Der Mann sagt »So vernimm jetzt die Beschreibung der Qualenll\ die dir für immer bereitet sind; Als ich noch Speer-träger meines Herrn, eines hochedlen Mannes namens Robert11*, war und eines Tages bei großer Hitze mit ihm und vielen anderen Rittern durch den Wald des Königs ritt, rührte uns der Waidweg zu einem sehr schönen und erquickenden Ort. Der Ort war von grünem Gras bewachsen und rings von Waldbäumen umsäumt. Als wir dorthin kamen, ließen wir unsere Pferde (92) grasen und gönnten uns ein wenig Schlaf. Danach wieder aufgewacht, sattelten wir unsere Pferde, die frei herumliefen. Da aber mein Pferd sich ein wenig weiter von allen übrigen auf der Weide entfernt hatte, wurde ich so lange durch das Zurichten meines Pferdes aufgehalten, daß ich mich mit einem Mal allein auf der Wiese zurückgelassen fend. Und als ich ohne Kenntnis des Weges ziellos durch das Gelände irrte und in alle Richtungen Ausschau hielt, da erblickte ich in der Ferne eine riesige Zahl von Rittern, die am entfernten Ende dieser Weide vorbeiritten. Da ich aber fest glaubte, daß unter ihnen mein Herr reite, freute ich mich sehr und versuchte, mich, so gut ich konnte, der genannten Ritterschar zu nähern. Doch obwohl ich sorgfältig nach ihm Ausschau hielt, konnte 6i> Über di« Lieb» ich ihn nicht ausfindig machen; er befand sich nämlich gar nicht unter ihnen. Und als ich den Reitenden näher kam und diese prächtige Schar genauer musterte, fiel mein Blick auf einen Mann, der vorausritt, auf einem auffallenden, wunderschönen Pferd saß und mit einem goldenen Diadem gekrönt war. Ihm folgte an erster Stelle eine große Schar schöner Frauen, von denen jede auf einem wohlgenährten, stattlichen (93) Pferd saß, das ganz sanft einherschritt. Alle waren mit kostbarsten, bunten Kleidern und golddurchwirkten Umhängen geschmückt, und jede hatte zur Rechten und zur Linken je einen Ritter und einen dritten zu Diensten, der zu Fuß vor ihr herschritt und ständig die Zügel ihres Pferdes in der Hand führte, damit sie, ohne durchgeschüttelt zu werden, möglichst sanft auf ihrem Pferd reiten konnte. So waren die Frauen dieser ersten Gruppe ausgestattet, und so ritten sie daher. Dahinter aber folgte eme riesige Reihe glänzend gerüsteter Ritter, welche die Frauen von allem Trubel und von Zusammenstößen mit denen, die folgten, abschirmten. An zweiter Stelle kam eine große Zahl von Frauen, zu deren Diensten alle Arten von Männern sich zu Fuß oder zu Pferde bereit hielten. Aber da sie alle ihre Dienste eisten wollten, entstand ein solches Chaos und ein so gefährlicher Tumult, daß die Frauen die Dienenden gar nicht in Anspruch nehmen konnten und diese selber keine Gelegenheit hatten, ,hrc D.cnste anzubieten. Und S0 fiihrte das Überangebot von Dünsten zuletzt nur zu deren völligem Ausfall und zur Ugememen Hektüc so daß es die Frauen als eine große £r- wöhn J8 nmPÍUndľ hänCn (94)- Wenn sie «* *»» **-ľerlotľ m "írlaSSen WOrden Wáren- A" dritter Stelle trľJnf, ein fS UDd "^erregendes Heer von dľcľtmiľr™ H,d?ChÖnC FraUeD- abcr *ie wen bedeckt rmt überaus häßlichen Kleidern, die gar nicht zur Iah- reszen paßten. Denn obwohl Hochsommer her schtc hatte man s,e gegen ihren Willen in Fuchspelz, geh^ Dazu rittľn Erstes Buch sie nicht gerade damenhaft auf ganz häßlichen und erbärmli-chen> nämlich abgemagerten und schwer lahmenden Gäulen» die keine Zügel und keine Sättel hatten und auf hinkenden Beinen dahertrotteten. Diese Frauen hatten für ihre Verrichtungen keinerlei Helfer, niemand stand ihnen zur Seite und unterstützte sie. Zu all dem wirbelten die vor ihnen herziehen-den Fußsoldaten und Berittenen mit ihren Füßen einen solchen Staub auf» daß sie sich kaum noch selber wahrnehmen konnten, weil ihnen der Staub in den Augen saß und ihre Lippen verklebte. Als ich mir das alles sorgfältig betrachtete und in tiefes Nachdenken verfiel, was das wohl zu bedeuten habe, da rief mich eine Frau von ehrfurchtgebietender Schönheit» die am Schluß von allen auf einer abgemagerten, klapprigen und an drei Beinen hinkenden Mähre herritt» mit meinem Namen und gebot mir sogar, zu ihr zu kommen. Als ich mich zu ihr (95) begeben hatte und ihr schönes, attraktives Gesicht wahrnahm und sah, daß sie auf einem so häßlichen Pferd saß, bot ich ihr sofort mein Pferd an. Sie aber lehnte das Angebot ab und redete mich mit folgenden Worten an: ,Du suchst deinen Herrn» aber hier wirst du ihn nicht finden, denn du bist weit von seinem Weg abgekommen.1 Und ich antwortete: »Ich bitte Dich, Herrin, wenn es Dir gefällt» geruhe, mir den rechten Weg zu zeigen/ Darauf antwortete sie: ,Erst wenn du diesen Heeres2Ug in seinem Lager angekommen siehst» kann ich dir den sicheren Weg zeigen/ Und ich antwortete darauf: ,kh bitte Dich, erkläre mir, wenn es Dir beliebt» wem dieses Heer, das ich da sehe, gehört, und warum eine so schöne Frau sich für ein so jämmerliches Pferd und fur so häßliche Kleider entschieden hat/ Darauf antwortete die Frau: »Das Heer, das du siehst, ist das Heer der Toten/ Als ich das hörte, war mein Sinn mit einem Mal über die 67 über dl« Liebe Maßen verwirrt, ich erbleichte, und alle meine Knochen bewegten sich in ihren Gelenken. Zitternd und zutiefst erschrok-ken hätte ich mich am liebsten (96) aus dieser Gesellschaft davongemacht. Doch sofort beruhigte mich diese Frau mit ihren Worten und versprach, mich vor jeglicher Gefahr unversehrt zu bewahren. Sie sagte: .Hier bist du sicherer und beschützter als in deinem Vaterhaus.' Als ich das hörte, kehrte mein fast schon ausgehauchter Leberisodem in mich zurück, ich trat näher an sie heran und fing an, sie über alles genau auszufragen. Und sie erzählte alles der Reihe nach und sprach: .Der Ritter, den du mit einem goldenen Diadem auf dem Haupt vor dem ganzen Volk einherziehen siehst, ist der Gott der Liebe, der sich jede Woche einmal einen Tag lang zu diesem Heer gesellt und jedem, je nachdem, ob er im Leben Gutes oder Böses getan hat, auf wunderbare An entsprechend seinen Verdiensten vergilt. Die Frauen, die so reich geschmückt und an' sehnlich an erster Stelle hinter ihm herziehen, sind jene glücklichen Frauen, die sich in ihrem Leben auf kluge Weise den Rittern Amors zugewandt haben und es verstanden, den um Liebe Werbenden jede Gunst zu erweisen und ihnen unter dem Vorwand von Liebe auf listige Weise den verdienten Bescheid zu geben"5, (97) wofür sie nun den vollen Lohn erhalten und mit unendlichen Geschenken geehrt werden. Die aber an zweiter Stelle folgen und durch die Dienste so vieler behelligt werden, das sind die unreinen Frauen, die sich in ihrem Leben nicht scheuten, sich allen zur sexuellen Lust hinzugeben, sondern sich mit dem lüsternen Begehren ihrer Werber einverstanden erklärten und keinem von ihnen den Eintritt in ihre Tür verwehrten. Und so haben sie an diesem Hof ihren verdienten Lohn empfangen und werden nun fur ihre maßlose Großzügigkeit und ihre wahllose Zulassung der Männer auf entsprechend beliebige und maßlose Weise von den Dienstangeboten zahlloser Personen behelligt, und derartige Dienstangebote ver- 68 Ertccs Buch kehren sich in ihr schädliches Gegenteil und führen zu schlimmster Bedrängnis und Schande. Die aber an letzter Stelle folgen und die sich in so jämmerlichem Zustand befinden und in so verächtlicher Kleidung daherkommen, ohne jede Hilfe und geschlagen von jeder Art von Qualen» wie du mit eigenen Augen klar erkennen kannst, und zu deren Gruppe auch ich selbst gehöre, das sind jene ärmsten aller Frauen» die in ihrem Leben allen, die in den Palast Amors eintreten wollten, die Tür verschlossen und die Männer» die gute Taten vollbringen wollten oder bei ihnen (98) Gelegenheit und Förderung guter Taten suchten, keineswegs ihren Verdiensten entsprechend beschieden» sondern alle, die in Amors Heer Dienst lun wollten» abwiesen und voller Haß verstießen. Dabei kümmerten sie sich Überhaupt nicht um den, welcher Gott der Liebe genannt wird und dem die um Liebe Werbenden ja dienen wollten. Und deshalb haben wir dies nun verdientermaßen zu erdulden und vom Gott der Liebe, von dem die ganze Welt regiert wird und ohne den niemand auf der Erde etwas Gutes wirkt» den Lohn ftir unsere Taten erhalten. Außerdem sind wir noch so vielfältigen Qualen ausgesetzt, von denen niemand etwas weiß, wenn ihn nicht die eigene Erfahrung belehrt hat, daß es mir unmöglich wäre, sie dir zu schildern» und es dir sehr schwer fiele, dabei zuzuhören. Die Frauen» die noch auf der Welt leben, sollten sich also vorsehen» daß sie nicht auch einmal die Gefährtinnen unserer Qualen werden» denn nach dem Tod kann ihnen durch keine Reue mehr geholfen werden/ Und ich antwortete der Frau: ,Wie ich sehe und deutlich erkenne, wird derjenige, der Amor Wohltaten zu erweisen beschlossen hat» hundertfache Vergeltung11* dafür erhalten» und derjenige, der Amor zu beleidigen wagte, nicht straffrei ausgehen, sondern das Vergehen gegen ihn wird, wie mir scheint, (99) mehr als tausendfach vergolten- Einen solchen Gott zu beleidigen, ist gefahrlich117; stattdessen empfiehlt es sich als das 69 Über dle Lieb« Sicherste, ihm in allem zu dienen, da er die Seinen mit solchem Lohn beschenkt und seine Verächter mit so schweren Strafen schlägt Ich bitte also, meine Herrin, und flehe zu Dir, so gut ich kann, mir die Erlaubnis zur Kückkehr zu erteilen, damit ich den Damen dies alles, was ich gesehen habe, erzählen kann."11 Und sie antwortete min ,Die Erlaubnis zur Rückkehr kannst du erst erhalten, nachdem du noch größere und härtere Qualen, die wir erleiden, kennen gelernt und noch größere Freude und höheres Glück der anderen gesehen hast' Als wir wahrend dieser Unterhaltung ein großes Stück geritten waren, kamen wir zu einem überaus heblichen Ort mit einer herrlichen Wiese in einer so schönen Landschaft, wie sie kein Sterblicher je gesehen hat Der Ort war umsäumt von allen denkbaren früchtetragenden und duftenden Bäumen, von denen jeder prächtige Früchte entsprechend seiner Art"* trug. Der Ort hatte eine kreisrunde Form und war in drei Teile unterteilt-Der erste Teil befand sich innen (100) und war überall vom mittleren Teil umschlossen. Der dritte Teil aber lag außen und faßte zwischen sich und dem ersten Teil diesen mittleren Teil vollkommen ein. Im ersten, inneren, Teil1" stand in der Mitte ein Baum von wunderbarer Höhe, reich an Früchten aller Art. Seme Äste reichten bis an den äußersten Rand dieses inneren Bezirks. Am Fuß des Baumes entsprang eine wunderbare Quelle mit ganz klarem Wasser, das denen, die davon tranken, wie süßester Nektar schmeckte. Auch alle Arten von Fischen konnte man in diesem Wasser sehen. Neben der Quelle saß auf einem goldenen, mit Edelsteinen reich verzierten Thron die Königin der Liebe. Sie trug eine glänzende Krone auf ihrem Haupt, war in reiche Gewänder gekleidet und hielt in ihrer Hand ein goldenes Szepter. Zu ihrer Rechten stand ein von jeglicher Kostbarkeit erstrahlender Sessel, auf dem jedoch niemand saß. Dieser innere Bezirk nun hieß .Lieblichkeit', weil sich hier alle erquickenden und angenehmen Dinge befanden. 70 Erstes Buch Da waren sehr viele Liegen (101) aufgestellt, die wunderbar geschmückt und Überall mit seidenen und purpurverzierten Tüchern bedeckt waren. Von der genannten Quelle aber gingen zahllose sich verzweigende Bachlein aus» welche die »Lieblich-keiť überall bewässerten» und jede Liege wurde von einem solchen Bächlein umspült. Der zweite Bezirk hieß »Feuchtigkeit* und war auf folgende Weise eingerichtet: Die Bächlein, die sich bei der Bewässerung der »Lieblichkeit* noch innerhalb ihrer Kanäle hielten» entfalteten in diesem zweiten Bezirk allzusehr ihre Kraft und über* schwemmten die ganze »Feuchtigkeit*, so daß das Gras mit dem Wasser gemischt erschien, wie man das im Frühling an Regentagen auf den Wiesen sehen kann- Nachdem aber das Wasser in diesen Bezirk geflossen war, wurde es so kalt, daß niemand seine Berührung lebend ertragen konnte. Von oben aber brannte eine unerträgliche Sonnenhitze, denn der Ort hatte keine Bäume und bot keinen Schatten. Das Wasser erstreckte sich nicht über die Grenzen dieses Bezirks hinaus. Der dritte, äußerste Bezirk hieß »Trockenheit*, und (102) das nicht ohne Grund, denn hier fehlte jegliche Feuchtigkeit, und völlige Dürre beherrschte den Ort. Der stechende Strahl der Sonne brannte vom Himmel wie Feuer, und die Oberfläche der Erde war wie der Boden eines Glutofens- Der Ort aber war rings herum überall umgeben von zahllosen Bündeln von Dor-nengestrüpp, und mitten durch jedes Bündel hindurch war ein Stück Holz gesteckt, das auf beiden Seiten des Bündels um etwa zwei Ellen hcrausragte, und an beiden Enden des Holzes stand ein sehr kräftiger Mann, der das Holzende in der Hand hielt. Es gab da aber einen wunderschönen Weg. der durch den dürren und durch den feuchten Bereich zur »Lieblichkeit* führte, und auf diesem Weg spürte man überhaupt keine der genannten Unannehmlichkeiten* Als wir nun dorthin gekommen waren» betrat als erster der 71 Über dle Liebe König der Liebe den Weg und wurde von der Königin der Liebe mit einem Kuß empfangen; dann ließ er sich mit ihrer Hilfe in einem für ihn bereitgestellten Sessel nieder, wobei er einen Stab aus Krislall in seiner Hand hielt. Ihm folgte auf demselben Weg die gesamte Schar der Damen und der Ritter der ersten Klasse seines Gefolges. (103) Und für jede der Damen war ein glänzend geschmückter Sessel bereitgestellt; die Ritter aber suchten sich ihren Sitz nach eigenem Gutdünken. Über welches Glück und welchen Ruhm diese Damen verfugten, das könnte Euch keine menschliche Zunge schildern. Denn der ganze Bezirk der Lieblichkeit* ist zu ihrer Lust bestimmt Vor ihnen spidten und musizierten Gaukler alier Art, und es erklangen dort alle denkbaren Musikinstrumente. An zweiter Stelle zog auf demselben Weg ein die gesamte Schar der an nächster Stelle folgenden gemeinen Frauen und der Männer» die diesen zu dienen wünschten. Sie drangen vor bis zum Begrenzungskreis der ^Lieblichkeit*, und da sie diesen nicht überschreiten durften, begannen sie, auf dem Gelände der, Feuchtigkeit* ihren Pferden freien Lauf zu lassen und dort nach Möglichkeit ihre Vergnügungen zu erhaschen, denn dieser Ort war ihnen vom Liebeshof zugewiesen. Es ließe sich nur schwer schildern, welches Zähneklappernd und Jammern dort herrschte. Zur Verschlimmerung der Qualen dieser Frauen trug bei, daß sie das Glück derer sehen konnten, die sich im Bezirk der .Lieblichkeit* aufhalten durften. An dritter Steile zog hier ein die letzte Schar der Frauen, die sich der Liebesritter nicht hatten erbarmen wollen» und sie rückten vor bis an den Begrenzungskreis der »Feuchtigkeit*. Aber da sie dort nicht eindringen durften, begannen sie, im Bezirk der .Trockenheit* (104) hin und her zu irren. Dieser Ort ist nämlich von altersher für sie vorgesehen. Dort aber war jeder ein Sitz auf einem der Bündel aus Dornengestrüpp zugedacht, und dieses wurde von den, wie oben beschrieben, dazu bestimmten Männern in ständiger Bewegung gehalten, so daß Erstet Such sie durch die Dornenspitzen immer schlimmer zerfleischt wurden, und dabei mußten sie mit ihren nackten Fußsohlen den feurigen Boden berühren. An diesem Ort herrschte eine solche Qual und eine solche Drangsal, wie ich sie mir nicht einmal unter den Mächten der Hölle vorstellen könnte. Als ich das aber gesehen hatte, bat ich um die Erlaubnis, weggehen zu dürfen. Und sie sagte mir: ,Ich kann dir diese Erlaubnis nicht geben. Laß vielmehr dein Pferd hier zurück, und sobald der König der Liebe eintritt, eile zu ihm, und bitte ihn als den Herrn um die Erlaubnis, gehen zu dürfen, und achte sorgfältig auf das, was er dir befehlen wird. Vergiß auch nicht, für mich ebenfalls ein Wort einzulegen.* Nachdem ich das vernommen hatte, wurde ich auf dem vorher beschriebenen Weg vor den König der Liebe gefuhrt, und ich sprach ihn an: »Mächtiger und ruhmreicher König, ich sage dir vielfaltigen Dank dafür, daß du geruhtest, mir deine Großtaten und Wunder122 und die Geheimnisse deines Reiches zu offenbaren* Ich flehe inständig zu deiner Milde, du mögest mir, deinem Diener, zu befehlen geruhen (105), was dir gefällt, und du mögest mir zuverlässig anzeigen, welches die Hauptgebote der Liebe sind, und du mögest jene Dame, durch deren tätige Hilfe ich mit dieser Vision beglückt wurde, aufgrund meines Einstehens gnädig von ihren gar zu schlimmen Qualen erlösen und sie gemeinsam mit diesen, die ich hier in einem so ehrenvollen Zustand sehe, gnädig im Bezirk dieser untergebracht werden> weil ihre Taten es verbieten, daß sie in einer so glorreichen Wohnstatt unterkommt Auf deine Fürsprache hin aber verschaffen wir ihr ein wohlgenährtes und sanftes Pferd mit Sattel und Zaumzeug und verfügen, daß sie zu ihrem Bündel aus Dorngestrüpp keine sie schüttelnden Männer abgestellt bekommt und daß man ihr mit unserer Erlaubnis einen kühlenden Stein unter die Füße legt- Nimm also diesen Stab aus Kristall, und geh mit unserer Gnade. Den Stab aber wirf in den ersten Fluß, an den du kommst/ Da machte man mir Platz zum Gehen, und ich kam zu der Dame zurück, die mich hierhergeführt halte, und sah sie auf dem Bündel sitzen ohne die schüttelnden Diener, und sah, wie sie auf eine Weise, die ihr sehr wohltat, ihre Füße auf dem frischen Stein hielt, neben sich ein wohlgenährtes und prächtig aufgezäumtes Pferd, und wie sie eine durchaus erträgliche Strafe zu erleiden hatte. Sie dankte mir überschwenglich und fügte hinzu: ,Kchre nun zurück mit der Gnade des Himmels, mein Freund, denn mehr kannst du von den Angelegenheiten dieses Hofes nicht sehen. Mehr als doppelt so groß, als du es hast wahrnehmen können, ist nämlich das Glück der Frauen ebenso wie die uns zugewiesene Strafe: kein Sterblicher darf sie se-hen.'(108) Danach aber bestieg ich mein Pferd, und im Augenblick kam ich zu einem Wasserlauf; in ihn warf ich den kristallenen Stab und kehrte unversehrt nach Hause zurück.