Niederländische Sprache Die Niederländische Sprache (Nederlandse taal), auch Niederländisch (Aussprache:Nederlands ), ugs. fälschlich 'Holländisch', nach der niederländischen Region Holland, oder 'Flämisch', nach der niederländischsprachigen Region Belgiens benannt, gehört wie das Hochdeutsche zum germanischen Zweig der indogermanischen Sprachen. Aus dem Niederländischen ist Afrikaans hervorgegangen. Herkunft und Entwicklung Das Niederländische ist eine westgermanische Sprache. Es leitet sich vom Niederfränkischen (einem Zweig des Niederdeutschen) und von anderen niederdeutschen Dialekten ab und hat sich in den "niederen Landen des Frankenreichs" - nordwestlich der Benrather Linie - weiterentwickelt. Die indogermanische Sprachwissenschaft/Germanistik stellt das Niederländische als westlichen Zweig des Niederdeutschen neben den Niedersächsischen und den Ostniederdeutschen Zweig der deutschen Sprache. Wer niederdeutsche (plattdeutsche) Dialekte spricht oder versteht, kann in der Regel auch Niederländisch (größtenteils) verstehen. Mit Recht kann man das Niederländische als diejenige Fremdsprache bezeichnen, die für einen 'Hochdeutschsprachigen mit niederdeutschen Dialekt-Kenntnissen' am leichtesten zu erlernen ist - wenn man einmal von Plansprachen wie Esperanto absieht. Ursprünglich und überwiegend wird Niederländisch in den Niederlanden, im flämischen Gebiet Belgiens, in Brüssel sowie in angrenzenden Regionen Frankreichs und Deutschlands gesprochen. An der Grenze zum Hochdeutschen gehen die Mundarten des Niederländischen beziehungsweise Niederfränkischen fließend ins Westmitteldeutsche über, das ebenfalls fränkischen Ursprungs ist. Das moderne Niederländisch beruht auf Dialekten der Provinzen Holland und Brabant. Lehnwörter kommen aus dem Französischen und in neuerer Zeit überwiegend aus dem Englischen. Was den Wortschatz betrifft, so bewahrt das Niederländische mehr als das moderne (Hoch-)Deutsche den altdeutschen Wortbestand. Sprachliche Weiterentwicklungen und Neuformungen der heutigen Deutschen Sprache fanden nie Eingang in das Niederländische, im (Hoch-)Deutschen bereits verschwundene Begriffe leben im Niederländischen fort (z. B. Oorlog, lenen, kiezen, verbazen). Anders als im Hochdeutschen sind die Wörter lautlich unverschoben, haben die hochdeutsche Lautverschiebung also nicht mitgemacht. Beispiele sind: genoot/Genosse, wetenschap/Wissenschaft, paard/Pferd, koopman/Kaufmann, verbeteren/verbessern, koninkrijk/Königreich. Daneben finden sich im Niederländischen sehr viele niederfränkische Mundartausdrücke, die allerdings schon jahrhundertelang zum Standardvokabular gehören. Die Sprachstruktur des Niederländischen geht insgesamt, trotz grammatischer Vereinfachungen, auf das Mittelniederländische zurück. Der Satzbau hat sich im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert. Die alten niederfränkischen Dialekte sind in den Niederlanden mittlerweile stark zurückgedrängt worden. Nur das Limburgische genießt heute den Rang einer Regionalsprache. Die in den Niederlanden ebenfalls verbreiteten friesischen und niedersächsischen Mundarten werden noch stärker gepflegt. Sie beeinflussten die niederländische Standardsprache jedoch kaum. Als Niederfränkisch bezeichnet man die Mehrzahl der in den Niederlanden gesprochenen niederdeutschen Dialekte. Sie sind fränkischen Ursprungs und substanziell eng mit den rheinischen und moselfränkischen Mundarten des deutschen Sprachraums verwandt. Gemeinsam mit dem Niedersächsischen (einschl. Westfälisch) bilden sie den westlichen (alten) Zweig des Niederdeutschen (das Ostmitteldeutsche entstand erst durch die Siedlungsbewegungen im 12./13. Jahrhundert). Das Niederfränkische geht auf die altfränkischen (salischen) Mundarten zurück, denen auch das Hochdeutsche zugrunde liegt: Im Gefolge der Lautverschiebung entwickelten sie sich allmählich unter dem Einfluss anderer Stammesmundarten (Alemannisch, Bairisch) zum Althochdeutschen. Dessen Grundgepräge jedoch blieb fränkisch. Früh schon durchdrang das Fränkische auch das Altsächsische (das heutige Niedersächsische) und machte es dadurch zu einer deutschen Mundart. Gerade durch diese innige Verwobenheit standen sich Niederfränkisch und Niedersächsisch schon im frühen Mittelalter morphologisch sehr nahe, ungeachtet der Tatsache, dass beide dem deutschen Sprachverband angehörten. So kann es nicht verwundern, dass im späten Mittelalter eine einheitliche Schriftsprache entstand, deren Verfestigung durch den regen Schriftverkehr innerhalb des Hansebundes nach und nach gefördert wurde; heute nennt man sie gemeinhin Mittelniederdeutsch. Zudem fand zwischen dem Niederdeutschen und den hochdeutschen Kanzleisprachen ein ständiger Sprachaustausch statt; es gab einen gemeinsamen Wortschatz, sogar Sprichwörter und Redewendungen waren gleich. Trotz der lautlichen Besonderheiten war das Niederdeutsche stets Teil der deutschen Kultursprache. Dies erkennt man auch an den frappanten Übereinstimmungen des heutigen Niederländischen mit dem Frühneuhochdeutschen. Das niederfränkische Element setzte sich, dem örtlichen Sprachgebrauch folgend, in der Aussprache durch (Phonetik). Als westgermanische Sprache ist das Niederländische ebenfalls mit dem Englischen (Angelsächsischen) und Friesischen verwandt. Die historisch jüngste westgermanische Sprache, das Afrikaans (früher "Kapholländisch"), das vor allem in Südafrika und Namibia gesprochen wird, ist ein unmittelbarer Spross des Niederländischen (siehe unten). Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hieß das heutige Niederländisch Nederduitsch ("Niederdeutsch") siehe hier. Erst danach setzte sich allmählich die Bezeichnung Nederlandsch (heute "Nederlands") durch. Siehe auch: Niederländisch (Name) Sprachgeschichte Die Sprachgeschichte wird häufig in folgende Phasen unterteilt: * Als Altniederländisch (ca. 800-1100) bezeichnet man die im heutigen niederländischen Sprachgebiet beheimateten istwäonischen (altfränkischen) Dialekte. Sie sind nur spärlich belegt. * Unter Mittelniederländisch (ca. 1100-1500) versteht man die teils verschrifteten flämischen und brabantischen Mundarten des Niederfränkischen. Aus dieser Zeit sind bedeutende Werke der höfischen und ritterlichen Dichtung überliefert. Das Mittelniederländische wurde gemeinhin "Dietsch" oder "Duutsch" genannt. * Das Neuniederländische (ab dem 16. Jahrhundert) beruht auf holländischen und brabantischen Schriftdialekten. Siehe auch: Mittelniederländisch, Neuniederländisch und Niederländische Standardsprache Ein zentrales Ereignis in der niederländischen Sprachgeschichte war die Anfertigung der "Statenbijbel" (=Staatenbibel) zwischen 1618 und 1637. Ihr kommt eine ähnliche Bedeutung zu wie der deutschen Bibelübersetzung Martin Luthers. Die Übersetzung erfolgte auf Geheiß der Dordrechter Synode und orientierte sich an den authentischen griechischen Textquellen. Die Bibelübersetzung trug wesentlich zur Vereinheitlichung der Sprache bei. Weitere bedeutsame Veröffentlichungen, die die Entstehung der Einheitssprache beeinflussten, waren die erste niederländische Grammatikfibel Twe-sprack vande Nederduitsche letterkunst, die Hendrik Laurenszoon Spieghel mit anderen Mitgliedern der angesehenen Amsterdamer "Rederijkerskamer " um das Jahr 1584 erarbeitete und das Grundlagenwerk Aanleidinghe ter Nederduitsche Dichtkunste, verfasst von Joost van den Vondel im Jahre 1650. Wortschatz * Die breite Masse der Wörter wird ähnlich oder gleich geschrieben wie im Deutschen (unter Berücksichtigung der Lautverschiebung) und hat weitgehend die gleiche Bedeutung: recht, beledigen, gevaar, verwant, kaal, verbergen, ergernis (=Ärgernis), geduld, angst, brief, schuld, geld, jagen, kind, nacht, morgen, arbeid, aanvangen, begeleiden, burgemeester, handel, bericht, niemand, liefde (= Liebe), bescheiden, gerucht (Gerücht), bewegen, krijgsgevangen, verdrag, geheim, verraad, dienst ... * Einige Wörter werden ähnlich oder gleich geschrieben, haben jedoch eine im Deutschen andere Bedeutung (die niederländische Bedeutung ist im Deutschen oft veraltet): aandacht - Aufmerksamkeit; aanleiding - Anlass; beloven - versprechen (=geloben); vuilnis - Abfall, Müll ("Fäulnis"); openbaar - öffentlich; * Viele Wörter sind niederdeutschen Ursprungs und existieren sonst nur im Plattdeutschen: z. B.: achter - hinter, achtern (am Schiff) (engl. und noch im Lutherdeutsch „after“); maat - Kollege, Partner; dwars - quer; steunen - stützen; laag (nederig) - niedrig (vgl. engl. „low“); prettig (aangenaam) - schön, angenehm (vgl. engl. „pretty“); vaak - häufig, öfters; trekken - ziehen (auch mitteldeutsch) ,wiederzufinden im Trecker; heel - ganz (vgl. dt. „heil“ bzw. engl. "whole"); klaar - fertig, bereit (deutsch halbmundartl. "startklar"); kwaad = boos - schlimm, unangenehm, böse, spijten - bedauern (vgl. engl. „spite“); waarschuwen - warnen (norddt. "wahrschauen"); vergleiche auch kroeg = Gaststätte, Schenke (Dorfkrug) * Eine Anzahl von Wörtern ist im Deutschen weitgehend veraltet: verbazen - sich wundern, erstaunt sein; kiezen - (er)wählen (vgl. engl. "choose")-(küren, die Kür); oorlog - Krieg, "Orlog"; lenen - leihen, entlehnen; eeuw - Jahrhundert (Ära); oogst - Ernte, Erntemonat (August); lente - Lenz, Frühling; aanbevelen - empfehlen, eisen - fordern, verlangen (heischen, auch "eischen"); gedrag - das Benehmen, Betragen; rust - Ruhe, Rast (dichterisch, mundartl., ansonsten veraltet: "Rüste") * Das Niederländische hat zahlreiche Wörter aus anderen Sprachen entlehnt; besonders bedeutend sind die Wörter, die seit dem frühen 18. Jahrhundert aus dem Französischen übernommen wurden; die angestammten Wörter blieben daneben in aller Regel gleichberechtigt erhalten (wir haben sie in unserer Auswahl nach dem Schrägstrich aufgeführt): kwestie/vraag - Frage; succes/(goed) gevolg - Erfolg; soelaas/troost - Trost, Linderung; kleur/verf - Farbe; vakantie/verlof - Urlaub (das Wort "Urlaub" leitet sich von "erlauben" ab; also der Erlaubnis, der Arbeit fernzubleiben und sich freizunehmen; eine ältere Variante von "Erlaubnis" ist das Wort "Verlaub", niederdt./niederländ. verlof, vergleiche veroorloven = erlauben). Einige Wörter französischen Ursprungs sind vollkommen an die niederländische Phonologie angepasst worden: So geht das Wort krant ("Zeitung") auf das französische courant, das Wort vel ("Blatt") auf feuille, das Wort klant ("Kunde") auf client zurück. * Des Weiteren wurde in neuerer Zeit, wie in den meisten anderen Sprachen auch, eine beachtliche Anzahl englischer Fremdwörter, insbesondere aus den Bereichen Technik, Wirtschaft, Computer und Kommunikation aufgenommen. Auch die Jugendsprache entlehnt fleißig aus dem Englischen; eine Aufzählung einzelner Begriffe wollen wir uns allerdings ersparen. Es sei nur darauf hingewiesen, dass das Niederländische bei der Schreibung häufig vom Original abweicht, da es sie flexibel an die Aussprache anpasst. * Nicht zuletzt findet sich im Niederländischen auch eine beachtliche Anzahl deutscher Entlehnungen. Angesichts der nahen Verwandtschaft beider Sprachen wurden oft ganze Phrasen ins Niederländische übertragen und an die lautlichen Gegebenheiten angepasst, z. B. aanstalten maken, tijdschrift (=Zeitschrift); bei der folgenden Auswahl beschränken wir uns auf direkt übernommene Wörter: kelner, ober(kelner), kotsen, schwung, überhaupt, sowieso, streber, schwalbe (Fußball!), sehnsucht, schnitzel, schnaps, krimi, kitsch, krach, bühne, quatsch, putsch, schminken, umlaut, schlager... Die kleinen satztechnischen Funktionswörter sind ebenso niederdeutscher Herkunft: tot - (bis) zu; net - genau (wie); dus - also, doch; pas - erst, gerade; maar - aber; er - da, davon, dort / sehr, gar (steigernde Bedeutung)...es wird meist nicht übersetzt); Wörter wie golf (Welle) oder vastenavond (Karneval, "Fastenabend") sind rheinisch-niederfränkischen Ursprungs. Mittelhochdeutsche Wörter, die ins Mittelniederdeutsche gelangten, finden sich auch noch im heutigen Niederländischen. Deutsch-Niederländischer Lautvergleich Das Niederländische verfügt genauso wie das Plattdeutsche gegenüber dem Hochdeutschen über einige lautliche Eigenheiten, die meist mit der zweiten (oder hochdeutschen) Lautverschiebung zusammenhängen: Unterschiede, die durch die Hochdeutsche Lautverschiebung entstanden * p am Wortanfang entspricht hochdeutsch pf ("poot"/"Pfote"); p im Wortinneren erscheint als f bzw. ff ("slapen"/"schlafen"; "peper"/"Pfeffer"), pp im Wortinneren als pf ("appel"/"Apfel"), p am Wortende als f ("dorp"/"Dorf") * t am Wortanfang = z ("tellen"/"zählen"), t im Wortinneren und am Wortende = ss ("water"/"Wasser"), tt erscheint als tz ("zitten"/"sitzen"); nach Konsonanten auch als z ("smart"/"Schmerz"; "barmhartig"/"barmherzig") * k im Wortinneren und am Wortende = ch ("steken"/"stechen"; "kerk"/"Kirche") * v und f im Wortinneren und am Wortende erscheinen im Hochdeutschen als b ("streven"/"streben"; "half"/"halb"). f taucht fast nur am Wortende und im Wortinneren auf, dort meist als ff ("straffen"/"strafen"). * d bzw. dd erscheint nach oder zwischen Vokalen als t, tt oder dt ("raden"/"raten"; "bidden"/"bitten"; "stad"/"Stadt") Von der Hochdeutschen Lautverschiebung sind u.a. folgende Suffixe und Lautgruppen betroffen: * -heid entspricht dem deutschen -heit oder dem daraus hervorgegangenen -keit ("mensheid"/"Menschheit"; "vriendelijkheid"/"Freundlichkeit") * -schap entspricht -schaft ("gemeenschap"/"Gemeinschaft") * dw- bzw. tw- entsprechen hochdeutsch zw- ("dwingen"/"zwingen", "twijn"/"Zwirn") Ebenfalls betroffen sind die Vorsilben op- (auf-), af- (ab-), uit- (aus-), ter- (zer-) und terug- (zurück-). Sonstige Unterschiede * v ist meist gleichzusetzen mit deutsch f ("vangen"/"fangen"; "veld"/"Feld") * s am Wortende und ss zwischen zwei Vokalen erscheinen entweder als sch ("vis"/"Fisch"; "wassen"/"waschen") oder als chs ("wassen"/"wachsen" = doppeldeutiges Wort! ; "vlas"/"Flachs") * ts erscheint im Deutschen als tz ("flits"/"Blitz"; "spits"/"Spitze") * z hat im Niederländischen noch den alten Lautwert s ("gezellig"/"gesellig"; "zon"/"Sonne") * ee entspricht eh ("eerlijk"/"ehrlich") oder ei ("een"/"ein") * ou entspricht dem deutschen al / ol ("houden"/"halten; "woud"/"Wald"; "hout"/"Holz") * cht erscheint im Hochdeutschen oft als ft ("kracht"/"Kraft"; "hechten"/"heften"). Hinweis: Der Auslaut -cht ist (auch im Deutschen) immer niederdeutschen Ursprungs; es handelt sich um ein altes fränkisches Partizip: Macht, Pracht (prangen, "Gepränge"), sacht bzw. zacht (hochdeutsch "sanft"), Gracht (hergeleitet von graven; "das Gegrabene", vergl. nnd "Gräfte") usw. * -komst entspricht -kunft ("toekomst"/"Zukunft") * -ing ist gleichbedeutend mit deutsch -ung ("behandeling"/"Behandlung") * ont- findet seine Entsprechung im deutschen emp- oder ent- ("ontvangst"/"Empfang"; "ontwikkelen"/"entwickeln") * her- ist eine rückbezügliche Vorsilbe mit der Grundbedeutung "wieder, zurück". Es ist im Niederländischen noch recht häufig anzutreffen, im Deutschen jedoch selten geworden (wenn auch nicht selten im Gebrauch). Durch Reduktion entstand aus ihr im Hochdeutschen während der frühen Neuzeit die gleichbedeutende Vorsilbe er- (erlangen, erwarten etc.). Daneben blieb die alte Form in einigen Wörtern noch erhalten (Herkunft, herbei, herüber). Im Niederländischen ist die alte Form jedoch dominant: "herinnering"/"Erinnerung"; "herhalen"/"wiederholen". Durch den Sprachausgleich gelangten allerdings auch einige er- - Wörter ins heutige Niederländische: ervaren, erbarmen, erkennen. Präfixe, die im Deutschen und im Niederländischen ähnlich sind, sind om- (um-), in- (ein-) und bij- (bei-). Gleich geschrieben werden be-, ver- und ge- Verbreitung Der niederländische Sprachraum in Europa vergrößern Der niederländische Sprachraum in Europa Niederländisch ist heute Muttersprache von etwa 25 Millionen Menschen. Amtssprache ist es in folgenden Staaten (die Zahl gibt die ungefähre Zahl der Muttersprachler an): * Niederlande: 16 Millionen * Belgien: 6,2 Millionen (60% aller Belgier) (dort auch Flämisch genannt) * Suriname: 0,4 Millionen (ca. 60 %; andere wichtige Sprache: Sranan Tongo) * Niederländische Antillen (ein "autonomer Staat" innerhalb des Königreichs der Niederlande): Nur eine Minderheit der 217.000 Einwohner spricht die Amtssprache Niederländisch als Muttersprache. Die Mehrheit spricht Papiamentu, eine Kreolsprache. Die Niederländischen Antillen sind eine Inselgruppe in der Karibik und bestehen aus Bonaire, Curaçao (zusammen mit Aruba auch "ABC-Inseln" genannt), Saba, Sint Eustatius und Sint Maarten (der größere Teil von Sint Maarten gehört unter dem Namen Saint-Martin zu Frankreich). * Aruba: Die Mehrheit der 95.000 Einwohner spricht Papiamentu. Aruba trennte sich offiziell 1986 von den Niederländischen Antillen ab und wurde zu einem eigenen "autonomen Staat" innerhalb des Königreichs der Niederlande. Die Verbreitung der niederländischen Sprache. vergrößern Die Verbreitung der niederländischen Sprache. Der Language Code ist nl beziehungsweise dut oder nla (nach ISO 639); dum ist der Code für Mittelniederländisch (etwa 1050-1350). Oft nennen auch Niederländer die niederländische Sprache Holländisch, obwohl der Holländische Dialekt eigentlich nur ein größerer Dialekt des Niederländischen ist. Das moderne Standard-Niederländische ist stark vom Dialekt des früher mächtigsten Bundesstaates Holland (heute die Provinzen Nord- und Südholland) geprägt. Von den Dialekten der anderen früheren Bundesstaaten, außer dem reichen und einflussreichen belgischen Brabant, findet man im modernen Niederländisch weniger wieder. Es gibt viele Niederländer, die - wie in Norddeutschland - als "Muttersprache" zu Hause niedersächsische Dialekte sprechen (Plattduits ), die unmittelbar von der altsächsischen Sprache abstammen. Sie lernen Niederländisch als Zweitsprache in der Schule und nennen es Holländisch, die Sprache der holländischen Provinzen. Umgekehrt sind die ursprünglichen Mundarten des deutschen Niederrheins, des westlichen Ruhrgebiets, sowie Teile des Bergischen Landes niederfränkisch bzw. niederländisch (alle fränkischen Mundarten nördlich der Uerdinger Linie). Insbesondere die früher in Deutschland gesprochenen Kleverländischen Dialekte gelten unbestritten als niederländische Mundarten. In den meisten Schulen des heutigen bundesdeutschen Kreises Kleve war Niederländisch bzw. Kleverländisch bis ins 19. Jahrhundert Unterrichtssprache. In Belgien sprechen die Flamen, also die Bewohner des im nördlichen Teil Belgiens gelegenen Landesteils Flandern, die flämischen Dialekte des Niederländischen. Als Amts- und Schriftsprache wird jedoch in Flandern ebenso wie in den Niederlanden die niederländische Standardsprache verwendet. Die Niederlande und Belgien haben am 9. September 1980 die so genannte Niederländische Sprachunion (Nederlandse Taalunie) geschaffen. Diese soll gewährleisten, dass eine gemeinsame Rechtschreibung und Grammatik fortbesteht und die Sprache gepflegt wird. Seit dem 12. Dezember 2003 ist auch Suriname Mitglied der Nederlandse Taalunie. Selbstverständlich gibt es regionale Eigenarten zwischen der niederländischen und der belgisch-flämischen Variante der Standardsprache. Die flämischen Dialekte selbst werden untergliedert in Westflämisch, Ostflämisch und Seeländisch (Zeeuws). In der Provinz Nord-Pas de Calais im äußersten Nordwestzipfel von Frankreich, im Grenzgebiet zu Belgien, leben noch einige zehntausend Menschen, die mit der westflämischen Variante des Niederländischen aufwachsen. Ein Großteil der weißen Bevölkerung Südafrikas (die Buren) und ebenso zahlreiche südafrikanische Farbige sprechen mit Afrikaans eine aus dem Niederländischen entstammende Halbkreolsprache, neben Xhosa und Zulu ist Afrikaans die meistverbreitete Sprache in der Republik Südafrika. Darüber hinaus ist Niederländisch in Indonesien und Neuguinea eine verbreitete Zweitsprache (in der älteren Generation vor Englisch). Für Studenten der Rechtswissenschaft in Indonesien ist Niederländisch Teil des Curriculums. Die Niederlande waren dort zwischen 1602 und 1945 Kolonialmacht. Sprachverwandtschaften mit anderen Sprachen Mit dem Niederländischen eng verwandt sind außer Afrikaans, der Sprache der Buren und der Farbigen in Südafrika, auch die verschiedenen Kreolsprachen in Suriname, Guayana und auf den Westindischen Inseln so wie die Niederfränkischen Dialekte am Niederrhein (siehe auch Niederrheinische Sprache). Das Niederländische gehört ebenso wie das Plattdeutsche und das Hochdeutsche zum Dialektkontinuum der kontinentalen westgermanischen Sprachen. Allerdings bestehen zwischen dem Niederländischen und dem Standarddeutschen erhebliche phonologische, morphologische und lexikal-semantische Unterschiede, d. h. Unterschiede im Wortschatz, so heißt im Niederländischen verstopt versteckt, monster Probe und bellen klingeln. Das Niederländische machte die Entwicklung zur hochdeutschen Schriftsprache nicht mit und entwickelte sich aufgrund der Eigenständigkeit des Landes und der Entwicklung einer umfangreichen eigenen Literatur anders als etwa Bairisch oder Plattdeutsch zu einer eigenständigen Ausbausprache. Die politische Trennung führte überdies zu einer getrennten Sprachentwicklungskontinuität einschließlich einer unterschiedlichen Dynamik der äußeren Sprachbeeinflussung (Entlehnungen), im Niederländischen finden sich deutlich mehr aus dem Französischen übernommene Wörter als im Deutschen, z. B. pagina, douane, vel (von feuille), fier gegenüber Seite, Zoll, Blatt, stolz. Das Niederländische wird deshalb heute als eigene Sprache angesehen. Darüber hinaus besteht eine enge Verwandtschaft mit den Friesischen Sprachen. Mitunter wird sogar von manchen Autoren die Existenz einer ingväonischen Sprachgruppe postuliert, die neben den niederdeutschen Sprachen (mit Niederländisch und Niedersächsisch) die friesischen und anglischen Sprachen umfasst, eine heute mehrheitlich aber nicht mehr vertretene These. Hier eine kleine Auswahl niedersächsischer / niederländischer Wörter, die kein direktes Pendant in der hochdeutschen Alltagssprache haben: achter - hinter (siehe aber: Achterdeck, achtern) / smeken - inständig bitten, flehen / aarzelen - zögern, zaudern / bezig - beschäftigt, geschäftig (vgl. engl. busy) / mooi - gut, toll, hübsch / wet - Gesetz / vaak - häufig, öfters / praten - reden, plaudern / plechtig - festlich, feierlich / fokken - züchten, aufziehen / buiten(=buten) - außen, außerhalb / veen - Sumpf, Moor / vandaag - heute / (van daag = vom Tag) elk, elkaar - jeder, einander / jullie - Ihr (2. Person Mehrzahl) / noden, uitnodigen - einladen (altdeutsch: "zum Besuch nötigen bzw. überreden") Dialekte des Niederländischen, Entwicklung der Schriftsprache Hier sind nur die niederfrankischen Dialekten wiedergegeben * Holländischer Dialekt (Niederlande) * Seeländisch (Seeland, Goeree-Overflakkee, diese Dialektgruppe wird manchmal beim Westflämischen eingeteilt) * Westflämisch (West-Flandern, Frankreich) * Ostflämisch (Ost-Flandern) * Stadtfriesisch * Brabantisch (Brabant, nördliches Limburg) * Niederfränkisch (Geldern, Kleve, Nordrhein-Westfalen) * Limburgisch-Bergisch (Limburg, Nordrhein-Westfalen; oft als Einzelsprache bezeichnet) Schon vor Jahrhunderten bestand eine Kluft zwischen niederfränkischer "Volkssprache" (Holländisch, Brabantisch, Limburgisch, Vlaams) und Schriftsprache, die sich letztlich zur Standardsprache entwickelte ("Nederduitsch"). Diese Trennlinie markierte lange Zeit die Grenze zwischen Mundart und Hochsprache. Heute sind die Mundarten weitgehend bedeutungslos (Ausnahme: Mundarten in Belgien, Limburgische Sprache) und zu umgangssprachlichen Ablegern der Standardsprache geworden (sog. "streektalen"). Schon das Holländische des 19. Jahrhunderts war nur noch ein "Fassadendialekt". Durch das für damalige Zeiten hohe Bildungsniveau in der holländischen "Randstad" (Ballungszone) wurden die Mundarten ins bäuerliche Hinterland zurückgedrängt - in der Stadt sprach man die elegante "Nederduitsche Taal". Es ist zu beobachten, dass sich vor allem die jüngeren, dialektunkundigen Deutschen und Niederländer entweder auf Hochdeutsch, aber auch auf Englisch unterhalten. Allerdings wird in den Niederlanden an fast jeder Schule auch Deutsch (Standarddeutsch) gelehrt. In den Grenzgebieten der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gibt es seit einigen Jahren ein zunehmendes Angebot von schulischem Niederländischunterricht, teilweise bilingual bzw. in Leistungskursen. Rechtschreibung und Aussprache Niederländische Diphthonge Niederländische Monophthonge Während man die deutsche Rechtschreibung als eine historische auffassen muss (Beispiel: lehren - leeren), richtet sich die niederländische Schreibung einheimischer Worte weitestgehend nach der Aussprache, ist also in dieser Hinsicht regelmäßiger als das Deutsche. Das Niederländische neigt auch dazu, Fremdworte so weit wie möglich der Aussprache anzugleichen : exclusief, fotografie, techniek, etnologie, muziek, recreatie. Von grundlegender Bedeutung ist im Niederländischen die Unterscheidung zwischen offenen und geschlossenen Silben (open/gesloten lettergrepen): 1. Offene Silben enden auf einen Vokal, wie beispielsweise die erste Silbe des Wortes geven (geben): ge-ven 2. Geschlossene Silben enden auf einen Konsonanten, wie beispielsweise das einsilbige Wort School (Schule): school Die langen Vokale werden in offenen Silben einfach, in geschlossenen Silben doppelt geschrieben: * geven, lezen, geloven (geben, lesen, glauben), aber: * gaan, loon, jaar (gehen, Lohn, Jahr). Auch Namen werden entsprechend verändert: * Callantsoog, aber: * Callantsoger. Kurze Vokale kommen lediglich in geschlossenen Silben vor: * snel, pen, dag, boffen, opletten (schnell, Schreibfeder, Tag, Glück haben, aufpassen). Der Großteil der niederländischen Buchstaben werden wie im Deutschen ausgesprochen. Besondere Beachtung erfordern allerdings die folgenden Buchstaben und Buchstabenkombinationen: * au/ou - etwa wie deutsches „au“. * eu [øː] - etwa wie langes ö. * ie [i], [iː] - etwa wie ein geschlossenes kurzes „i“, geschlossener als im Deutschen, lang vor „r“. * ei/ij - etwa wie „ei“. (Nicht wie deutsches „ei“, sondern e + i), z. B. klein, lijn. Das IJ nimmt dabei als Ligatur eine Sonderstellung ein. Im Flämischen wird es eher wie ein kurzes „ä“ gesprochen. * oe - etwa wie kurzes „u“, aber lang vor „r“. * u - in geschlossenen Silben etwas geschlossener als in deutsch „Hölle“, in offenen Silben etwa wie deutsch „ü“ in „Übel“. * ui - etwa wie „ö“ + „i“. * c [s], [k] - vor e, i und ij wie „z“ in Zimmer oder wie im englisch: „city“; vor a, o, u und Konsonant wie „k“ in Kasse. * g [x] - wie „ch“ in ach. * qu [kʋ], [k] - wie deutsches „qu“ oder wie „k“. * tie [siː] - wie „ßi“ (im südlichen Sprachraum) oder „zi“ (im Nördlichen). * w [ʋ] - wie deutsches „w“. * v [v] - anders als deutsches „w“ ist dieser Laut ein echter Reibelaut, d. h. die Reibung muss deutlich zu hören sein. Es gibt also einen deutlichen Unterschied zwischen: wier (Tang), vier (vier) und fier (stolz). * z [z] - wie deutsches „s“ in „sehen“. Die einzelnen Silben werden durchverbunden, so dass der Glottisschlag des Niederländischen, anders als in verschiedenen Varietäten des Standarddeutschen nicht durchgängig die Funktion als Grenzsignal vor Vokal im Anlaut betonter Silben übernimmt, sondern als Mittel der Emphase benutzt wird. * Beispiel: ndl.:Dat doe ik [dɑ‿duʷək] - deutsch: Das mache ich [das maxə ʔɪç] Die Konsonanten werden durchgehend assimiliert, und zwar sowohl progressiv als auch regressiv. Grammatik Die Grammatik des Niederländischen hat sich vor allem in den letzten 100 Jahren, einem sprachgeschichtlich sehr kurzen Abschnitt, sehr stark vereinfacht. Die Fälle werden bei den Substantiven und Adjektiven nicht mehr angewendet, sie sind nur noch in den Objektpronomen erkennbar und treten in einigen feststehenden Redewendungen auf. Wortstellung Die Syntax der niederländischen Sprache ist weitestgehend dieselbe wie im Deutschen. Unterschiede bestehen jedoch in der Behandlung der Hilfsverben in Nebensätzen, die wie im Deutschen am Ende stehen können, aber im Sprachgebrauch meist weiter vorn im Satz stehen: * Als hij dat had gedaan,... oder seltener: Als hij dat gedaan had,... Dasselbe gilt für zusammengesetzte Verben: * Hij gaat niet in op de vraag oder seltener: Hij gaat niet op de vraag in Groß- und Kleinschreibung Die niederländische Sprache schreibt allgemein wie im Englischen alle Wortarten klein, nur das erste Wort eines Satzes wird groß geschrieben. Ausgenommen von dieser Regel sind Namen verschiedener Art. Dies sind vor allem: * Namen von Personen (z. B. Rembrandt van Rijn) * Eigennamen aller Art * geografische Bezeichnungen (z. B. Amsterdam, Nederland, Vlaanderen) * Adjektive als Herkunftsbezeichnungen von Orten (z. B. Edammer (von Edam + -er, das extra M ist wegen der Aussprache eingefügt), Maasdammer) * historische Bezeichnungen (z. B. het Duitse Rijk) Substantive und Artikel Das Niederländische kennt drei verschiedene Arten des grammatischen Geschlechts: das männliche, das weibliche und das sächliche Geschlecht. Es existieren im Niederländischen zwei verschiedene bestimmte Artikel (het bepaald lidwoord): de und het. Im Singular steht de vor den männlichen und weiblichen Substantiven, het dagegen vor sächlichen. Im Plural gibt es für alle drei grammatische Geschlechter den gleichen Artikel: de. Eine Flexion des bestimmten Artikels findet in der Niederländischen Sprache nicht statt. Lediglich in einigen Redewendungen und Sprichworten tauchen einige alte gebeugte Formen der Artikel auf: de eenvoud des harten = die Schlichtheit ("Einfalt") des Herzens, heden ten dage = heutzutage, Koninkrijk der Nederlanden = Königreich der Niederlande etc. Genus Singular Plural männlich de man (der Mann) de mannen (die Männer) weiblich de vrouw (die Frau) de vrouwen (die Frauen) sächlich het boek (das Buch) de boeken (die Bücher) Der unbestimmte Artikel (het onbepaald lidwoord) im Niederländischen lautet im Singular für alle Substantive een und hat keine Pluralform. Genus Singular männlich een man (ein Mann) weiblich een vrouw (eine Frau) sächlich een boek (ein Buch) Maskulinum und Femininum Obwohl das Niederländische nur eine Unterscheidung in de- und het-Wörter kennt, spielt bei den pronominalen Bezeichnungen (hij, zij, het - er, sie, es) die Bestimmung, welchem Geschlecht das Substantiv zuzuordnen ist, eine wichtige Rolle. Während in den nördlichen Provinzen der Niederlande das Sprachgefühl für eine klare Unterscheidung fast vollständig verloren gegangen ist, hat sich dieses Gefühl im südniederländischen Sprachgebiet, insbesondere in Flandern erhalten. So sind de boter ("die Butter"'), de waarheid ("die Wahrheit") und de hoogte ("die Höhe") weiblich, de stoel ("der Stuhl") und de tafel ("der Tisch") männlich. Im Norden der Niederlande besteht jedoch die Tendenz, de-Wörter als maskulin einzustufen ("hij") oder ein anderes Pronomen (z. B. die, dt." diese(r)") zu benutzen. Im Vergleich zum Deutschen entspricht die Gruppe der de-Wörter meist den deutschen männlichen und weiblichen Substantiven, und die het-Wörter sind im Deutschen ebenfalls meist sächlich. Ausnahmen: het begin - der Beginn, het genot - der Genuss, het loon - der Lohn, het kanon - die Kanone etc. Pluralendungen von Substantiven Generell gibt es im Niederländischen nur zwei Pluralendungen: Die auf -en und die auf -s. Ausnahmen gibt es nur bei einer handvoll Fremdwörter (z.B.:museum - musea). * nach unbetonter Silbe folgt grundsätzlich die Endung -s (de lepels, de winnaars - die Löffel, die Gewinner) * die überragende Mehrzahl der Wörter endet hingegen auf -en. Diese Endung folgt grundsätzlich auf betonte Silben (de vrouwen, de bergen - die Frauen, die Berge) * eine Reihe von Wörtern endet auf -eren. Diese Endung entspricht prinzipiell der deutschen Mehrzahlendung -er, die früher auch im Niederländischen existierte, später jedoch um die Silbe -en ergänzt wurde (sog. Stapelplural) (de kinderen, de eieren - die Kinder, die Eier) * Es gibt eine Reihe von Wörtern mit unregelmäßiger Pluralendung. Einige ändern im Plural den Endvokal (het schip, de schepen / das Schiff, die Schiffe), andere haben keinen Plural und werden durch andere Begriffe ersetzt (de borstel, het varkenshaar / die Borste, die Borsten) Adjektive Das Adjektiv (het bijvoeglijk naamwoord) ist als Prädikat unveränderlich. Als Beifügung trägt es überwiegend die Endung -e. Kein Endungs-e erhalten Adjektive vor sächlichen Substantiven, wenn diese in der unbestimmten Form stehen. * de grote man (der große Mann) * de grote vrouw (die große Frau) * het grote huis (das große Haus) aber: * een grote man (ein großer Mann) * een grote vrouw (eine große Frau) * een groot huis (ein großes Haus) Verben Das Verb im Niederländischen endet in der Infinitivform, von einigen Ausnahmen abgesehen, auf -en. Das Verb wird wie im Deutschen konjugiert, also der handelnden Person entsprechend durch Veränderung der Verbendung gebeugt. Konjugation des Verbs im Präsens Zur Konjugation im Präsens (der Gegenwartsform) hat der Infinitiv (die Stammform) eines jeden Verbs eine zentrale Bedeutung. Er bestimmt wie im Deutschen die Konjugation des Verbs. Der Infinitiv endet auf -(e)n. Fast alle Verben, die im Niederländischen stark sind, sind es auch im Deutschen, und umgekehrt. Hinsichtlich der Rechtschreibung müssen bei der Konjugation die Ausspracheregeln beachtet werden (z. B. Einfachschreibung der langen Vokale in offenen Silben, Doppelschreibung bei geschlossenen Silben): Beispiele: * kopen (kaufen) * gaan (gehen) Infinitiv kopen gaan Stammform koop ga Also: * kopen (Einfachschreibung des langen Vokals in offener Silbe). * ik koop = ich kaufe (Doppelschreibung des langen Vokals in geschlossener Silbe). * gaan (Doppelschreibung des langen Vokals in geschlossener Silbe) * ik ga = ich gehe (Einfachschreibung des langen Vokals in offener Silbe). Für ik (ich) wird die Verbform durch den Wortstamm gebildet. Zu jij (du), hij (er), zij (sie), het (es) sowie für u als Höflichkeitsformen von Sie wird die Verbform durch den Stamm und der Endung -t gebildet. Bei wij (wir), jullie (ihr) und zij (sie) beugt man die Verbform, indem man den Infinitiv des Verbs nutzt. Ist ein -t am Ende der Stammform (wie bei eten im unten stehenden Beispiel), wird das -t bei jij, hij, zij, het und u nicht noch einmal angefügt. Beispiele: * kopen (kaufen) * lopen (laufen) * eten (essen) * gaan (gehen) Person kopen lopen eten gaan ik koop loop eet ga jij/je koopt loopt eet gaat hij, zij/ze, het koopt loopt eet gaat wij/we kopen lopen eten gaan jullie kopen lopen eten gaan zij/ze kopen lopen eten gaan u koopt loopt eet gaat Konjugation der Hilfsverben hebben und zijn im Präsens Wichtige unregelmäßige Verben im Niederländischen sind die Hilfsverben: * hebben (haben) * zijn (sein) Person hebben zijn ik heb ben jij/je hebt bent hij heeft is zij/ze heeft is het heeft is wij/we hebben zijn jullie hebben zijn zij/ze hebben zijn u hebt/heeft bent