertina: CHA 389. 33 München, DTM: Semper-197-32-7. Manfred Semper, der das Blatt als Beweis für den Anteil seines Vaters an der bildnerischen Durchgestaltung in einer Umzeichnung als Stich abbildete, hat als Signum fälschlicherweise »Semper fec. April 1871c angegeben. M. Semper 1894, S.91. Das Original ist nicht signiert. 34 Walter Krause hat an diesem konkreten Beispiel überzeugend dargelegt, dass ein solches Phänomen nicht einfach als trotziges Gegensteuern abzutun ist, sondern dass sich hier die Auffassung einer neuen Generation kundtat. Walter Krause, Die Plastik der Wiener Ringstraße. Von der Spätromantik bis zur Wende um rc/oo, Wiesbaden 1980, S.I24f. 35 Zur gesamten bildnerischen Ausschmückung vgl. besonders Bayer 1894. 36 Standort unbekannt. Abgebildet bei Eggert 1978, Abb. 28. 3 7 Semper Stil I 1860. S. 67. 38 Wien. AbK/Kuka: Z21140. 39 Werner Kitlitschka hat auf Michelangelos Decke der Sixtinischen Kapelle als Paraphrase verwiesen. Werner Kitlitschka, Die Malerei der Wiener Ringstraße, Wiesbaden 1981. S. 160. Az 4955 bis 4962, Az 8652 bis 8656, Az 866ov. CHA 624 (Details); Zürich, gta: 20-0197-1,3 textquel1.rn Wien, HHStA. AVA, StEF. HBC; Zürich, gta: lO-oiy/tKegu-lativ des Hnfhaukomitees vom 6.5.1871. Flächcnvergleich von Projekt I und Projekt April 1872 u.a.). Korrespondenz: Hasenauer an S. am 3.6., 8.6., 1fi.11.1869, ai.i,.. 1.12. ,870, 7-J-. 1.5., 11.5.1871, Hohenlohe an S. am 13.5,1871 literatur Bayer 1894; Bayer 1900: Eggen 1976a; Eggert 1976b; Eggert r978. S. 198-210; Krause 1976; Katalog 1979. S.208-213. Nr. 404-412; Manfred Wehdorn, Dir Bautechnik der Wiener Ringstraße. Wiesbaden 1979. S.169-176; Walter Krause, Die P/astik der Wiener Ringstraße. Wiesbaden 1980. S. 123-160; Fröhlich i99i,S.n6 114 Börse in Wien SCHOTTEN RING ENTWURF 1869 Nachdem sich die Verhandlungen um das Projekt einer Zentralhörse in Wien üherJahre hingeschleppt hatten, ohne dass dessen Verwirklichung absehbar war, schied die Börsekammer am 1. März 1869 aus dem Beratungsgremium aus. Sie beschloss, für ihre Belange ein eigenes Gebäude zu errichten und bezog als Fachmann den Architekten Theophil Hansen ein. Dieser hatte 1868 als »artistischer Beirat< für die Zentralbörse zu wirken begonnen und in dieser Funktion schon ein Konzept für den ins Auge gefassten Bauplatz am Ausgang der Wipplingerstraße entwickelt.' Von der Börsekammer ausdrücklich darum gebeten, legte er am 12. Mai 1869 eine Situationsskizze vor. Er hatte fest mit einem direkten Auftrag gerechnet und war verärgert, als einen Monat später - am 21. Juni - beschlossen wurde, weitere Architekten in eine beschränkte Konkurrenz einzubeziehen. Aufgefordert wurden neben Hansen Heinrich 114.1 Börse in Wien. Projekt I. Hauptfassade. 1869 Carl Tietz, wärtiger Architei Semper hat! • ersteil Planski/vr bürg unter Einr (WV in) aus em Ferstel, der als Schöpfer des Bank- und Bör sengebäudes an der Herrengasse wohl die meiste Erfahrung mit diesem Bautyp hatte " lumgartner und als aus-'iiried Semper. mit Vorschlägen und i'.rweiterung der Hoffnung der Hofmuseen : verfahrenen Planungssituation herausgeholfen. Insofern bot es sich an, den in Zürich lebenden Architekten auch für das schon längere Zeit diskutierte Projekt zum Neubau der Börse zu gewinnen. Mit 1 000 fl wurde ihm ein doppelt so hohes Honorar wie den anderen Beteiligten in Aussicht gestellt.2 Der am 13. Aug. 1869 abgefasste Ausschreibungstext, der im Wesentlichen das Raumprogramm enthielt, ging auf die Vorarbeiten Theophil Hansens zurück.1 Eine Schwierigkeit bestand darin, dass der Bauplatz noch nicht gesichert war und nur von einer vorläufig angenommenen Situierung ausgegangen werden konnte.* Zum Abgabetermin am 14. Dez. 18693 'agen die Arheiten von Hansen, Tietz und Baumgarten vor. Semper hatte um Aufschub bis Weihnachten gebeten. Er hatte die Blätter in seinem Gepäck, als er am 23. Dezember - von Hasenauer wegen der gemeinsamen Arbeit an den Plänen zur Hofburg gedrängt - in Wien eintraf. Ferstels Entwurf, der noch später einging, wurde nicht mehr berücksichtigt. Semper reichte zwei Projekte ein, die sich im Grundriss nur unwesentlich voneinander unterschieden. Wie bei seinem Entwurf für eine Börse in Hamburg (WV 20), der mehr als dreißig Jahre zuvor entstanden war, gibt der ZEICHNUNGEN München. DTM: Semper-197-32-1 bis 11. 12a bis 22a, 70, o. Nr.; Wien, AbK/Kuka: Z 21172 (Projekt am Hofburgflügcl »Jov. 1869), Z 21125 bis Z 21136, Z 21141 bis Z 21144, i 21146^ 21149 bis Z 21162, 221164,7.21165 bisZ2ii7i. 21173 b,s 7- 2,,So (Vorprojekte 1871/1872), Z 21138 bis '. 21140, Z 21148, Z 21163 (Ausführungsprojekt 1873); Vien, Albertina: Az 8657 (Vorprojekt Okt. 1871). Az 8666 is 8672. CHA 389 (Ausfuhrungsprojekt 1873). Az 4824, z 4827, Az 4828. Az 4830, Az 4864, Az 4950 bis Az 4952,