Faulenzerlcleidung macht fleißig Vom Zusammenhang zwischen Outfit und Kreativität Wir Journalisten haben es relativ leicht in Kleidungsfragen. Meistens würden wir auch dann noch nett begrüßt werden, wenn wir direkt vom selbst gemachten Ölwechsel in fleckigen Jeans und zerrissenem T-Shirt zu einem Termin kämen. Denn der Gastgeber will ja, dass wir nett über ihn schreiben, und deshalb lächelt er höchstens etwas gequält, falls wir unpassend gekleidet bei der Veranstaltung auftauchen, weil wir auf der Einladungskarte leider den Vermerk „Dirndl, Trachtenanzug oder dunkler Anzug" übersehen haben. Andere Berufsgruppen tun sich da schon schwerer. Wer nach dem Abitur eine Banklehre beginnt, muss in Anzug und Krawatte > schlüpfen und wird von einem Tag auf den | anderen von seinen ehemaligen Klassenkameraden nicht mehr wiedererkannt, wenn er sie zufällig bei der morgendlichen S-Bahn-Fahrt zur Arbeit trifft. Da sollte er es schleunigst schaffen, im Kollegenkreis neue Bekanntschaften zu schließen; sonst wird er schon bald hilflos und verlassen umherirren. Und so jemand soll gut gelaunt und effektiv seine Arbeit verrichten?! So kann jenes Untersuchungsergebnis nicht weiter verwundern, das kürzlich die „Financial Times" veröffentlicht hat: Je legerer die Kleidung, desto größer die Leistung im Beruf. Das haben britische Wissenschaftler jetzt herausgefun- Wir, die wir fast alles schon immer gewusst haben, können das nur bestätigen anhand einiger Beispiele aus unserem alltäglichen Arbeitsumfeld. Kollege F. zum Beispiel schreibt ganz besonders schnell und ganz besonders viel, wenn er sein ausgewaschenes Segel-Sweatshirt anhat. Und Kollegin T. vom Konkurrenzblatt ist immer die Schnellste in der Setzerei, wenn sie ihre luftige Windjacke trägt, die in Fachkreisen auch als „Einmannzelt" oder „formschöner Kartoffelsack" bekannt ist Dagegen haben andere, die wir immer nur in piekfeinen Nadelstreifenanzügen mit teuersten Krawatten antreffen, schon seit Jahren keine Zeile mehr geschrieben. Na, muss man noch mehr sagen? Ganz klar, Personalchefs, wo die Richtung langgeht. Erscheint ein Bewerber im Zweireiher oder im Dinnerkleid zum Vorstellungsgespräch, dann könnt ihr ihn gleich vergessen. Sicher ein Faulenzer, der einen ruhigen Job sucht. Baseball-Käppi, Kapuzenjacke, Shorts und Turnschuhe hingegen verraten das spontane Arbeitstier, das sich aufopfern wird für das Unternehmen. Sandalen statt Lackschuhe, grob karierte Holzfällerhemden statt langweiliger Maßarbeit von Pariser Schneidern! Sollte jemand heute noch glauben, schicke Kleidung sei ein Garant für den geschäftlichen Erfolg, so wird er sich schon bald Sorgen um seinen Arbeitsplatz machen müssen. p 4 Stellen Sie fest, wie der Autor folgende Fragen beurteilt. Wie beurteilt der Autor ... O den Eindruck, den jemand auf einer offiziellen Einladung hinterlässt, der sich überhaupt nicht an die Kleiderordnung hält? 0 die Chance von Journalisten, bei einem Empfang auch in unpassender Kleidung vom Gastgeber akzeptiert zu werden? 0 die persönliche Freiheit beim Kleidungsstil in Berufsgruppen wie dem Bankgewerbe? 0 die Möglichkeit für Personalchefs, beim Vorstellungsgespräch an der Kleidung der Bewerber die Eignung für die Stelle zu erkennen? Q die Erkenntnis, dass weder schicke noch legere Kleidung eine Voraussetzung für Erfolg im Beruf ist? negatív/ positiv skeptisch a a a a a a a a a a Woran erkennen Sie, dass es sich bei dem Text um einen ironischen Kommentar handelt? 97