Verhcitnisse - W, fi»*'l I°^ Verhältnisse als natürliche und gesellschaftliche Bedingungen verändern sich mit dem Wirken der Menschen. Dieses Wirken und die Veränderung als Folge desselben passieren gewollt und ungewollt. Am }. Juli 1945 wird die Stadt Magdeburg entsprechend dem Abkommen der Anti-Hitler-Koalition der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland unterstellt. Langsam beginnt der Wiederaufbau. In der DDR erhält die Stadt, die über den größten DDR-Binnenhafen verfügt, den Beinamen „Stadt des Schwermaschinenbaus". Über 2Ó000 Menschen arbeiten aliein im Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann" (SKET) und tausende weitere u. a. im SKLa, im MAW?, im GDW'o. Bis 1989 leben ca. 290000 Menschen in Magdeburg wie überall in der DDR: fast alle Männer und Frauen arbeiten - meist unter schiechten organisatorischen, technologischen, zeitlichen, räumlichen, hygienischen und sozialen Arbeitsbedingungen. Kinderkrippen, -gärten und -horte gewährleisten die Vollbeschäftigung von Mann und Frau. Aber DDR-Frauen verdienen bei annähernd gleichem Bildungs- und Qualifikationsniveau im Durchschnitt ein Drittel weniger als DDR-Männer. Die Stadt erwacht gegen 5 Uhr und scheint bereits um 20 Uhr wieder zu schlafen. Straßenbahnen und Busse sind die meist genutzten Verkehrsmittel. Magdeburg verfügt über rund 60 Polytechnische Oberschulen (POS), drei Erweiterte1 Oberschulen (EOS)" und acht Sonderschulen, Die zehnkiassige POS ist für alle Kinder und Jugendliche Pflicht. Neben den drei EOS gibt es verschiedene Möglichkeiten, das Abitur und damit die Hochschulreife zu erlangen: die Volkshochschule, ein Fachabitur, die Berufsausbildung mit Abitur. Es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Abitur- und Studienplätzen. Die Vergabe ist 8 Schwermaschinenbaukombinat „Karl Liebknecht' 9 Meßgeräte- und Armaturenwerk „Karl Marx" 10 VEB Schwermaschinenbau „Georgi Dimitroff" 1' vergleichbar einem Gymnasium 122 ieistungsabhängig, aber auch politisch und volkswirtschaftlich bestimmt. Alle Studenten bekommen ein Grundstipendium. Das Wohnungsbauprogramm der DDR setzt auch in Magdeburg Prioritäten. Drei große Neubaukomplexe entstehen am Stadtrand: Reform, Nord und Olvenstedt. Hier wohnen Industriearbeiter, Verkäuferinnen, Handwerker, mit Ärzten, Lehrern, Wissenschaftlern und Künstlern Tür an Tür. Der Innenstadt, vor allem der noch erhaltenen historischen Bausubstanz, wird erst in den 80er Jahren wieder mehr Beachtung geschenkt. Es gibt nur eine Krankenkasse, die Sozialversicherung (SV). Für die medizinische Versorgung werden Beiträge vom Einkommen abgeführt, ansonsten ist sie zuzahlungsfrei. Die Magdeburger werden überwiegend in Polikliniken, Ambulatorien und Krankenhäusern betreut. Betriebsärztliche Dienste und Spezialbetreuungen wie Schwangeren- und Mütterberatung, Dispensairebetreuung für unterschiedliche Krankheitsbilder (Rheuma, Herz-Kreislauf, Diabetes) und Jugendgesundheitsschutz (u. a. mit Einschulungsuntersuchungen, Reihenuntersuchungen, kinderorthopädischer und kinderpsychiatrischer Betreuung) sichern die Vorsorge. Während die arbeitsmedizinische Betreuung in mehr als 75% aller Betriebe umfassender ist als in der BRD (54%), ist die medizintechnische Basis absolut unzureichend. Drei Theater, ein Kabarett, eine Stadthalie, sieben Kinos, zwei Galerien, zwei Museen, eine Musikschule mit mehreren Musikunterrichtskabinetten, sechs Kulturhäuser, 46 Jugendklubs, rund 200 Gaststätten, sechs Sportstadien und -hallen, acht Freibäder und fünf Schwimmhallen, der Zoo und die Gewächshäuser umfassen u. a, das Freizeitangebot der Stadt. In über 600 Volkskunstgruppen und -zirkein der Stadt engagieren sich mehr als 10000 Magde-burger. Darüberhinaus gibt es bei FDJ'2 -und Pionierorganisation, Kulturbund und URANIA13 angesiedelte Arbeitsgemeinschaften und Interessengruppen sowie Veranstaltungsreihen. 12 Freie Deutsche Jugend, Jugendorganisation der DDR 13 Gesellschaft der DDR zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse 123