Benvenuti Oliver Altes Handwerk in Vorarlberg Inhalt 09TREDN1 KMHOVMA FILOZOFICKE FAKVLTY UA9ARYKOYY UWTER1IT1 BRNO 40- 6^02 - ranntwein). Die Erzeugung aller Spirituosen erfolgt im allgemeinen nach derselben Methode: Früchte werden meist gemahlen oder gequetscht und in großen Fässern oder Standen angesetzt (eingeschlagen). Die Hefepilze vergären den Zucker des Obstes zu Alkohol. Je nach Zuckergehalt enthält die Maische um die 5% bis 10% Alkohol. Durch die Verschiedenheit der Siedepunkte (Äthylalkohol oder Ethanol bei 78 Grad, Wasser bei 100 Grad) erfolgt che Trennung in die beiden Bestandteile. Der Alkoholdampf, der zuerst entweicht, kondensiert im Kühler und nach mehrmaligem Brennen wird der Schnaps stärker. Anton Mangeng verwendete zu seinem Kriasner nur einwandfreie Kirschen. Beim ersten Brand, der vorsichtig erfolgen mußte, damit die Maische nicht anbrannte (er verwendet noch einen Brennhafen ohne Wasserbad), entstand zuerst ein wenig ungenießbarer Vorlauf, dann die schwache „Suppe". Dieser Erstbrand kam wieder in den Brennhafen zur weiteren Läuterung. Zur Geschmacksverbesserung legte Anton Mangeng beim letzten Brand Dörrbirnen auf den Kesselboden und erhielt nun das begehrte Kirschwasser. 55 In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg besaßen viele Landwirte ein oder zwei Pferde als Zugtiere. Daher hatte ein Sehmied fast täglich mit dem Besehlagen von Pferdehufen zu tun. Nicht jedes Pferd machte freiwillig mit, denn es hatte vielleicht schon schlechte Erfahrungen beim Beschlagen gemacht. Es brauchte oft mehrere Männer, um das Pferd zu beruhigen und den Huf hochzuhalten. Die Jugend ließ sich dieses Schauspiel natürlich nicht entgehen. Manchmal mußte der Schmiedegeselle die Buben durch Drohen und Fluchen verjagen, wenn sie ihm Huf abfalle in die Esse warfen und die Schmiede mit Rauch und beißendem Gestank erfüllten. Auf den Abbildungen ist Ferdinand Ruf aus Bezau zu sehen. Er lernte das Schmiedehandwerk bei seinem Vater, absolvierte die Meisterprüfung als Schmied 1959 und bestand im gleichen Jahr in Stadl-Paura (Oberösterreich) die Huibeselüagsprüfung. Seit 1967 ist Ferdinand Ruf selbständig. In seinem Betrieb beschäftigt er zwei Meister, einen Gesellen und einen Lehrling. Die Werkstätte ist für alle anfallenden Schmiedearbeiten mit Esse, Amboß, Federhammer, Drehbank, Schleifbock, Bohrmaschine, Gewindeschneidemaschine, Spindelstanze, Dissousgas-Schweiß- 117 anläge dementsprechend eingerichtet. Der Hufschmied dagegen braucht für seine Tätigkeit nur Zwickzange, Beißzange, Beschlaghammer, Hufraspel, Abziehklinge, Hauklinge und eine Hufab-nahmezange. In Bezau und Umgebung sind bei den dort ansässigen Bauern immerhin zehn bis zwölf Pferde für die Arbeit im Wald und auf den Alpen in Verwendung. Diese werden dann nach Voranmeldung von Ferdinand Ruf beschlagen. Die Hufeisenrohlinge und die Hufnägel werden von auswärts bezogen. Ansonsten ist das Beschlagen der Pferde heute auf den Freizeitsport und Wettkampf beschränkt. Bei seiner Arbeit trägt der Hufschmied meistens eine Lederschürze („Fürfell") und Holzschuhe. Er muß vor allem über die Anatomie des Pferdehufes Bescheid wissen, damit er beim Huf schneiden und Beschlagen nicht die lebenden Teile des Hufes verletzt. Das abgenützte Hufeisen wird abgenommen, der nachgewachsene Huf beschnitten und geraspelt. Darauf wird das neue Eisen angepaßt, nachdem es in der Glühhitze der Esse in die richtige Form geschmiedet wurde. Sodann wird das Hufeisen heiß aufgebrannt, um festzustellen, wo noch Hufmasse weggeschnitten werden muß. Jetzt wird das 118 Eisen mit weichen, flachen Hufnägeln so aufgenagelt, daß sie oben seitlich aus dem Huf dringen und umgenietet werden können. Der Beschlag soll alle fünf bis acht Wochen erneuert werden. Zum Schutz der Hufe haben die Hufeisen je nach Verwendung des Pferdes verschiedene Formen. So gibt es Falzeisen, falzlose Eisen und für bestimmte Geländeformen bzw. Eisglätte Stolleneisen. Die Spitz- oder Stumpfstollen werden in die Hufeisen eingeschraubt. Früher mußte der Hufschmied auch die Eisenbänder auf die Speichenräder aufziehen. Damit sie gut paßten, wurden sie zuerst erhitzt, um beim Abkühlen durch das Zusammenziehen fest auf dem Rad zu sitzen. Außer dem Beschlagen von Pferden werden im Betrieb von Ferdinand Ruf alle Schmiedearbeiten durchgeführt und der Handel und die Serviceleistungen für land- und forstwirtschaftliche Maschinen vorgenommen. Deshalb muß er auch um Arbeit in der Zukunft nicht bangen. Der Schmied war früher einer der wichtigsten Handwerker im Dorf. Auf ihn beziehen sich manche Sprichwörter und Redensarten, wie beispielsweise „Man geht zum Schmied und nicht zum Schmiedle", „Man muß das Eisen schmieden, solange es heiß ist", „Da braucht es Nägel mit Köpfen" oder „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied". I 19 Luise Konzett vom Kapieseha in Sehruns sitzt vor dem Spinnrad und spinnt Wolle von eigenen Schafen für warme Wintersocken. Sie macht das nicht berufsmäßig, sondern nur noch hie und da für die Familie. Früher war das Spinnen eine oft geübte Tätigkeit, die von allen Bauersfrauen beherrscht wurde. Viele Frauen und Mädchen haben es während und nach dem Zweiten Weltkrieg nochmals gelernt, um in jenen Notzeiten Westen, Pullover und Socken für Kinder und Gatten stricken zu können. Gar manches alte Spinnrad kam damals wieder zu Ehren. Mit dem Spinnrad können Fasern von Flachs oder Schafwolle zu Garn versponnen werden. Es ist eigentlich nichts anderes als ein Verdrehen der Fasern in Längsrichtung. Die Kunst dabei ist, ein gleichmäßig starkes Garn zu erhalten. Anfänger haben hier besondere Schwierigkeiten. Bevor die Schafwolle versponnen werden kann, wird sie gewaschen, getrocknet und dann mit zwei Kardatsehen aufgelockert und gleichgerichtet. Bei diesem „Kämmen" entsteht ein zarter Wollilaum oder Pelz. Nach dem Spinnen wird das Garn mit einem Haspel aufgewickelt und in Wasser getaucht, damit die Faser sich nicht mehr aufdreht. Spinnräder, einst unentbehrliche Geräte zur Garnerzeugung, stehen heute als bewunderte Schaustücke in unseren Stuben und drehen sich nur mehr, wenn Kinder mit ihnen spielen. 121 Der Schnitzer Wir besuchen Albert Ammann auf Innerberg im lYlontafon. Er arbeitet im Sommer als Senn auf der Alpe Latons, in der übrigen Zeit sitzt er an seiner Werkbank. Das Schnitzerhand-werk erlernte er in der Schnitzerschule Rlbigenalp im Leehtal, die er 18 jährig 1969 begann und 1971 abschloß. 1974 zog er mit seiner Frau in das neu errichtete I laus ein. Seine Arbeilen sind vielfältig und zeigen Reliefs, Figuren, Masken und Ornamente für Möbel und Stuben. Durch ihn ist auch die historische Montafoner Larve des „hülzenen Gläehters" von 1750 wieder verbreitet worden. Auf den Abbildungen sehen wir, wie er eine Madonna mit dem Schnitzmesser formt, bzw. eine Jagdtafei mit Ornamenten versieht. Die Schnilzmesser haben verschie- dene Breiten und Formen (Hohleisen, Geißfuß, Bohreisen usw.). Die Rohfigur wird mit einer Figurenschraube auf dem Werkbank festgemacht. Für die Rohform verwendete er Stemmeisen, (he mit einem Holzschlegel aus Maulbeerbaumholz geschlagen werden. Die Figuren bestehen vorwiegend aus heimischem Lindenholz und Zirbenholz. Zirbe wird für feinere Arbeiten, insbesondere für Kruzifixe verwendet. Auf Wunsch werden die Skulpturen von ihm auch bemall oder teilweise zeitaufwendig mit Blattgold oder Silber belegt. Aber auch größere Arbeiten, wie Altar und Ambo in der renovierten Innerber-ger Kirche beweisen seine besondere Gabe im Umgang mit Holz. 177 Ein Tapezierermeister muß sowohl das Tapezieren der Wände als auch die Polsterung von Sitzmöbeln beherrschen. Franz Josef Kohler gründete 1909 in Andelsbueh, Ließen Nr.61, eine Sattler-und Tapeziererwerkstatt. Sein Sohn Josef Kohler begann 1936 die Lehre bei seinem Vater, unterbrach sie während des Krieges und beendete sie drei Jahre nach Kriegsende und wurde 1962 im väterlichen Betrieb selbständig. So wurden unter anderem während des Krieges für die deutsche Wehrmacht hauptsächlich Matratzen repariert und hergestellt. Erst in der Mitte der sechziger Jahre kam das Bodenlegen und Tape- zieren der Wände hinzu. Die gekleisterten Tapeten werden auf die vorgeleimten Wände aufgetragen und anschließend mit Bürsten angepreßt. Die Tapeten bestehen meistens aus abwaschbarem Papier mit verschiedenfarbigen Mustern. Im Vergleich dazu war das Tapezieren früher sehr mühselig und zeitaufwendig. Wie Josef Kohler erzählt, wurden seinerzeit Holzwände und Decken mit Jutegewebe bespannt, daraufhin mit Zeitungspapier beklebt und erst nach der Trocknung mit Tapeten versehen. Auf den Bildern ist Josef Kohler beim Uberziehen eines Polsterstuhles und beim Flicken einer Matratze zu sehen. 199 Wies I tandwerk Das alt«- Handwerk als verkanntes Kulturgut wieder in Erinnerung zu rufen uml zu unterstützen, ist die Idee dieses Bildbände. Uberrollt von der atemberaubenden Knt-wirklung der Teebnik werden Handfertigkeit, Kreativität. Iinprovisatioiisgesrhick und die Hingabe iliirch eigener Hände Arbeit etwas Nützliebes entstehen lassen. \erkannt und beute kaum mehr beachtet. Oliver Benvenuti hat mit viel Gefühl und Engagement die letzten Handwerker unserer Zeit aufgespürt und im Bild festgehalten. Der begleitende Text fördert den Hauch von Nostalgie, leichter Wehmut, aber auch Bewunderung und Wertschätzung. ISBN 3-901522-12-3 kl