Entstehung Die Idee für den Messiah ging von Charles Jennens aus, der vorher schon das Libretto für das Oratorium Saul geschrieben und wahrscheinlich den Text für Israel in Egypt aus Bibelworten zusammengestellt hatte. Im Juli 1741 teilte er einem Freund mit, dass er Händel dazu bringen wolle, eine weitere Sammlung von Bibelstellen zu vertonen und in der Karwoche aufzuführen. Händel wollte eigentlich in der Saison 1741/42 nichts unternehmen. In der Saison davor war sein letzter Versuch gescheitert, mit Imeneo und Deidamia seine italienischen Opern fortzuführen. Den Anlass für die Komposition eines neuen Oratoriums brachte schließlich eine Einladung zu einer Konzertreihe in Dublin. Händel schrieb die Musik in seinem üblichen Tempo und benutzte – wie bei anderen Opern und Oratorien – teilweise frühere Stücke, darunter seine italienischen Duettkantaten. Nachdem er am 22. August 1741 begonnen hatte, stellte er den ersten Akt am 28. August, den zweiten am 6. September und den dritten am 12. September fertig. Mit der Instrumentierung war die Partitur am 14. September – also nach 24 Tagen – vollständig abgeschlossen. Gleich danach wandte er sich einem weiteren Oratorium, Samson, zu und komponierte den größten Teil, überarbeitete es aber noch einmal wesentlich im Herbst 1742. Im November 1741 reiste Händel nach Dublin. Am 2. Oktober hatte dort Mr Neale's Great Musick Hall in Fishamble Street eröffnet, wo er ab Dezember eine Subskriptionsreihe anbot, in der L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato und andere oratorische Werke gespielt wurden. Noch vor der ersten Aufführung des Messiah änderte er einige Passagen und komponierte neue Nummern. Eine Verzögerung ergab sich bei den Vorbereitungen dadurch, dass Jonathan Swift – Dekan der St. Patricks Cathedral – seinen Chorsängern zunächst nicht die Genehmigung erteilen wollte, an dem Konzert mitzuwirken. Die Uraufführung am 13. (24.) April 1742^[1] wurde als Benefizkonzert für mehrere karitative Organisationen angekündigt: For the Relief of the Prisoners in the several Gaols, and for the Support of Mercer's Hospital in Stephen's Street and of the Charitable Infirmary on the Inns Quay, on Monday the 12th of April [recte April 13^[1]], will be performed at the Musick Hall in Fishamble Street, Mr. Handel's new Grand Oratorio, call'd the MESSIAH, in which the Gentlemen of the Choirs of both Cathedrals will assist, with some Concertoes on the Organ, by Mr Handell. Nach Vorstellungen des Messiah verließ Händel im August Dublin und kehrte nach London zurück. Im Vergleich mit der enthusiastischen Aufnahme in Dublin war die Etablierung des Messiah im Londoner Konzertbetrieb problematischer. Schon bei Israel in Egypt hatte es Stimmen gegeben, die die Wiedergabe von Bibelworten in einem profanen Theater kritisierten. Um wieviel schlimmer musste es nun kommen, da Zitate aus den Evangelien für eine Abendunterhaltung verwendet wurden! Noch Jahre später wurde das Werk als blasphemisch verurteilt. Vielleicht wegen dieser Vorbehalte wurde das Oratorium für die erste Londoner Aufführung am 19. März 1743 im Covent Garden Theatre als A New Sacred Oratorio angekündigt, ohne den Titel Messiah zu nennen. Dies wurde auch 1745 und 1749 beibehalten. Erst 1750 begann eine jährliche Aufführungstradition, indem Händel nun seine Oratoriensaisons in der Fastenzeit mit einer Aufführung des Messiah abschloss und nach Ostern eine weitere Vorstellung in der Kapelle des Foundling Hospital gab, deren Erlös den Findelkindern zugute kam. Händel selbst dirigierte den Messias viele Male, modifizierte ihn oft, um ihn dem aktuellen Bedarf anzupassen. Folglich kann keine Version als authentisch angesehen werden, und viele weitere Änderungen und Arrangements wurden in den folgenden Jahrhunderten hinzugefügt – zum Beispiel von Wolfgang Amadeus Mozart im Auftrag von Gottfried van Swieten. Aufführungspraxis [Bearbeiten] Händel setzte den Messiah stets in der Fasten- oder Osterzeit auf den Spielplan, entsprechend dem Inhalt, der sich besonders im dritten Teil auf Ideen der Auferstehung und Erlösung stützt. Schon zu seinen Lebzeiten wurde es in Dublin üblich, das Werk in der Adventszeit im Konzertsaal aufzuführen. Diese Tradition breitete sich bald besonders in den englischsprachigen Ländern aus. In der Folge wurde das Oratorium manches Mal in seine Teile zerlegt: Weihnachtskonzerte bestehen oft nur aus dem ersten Teil und dem Halleluja, zur Osterzeit werden als Kirchenmusik die Teile gespielt, die die Auferstehung betreffen. Die Sopran-Arie I know that my Redeemer liveth wird häufig bei christlichen Beerdigungen gesungen. Der berühmteste Satz des Oratoriums ist das Halleluja, das den zweiten der drei Teile beschließt. An vielen Orten der Welt ist es üblicher Brauch, dass das Publikum für diesen Teil der Aufführung aufsteht – die Legende sagt, dass beim ersten Hören des Chors König Georg II. so ergriffen wurde, dass er aufsprang, was alle anderen dazu veranlasste, seinem Beispiel zu folgen. Libretto [Bearbeiten] Messiah ist neben Israel in Egypt Händels einziges Oratorium, dessen Text ausschließlich aus Bibelversen besteht. Die Auswahl der Verse traf Charles Jennens, der sich dabei von den Perikopen im Book of Common Prayer of the Church of England leiten ließ. Der größte Teil des Textes ist den Büchern der Propheten und den Psalmen des Alten Testaments entnommen. Auf diese Weise erreicht Jennens geschickt, dass der Christus des Neuen Testaments durch die Prophezeiungen des Alten Testaments als Messias identifiziert wird. Besetzung [Bearbeiten] Im Messiah setzt Händel vier Solostimmen (Sopran, Alt, Tenor, Bass) und einen Chor der bis auf eine fünfstimmige Ausnahme durchgehend vierstimmig ist. Es ist aber dokumentiert, dass er die Solopartien fast immer auf fünf Sänger verteilte und dabei zumeist die Sopran-Arien aufteilte. Bei den Aufführungen in Dublin wurden sogar acht Sänger eingesetzt, darunter Christina Maria Avoglio (Sopran) und Susanna Maria Cibber (Alt), die auch später in London zu Händels Ensemble gehörten. Die Solo-Sopran- und Altpartien wurden überwiegend mit Frauen besetzt. Die Besetzungslisten von 13 Wiederaufführungen bis 1759 weisen im Sopran neben den Frauen nur drei Fälle auf, bei denen als Solisten auch Knaben eingesetzt wurden. Die Alt-Partie wurde in drei Fällen von Kastraten, nie von Knaben, ansonsten von Frauen gesungen. Lediglich für die Uraufführung sind neben der Altistin auch zwei Countertenöre als Solisten dokumentiert. Die Orchesterbesetzung in Händels Autograph lautet Violine I/II, Viola, Violoncello, B.c., Trompete I/II, Pauke. Weitere Bläserstimmen kommen nicht vor, womöglich weil Händel zum Zeitpunkt der Komposition nicht wusste, welche Instrumente ihm in Dublin zur Verfügung stehen würden. Sicher ist aber, dass zumindest bei den späten Londoner Aufführungen Oboen, Fagotte und Hörner beteiligt waren. Aus einer Abrechnung von 1754 geht hervor, dass für diese Aufführung für das Foundling Hospital 14 Violinen, 6 Violen, 3 Celli, 2 Bässe, 4 Oboen, 4 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten und 2 Pauken eingesetzt wurden. Der Chor bestand aus rund 20 Sängern, wobei der Sopran mit Knaben aus der Chapel Royal und der Alt mit Countertenören besetzt war. Außerdem sangen die Solisten die Chorpartien mit. Bei der Dubliner Uraufführung war der Chor etwas größer und bestand aus 16 Knaben (Sopran) und 16 Männern für die übrigen drei Stimmen.