Steil führte die enge Straße hinauf, der Ort lag tausend Meter hoch. An ihren Trümmern erkannte man, daß dies einst eine ansehnliche Gemeinde gewesen sein mußte. Jetzt waren von den vielen hundert Häusern vielleicht noch sechzig bewohnt, die anderen verfielen nach und nach zu Steinhaufen. Überall waren solche riesigen Steinhaufen zu sehen, und da und dort konnte man noch eine Straße ahnen, die zwischen ihnen, als sie noch Häuser waren, hindurchgeführt hatte. Rund 200 Menschen waren in diesem Dorfaus Schutt und Stein geblieben, und als wir vom Ortseingang langsam höher schritten, schlossen sich uns all die älteren Männer an, die mit ihren Frauen freundlich aus den Fenstern geblickt und gefragt hatten, wer wir waren und was wir hier wollten. Karabatak kannte ohnehin die meisten von ihnen und erklärte uns, daß dieses kleine, kleingewordene Nižepole die ganze Welt sei, denn immer noch lebten Türken, Mazedonier, Griechen, Albaner und Aromu-nen hier und nutzten das Aromunische als Lingua franca. Er war überzeugt, daß es besser um den Balkan stünde, wenn sich all die eifersüchtig um ihre Nation und ihren Staat streitenden Völker des Aromunischen als gemeinsamer Sprache bedienten. Auf halber Höhe des Ortes stand ein Turm, dessen Glocke 1853 aus Wien geliefert wurde, nicht immer war Nižepole so vergessen gewesen wie heute. Dahinter streckte sich in diesem steilen Ort eine kleine Hochebene mit einer mächtigen Schule, deren Fenster zerbrochen waren. Die Steinstufen, die zu ihrem Eingang hinaufführten, waren geborsten, und Gras und Unkraut nahmen das imposante Gebäude gerade wieder 215 in Besitz. Hier wurden keine Kinder mehr unterrichtet, die wenigen, die es in Nižepole gab, brachte der Schulbus nach Birola. Auf die Frage, wer von ihnen in diese verfallende Schule gegangen war, zeigten alle unsere Begleiter auf, und begeistert gingen sie auf den Vorschlag ein, sich für ein Schulfoto auf die Stufen zu setzen. Mit einem Mal wurden aus würdigen älteren Herren ausgelassene Schulkinder, die aufgeregt durcheinanderredeten und sich allerlei Unfug einfallen ließen. Ehe sie sich niedersetzten, richteten sie einander die Haare und die Jacke, daß sie auf dem Foto auch ordenrlich aussähen, konnten dann aber kaum ein paar Sekunden den ernsten Ausdruck wahren, so schwer war ihnen das Stillhalten und Ruhigsitzen geworden. Hinter dem Kopf des Nachbarn deuteten sie für die Kamera mit den gespreizten Fingern das Eselszeichen, und alle paar Augenblicke begann einer so übermütig zu lachen, daß er die anderen mirriß. Auf dem Rückwes lud uns eine aire. HraViri<»> Pron mir fein