Bemerkungen zur sprachgeschichtlichen Entwicklung der deutschen Sprache Mit Lautverschiebung werden bestimmte systematische Lautwandel-Phänomene bezeichnet, welche im Laufe der Entwicklung einer Sprache auftreten können. Dabei wandeln sich nach gewissen Regeln Konsonanten und/oder Vokale regelhaft in andere um. Lautverschiebungen lassen sich in der Geschichte vieler Sprachen beobachten. Sie treten schubweise auf, wobei der neue Zustand dann jahrhundertlang unverändert Bestand haben kann. Über die Auslöser so tief greifender Verschiebungen im Lautsystem einer Sprache besteht kein Konsens. In der Geschichte der deutschen Sprache wird der Begriff „Lautverschiebung“ in erster Linie für zwei ähnlich gelagerte Konsonantenverschiebungen benutzt, die vom Indogermanischen über das Germanische zum Deutschen geführt haben, die erste Lautverschiebung sowie die zweite Lautverschiebung. Erste bzw. germanische Lautverschiebung Als erste Lautverschiebung wird der regelhafte Lautwandel im Konsonantismus verstanden, der die germanischen Sprachen von allen anderen indogermanischen Sprachen unterscheidet. Die Änderungen durch die erste Lautverschiebung werden durch das Grimmsche Gesetz beschrieben, benannt nach Jacob Grimm. Diese Veränderung wurde traditionell auf ca. 500 v. Chr. datiert. Nach Ansicht Grimms und der meisten anderen Linguisten des 19. und auch 20. Jahrhunderts grenzt die erste Lautverschiebung das spätere westliche Indogermanische vom frühen Germanischen ab. Das Urgermanische ist der hypothetische gemeinsame Vorläufer aller germanischen Sprachen, also die Ursprache der gesamten germanischen Sprachfamilie, zu der unter anderem die heutigen Sprachen Englisch, Deutsch, Niederländisch oder Schwedisch zählen. Da vom Urgermanischen keine Textzeugnisse erhalten sind, spricht man von einer Rekonstruktsprache, also einer Sprache, die durch die Methode der historisch vergleichenden Sprachwissenschaft erschlossen wird. Die Rekonstruktion des Urgermanischen erfolgt einerseits anhand der frühest bezeugten altgermanischen Einzelsprachen Gotisch, Althochdeutsch, Altenglisch, Altsächsisch, Altnordisch, Altniederfränkisch und Altfriesisch, andererseits durch den Vergleich mit den übrigen Zweigen der indogermanischen Sprachfamilie. Das Urgermanische ist ein Fortsetzer der indogermanischen Ursprache. Die Sprecher dieser Sprachstufe waren Germanen in Nordeuropa. Über die Datierung des Urgermanischen lässt sich - mangels Textzeugnissen - nichts Genaues sagen. Man rechnet ungefähr mit einer Zeitspanne ab 500 v. Chr. bis zur Zeitenwende. Zu den charakteristischsten Merkmalen des Urgermanischen zählt im Bereich der Phonologie das aus der ersten Lautverschiebung erwachsene neue Obstruentensystem.[1] Im Bereich der Morphologie können das auf Ablaut basierende System der starken Verben, die Einführung eines neuen schwachen Dentalpräteritums sowie die Einführung einer schwachen Adjektivflexion als auffällige Merkmale des Urgermanischen gelten. Neuere Forschungen seit ca. 1990 datieren die erste Lautverschiebung jedoch erst auf das 1. Jahrhundert v. Chr. Noch die eindeutig germanischen Kimbern und Teutonen sprachen offenbar ein Idiom, das in der Terminologie Jacob Grimms nicht "germanisch" genannt werden könnte. Die erste Lautverschiebung wurde im Jahre 1806 von Friedrich von Schlegel und 1818 von Rasmus Christian Rask entdeckt und erstmals 1822 von Grimm annähernd vollständig beschrieben. In der englischsprachigen Literatur wird es deswegen teilweise auch als Rask's-Grimm's rule bezeichnet. Auch Grimm konnte die Erste Lautverschiebung mit dem von ihm formulierten Gesetz nicht vollständig erklären. Die verbliebenen Ausnahmen, den sogenannten grammatischen Wechsel, erklärte erst das Vernersche Gesetz von 1875. Anmerkung: Bei den folgenden Beispielen geben die zuerst genannten indogermanischen Sprachen den ursprünglichen Lautstand eines indogermanischen Wortes wieder. Die Beispiele, die aus dem Neuhochdeutschen stammen, dienen vor allem der allgemein verständlichen Veranschaulichung. Beispiele aus Sprachen, die den Germanischen Lautsstand bewahrt haben (Englisch, Gotisch, Skandinavische Sprachen), sind vorzuziehen, da die Konsonanten im Deutschen einer weiteren Veränderung, der Zweiten Lautverschiebung unterworfen waren und dadurch die Stufe der ersten Lautverschiebung wieder verwischt werden kann 1. Tenues-Spiranten-Wandel Die indogermanischen Tenues (stimmlose Verschlusslaute, auch als Plosivlaute oder Explosive bezeichnet)[2] wurden in einer Zwischenstufe zunächst aspiriert und dann im Germanischen zusammen mit den wenigen schon von vornherein aspirierten Tenues zu stimmlosen Spiranten (Reibelauten)[3] verschoben: Indogermanisch */p/, */t/, */k/ (> */ph/, */th/, */kh/) > germanisch /f/, /þ/, /h/ Beispiele: /p/ > /f/ (latein. pater, aber: neuhochdeutsch Vater, niederdeutsch Vadder oder vader, englisch father, dänisch far) /t/ > /þ/ (latein. tres, aber: englisch three, niederdeutsch dree ) /k/ > /h/ (latein. cord-, aber: neuhochdeutsch Herz, niederdeutsch Hart und heart, englisch heart) 2. Mediae-Tenues-Wandel Stimmhafte Verschlusslaute wurden zu stimmlosen Verschlusslauten. Indogermanisch */b/, */d/, */g/ > germanisch /p/, /t/, /k/ Beispiele: /b/ > /p/ (latein. baculum d.h. „Stab“, aber: neuhochdeutsch Pegel) /d/ > /t/ (latein. decem, aber: englisch ten, plattdeutsch teihn, dänisch ti) /g/ > /k/ (latein. gula, aber: neuhochdeutsch Kehle) 3. Mediae-aspiratae-Mediae-Wandel Die indogermanischen "Mediae aspiratae" (behauchten stimmhaften Verschlusslaute) wurden im Germanischen zu stimmhaften Spiranten (Reibelauten) verschoben, die sich dann aber - teilweise noch im Germanischen - zu Mediae (stimmhaften Verschlusslaute) weiterentwickelten: Indogermanisch */bh/, */dh/, */gh/ > germanisch /b/, /d/, /g/ Beispiele: /bh/ > /b/ (Sanskrit bhrātā, aber: neuhochdeutsch Bruder) /dh/ > /d/ (Sanskrit adham "ich setzte, stellte", aber: englisch 'deed "Tat") /gh/ > /g/ (indogerman. *ghostis "Fremder" (vgl. lat. hostis "Feind"), aber: neuhochdeutsch Gast) Datierung (fakultativ) Jahrzehntelang wurde angenommen, die gemeinsame germanische Sprache (Urgermanisch, Protogermanisch), aus der später die einzelnen germanischen Sprachen entstanden, habe sich um 500 v. Chr. durch die germanische Lautverschiebung aus einem west-indogermanischen Dialekt gebildet. In dieser Lautverschiebung wandelte sich beispielsweise anlautendes k über ch (wie im Wort ach) zu h, ebenso p zu f und t zu th (gesprochen wie im Englischen). Ein anderes Merkmal, das alle germanischen Sprachen verbindet und sie von den italischen und keltischen Sprachen unterscheidet, ist die Veränderung des häufigen Kurzvokals o zu a und des Langvokals ā zu ō. Diese Veränderungen können nur stattgefunden haben, solange alle späteren Einzelstämme der Germanen noch in engem Austausch standen. In der neueren und neuesten Forschung wird diese Lautverschiebung jedoch deutlich später angesetzt, nämlich im späten ersten Jahrhundert vor Christus. Hauptbeleg dafür ist der Stammesname der Kimbern, die im späten 2. Jahrhundert zusammen mit den Teutonen das Römische Reich von Norden her bedrohten (siehe unten). Beide Völker stammen aus dem Gebiet des heutigen Dänemarks. Da der Name Kimbern in lateinischen Texten durchgehend cimbri geschrieben wird, nie chimbri oder gar himbri, während in späteren lateinischen Texten sonst ebenso konsequent beispielsweise chatti (Chatten, daraus Hessen), chauci, cherusci usw. geschrieben wird, wird heute mehrheitlich angenommen, dass die germanische ("erste") Lautverschiebung im späten 2. Jahrhundert v. Chr. noch nicht stattgefunden hatte, zumindest aber noch nicht abgeschlossen war. Dieser Befund wird durch einige früh überlieferte Ortsnamen gestützt und präzisiert. So nennt Caesar den Fluss Waal, einen der Mündungsarme des Rheins, in seinem Buch De Bello Gallico (Kap. 4,10) um 50 v. Chr. noch Vacalus, dagegen nennt Tacitus in Kap. 2,6 seiner Annalen im späten 1. Jahrhundert n. Chr. die Waal Vahalem (Akkusativ, Nominativ: Vahalis m.). Diese Einschätzung hat für die Historische Linguistik recht weitreichende Folgen, etwa für die Datierung des Vernerschen Gesetzes. Die bislang in der Literatur als "Germanisch" bzw. "Gemeingermanisch" bezeichnete Sprache (mit bereits durchgeführter erster Lautverschiebung) bezeichnet demnach nur den - in zügigem Umbruch befindlichen - Sprachzustand kurz vor dem Ende der germanischen Spracheinheit um die Zeitenwende. In den Jahrhunderten davor wurde von den früheren Germanen dagegen ein dem Indoeuropäischen weit ähnlicheres Idiom gesprochen, das nicht überliefert ist, aber in seinen Grundzügen ebenfalls erschlossen werden kann. Vernersches Gesetz (fakultativ) Das nach seinem Entdecker, dem dänischen Sprachwissenschaftler Karl Verner benannte und im Jahr 1875 von diesem formulierte Vernersche Gesetz ist ein für das Urgermanische charakteristisches Lautgesetz, welches das Stimmhaftwerden (Sonorisierung) der stimmlosen Frikative („Reibelaute“) *f, *þ, *χ, *χʷ, *s unter bestimmten lautlichen Voraussetzungen beschreibt. Vom Gesetz betroffen sind einerseits die durch die erste Lautverschiebung entstandenen stimmlosen Frikative *f, *þ, *χ und *χʷ sowie andererseits der alte, aus dem Indogermanischen ererbte Sibilant *s. Diese Laute wurden immer durch ihre stimmhaften Entsprechungen *ƀ, *đ, *ǥ, *ǥʷ, und *z ersetzt, außer, wenn sie im Wortanlaut standen oder unmittelbar auf eine im Indogermanischen akzentuierte Silbe folgten. Das von Verner entdeckte Gesetz erklärte damit eine Reihe von Ausnahmen von der ersten Lautverschiebung, die bis dahin als ungeklärt gegolten hatten.. Den synchron beobachtbaren Konsonantenwechsel, welchen man in den meisten germanischen Sprachen als Resultat des Vernerschen Gesetzes vorfindet, nennt man Grammatischen Wechsel. Beispiel Dass den beiden Wörtern Bruder und Vater im Inlaut ein indogermanisches *t zugrundeliegen muss, zeigt der Vergleich mit lateinisch frāter und pater und altindisch bhrātar- und pitár-. Wie kommt es also zum Nebeneinander von d und t im Neuhochdeutschen? Mit den Regeln der ersten Lautverschiebung ist nur die Form Bruder zu erklären: Das indogermanische *t wird zu *þ (engl. brother) verschoben, welches zum Althochdeutschen hin regelmäßig zu d umgewandelt wird. Die Form Vater kann man so nicht erklären - man würde analog zu Bruder die Form Vader erwarten. Mithilfe des Vernerschen Gesetz wird Vater nun erklärbar. Da das Wort im Indogermanischen auf dem Suffix betont war (*ph₂tér-), greift nach der ersten Lautverschiebung das Vernersche Gesetz und macht *þ zu *đ, welches (über d) im Althochdeutschen regelmäßig zu t wird. Collinge, Neville E.: The Laws of Indo-European. Amsterdam 1985. S. 203-216. Schaffner, Stefan: Das Vernersche Gesetz und der innerparadigmatische grammatische Wechsel des Urgermanischen im Nominalbereich. Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft 103. Innsbruck 2001. Stricker, Stefanie: Vernersches Gesetz. In: Glück, Helmut (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 3. Auflage. Stuttgart 2005. Koivulehto, Jorma / Vennemann, Theo, Der finnische Stufenwechsel und das Vernersche Gesetz. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur. Nr. 118, 1996, S. 163-182 (bes. 170-174). „Deutsche Lautverschiebung” oder Zweite Lautverschiebung Als „Deutsche Lautverschiebung” oder Zweite Lautverschiebung (auch: Hochdeutsche oder Althochdeutsche Lautverschiebung) wird ein regelhafter Lautwandel im Bereich des Konsonantismus verstanden, der die hochdeutschen Dialekte entstehen ließ, die sich dadurch von den niederdeutschen Mundarten in einem gemeinsamen Dialektkontinnum unterschieden. Der Beginn dieser Veränderung wurde traditionell auf ab ca. 500 n. Chr. datiert, nach neueren Inschriftenfunden begann sie jedoch erst ab ca. 600 n. Chr. Bei der zweiten Lautverschiebung handelt es sich um einen längerfristigen und mehrphasigen Prozess, der zu Beginn der Überlieferung des Althochdeutschen im 8. Jahrhundert n. Chr. noch nicht ganz abgeschlossen war. Durch diese Lautverschiebung wurde aus den südlichen westgermanischen Dialekten die althochdeutsche Sprache. Die Grenze dieser Lautverschiebung verläuft von West nach Ost, mehr oder weniger am Mittelgebirgsrand; sie wird als Benrather Linie (s. u.) bezeichnet. Konsonanten: /p/ > /pf/ (niederdeutsch: peper, englisch: pepper -> Pfeffer) /p/ > /f/ (niederdeutsch: slapen, englisch: sleep -> schlafen; niederdeutsch und englisch: Schipp, ship -> Schiff) /t/ > /s/ (niederdeutsch: dat, wat, eten; englisch: that, what, eat -> das, was, essen) /t/ > /ts/ (niederdeutsch: Tied; englisch: tide (Flut); schwedisch: tid -> Zeit, Timmermann -> Zimmermann) /tt/ > /ts/ (niederdeutsch: sitten; englisch: sit -> sitzen) /k/ > /x/ (niederdeutsch: ik -> ich; altenglisch: ic; niederdeutsch und englisch: maken, make -> machen) /k/ > /kx/ (niederdeutsch: koken; englisch: cook -> kochen) /d/ > /t/ (niederdeutsch: dag, englisch: day -> Tag) Als Beispiel für die Auswirkungen der Lautverschiebung kann folgender Vergleich der mittelniederdeutschen Sprache und der mittelhochdeutschen Sprache anhand zweier juristischer Bücher dienen, des Sachsenspiegels (1220) und des Deutschenspiegels (1274): Sachsenspiegel (III,45,3) Deutschenspiegel (Landrecht Art. 283) De man is ok vormunde sines wives, to hant alse se eme getruwet is. Dat wif is ok des mannes notinne to hant alse se in sin bedde trit, na des mannes dode is se ledich van des mannes rechte. Der man ist auch vormunt sînes wîbes zehant als si im getriuwet ist. Daz wîp ist auch des mannes genôzinne zehant als si an sîn bette trit nâch des mannes rehte. Quellen (fakultativ) Der Sachsenspiegel (nds. Sassenspegel) ist das bedeutendste, gemeinsam mit dem Mühlhäuser Reichsrechtsbuch älteste Rechtsbuch des deutschen Mittelalters und zugleich das erste Werk mittelalterlicher, deutschsprachiger Prosaliteratur. Der Deutschenspiegel (entstanden um 1275), ein sog. Rechtsbuch, ist eine Sammlung von Gewohnheitsrecht durch einen Augsburger Minoriten. Als Grundlage des Deutschenspiegels dienten in erster Linie der Sachsenspiegel, das römische Recht, das kanonische Recht sowie bayerische Gewohnheitsrechte. Benrather Linie Die Benrather Linie teilt die gelbe Fläche von der blauen Fläche ab. Die Speyerer Linie teilt die blaue von der braunen Fläche ab. [LINK] Die Benrather Linie teilt die gelbe Fläche von der blauen Fläche ab. Die Speyerer Linie teilt die blaue von der braunen Fläche ab. Die Benrather Linie bezeichnet die Isoglosse maken–machen innerhalb des kontinental-westgermanischen Dialektkontinuums. Die gedachte Linie verläuft in West-Ost-Richtung beginnend bei Eupen (Belgien) quer durch Deutschland über Aachen und Benrath (ein Stadtteil Düsseldorfs), wo sie den Rhein schneidet, über Olpe, Kassel, Nordhausen, Aschersleben und Dessau, wo sie die Elbe schneidet, nach Berlin und Frankfurt (Oder). Benannt ist sie nach oben erwähntem Schnittpunkt mit dem Rhein. Die Benrather Linie wird gemeinhin als Sprachgrenze zwischen den niederdeutschen und den hochdeutschen Varietäten angenommen. Sie bezeichnet jedoch keine scharfe Sprachgrenze, sondern einen Übergang innerhalb des kontinental-westgermanischen Dialektkontinuums. Die hochdeutschen Sprachformen (Ober- und Mitteldeutsch) sind von der 2. Lautverschiebung betroffen, die Sprachformen in den niederen Landen (niederdeutschen bzw. niederländischen Sprachformen) nicht oder nur zum kleineren Teil. Vollständig durchgeführt worden ist die 2. Lautverschiebung nur in den allersüdlichsten deutschen Dialekten, im Südbairischen (Tirolerischen) sowie im Hoch- und Höchstalemannischen (wobei in den beiden letzteren anlautendes /kch/ zu /ch/ vereinfacht worden ist). k -> kch/ch: kind -> tirolerisch kchind, hoch/höchstalemannisch chind Die meisten mittel- und oberdeutschen Varietäten haben also die 2. Lautverschiebung nicht vollständig durchgeführt. Viele mitteldeutsche Varietäten sind nur in bestimmten, wenigen Fällen von ihr betroffen, wie es gut am so genannten rheinischen Fächer zu erkennen ist. Die 2. Lautverschiebung ist nicht der einzige große Unterschied zwischen den niederdeutschen und den hochdeutschen Mundarten und Sprachen. Hinzu kommen regionale Besonderheiten im Wortschatz, in der Grammatik und im Vokalismus (so haben beispielsweise im Bairischen, im Mitteldeutschen und im Niederländischen Diphthongierungen stattgefunden). * Literatur Althochdeutsche Lautverschiebung. u. Rheinischer Fächer. in: dtv-Atlas zur deutschen Sprache. Hrsg. v. Werner König. dtv, München 2004 (18. Aufl.), S. 62-65, 147, Karten S.64, 140. ISBN 3-423-03025-9 ________________________________ [1] Als Obstruent werden Sprachlaute bezeichnet, bei denen eine Verengung gebildet wird, die den Phonationsstrom durch Nase oder Mund behindert. Zur Klasse der Obstruenten gehören Plosive (stimmlos), Affrikaten und Frikative (stimmhaft). Obstruenten zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht sonorant sind. [2] Plosiv (auch Plosivlaut, Explosiv[laut]) werden die Konsonanten genannt, bei deren Artikulation der Atemluftstrom vollkommen blockiert wird; durch die sofort darauf folgende Wiederfreisetzung des sich angestauten Luftstroms entsteht eine kleine „Explosion“, die den Klang erzeugt. Die Benennung erfolgt also nach der Artikulationsart. [3] Ein Frikativ (auch Reibelaut, Engelaut, Konstriktiv, Spirans, Spirant) ist ein nach seiner Artikulationsart benannter Konsonant. Bei seiner Artikulation wird eine Engstelle gebildet, die die ausströmende Luft verwirbelt und den Reibelaut erzeugt. Frikative können stimmlos oder stimmhaft sein. Eine große Untergruppe der Frikative bilden die Zischlaute, die im vorderen Mundbereich gebildet werden und sich durch ein hörbares Pfeifen bzw. Zischen auszeichnen.