Furzheinis Falter 41/04, erschienen am 6.10.2004 Was 1991 als studentischer Jux begann, hat mittlerweile die Dimension einer weltweit berichteten Großveranstaltung angenommen: Der "IG-Nobel", auch Anti- Nobelpreis genannt. Eine Woche vor Bekanntgabe der eigentlichen Nobelpreisträger veröffentlicht die Zeitschrift "Annales of Improbable Research" in zehn Wissenschaftskategorien die Namen von Forschern, "deren Erkenntnisse nicht wiederholt werden können oder sollen". Ein Heidenspaß also, vor allem für jene, die seit langem vermuten, dass Universitäten Brutstätten für abgehobenen und unnützen Wissensmüll sind. Das funktioniert so: In der Kategorie Biologie wurde heuer ein Team auf Grund folgender Publikation "ausgezeichnet": "Töne, die beim Hering (Clupea harengus) durch Freisetzung von Luftblasen produziert werden". Das klingt natürlich zu trocken, deswegen lautet die Begründung "weil Heringe sich offenbar durch furzen verständigen". Da sieht man direkt die Jury, die ihre Köpfe feixend wie die zwei MTV Anti-Helden Beavis und Butthead zusammenstecken und ihre spätpubertäre Analfixierung ausleben: Hehe, furzen, hehe! Für Journalisten aller Länder ist das natürlich leicht verdientes Zeilenhonorar. Als einer der Autoren interviewt wurde, musste er nur eine Frage beantworten: Sind furzende Heringe vielleicht ausschließlich Männchen und könnte dies das idente Verhalten von uns Männern erklären? Offenbar gibt es nicht nur dumme Antworten, sondern doch auch dumme Fragen. Dabei ist die eigentliche Fragestellung dieser Publikation ganz interessant: Fische sind keineswegs stumm, sondern erzeugen auf ganz unterschiedliche Weise vielfältige Töne. Sie knirschen mit den Zähnen, reiben Dornen und Flossenstrahlen aneinander und können ihre Schwimmblase als Art Trommel einsetzen, so dass man das auch noch über Wasser hören kann. Die Unterwasserwelt ist voll von Klick-, Grunz-, Knurr-, Klopf-, Quiek-, Trommel- und eben auch Darmlauten. Nur was wird damit kommuniziert? Werden Weibchen angelockt, Rivalen beeindruckt oder Feinde getäuscht? Lassen sich die Töne zur Orientierung wie bei Fledermäusen verwenden? Oder sind das nur zufällige Nebengeräusche? Nicht nur Biologen sind an diesen Erkenntnissen interessiert, sondern eine ganze Fischereiindustrie, die dadurch bestimmte Fischarten gezielt lokalisieren und fangen könnte. Also durchaus solide Arbeit einer Fachdisziplin. Aber Wissenschaft als großes Oktoberfest mit Watschentanz ist offenbar die gefragtere Inszenierung. http://www.falter.at/tierderwoche/index.php